"Russland ist nicht Europa"

24. Juni 2014. Der Deutschlandfunk blickt aufs russische Theater. Dort stellte der russische Kulturminister vor Kurzem ein neues Kulturkonzept für sein Land vor - mit den Kernsätzen: "Russland ist nicht Europa" und "Russland ist russisch". Uli Hufen berichtet von Angriffen auf das Gogol-Center in Moskau: "Seit Monaten schreiben Unbekannte Beschwerdebriefe, in denen dem Gogol-Center Veruntreuung, Missachtung der russischen Kultur, Propaganda von Homosexualität, Drogenmissbrauch und vieles andere vorgeworfen wird. Im Frühjahr erreichte die Kampagne das staatliche Fernsehen."

Kirill Serebrennikow leitet das Haus seit 2012. Im Frühjahr war er mit seiner Inszenierung von "Idioten" beim F.I.N.D.-Festival an der Schaubühne zu Gast. Er berichtet von unangekündigten Kontrollen der Staatsanwaltschaft – und Hufen davon, dass der konservative TV-Chefideologe Dmitrij Kiseljow Serebrennikow und sein vom Staat finanziertes Theater frontal angriff mit den Worten: "Nach Kirill Serebrennikows Logik hat das Theater ein Recht auf Experimente und der Staat ist verpflichtet, das zu finanzieren. Steile These."

Wiktor Jerofejew, einer der international bekanntesten Autoren des Landes, bleibe einerseits gelassen, andererseits  sei "auch ihm nicht entgangen, dass ein neuer Wind weht". Im Bericht sagt er über die neuen Ideologen: "Das sind keine Zyniker, wie im Westen viele glauben. Sie sind wirklich überzeugt davon, dass Russland seine Eigenheit verteidigen muss.“

Dabei verlaufe die Front im Kulturkampf zwischen Konservativen und Westlern quer durch die Beamtenschaft, so Hufen in seinem Text. "Wenn Minister Medinskij der Inbegriff der Reaktion ist, dann steht der Chef des Moskauer Kulturdepartments Sergej Kapkow für das liberale Russland. Kapkow hat Serebrennikow zum Direktor des Gogol-Centers berufen." Wer im Moskauer Kulturkampf welche Ziele verfolge, sei schwer zu überblicken.

(geka)

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