Faria, faria – ho?

von Martin Krumbholz

Essen, 19. September 2014.So befremdend die Idee auf den ersten Blick wirkt, so bestechend wird sie von Volker Lösch und seinem Team am Essener Grillo-Theater entwickelt. Odysseus und seine Gefährten auf ihrer zehnjährigen Grand Tour durch die von bizarren mythologischen Gestalten, von Monstern besetzten Schauplätze der antiken Welt, den Hades eingeschlossen: Das sind wir, die Theaterbesucher, die zivilisierte Menschheit. Jene fremden, rätselhaften Wesen jedoch, mit ihrer dunklen Haut, ihren schwarzen krausen Haaren und ihrer rauen Stimme, denen man nachsagt, dass sie Menschen in Schweine verwandeln beziehungsweise Wäsche von der Leine und Kinder aus den Häusern ihrer Eltern stehlen: Das sind sie, die Sinti und Roma, die jahrhundertelang ausgegrenzt, verfolgt und im Holocaust vernichtet wurden.

Triebverzicht üben

Denn, so Lösch weiter, die Abenteuer des Odysseus, wie der erste abendländische Dichter sie beschreibt, stellen nichts anderes dar als den Prozess der Zivilisation, bei dem es darum geht, Tugenden wie Rationalität, Hierarchie, Triebverzicht und die Bereitschaft zu Opfern einzuüben und als Paradigma für alle Zukunft zu etablieren. Die Dialektik der Aufklärung wird also fortgeschrieben, in deutlichen, vielleicht überdeutlichen Bildern, aber diese Überdeutlichkeit spiegelt seitenverkehrt die Klischees, die Generationen von Mitteleuropäern im Kopf hatten, als sie von "Zigeunern" sprachen und ihre Furcht vor dem herumfahrenden Volk in Verachtung und Hass verwandelten.

odyssee2 560 thilobeu uOdysseus' Gegenspieler: Werden sie als "rätselhafte Wesen" gesehen? © Thilo Beu

So bestechend die Idee dieser Inszenierung ist, so einfach ist sie letztlich auch. Sechs Essener Schauspieler in weißen Kleidern und blonden Perücken spielen das Odysseus-Team; man sitzt im Vordergrund der Bühne (Ausstattung: Carola Reuther) an einer gedeckten Tafel und räsoniert über seine Taten. In einem halbierten Haus im Hintergrund spielen sich die einzelnen Stationen der Odyssee ab; sechs Sinti und Roma, ausgebildete Schauspieler, geben die Göttinnen, Menschenfresser und anderen Ungeheuer, die nicht der Realität, sondern unserer Phantasie entstammen und an denen Odysseus, der Held, sich so erfolgreich, wenngleich nicht ohne Verluste, abarbeitet.

Asi-Zyklop wirft Fernseher

Die Lotophagen zum Beispiel, jenes Völkchen, das nur Früchte isst und sich daran berauscht, sind in dieser Lesart eine Kolonie von musizierenden und kiffenden Hippies – Teile des Mythos wurden ja von der westlichen Welt partiell adaptiert, unter fahrlässiger Verleugnung des Rationalitätsprinzips –, deren Verführungspotenzial Odysseus relativ flott durchschaut und überwindet. Der Rhythmus des Essener Abends ist schnell, man hat ja viel zu erzählen und hält sich nicht groß auf. Nächster Schauplatz: Der Zyklop Polyphem thront fett in seiner Asi-Bude, knackt Bierflaschen, der Felsbrocken, mit dem er wirft, ist ein Fernsehgerät. Polyphem ist ein Menschenfresser, aber körperliche Kraft und moralische Indifferenz korrespondieren in dieser Projektion mit mangelnder Intelligenz, sodass Odysseus dem Zyklopen mit einer List entkommen kann.

odyssee1 280 thilobeu ujpgBlond maskiert © Thilo Beu

Zitate aus der "Odyssee" (in der Übersetzung von Dietrich Ebener) wechseln in der Aufführung mit Originalton-Dokumenten, die das Ergebnis von Recherchen bei verschiedenen in Essen und Umgebung lebenden Sinti und Roma sind. Aus dieser Collage ergibt sich eine starke Reibung. Man erfährt von mannigfachen Diskriminierungen bei Wohnungs- oder Arbeitssuche, aber auch von repressiven Strukturen in der Community selbst, von der Bevorzugung hellhäutiger Kinder etwa oder von einer patriarchalisch gedachten Heiratspolitik – das Bild, das sich zusammenfügt, ist komplexer und widersprüchlicher, als man vielleicht annimmt.

Projektionen der Sexualität

Sprechen die Odysseus-Leute meist im Chor, sind ihre Gegenspieler stärker individualisiert – ein interessanter Kunstgriff auch dies. Die Sinti und Roma sprechen das Publikum mit ihren Geschichten an, erobern den Zuschauerraum. Ebenfalls eine wichtige Rolle spielen die häufigen Kostümwechsel. Ein großartiges Bild ist die Travestie nach der Pause, wenn die Sinti und Roma plötzlich in die weiß-blonden Outfits ihrer Feinde geschlüpft sind. Für einen kurzen Moment fällt man darauf herein, dann erkennt man den Irrtum. Es geht ja nicht nur um Ausgrenzung, sondern auch um die (potenzielle) Vermischung von Projektionen und Wünschen. Das Klischee der freien Sexualität: Odysseus muss sich, um dem Lockruf der Sirenen zu entgehen, an den Mast fesseln lassen, und nicht umsonst geht es in vielen Episoden um Sexualität, wie auch immer sublimiert. Das Ziel der Reise ist der Hafen der Ehe und die physische Vernichtung der männlichen Rivalen. Lösch macht einen Blutrausch daraus, kurz und knapp wie jede einzelne Szene am Abend des Tages – an dem in Berlin das Asylrecht verschärft wurde.

Das ist Theater, das etwas will.

 

Die Odyssee oder Lustig ist das Zigeunerleben
nach Homer, Textfassung von Volker Lösch, Vera Ring und Stefan Schnabel
Regie: Volker Lösch, Bühne und Kostüme, Projektionen: Carola Reuther, Dramaturgie: Vera Ring, Stefan Schnabel.
Mit: Axel Holst, Jan Jaroszek, Ines Krug, Nebojsa Markovic, Slavisa Markovic, Thomas Meczele, Faton Mistele, Stephanie Schönfeld, Sandra Selimovic, Simonida Selimovic, David Simon, Melanie Joschla Weiß.
Dauer: 2 Stunden 40 Minuten, eine Pause

www.schauspiel-essen.de

 

Kritikenrundschau

Dem Regisseur Volker Lösch werde oft Plakativität und Eindimensionalität vorgeworfen, so Hartmut Krug in der Sendung "Kultur heute" beim Deutschlandfunk (20.9.2014). "Doch wie er hier die Entwicklungsgeschichte über die Herrschaft der Bilder vom Fremden erzählt und zugleich immer wieder Selbstdarstellungen von Roma dazwischen schneidet, das wirkt nie eindimensional, sondern eher als fragende Bestandsaufnahme von Vor- und Urteilen."

Auf Spiegel Online (22.9.2014) schreibt Andreas Wilink: "Die Absicht, Klischees kenntlich zu machen und zu unterlaufen, indem man sie reproduziert und mit ihnen dialektisch aufgeklärt spielt, gelingt in den Homer-Episoden weniger, als in Intermezzi und Einschüben, die die Handlung unterbrechen." Löschs Impuls-Theater sei so plakativ wie das aus Farbbeuteln sich verspritzende Blut der Freier Penelopes. "Bei Lösch hat alles seine Ordnung, auch die individuellen Schluss-Statements des zwölfköpfigen Ensembles an der Chorus-Line, das uns mit seinen Wünschen und Hoffnungen konfrontiert."

Rolf Pfeiffer schreibt im Westfälischen Anzeiger (22.9.2014), dem Projekt liege die "moralisch grundierte Absicht" zugrunde, dass "Homers Begegnungen mit dem Fremden in unseren Begegnungen mit jenen Menschen, die man nicht mehr Zigeuner nennen soll, eine Analogie haben". Wenn die sechsköpfige Roma-und-Sinti-Gruppe "mit anklagender Attitüde" Aktuelles vortrage, gehe es um "Gegenwartsprobleme", um ihre "Selbstwahrnehmung" und ihr "Selbstverständnis" in einer "Welt der 'Weißen' ". Doch gut gemeint sei nicht immer gut gemacht. Die Verknüpfung von Odyssee und Roma-und-Sinti-Problematik wirke weit hergeholt, "Aha-Erlebnisse" blieben aus; der "Duktus" sei "der ermüdende Textvortrag ausschließlich im Chor" oder als Monolog. Die "zornige Selbststilisierung" der jungen Roma-und-Sinti-Darsteller als "Opfer von Ausgrenzung, Ausbeutung, Rassismus" wirke "selbstgefällig und wenig produktiv". Eine stanzenhafte Aufteilung der Gesellschaft in Opfer und Täter" sei gleichermaßen "unzutreffend wie nutzlos".

"Die Inszenierungsidee funktioniert bestens und wird in einfachen, eingängigen Bildern fantasievoll umgesetzt", schreibt Britta Helmbold auf RuhrNachrichten.de (21.9.2014).

 

Kommentare  
Odyssee, Essen: Nach Tübingen
"Das ist Theater, das etwas will." - Genau Herr Krumbholz! Dankeschön für die gute Kritik. Ich habe das genauso empfunden. Ein wichtiger Abend in Essen. Das Bühnenbild funktionierte ganz hervorragend. Carola Reuther arbeitet als Ausstatterin jetzt auch für Tübingen, wie auf der Premierenfeier zu hören war. Und der begleitende Dramaturg Stefan Schnabel ist dort ganz frisch Chefdramaturg. Nach Essen nun Tübingen!
Odyssee, Essen: Werbepinnwand?
sind die kommentare hier so ne art werbepinnwand für staedte bzw stadttheater?

(Werter alex,
die Kommentare sind natürlich offen für alles Mögliche. Geben Sie gern kritisch Kontra, wenn Ihnen danach ist.
Beste Grüße,
Anne Peter / Redaktion)
Odyssee, Essen: Warum Projektionen verdoppeln?
Ist klar. Lösch kann nicht anders, als aus jedem Stoff einen "Blutrausch", am Besten noch kombiniert mit Sex (siehe das Hollywoodeske "Sex and Crime") herauszuholen. Passt das denn wirklich zur Odyssee? Ist das das Hauptthema der Odyssee? Zweifel.

Oder anders gefragt: Ist es eigentlich sinnvoll oder inwiefern ist es nach Lösch sinnvoll, die Projektionen auf Menschen nochmal zu verdoppeln, anstatt sie parodistisch zu dekonstruieren?
Odyssee, Essen: Diskreditierungs-Absicht
Mich würde mal interessieren, wieso die Redaktion Kommentare des Schreibers/der Schreiberin mit dem Pseudonym "Inga" bei Lösch-Inszenierungen noch veröffentlichen. Es ist doch offensichtlich, dass sie lediglich dem Zweck dienen, Löschs Arbeiten ( und das seit Jahren! ) zu diskreditieren : "Inga" war nie vor Ort, wie man deutlich herauslesen kann, und thematisiert recht zusammenhanglos und unreflektiert Dinge, um die es gar nicht geht ( ein "Blutrausch" findet nur 30 Sekunden lang statt - ich war nämlich in der Premiere - er/sie schreibt über "Projektionen, die dekonstruiert werden müssten", obwohl der Kritiker berichtet,dass genau das stattfindet, usw. ). Man kann es auch so sagen : Internetforen ergeben keinen Sinn, wenn sie dem Denunziantentum Räume bieten. RM
Odyssee, Essen: Butter bei die Fische
Denunziantentum? Ach, jetzt fühlt sich der Herr Lösch diskreditiert? Und der Herr Roland Müller muss ihn zwanghaft verteidigen? Dabei war es doch Lösch, dessen "Lulu"-Inszenierung an der Schaubühne aufgrund des echten oder falschen Nuttenskandals abgesetzt wurde. Butter bei die Fische, meine Herren!
Odyssee, Essen: weitere Foren-Formen
Internetforen, die jeder versteht, ergeben sowieso keinen Sinn, meer, mit und ohne Denunziationsraum. Wir sollten es Inga gänzlich schenken und uns vor Ort für weitere Foren-Formen entscheiden. Danke für die Morgenpost, war nur ein Zufall, ich lese ja nur noch stichprobenartig durch die Presse-
Odyssee, Essen: Agitprop ohne Widersprüchliches
der abend schien mir etwas berechnend. die rechnung ging auf bei jenen zuschauern die sich nach übereinstimmung sehnten. nach wirklich widersprüchlichem suchte man vergebens. agitprop für menschen die sich ne premierenkarte leisten. aber man spürte, was es für die roma kollegen bedeutete etwas von sich erzählen zu können. geschützt. in diesem vorgang lag etwas sehr berührendes.
Die Odyssee, Essen: Pallas Athenes Requisit
liebe inga, machen sie es doch mal konkret, anstatt hier einfach ihren scheinbaren unmut oder hass über löschs arbeiten auszuschütten.
- was genau mißfällt ihnen an diesem abend?
- was hat sie errregt, aufgeregt, welche szene, welche umsetzung?
- wie fanden sie die erste szene nach der pause?
- haben sie neues über die situatiuon der sinti und roma erfahren?
- in welcher szene waren sie berührt?
- mit welcher szene konnten sie nichts anfangen?
- und welches requisit hat pallas athene in der hand?
so, wenn sie darauf antworten, wird sich zeigen,ob sie in der vorstellung waren, wenn sie nicht antworten, zeigt es nur ihre stimmungsmache aus der anonymen ecke.
COMMENT_TITLE_RE Die Odyssee oder Lustig ist das Zigeunerleben – Am Theater Essen lässt Volker Lösch die Odyssee als Ausgrenzungsgeschichte spielen
ein guter abend, der die abers mal weglässt,
Odyssee, Essen: Inquisition?
@ premierenbesucher: Ist das hier die Inquisition? Oder ein banales Kreuzworträtsel? Was regt Sie eigentlich so auf? Ich empfinde Lösche Arbeiten mitunter zu plakativ und las das auch aus der Kritik von Martin Krumbholz heraus. Hartmut Krug klingt da wiederum anders. Mir scheint allerdings, auch SIE reagieren hier irgendwie reflexhaft. Warum verteidigen Sie Lösch so vehement? Kein Zuschauer, sondern ein an der Inszenierung Beteiligter gar? Der "premierenbesucher" ist ja gern mal vom Haus.
Odyssee, Essen: Sie gehen ja nie ins Theater
Inga: Wat regt sie eigentlich an Premierenbesuchern so auf, Inga? Vor allem an solchen die so sachliche Basics der Kritik-Arbeit einfordern? Wäre doch schön, so einen Leitfaden der Kritik einmal mehr abgearbeitet zu bekommen. Und auch viel nützlicher, als selbstverliebte Literaturanstrengungen von Kritikschreibern feiern zu müssen aus denen man dann irgendwie versuchen kann, etwas mit in die nächste Probe, das nächste Stück, die nächste Spielplan-Planung mitzunehmen, nich. Aber sie gehen ja nie ins Theater, soweit ich das bisher mitbekam. - Ich übrigens auch nicht. Es gibt aber Ausnahmen. Aus persönlichen Gründen natürlich. Publikum, finde ich, sollte nur aus persönlichen Gründen ins Theater gehen, oder?
Odyssee, Essen: keine Bahnsteigsperre
@ D.Rust: Na, jetzt kommt's dicke. Sie gehen sonst nie ins Theater? Ich ging früher sehr oft und gern ins Theater und habe das auch studiert, weiss also, wovon ich spreche, wenn ich Inszenierungen von ihrer Ästhetik her kritisiere. Leider wurde mir das Theater im Laufe meines Lebens (u.a. wohl AUCH durch allzu platte und unsensible Inszenierungen wie auch manche von Lösch und/oder seiner Laiendarsteller) verleidet. Ich bin in meiner Kritik keine Bahnsteigsperre, ich bin auch für ein Theater der Polis gegenüber einem Theater des Geldes. Aber ich sehe es, gerade WEIL ich bereits soviel, auch soviel ästhetisch Schlechtes gesehen habe, mittlerweile wie Roland Barthes. Es sind so Erfahrungen.:

"Ich habe das Theater immer sehr geliebt, und dennoch gehe ich fast nie mehr hin. Das ist ein Wandel, der mich selbst stutzig macht. Was ist geschehen? Wann ist es geschehen? Habe ich mich verändert? Oder das Theater? Liebe ich es nicht mehr oder liebe ich es zu sehr?"

Kurz: Irgendwann wird auch Ihnen als Sterblichem (gegenüber den unsterblichen Göttern) bewusst werden, dass alles im Leben UND auf dem Theater immer nur auf den Tod hin zuläuft. Eine Aufführung existiert nur im Moment des Spielprozesses. Und füllt zugleich ein Stück realer Lebenszeit. Im Leben wie im Theater machen Menschen Erfahrungen, die irreversibel sind. Vielleicht ist es das, was mich aus dem Bereich unmenschlicher Theaterleute vertrieben hat. Sie spielen nicht nur auf der Bühne, sondern auch im Leben. Kapitalistische Macht-Spiele. Und am Ende sterben wir sowieso alle. Wie absurd. Gibt's bei Odysseus eigentlich ein Happy End? Nein, oder? Ich würde trotzdem lieber gemeinsam Suppe essen, anstatt eine Inszenierung mit einem Blutrausch enden zu lassen. All das sind so Regie-Entscheidungen.
Odyssee, Essen: Wo ist das Ende abgeblieben?
Zusatz: Das Ende der Odyssee sieht doch so aus, dass Athene die ewige Gewaltspirale, den ewigen Rachekreislauf stoppt und die Familie der Freier mit der Familie von Odysseus ("ein Bettler, der einst ein mächtiger König war") versöhnt. Wo ist das bei Lösch abgeblieben?
Odyssee, Essen: Oder nur verschwiegen?
Oder wird das Ende mit Athene einfach nur von Krumbholz verschwiegen? Manch (künftiger) Zuschauer wüsste ja doch gern, wie es endet.
Odyssee, Essen: Theaterleute sind keine Rasse
also man fragt sich schon ein bisserl wer ihnen so weh getan hat liebe Inga. Sie sind ja nicht mehr zu stoppen und, wenn ich mir das erlauben darf anzumerken, in ihrer Beschreibung der Theaterleute nicht NUR falsch liegend, in jedem falle aber viel zu allgemein. Theaterleute sind ja keine Rasse, ne? Irgendwie macht man sich auch ein bisschen sorgen um sie. Ich jedenfalls. P.S. Leute die etwas studiert haben, müssen es darum wahrhaftig nicht gut können. P.P.S. Theater ist vielfältig und wird von Menschen gemacht. Es ist schön.
Odysseus, Essen: Blick geschult
@ alex: Nein, Theaterleute sind natürlich keine Rasse. Davon habe ich hier auch mit keinem Wort gesprochen. Es geht um Handlungen. Ungeklärt. P.S.: Was nicht gut können? Theater machen? Oder Theater wahrnehmen. Da gibt's einen kleinen, bedeutenden Unterschied. Als Theater-Wissenschaftlerin habe ich meinen ästhetischen Blick geschult. Darum ging und geht es mir. Wissen Sie, was das ist? Ästhetische Bildung? Das ist, wenn man allzu harte Kerls entradikalisiert, indem man ihnen selbst-parodierende, grinsende Comic- bzw. Panzerknackermasken aufsetzt und so den Widerspruch zwischen dem biblischen Gebot des "Du sollst nicht stehlen" und dem realen Handeln deutlich macht. Biberkopf ist somit in meiner Wahrnehmung letztlich auch kein besserer Mensch als ein Bankmanager, der am Ende seiner Karriere erkennen muss, dass er für die falschen (rein materiellen) Werte gelebt und darüber auch noch andere Menschen ins Unglück gestürzt hat. Sorry, kleiner Exkurs, weil sie sich "alex" nennen. "Berlin Alexanderplatz" von Lösch war dazu meine Assoziation.
Odyssee, Essen: klare Aufteilung gibt's nicht
@ 7., alex: Warum bzw. inwiefern müssen "die Roma" jetzt von Volker Lösch "geschützt" werden? Und warum? Stilisiert er sie damit nicht nur weiter zu immer nur schwachen Opfern? Und stimmt denn das? Dieses plakative "Opfer" gegenüber "Tätern"? Interessante Frage von Rolf Pfeiffer aus der Lokalpresse, wie ich finde. Eine solch klare Weltaufteilung gibt es auch in meiner Wahrnehmung nicht. Oder: "Die Schwachen" sind auch nicht immer nur "die Guten".
Odyssee, Essen: Vorurteils-Spiegel
Wer den Abend wirklich live gesehen hat und sieht wie die BRD mit Flüchtlingen oder wie "INGA" meint Schwachen umgeht müsste eigentlich verstehen,dass der Abend uns den Spiegel vorhält was den Umgang mit Vorurteilen betrifft.Wer die Odyssee wirklich kennt kann ja wohl kaum aufrechterhalten, dass Odysseus der ehrenwerte reine Held ist, sondern auch eine Blutspur durchs Land zieht.Der Abend zeigt uns das wahrlich deutlich wie sehr wir uns in der BRD auch nach 2 Weltkriegen, immer noch von Vorurteilen leiten lassen.
Odyssee, Essen: Unterschätzt Lösch die Zuschauer?
@ Liveseher: Könnten Sie diese Verallgemeinerung der "Blutspur" konkreter erläutern? Natürlich verhält sich der abendländische Grieche Odysseus nach Homer bereits kolonialistisch, vor allem auch in Bezug auf die Frauenfiguren Kalypso und Kirke. Aber ich würde trotzdem sagen, dass diese Inszenierung zu sehr vereinfachend daherkommt, wenn sie meint, den Zuschauern, welchen sie ja somit allesamt unterstellt, blöd und blind für eine vorurteilsfreie Sicht zu sein, den Vorurteils-Spiegel vorhalten zu müssen. Was ist, wenn viele Zuschauer jetzt doch reflektierter sind als Lösch denkt? Es stimmt sicher nicht, dass alle Menschen Roma als sexhungrige, dreckige und klauende Monster sehen. Geht es nicht eher um problematische zwischenmenschliche Beziehungen? Genau das gefällt mir an Lösch nicht, der Holzhammer seiner moralischen Verurteilung angeblich aller Zuschauer im Zuschauerraum. Und ausserdem kommt Lösch damit sicher nicht dem Versuch entgegen, einander zu verstehen. Sondern er zementiert die Fronten. Wer braucht das? Schließlich geht es um gemeinsame bzw. wechselseitige Verantwortung.
Die Odyssee, Essen: Inga Spekulation
ich glaube inga ist volker lösch
Die Odyssee, Essen: Klärung
@ alex: Wie soll das gehen? Wenn Sie meinen Kommentar aufmerksam gelesen hätten, dann hätten Sie bemerkt, dass mir die moralische Verurteilung der Zuschauer im Zuschauerraum an Lösch nicht gefällt. Ich habe nicht soviel Geld, um mal eben für eine Theateraufführung nach Essen zu reisen. Könnten Sie mir also erklären, wo Gemeinsamkeiten zwischen Lösch und meinem Kommentar liegen sollen? In Bezug auf diese Inszenierung? Oder womöglich auch eine andere? Mit ganz anderen Beteiligten? Die Klärung fehlt. Ich kann aber warten. Es müsste ja ein Leichtes sein, die Dinge zu klären. Oder warum nicht?

Bis dahin schreibe ich hier einen Satz aus der Odyssee hin, welcher auch mir zu denken gab. Odysseus bei Kalypso. Diese spricht: "Ach, wie grausam und neidisch seid ihr doch, ihr thronenden Götter da droben! Keiner der Euren gönnt ihr das Glück der Liebe mit einem Sterblichen und vergnügt euch doch selbst ohne Scham mit den Töchtern der Erde!" Ja. Es geht Kalypso um LIEBE, nicht um das Benutzen von Menschen beim schnellen Sex und/oder gar um PORNO.
Die Odyssee, Essen: super
superkommentar!
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