Brennender Soldat

Berlin, 24. Juni 2014. In der Nacht zum heutigen Dienstag hat es vor dem Haus der Berliner Festspiele in der Schaperstraße einen Brandanschlag auf ein Kunstwerk gegeben. Wie die Berliner Festspiele melden, ist ein im Rahmen des Festivals Foreign Affairs vom Künstlerkollektiv Chto Delat für ihre Aktion "What Is Monumental Today" aufgestellter sechs Meter hoher russischer Soldat aus Pappmaché, der ein Schild mit der Aufschrift "Antifaschistische Aktion" trägt, von unbekannten Tätern angezündet und vollständig zerstört worden. Das Kunstwerk trug den Titel "Our Paper Soldier".

chto delat  pappmache-soldat c berliner festspiele 02Das verbrannte Kunstwerk
© Berliner Festspiele
Polizei und Staatsschutz ermitteln, da nicht auszuschließen sei, dass es sich bei der Brandstiftung um eine politisch motivierte Tat handele, so die Berliner Festspiele weiter. Festivalleiter Matthias von Hartz über den Vorgang: "Unabhängig von konkreten Motiven, über die wir nicht spekulieren wollen, ist dieser Vorgang sehr beunruhigend. Ein politisches Kunstwerk mit klar antifaschistischer Position wird zu einer Zeit, in der faschistisches Gedankengut international einen ungeahnten Aufschwung hat, nach kürzester Zeit zerstört."

Das Festival Foreign Affairs, das vom 26. Juni bis 13. Juli in Berlin läuft, hatte das russische Künstlerkollektiv Chto Delat eingeladen, das Projekt "What Is Monumental Today?" über die Rolle von Erinnerung und Monumenten heute zu entwickeln. Neben einem Workshop und einer Performance haben sie dazu in der ersten Phase des Projektes in Wien (Wiener Festwochen 2014) die nun zerstörte Skulptur geschaffen.

(Berliner Festspiele / geka)

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Kommentare  
Brandanschlag auf Kunstwerk: hübsche PR?
"...unabhängig von konkreten Motiven beunruhigend...."
in jedem fall hübsche PR, das Künstlerkollektiv Chto Delat steht für gewünschte Beunruhigung (siehe Biennale) - ein Brand, bundeskulturell gestiftet. Auflösung folgt.
Brandanschlag auf Kunstwerk: eher antifa
Ähh hallo??? - Ein russischer Soldat aktuell als "antifaschistische Aktion"? - angesichts Putins Politik? Ein zynischer Schlag ins Gesicht von Pussy Riot und Co.! Wer den aufstellen lässt, ist entweder naiv oder provoziert bewusst. Die Aktion gegen die Skulptur ist in Wirklichkeit antifa, nicht rechtsradikal. Oder etwa nicht?
Brandanschlag auf Kunstwerk: in Unkenntnis?
Nein - das ist leider absoluter Unsinn, was Sie schreiben. Ich nehme an, Sie kennen das Werk gar nicht? Dann sind solche Anschuldigungen aber grundlagenlos und unnötig.
Brandanschlag auf Kunstwerk: nicht alles über einen Kamm
Lieber Schweizer, es genügen ein paar wenige Minuten Recherche um herauszufinden, dass Chto Delat bisher nicht sonderlich dadurch aufgefallen sind, treue Anhängerinnern und Anhänger des Putinstaates zu sein. Bei aller Überschaubarkeit, die der kalte Krieg durchaus mit sich brachte: Es macht Sinn, nicht alles was aus Russland kommt gleich über einen Kamm zu scheren, es gibt auch dort Opposition. Wobei ich angesichts der bisherigen Strategien der Gruppe mir auch durchaus vorstellen könnte, dass die Brandstiftung teil ihrer Arbeit sein könnte...
Brandanschlag auf Kunstwerk: An die Verschwörungstheoretiker
An die Verschwörungstheoretiker:
Die Skulptur ist eine Nachbildung des Russischen Ehrenmals am Wiener Schwarzenbergplatz und stand dort bereits zur Aktion "Face to Face with the Monument" bei den Wiener Festwochen. Es ging um die Kultur und Politik des Erinnerns. In Berlin sollte die Performance „What Is Monumental Today?“ heißen. Ich denke, das Monument vorher abzufackeln macht da nicht sehr viel Sinn. Im Verlaufe der Aktion könnte ich mir das dann aber sehr gut vorstellen.
Brandanschlag auf Kunstwerk: fassungslos
Schweizer Dummheit. Ich bin fassungslos über diesen dämlichen Kommentar. (...)
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