Presseschau vom 1. Februar 2015 – Die FAS spricht mit Jürgen Trittin über Politik und Theater

Vom Theater lernen

Vom Theater lernen

1. Februar 2015. In der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung spricht Matthias Dell mit Ex-Umweltminister und Theaterfan Jürgen Trittin. Naheliegender Weise auch über den Zusammenhang von Politik und Theater. Etwa über Volker Löschs Marat, in dem "eine harte Kritik an der Arbeitsmarktreform der Regierung" formuliert wurde, "der ich angehört hatte, eine Bilanz von Rot-Grün. Das war schon der Versuch, einem ordentlich auf die Füße zu treten."

Rot sei er dabei nicht geworden: "Im Theater geht es um den Kopf, nicht ums Schämen. Das Schöne am Theater ist, dass man die Leute nicht eindimensional zeigen muss. Die Wahrheit ist doch, dass niemand ganz gut ist, wie auch niemand ganz böse ist, auch wenn wir das bei einigen Leuten, die wir dieser Tage erleben, nicht glauben mögen. Aber Respekt und Humanismus sollten uns nicht dazu verleiten, sie zum absolut Bösen zu erklären. So was kann das Theater darstellen."

Für den politischen Alltag lasse sich nur indirekt etwas vom Theater lernen: "Man darf Kunst nicht mit der Wirklichkeit verwechseln. Jede Form von Kunst ist eine Form von Reflexion über die Wirklichkeit. Insofern hilft einem das, die Wirklichkeit besser zu verstehen. Deswegen würde ich sagen: Ja, Theater schauen hilft für den Alltag. Aber nicht in dieser direkten Form: 'Das habe ich im Theater gesehen, das muss ich jetzt genauso machen.‘"

(geka)

Kommentare  
FAS-Interview Trittin: vereinnahmt
Manche stehen offenbar drauf, dass ihnen ordentlich auf die Füße getreten wird. Und da zeigt sich wohl auch das Dilemma des sogenannten "gesellschaftskritischen" bzw. "politischen" Theaters, auch das eines Volker Lösch. Dass es von der Politik vereinnahmt wird. Die Autonomie der Kunst dagegen zeigt sich in ihrer immer nur flüchtigen und aktuellen Ereignishaftigkeit. Auf diese Weise ermöglicht sie eine Unterbrechung des Regimes der politischen Repräsentation, welche jedem Bürger seinen angeblich unveränderlichen "Platz" in der Gesellschaft zuweist.
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