Eher Hufschmiede als Goldschmiede

27. Juni 2014. Für die Süddeutsche Zeitung (25.6.2014) reiste Till Briegleb zur letzten Wiesbadener Biennale "Neue Stücke aus Europa". Er porträtiert den Festivalerfinder Manfred Beilharz als "einnehmend" freundlichen "Gesprächspartner, der sich wie jeder engagierte Mensch am Ende seiner Berufslaufbahn auch ein wenig verkannt fühlt. Aber selbst diese stille Kränkung moderiert er mit Charme und Ironie."

Das Patensystem des Festivals beschreibt Briegleb in seinen Vor- und Nachteilen. Es habe sowohl eine große Beobachtungsreichweite (in mittlerweile 41 Ländern) und eine Vielfalt von Stimmen ermöglicht, zudem Karrieren ausländischer DramatikerInnen im deutschsprachigen Raum befördert. Andererseits habe die Auswahl "den Zuschauer auch auf harte Proben" gestellt. Briegleb bemängelt den "starken Akzent bei Formen des Volkstheaters und der darstellenden Pädagogik" auf dem Festival. "In manch gut gemeinter Erleuchtungsvorstellung fühlte man sich eher wie eingesperrt in einem ideologischen Solarium."

Mit Blick auf das Auftaktwochenende der diesjährigen Biennale resümiert der SZ-Kritiker: "Im Schnitt zeigten diese ersten Walzer der letzten Ballnacht in Wiesbaden also das durchaus typische Programm eines Festivals, das in seinen Ansprüchen immer politisch, aufklärerisch und diskursiv war, sich aber bei der Auswahl der Gastspiele eher für die Huf- denn die Goldschmiede entschied."

(chr)

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