Frau auf der Leiter

29. März 2014. In der nächsten Woche hat Andrea Breths Inszenierung von Pinters Der Hausmeister am Münchner Residenztheater Premiere. Die Regisseurin spricht im Interview mit Christine Dössel in der Süddeutschen Zeitung über die Lage des Theaters.

Über die Krise am Burgtheater, ihrer Stammbühne, sagt Breth: "Ich finde kaum Worte. Ich bin schon etwas länger in diesem Beruf, aber so etwas habe ich überhaupt noch nie gehört. Dass man nun Karin Bergmann als Interimsdirektorin geholt hat, ist die beste Lösung. Ich kenne sie schon aus Peymanns Zeiten in Bochum. Sie ist eine sehr pragmatische, geradlinige Frau, die ihr Handwerk sehr gut beherrscht." Auch ihr eigener Name kursierte als Nachfolgekandidatin, aber sie interessiere sich nicht für den Posten nach acht Jahren, die sie in den Neunzigern in der künstlerischen Leitung der Berliner Schaubühne war. Das Problem sei: "Wenn man inszeniert und gleichzeitig die Leitung hat, muss man derart viel machen, dass man irgendwann als Regisseur nachlässt." Außerdem war das Ensemble extrem schwierig und anspruchsvoll, "es gab Regisseure, die weinend das Theater verlassen haben. Das war furchtbar. Und wer hat's dann gemacht? Ich."

Dass sie sich als Regiefrau in der damaligen Männerdomäne durchsetzen musste, sei am Anfang die Hölle gewesen. "Weil Kollegen oft denken, dass eine Frau von technischen Dingen keine Ahnung hat. Das heißt schlicht, dass man alles können muss. Zum Beispiel muss man selber auf die Leiter raufgehen und sagen, ihr müssten den Scheinwerfer so hängen und nicht anders." Sie habe das von der Pieke auf gelernt, "aber es war schon auch entsetzlich. Deshalb muss man einen absoluten Willen mitbringen. Und die Kraft, Flops auszuhalten. Manche überstehen das nicht. Und man muss etwas haben, wofür der Mensch gar nichts kann: Talent. Deshalb glaube ich auch nicht, dass man Regie unterrichten kann."

Auf die Frage, ob sie die einzige sei, die noch gutes, wahres Theater mache, weil sie viel schimpfe über das moderne Regietheater, über Verarmung und sprachliche Verflachung, antwortet Breth: "Nicht die Einzige – aber ich halte die Fahne hoch für die Literatur. Ich respektiere Dichter. Dichter sind tausendmal wichtiger als Regisseure. Mich interessieren private Zusatztexte nicht. Ich finde es auch ein Unding, wenn einer sagt, ich mache das Stück X, und dann kommt davon aber nur ein Drittel. Das Schlimme ist, dass auch manche im Publikum die Stücke nicht mehr genau kennen, weil die Stücke in den Schulen nicht mehr gelesen werden." Und Humor habe sie übrigens auch, sagt Breth, darauf besteht sie.

(sik)

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