Geschichte weiterschreiben

23. Juni 2014. Für die Süddeutsche Zeitung (23.6.2014) stattete Mounia Meiborg dem Festival "Theaterformen" in Braunschweig einen Besuch ab und fokussiert in ihrem Bericht das diesjährige Festivalthema "Geschichtsaufarbeitung" über das Stück "Das Jahr, in dem ich geboren wurde" von Lola Arias. Für die Kritikerin wird auch an dieser Arbeit ein Trend zum biographischen Theater ablesbar, das sich besonders dann bewähre, "wenn sich die Geschichte der eigenen Familie mit historischen Ereignissen verknüpfen lässt". Arias Stück wird in einer Traditionslinie mit Yael Ronens Balkan-Erinnerungsreise "Common Ground" vom Gorki-Theater in Berlin gesehen.

"Der dokumentarische Ansatz scheint konsequent, wenn es um Kriege und Diktaturen geht: Die Realität ließe jede Fiktion blass aussehen", so Meiborg. "Ästhetisch ist das alles bekannt; der Performer als Ich-Erzähler, Popsongs, alittle bit of Brecht. Was die Stücke stark macht, ist etwas anderes: Sie bilden Geschichte nicht nur ab, sondern schreiben sie auf eine Art selbst fort." Für "Das Jahr, in dem ich geboren wurde" habe Performerin Viviana Hernandez ihren Vater aufgesucht, "den sie für tot hielt. Er sitzt wegen zwei Morden zur Zeit der Diktatur im Gefängnis."

(chr)

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