Vom Dramatiker-Festival zum Netzwerk der Künstler

Wiesbaden, 3. Juli 2014. Wiesbaden wird weiterhin Ausrichtungsort einer europäischen Theaterbiennale sein. Das gab der designierte Intendant des Wiesbadener Staatstheaters Uwe Eric Laufenberg auf einer Pressekonferenz bekannt. Unter dem Namen "Wiesbaden Biennale" werde der vom Vorgänger Manfred Beilharz eingeschlagene Weg "auf neuer konzeptioneller Grundlage" fortgeführt, heißt es in der Pressemitteilung des Hessischen Ministeriums für Wissenschaft und Kunst.

Die bisherige Biennale "Neue Stücke aus Europa" wurde 1992 von Intendant und Regisseur Manfred Beilharz (Jahrgang 1938) gemeinsam mit dem Dramatiker Tankred Dorst (Jahrgang 1925) in Bonn gegründete und 2002 nach Wiesbaden übernommen. Sie war schwerpunktmäßig ein Festival für Dramatiker, wobei zuletzt vermehrt auch kollektiv und nah am Inszenierungsprozess verfasste Stückentwicklungen eingeladen wurden. Für die Auswahl aus 41 Ländern arbeitete die Festivalleitung mit "Länderpaten" zusammen, also mit etablierten DramatikerInnen, die Stücke zur Sichtung vorschlugen und auf dem Festival als Ansprechpartner anwesend waren.

Neue Generation

Die neue Biennale wird von zwei KuratorInnen verantwortet, der Regisseurin Maria Magdalena Ludewig (Jahrgang 1982) und dem Dramaturgen Martin Hammer (Jahrgang 1981), die "das traditionsreiche Festival als Ort europäischer Narration neu entwerfen" sollen. Den Fokus auf Gegenwartsdramatik ersetzt die neue Festivalleitung durch einen weiten Begriff von Autorschaft im Theater. "Die WIESBADEN BIENNALE 2016 wird das Festival einer neuen Generation europäischer Künstler, die international vernetzt für ein Publikum in ganz Europa arbeiten und auf unterschiedlichste Weise zu Autoren ihrer Werke und Texte werden", so Laufenberg. Autorschaft stehe dabei "nicht nur als künstlerische Arbeitspraxis im Zentrum des Festivals, sondern auch als hinterfragbares Konzept."

Geplant ist der Aufbau eines Netzwerks von Koproduzenten, "das mit Uraufführungen und Neuproduktionen während des Festivals Akzente setzt", so die Pressemitteilung weiter. "Anstelle einer Sammlung neuer Stücke soll mit der WIESBADEN BIENNALE ein Resonanzraum thematisch und formal aufeinander Bezug nehmender künstlerischer Arbeiten entstehen. Durch die kontinuierliche Arbeit von internationalen Künstlern vor Ort schaffen wir einen nachhaltigen Dialog zwischen Stadt, Kunst und Bürgern, der seinen Höhepunkt in zehn Tagen Fest und Festival findet", erläuterte der Hessische Kunst- und Kulturminister Boris Rhein die Neuausrichtung.

(Hessisches Ministerium für Wissenschaft und Kunst / chr)


Texte zur letzten Wiesbadener Biennale Neue Stücke aus Europa 2014 auf nachtkritik.de:

Der Dramatiker Martin Heckmanns wünscht sich das Theater als Raum einer anderen Gemeinschaft

Zoran Dindic – Bei der Wiesbadener Biennale "Neue Stücke aus Europa" 2014 sucht Oliver Frljic nach Schuld

Ich rufe meine Brüder – Das schwedische Eröffnungsstück der Biennale Wiesbaden 2014

Presseschau vom 19. Juni 2014 – FR-Interview mit der Festivalmanagerin der Wiesbadener Biennale Ann-Marie Arioli

 

 

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