Dörfler, Tänzer, Theatererneuerer

Berlin, 28. Februar 2014. Der Regisseur und Intendant der Münchner Kammerspiele Johan Simons wird von der Stiftung Preußische Seehandlung mit dem Theaterpreis Berlin 2014 ausgezeichnet. Wie die Berliner Festspiele mitteilen, erhält der gebürtige Niederländer (Jahrgang 1946) und Mitgründer der namhaften Theatergesellschaft ZT Hollandia den mit 20.000 Euro dotierten Berliner Theaterpreis für sein Theater, "das über Grenzen – Sprachgrenzen, Landesgrenzen, Genregrenzen – springt". Die Jury ehrt Simons als "Dörfler, Tänzer und Regisseur" sowie als "unkonventionellen Ensembledenker und Theatererneuerer".

Ensembletheater neuen Stils

In der Preisbegründung heißt es: "Johan Simons, dieser schwere, explosionsartig lachende Künstler begann als ein Tänzer und er ist es noch immer – einer, der eine andere Gangart pflegt. Seine Kunst ist körperlich und immer auch ein Akt oft abstrakter Übersetzung – eines Stoffs oder Problems aus ursprünglich einer anderen Zeit oder Kultur in die unsrige. Dafür überwindet Johan Simons die Grenzen der Sprachen, der Genres, der Nationen. Er hat mit seiner legendären Theatertruppe Hollandia konsequent auf dem Dorf gespielt, vor den Toren der Großstadt Amsterdam, um den Kunstbegriff seiner Zeit zu sprengen und so den Geist der Städte zu verändern, ohne ihm zu erliegen. Er geht noch immer tanzend über die Grenzen dessen hinaus, was wir in Deutschland Stadttheater nennen." In München habe Simons "das aufgeschlossenste Beispiel eines deutschen Ensembletheaters, ein hybrides Produktionsmodell der Zukunft" geschaffen.

Der Jury des Berliner Theaterpreises gehörten in diesem Jahr an: Dr. Thomas Oberender (Intendant der Berliner Festspiele), Barbara Burckhardt (Theaterkritikerin, Theater heute), Tobias Wellemeyer (Intendant des Hans-Otto-Theaters Potsdam) sowie mit beratender Stimme Yvonne Büdenhölzer (Leiterin des Berliner Theatertreffens).

Die Preisverleihung findet am Samstag, den 3. Mai 2014, um 11.30 Uhr im Haus der Berliner Festspiele statt. Die Laudationes halten die Schauspieler Sandra Hüller und Thomas Schmauser.

Der Berliner Theaterpreis wurde 1988 aus der Taufe gehoben. Unter den Preisträgern der letzten Jahre sind die Schauspieler Jürgen Holtz (hier Hermann Beils Laudatio auf Holtz), Sophie Rois, Margit Bendokat (Bericht von der Preisverleihung), Josef Bierbichler, Ulrich Matthes, die Regisseure Dimiter Gotscheff (plus "Familie") und Jürgen Gosch (mit seinem Bühnenbildner Johannes Schütz).

(Berliner Festspiele / chr)

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