Viele Zuschauer, wenig Zuschüsse

5. März 2014. 35 Privattheater gibt es in Hamburg, die zwar viele Besucher zählen, aber zu wenig Geld erhalten, so das wenig überraschende Fazit des Hamburger Abendblatts nach dem ersten Hamburger Privattheatergipfel.

Der zweite Pfeiler der Theaterstadt Hamburg, auf dem der Erfolg mit mehr als 1,5 Millionen Besuchern pro Jahr ruhe, bilden die 35 Hamburger Privattheater. "Das gerät leicht aus dem Blick, denn die 7,6 Millionen Euro Staatszuschuss für die Privaten nehmen sich im Vergleich zur Subvention der Staatstheater (Oper, Schauspielhaus, Thalia) in Höhe von 100 Millionen Euro (bei knapp 960.00 Besuchern) gering aus", schreiben Armgard Seegers und Stefan Grund (5.4.2014). Einige private Häuser, darunter das Schmidt Theater mit mehr als 400.000 Besuchern im Jahr, das Imperial Theater oder das Winterhuder Fährhaus würden überhaupt keine staatlichen Zuschüsse erhalten.

Auf dem Hamburger Privattheatergipfel gab die Kultursenatorin Barbara Kisseler immerhin bekannt, dass die Kulturbehörde zehn Produktionen der kommenden Spielzeit mit 224.000 Euro Projektmitteln unterstützt, darunter Produktionen im Opernloft, Lichthof Theater, Polittbüro und im Theater Kontraste. Auch das kleine, aber feine Hoftheater Ottensen, das English Theatre, das Sprechwerk und das Monsun Theater werden bedacht.

Das älteste Privattheater, das St. Pauli Theater, wurde wie das 1902 gegründete Ohnsorg-Theater fast durchgehend bespielt. "Dieser Umstand", wird Kisseler zitiert, mache "den essenziellen Mehrwert der Hamburger Privattheaterlandschaft deutlich: Die Hamburgerinnen und Hamburger haben nach dem Krieg in den Theatern nicht in erster Linie Stücke zur Ablenkung, Vergnügen und Verdrängung vorgefunden, sondern eine Auseinandersetzung mit Moral, Schuld, Werten und Verführbarkeit. Die Aufarbeitung des Traumas des Zweiten Weltkrieges ist als Thema in den Theatern aufgegriffen und aufgearbeitet worden, sowohl über Klassiker, als auch über moderne Dramatik." Die Hamburger Privattheater hätten ihre Aufgabe von Anfang an im gesellschaftlichen Diskurs gesehen, "sich eingemischt und ihrer Arbeit einen Bildungsanspruch zu Grunde gelegt". Diese Tradition habe sich erhalten und zeichne die Hamburger Privattheaterlandschaft aus.

(sik)

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