Rostocker Signal

von Stefan Rosinski und Sewan Latchinian

Rostock, 10. Januar 2014. Den eigenen Statuten zufolge hat der Deutsche Bühnenverein das Ziel, die einzigartige Vielfalt der Theater-und Orchesterlandschaft zu erhalten und zu pflegen. Und dennoch hat das Volkstheater Rostock seine Mitgliedschaft mit sofortiger Wirkung gekündigt. Warum? Weil wir der Meinung sind, dass die deutsche Theaterlandschaft mit einem Strukturwandel konfrontiert ist, für den die Politik der Besitzstandsverbände nicht nur keine Antwort hat, sondern ihn sogar kontraproduktiv verschärft.

Der Austritt anlässlich des Tarifabschlusses für Orchester mit einer Vergütungserhöhung von 8,9 Prozent ist existenzsichernd für das Rostocker Volkstheater – und kann gleichzeitig das Signal einer Debatte sein, ob und wie das bestehende Theatersystem zu reformieren ist. Als Institution folgt Theater einer veränderlichen (also immer auch veränderbaren) Wahrheit, die sich freilich in Lobbyverbänden und fixierten Organisationsformen scheinbar ewig institutionalisiert hat.

Dabei sind die Probleme evident, und sie sind struktureller Natur. Strukturell, weil das staatlich finanzierte Theatersystem eine Funktion des intervenierenden Wohlfahrtsstaates ist, der einen massiven Umbau erlebt. Die "neosoziale" Politik des überschuldeten Staates zeigt in immer mehr Theatern und Ensembles ihre Wirkung. Das weiß auch der Bühnenverein. Unter anderem hat unlängst Marion Tiedtke die Krisensymptome in einem Vortrag vor dessen Intendantengruppe zusammengefasst: "Es wird alles dafür getan, damit das Theater nach außen funktioniert wie eh und je, dabei tut es dies nach innen längst nicht mehr: die Gagen sind eingefroren oder sogar zurückgefahren, die Ensembles verkleinert und verjüngt, Theaterberufe weggespart, Probenzeiten verkürzt, Angebotsformate vervielfältigt, das Zuschauerklientel geschrumpft, die Spieltage erhöht, die Probenprozesse ineinander verschachtelt (...). Beides, unsere Legitimationsversuche in der öffentlichen Debatte und unsere Effizienzbemühungen in den eigenen Betrieben, sind an ein Limit gekommen: Die Theater sparen, um nicht weggespart zu werden und sparen sich dadurch selber weg".

Diese fatale Logik wird durch eine Verbandspolitik befeuert, die sechzig Jahre lang funktioniert hat – und nun ratlos vor einer Situation steht, auf die der Bühnenverein nur eine einzige Antwort kennt: "Mehr Geld!". Dem würde man sich zu gern anschließen, wenn es nicht augenscheinlich wäre, dass es mehr Geld vom Staat nicht geben wird, jedenfalls nicht für alle. Während die Kostenstrukturen der Spitzenhäuser (mit ihrem System der "Stars", für die es genauso wenig Tarife gibt wie für die Gehälter der Führungskräfte) explodieren, implodieren sie für Theaterbetriebe, deren Rechtsträger strukturschwache Kommunen sind. Ausgelöst wird dies von einer durch Bühnenverein und Gewerkschaften getragenen flächendeckenden Tarifpolitik, die zur Bestandssicherung erfunden wurde – und heute das Gegenteil erzeugt: Existenzbedrohung.

Sogenannte Normarbeitsverträge sind Tarifbestandteil geworden, und darin wird – für alle Betriebe unterschiedslos verpflichtend – die ewige Gewährung der Abschlüsse des öffentlichen Dienstes verbürgt. Doch 3 Prozent Erhöhung der Personalkosten eines Theaters, die 80 Prozent seiner Gesamtaufwendungen ausmachen, können durch Steigerungen der Einnahmen, die durchschnittlich nur 15 Prozent des Haushalts refinanzieren, nicht ausgeglichen werden. Wenn die Gesellschafter der Theater ihren Zuschuss nicht erhöhen, müssen Infrastruktur und Personal abgebaut, die frei verhandelten Gagen für die Solisten gesenkt werden.

Um dies zu vermeiden, wird zunehmend auf Einzellösungen ausgewichen. Tatsächlich ist der Flächentarif heute von einer Vielzahl von Haustarifabschlüssen durchlöchert, denn faktisch sind ganze Bundesländer aus der automatisierten Lohndynamisierung ausgetreten. Die regelmäßig vom Bühnenverein gemeinsam mit den Gewerkschaften offerierte Option eines Haustarifs erweist sich jedoch als Scheinlösung: Für wenige Jahre wird der Tarifautomatismus gemildert, doch nur zum Preis einer Fixierung der bestehenden Betriebsstrukturen. Nach Ablauf wartet die gleiche Kostenfalle wie vorher – oder schlimmer.

Der Bühnenverein verkündet: Wer aus ihm austrete, verabschiede sich "endgültig von der sozialen Verantwortung für seine Künstler". Doch verantwortlich auf die politische Situation Rostocks zu reagieren, dazu sah sich der Bühnenverein nicht in der Lage. Das Volkstheater Rostock ist ausgetreten, gerade um sich der sozialen Verantwortung zu stellen. Rostock will es anders machen. Was der Kunst und den Künstlern helfen würde, ist eine Tarifstruktur, die Leistungen ermöglicht statt sie zu schwächen. Kunst kann nicht evaluiert werden – aber sie braucht Wettstreit: sie braucht Anreiz und Risiko. Verwaltungstarife braucht sie nicht.

Die Monokultur einer Mischung von Etatismus, Tarifautomatismus und Staatstheaterdogma hat keine Zukunft. Mit oder ohne Bühnenverein – wir brauchen Wandel durch neue Ideen!

 

Dieser Text erschien zuerst in Theater der Zeit 2/2014.

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Kommentare  
Rostocker Signal: keine Ideen zur Lösung?
Haben die beiden Autoren Rosinski und Latchinian vergessen, ihre Ideen und Vorschläge zur Lösung der Rostocker Probleme zu nennen oder haben sie keine? Austreten und auf andere schimpfen und etwas von Etatismus und Staatstheaterdogma zu faseln ist doch wohl noch kein Rezept, das Rostocker Theater in die Zukunft zu führen. Wie soll es denn gehen, meine Herren?
Rostocker Signal: Gehaltsforderung
So macht Kulturarbeit gleich noch viel mehr Spaß: "Sewan Latchinian sei von seiner Gehaltsforderung von 160-170 tsd. €/a abgegangen"

http://www.nachtkritik.de/index.php?option=com_content&view=article&id=7991:sewan-latchinian-ab-2014-intendant-in-rostock&catid=126:meldungen-k&Itemid=100089

Rostocker Signal: klug + unkonventionell
Kluger Text, präzise Analyse,unkonventioneller erster Schritt in der konkreten Rostocker Krise, bin gespannt auf die Videoaufzeicnung der Diskussion, und auf die nächsten Schritte.
Rostocker Signal: Beigeschmack
In Anbetracht der Tatsache, dass Latchinian die Politik des Bühnenvereins jahrelang in verantwortlicher Position gestaltet hat, wiegt sein illoyales Verhalten besonders schwer. So kritisiert er den Verein erst, seitdem er für sich selbst einen äußerst lukrativen Vertrag als Intendant in Rostock heraus gehandelt hat. Es ist der Eindruck entstanden, dass Latchinian diesen Vertrag gerade deshalb erhalten hat, weil er seinem zukünftigen Arbeitgeber zumindest eine Bereitschaft zu dieser Kritik signalisiert hat. So bleibt ein Beigeschmack, der sowohl dem Ansehen der Intendanz als auch der Person Latchinian einen erheblichen Schaden zugefügt hat.
Rostocker Signal: Bitte um Respekt
Werter Gast, seit Wochen weisen Sie darauf hin, dass Kollege Latchinian, über 100 000.- im Jahr verdienen wird und versuchen ihm damit zu schaden, das wird langsam langweilig und peinlich für Sie.
Seit Jahren hat Latchinian sehr gute Arbeit in Senftenberg für wenig und mit wenig Geld gemacht. Ich persönlich würde Latchinians Arbeit und Kampf in Rostock nichteinmal für über 200 000.- im Jahr machen wollen, und habe Riesenrespekt vor seinem Mut, seinen Nerven und auch davor, dass er sogar selbst einen Verzicht auf Teile seiner Vergütung angeboten hat, wenn das Orchester dies auch tut.
Das sollten auch Sie ersteinmal respektieren.
Rostocker Signal: Personen des öffentlichen Interesses
Nicht zuletzt der Fall Schwarzer zeigt, dass das Handeln derjenigen, die eine exponierte Stellung für ihre Meinung reklamieren, einer besonderen Kritik ausgesetzt ist. Für Latchinian und Rosinski bedeutet das, dass sie sich die Frage gefallen lassen müssen, ob sie durch ihre Agitationsarbeit nicht zu Erfüllungsgehilfen einer Kommunalpolitik werden, die offensichtlich kein Interesse hat, das von ihr betriebene Volkstheater Rostock angemessen auszustatten.
Rostocker Signal: zu oft gefragt
Aber diese Frage müssen Sie, werter Gast, nicht immer wieder, ca. zwanzig Mal in den jüngsten Threads zum Thema stellen. Ein, zwei mal reicht doch, zumal diese Frage doch auch schon oft beantwortet wurde, von verschiedensten Teilnehmern, die alle den Eindruck haben, dass Latchinian und Rosinski einen spannenden, wenn auch heiklen Kurs wagen. Selbst der Volkstheaterbetriebsrat ist einverstanden.
Rostocker Signal: nicht nur für Besitzstandwahrer
Ich kenne mich in der Materie fachlich sicher nicht ganz so gut aus wie andere. Aber das, was ich bis jetzt verstehe, ist, dass der Bühnenverein offenbar leider eine ziemlich veraltete Institution zu sein scheint. Und zudem noch irgendwie schizophren. Denn einerseits schimpft er gegen "die Politik", ist dabei aber gleichzeitig nicht bereit, auch die eigenen Strukturen und Positionen in der sogenannten "Intendantengruppe" zu hinterfragen und vor allem auch der Politik in aktivem und offenem Widerstand entgegenzutreten. Ich hör da immer nur Gejammer auf hohem Niveau. Das löst die Probleme nicht. Kultur bzw. Kunst und Theater sind für alle da, nicht nur für die Besitzer und/oder Besitzstandswahrer. UND: diese Debatte ist ja nun wirklich nicht neu. Ich habe mal ein Buch geschenkt bekommen, da steht alles so oder so ähnlich schon drin. Ulrich Roloff-Momins "zuletzt: kultur".
Rostocker Signal: das konstruierte an der Wahrheit
Gerade die Bereitschaft auch andere Meinungen gelten zu lassen, unterscheidet den Diskurs vom Diktat. Nicht nur die Lust Latchinians am Politisieren, sondern auch die Weise wie damit umgegangen wird, lädt geradezu zu einer näheren Betrachtung ein. Wie Macht konstruiert wird, wie sie ausgeübt und gegen andere angewendet wird, wird am lebenden Objekt vorgeführt. Alles ist ein großes Spiel, bei dem am Ende wenige übrigbleiben. Die Inszenierung verlässt den Bühnenraum. Gerade ist sie noch ein blütenweißer Wikipedia Eintrag, schon ist sie der Machertyp, der im Grunde völlig uneigennützig die Ärmel hochkrempelt. Das alles liest sich schön und hört sich auch gut an. Vor allem ist es durch und durch wahr und ist auf der Stelle so zu akzeptieren.
Rostocker Signal: Gehaltskluft
@ Und den "Intendantenkollegen" würde ich gern noch fragen, warum ein Monatsgehalt von 9.000 € nicht ausreichend sein soll. Die Kluft zwischen den niedrigsten und den höchsten Gehältern innerhalb UND ausserhalb des Theaters wird aktuell immer größer. Gerade das sollte ein sich seiner sozialen bzw. solidarischen Verantwortung bewusster Intendant auch berücksichtigen können, oder? Ich möchte hier nicht moralisieren, und mich treibt auch nicht der Neid. Sondern es geht um Gerechtigkeit. Erklären Sie mal einem Kindergartenkind, warum seine Erzieherin mit 1.000 - 2.000 € pro Monat auskommen soll (was geht, aber! siehe nächster Satz). Und das, obwohl diese Bildungsarbeit auf unterster Stufe angeblich bzw. staatlicherseits propagiert als so wichtig erachtet, aber leider immer noch nicht auch dementsprechend entlohnt wird. Kein Wunder, dass dann diese unsäglich unproduktiven und dem Prinzip des Gemeinsamen nicht förderlichen Gehaltsdebatten losgehen. Wir brauchen beides: Bildungs- bzw. soziale und kulturelle Arbeit. Die Übergänge sind da ja im besten Fall sowieso fließend.
Rostocker Signal: die tatsächlichen Nutznießer
Der euphemistische Ansatz in der Bezeichnung dieser so genannten Rettungsmaßnahme verweist bereits auf den tatsächlichen Zweck. Wenn man sie überhaupt noch als solche bezeichnen kann, so sollen hier weitere Arbeitnehmerrechte ausgehebelt werden. An den freien Mitarbeitern kann man bereits heute sehen, wo eine derartige Entwicklung hinführt. Weder kommen die Häuser für deren soziale Absicherung auf, noch finden tatsächlich Verhandlungen statt. Vielmehr werden die Preise durch die Intendanzen bzw. kaufmännischen Leitungsabteilungen diktiert. Diesem Diktat würden sich die festen Mitarbeiter ebenfalls aussetzen, verzichten sie auf die Vertretung durch eine Gewerkschaft. Dass die Stadt nicht auf ihrer Seite steht, ist im Fall Rostock in mehrfacher Hinsicht belegt. Auch ihnen würden zukünftig Verträge vorgelegt werden, an deren Zustandekommen sie mitnichten mitzusprechen haben. Man stelle sich einen jungen Musiker vor, oder einen Schauspieler, der, womöglich frisch von der Hochschule kommend, im Büro des Intendanten ein angemessenes Gehalt aushandelt. Daraus wird auch klar, wer die tatsächlichen Nutznießer eines derartigen Vorhabens sind und zwar über den Aspekt der eigenen Bezahlung hinaus.
Rostocker Signal: Stimmung der Hetze?
Als eine ehemalige, jedoch von den fremdenfeindlichen Pogromen direkt betroffene Bewohnerin des Sonnenblumenhauses, empfinde ich Scham beim Lesen einiger Kommentare. So wird auch hier der Versuch unternommen, kritische Stimmen vom Diskurs auszuschließen, indem man sie ins Lächerliche zieht. Ich erlebe hier eine Stimmung der Hetze gegen einzelne Kommentatoren, die mich auf schlimme Weise an die Vorgänge im August 1992 erinnert. Ein derartiger Umgang miteinander wirft ein denkbar schlechtes Licht auf den Neustart am Volkstheater Rostock
Rostocker Signal: feudal
Ich bin der Meinung, dass es nicht mehr zeitgemäß ist, dass Einzelne eine öffentliche Anstalt wie eine Art Privatbesitz führen und verwalten. Ich empfinde diesbezüglich sowohl das Auftreten des Sewan Latchinian, als auch das Auftreten des Stefan Rosinski als feudal. Eine Gemeinsamkeit kann erst entstehen, wenn es ein tatsächlich gemeinsames Handeln gibt. Ein Bekenntnis zur Solidarität ist wertlos, solange sich daraus keine Tat ergibt.
Rostocker Signal: untaugliches Beipiel für Gehaltsdiskussion
Liebe Inga, selbstverständlich muß auch über Intendantengagen diskutiert werden, aber nicht so diskreditierend, wie es Gast unermüdlich ( und das hat mehr als nur einen faden Beigeschmack) im Falle Latchinians tut. Der Kollege Latchinian ist dafür ein völlig untaugliches, geradezu "unschuldiges" Opfer.
Ich selbst, und das meine ich angesichts dieser Rostocker Debatte auch zunehmend selbstkritisch, verdiene über 200 000.-€ im Jahr, und inszeniere nicht einmal, arbeite in einer reichen Gegend und bin nicht insolvenzgefährdet. Ich hielt mich angesichts von Intendantengehältern um 250 000.-€ bis 330 000.-€ wie z.B. Reese in Frankfurt oder Weise in Bonn noch für relativ bescheiden.
Deshalb ist es mir unerträglich gewesen, wie hier ein wirklich bescheidener Kollege Latchinian runtergemacht wird, deshalb bin ich ihm beigesprungen.
Wir sollten ihn eher unterstützen, los so absurd zu diffamieren, wie es Gast hier tut.
Rostocker Signal: Schade, wieder kein Programm
Wie schade, dass auch dieses Mal wieder nur über das Geld gesprochen wird. Wie schön wäre es gewesen, wenn die neue Intendanz zuallererst mit einem überraschenden und mutigen Programm in Erscheinung getreten wäre. Regisseure, die das Haus öffnen, junge Schreiber, die eine neue Sprache nach Rostock bringen, neue Schauspieler, Musiker und Tänzer. Stattdessen Besitzstandswahrung und Verteilungskampf. Wie peinlich das Ganze für Rostock ist und wie typisch.
Rostocker Signal: Rostock braucht Ermutigung
Lieber "Gast"
man ist schon fast geneigt, Mitleid mit Ihnen zu haben...Herr Latchinian muss Ihnen ja übel mitgespielt haben, um soviel Zwietracht und Missgunst in die Theaterwelt zu streuen...vielleicht klappt's ja bei der nächsten Bewerbung.
Rostock braucht jetzt engagierte und positive Ermutigung für seine Zukunft. Denn dass dort weiterhin Theater gemacht wird, sollte in unser aller Interesse sein!
Beobachten wir , was da kommen wird und urteilen wir später! Mein Gott!!!!
Rostocker Signal: Problem Gagenspreizung
Wenn man den Aufwand eines Kulturschaffenden auf dem Niveau eines Intendanten mit den vergleichbaren üblichen Gehältern in der Wirtschaft vergleicht, sind 150 - 250 TE je nach Haus wirklich gerechtfertigt. Das Problem ist aber auch hier die Spreizung zwischen aktuellen Künstlerverträgen (z.B. Solisten im Hause, Schauspieler etc.)und den gezahlten Spitzenhonoraren in den Häusern (Nr.10). Man kann höchstens den gut bezahlten Positionen -auch den Intendanten- in den Häusern vorwerfen, dass sie sich hier zu wenig für die niedrig bezahlten Kollegen engagieren. Aus eigener Erfahrung weiss ich aber, wie oberflächlich selbst in den Ministerien dieses Grundproblem negiert wird.
Rostocker Signal: schon im Vorhinein
@ Hannah
Spricht das nicht auch wieder eher für Latchinian, dass Sie ihn offenbar schon für den Rostocker Intendanten im Amt halten?
Er ist bekanntlich immer noch Intendant in Senftenberg.
Dass er sich jetzt schon so in und für Rostock engagiert in Struktur u. Finanzfragen, läßt mich sehr auf die künstlerische Zukunft des Volkstheaters ab September hoffen. Die ersten diesbezüglichen Gerüchte klingen jedenfalls genau nach Ihren Wünschen.
Rostocker Signal: Ehrlich geht anders
@intendant: Das einige der Kommentatoren Latchinians Verhalten kritisch betrachten, empfinde ich nicht als diffamierend. Kritisiert wird nicht alleine die Höhe seiner Gagenforderung, sondern der Kontext, in dem Latchinian sie gestellt hat. Er spricht davon, dass das Haus gerettet werden müsse. Von seinen zukünftigen Mitarbeitern verlangt er einen temporären Gehaltsverzicht. Die Frage, warum sie alleine das Haus retten sollen, muss unbeantwortet bleiben.

Zudem wird das Verhalten Latchinans kritisiert, das ich als strategisch und asozial empfinde. Sein Austritt aus dem Bühnenverein habe ich als eine Inszenierung erlebt. So etwas ähnliches hatte ich schon einmal gesehen, und zwar nach dem letzten großen Lokomotivführerstreik, als Gewerkschafter direkt nach dem Streik in den Vorstand der Bahn gewechselt sind. Die größten Feinde der Elche, waren früher selber welche. Ehrlich geht jedenfalls anders.
Rostocker Signal: was sagen die Müllmänner
@ Intendantenkollege: Latchinian als "'unschuldiges' Opfer"? Wie bitte ist das gemeint? Während ich mir die Videoaufzeichnung an der Volksbühne so anschaute, fiel mir an der Gestik und Mimik Latchinians etwas auf: Er linste permanent in Richtung Rosinskis (…) Wer hier also eigentlich die Debatte führt, ist - wieder mal - der geschäftsführende Direktor. Und auch der verdient sehr gut daran. Wenn wir hier schon - auch globalpolitisch betrachtet - von "unschuldigen Opfern" sprechen, dann sind es sicher nicht Latchinian und/oder Rosinski. Es sollte auch nicht um Opfer gehen, sondern um Solidarität, um das Prinzip des Gemeinsamen. Was sagen eigentlich Latchinians "Müllmänner" zu seinem Intendantengehalt? Mir ging es wirklich um Kluft der Gehälter an den Häusern selbst. Und in Relation zur Gesamtgesellschaft.
Rostocker Signal: Hauptsache, er macht seinen Job
@ Inga

also ich find latchinians gehalt in ordnung, besonders im vergleich zu den oben genannten intendantengehältern in frankfurt oder bonn. auch dieser bolwin vom bühnenverein soll soviel verdienen wie ein konteradmiral (…)

hauptsache latchinian macht seinen job in rostock ähnlich gut wie in senftenberg.

ich kenne viele senftenberger müllmänner, die meinen, wir in rostock hätten latchinian gar nicht verdient.
Rostocker Signal: Bürger aktivieren
@ müllmann: Und warum nicht verdient? Meinen Sie damit auch, dass ein Volksbegehren für die Kultur (siehe der Podiumsdiskussions-Thread) wahrscheinlich scheitern würde, weil die Mehrheit der Bürger Rostocks sich nicht (mehr) für das Theater interessiert? Ich fand's ja z.B. auch schade, dass der Energietisch in Berlin gescheitert ist. Insofern könnte es stimmen, dass sich manche Bürger für die öffentlichen Gemeingüter offenbar gar nicht interessieren oder sogar dagegen stimmen, weil diese keine unmittelbare, wirtschaftliche Wertschöpfung abwerfen. Um aber Bürger DAFÜR zu aktivieren, müsste man doch genau umgekehrt formulieren und die Wichtigkeit immaterieller Wertschöpfung herausstellen. Und da geht's dann eben auch darum, wie ein Intendant sich künstlerisch positioniert.
Rostocker Signal: nur eine Meinung?
Schon merkwürdig, dass in diesem und anderen threads zu Rosinskis Plänen nur eine Meinung stehen darf. Ist das ein Ausblick auf das zukünftige Klima in Rostock?

(Anm. der Red.: Es dürfen hier verschiedene Meinungen stehen. Manche Meinungen operieren aber mit persönlich herabsetzendem Vokabular, manche mit Behauptungen, die nicht zu verifizieren sind. Diese Kommentare werden in der Tat nicht veröffentlicht.)
Rostocker Signal: zu den verdeckten Kommentaren
Ich bin es leid, dass auf nachtkritik.de Kommentare verdeckt werden.

(Anm. der Red.: Liebe Hannah, Sie haben Recht. Wir haben die voreingestellte Verdeckungsfunktion mit sofortiger Wirkung herausgenommen. Alle Kommentare bleiben nun offen.)
Rostocker Signal: Umkehrung von Leben
bin gerade aus aus australien zurück. es tut sich ja einiges in unseren schmalen breiten. chapeau.
klingt nach nebelhorn im nebel, nach hermann hesse die umkehrung von leben. nebel, leben.
nur so ist wohl noch zukunft, in diesen neoliberalen, kulturfeindlichen zeiten. wehrt euch, ihr rostocker, und versucht zu überleben. meine daumen habt ihr. ich komme mal rum.
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