Kabale und Liebe - Stephan Kimmig erzählt mit Schiller von der ausbleibenden Rebellion der Jugend
Das Drama der unemanzipierten Kinder
von Nikolaus Merck
Berlin, 5. Februar 2010. Kabale und Liebe: Bürgermädchen liebt Adligensohn. Bürgervater fürchtet Verwicklungen und Entehrung der Tochter. Adligenvater sieht seinen Einfluss beim Chef, dem Fürsten schwinden, so der Sohn nicht die Mätresse des Fürsten heiratet. Allerhand Kabale, falsche Briefe, Intrigen, seelische Folter, Missverständnisse jeder Art. Am Ende: die Liebenden tot an vergifteter Limonade, die Väter zerrüttet und gestürzt. So etwa. Kabale und Liebe.
Aber natürlich, es handelt sich schließlich um Schiller – wie an diesem Abend seine Sprache blüht, 23 Jahre und schon etwas für die Unsterblichkeit geschrieben! – … aber natürlich gibt es noch mehr, Widersprüchlicheres: zum Beispiel liebt Ferdinand von Walter seinen bösen Vater, den Präsidenten. Und weil er ihn liebt, Ole Lagerpusch und Ulrich Matthes umarmen und boxen sich zärtlich, weil er ihn liebt, rammt er ihm nicht das Messer den Leib, wenn Papa die Geliebte beleidigt und weil er ihn liebt, verrät er ihn nicht, obwohl er weiß von "falschen Quittungen und Briefen" mit denen der Mann Karriere gemacht hat.
Mit geliehenen Gefühlen möbiliert
Und liebt der Sohn den Vater noch, wenn er, die limonaden-gemeuchelte Luise im Arm, selber verröchelt, noch einmal berührt Lagerpusch den Matthes-Vater im Gesicht und dem ist's gut und alles, wenn der Sterbende ihm nur die Generalverzeihung zuflüstert. Wo der Präsident von Walter die Menschen manipuliert, also kalt und gefährlich nach außen glüht, stattet der Sohn sein Selbst bevorzugt mit geliehenen Gefühlen aus. Mal macht er bei Luisen auf feurigen Geliebten, um zwei Szenen später sich aus heiterem Himmel in die fixe Idee hineinzusteigern, die Liebste betröge ihn hinterrücks. Am Ende weint er schon mal die Tränen des Luise-Vaters, noch bevor er dem die Tochter ermordet.
So sieht Stephan Kimmig den Sohn des Wohlstands und der Macht. Einer der sich sein leeres Selbst mit geliehenen Gefühlen möbliert. Und Schillers Drama deckt das durchaus. Genauso wenn der Regisseur Claudia Eisingers Luise aufrecht und hell durch die Inszenierung schickt. Ein Ausbund an Geradheit, liebt sie rechtschaffen und zärtlich den Papa (Matthias Neukirch, die Mama ist gestrichen), der seinerseits erklärt, alle Liebe auf die eine Tochter gesetzt zu haben. Derweil man sich wünscht, Luise und Ferdinand möchten sich einfach an der Hand fassen und der Welt ihrer Väter entweichen, opfert sich Luise auf, um den Alten aus dem Gefängnis zu befreien. Ein Drama der unemanzipierten Kinder.
Die Macht in Auflösung
Das wird sie zuletzt in den Tod treiben, diese Affenliebe zu den Vätern, aber vorher bietet Luise in der dollsten Szene des Abends dem bösen Wurm von Alexander Khuon bravourös Paroli. Genau genommen hat Khuon, der gekommen ist, um von Luise einen falschen Brief an einen falschen Geliebten zu erpressen..., hat Khuon, obschon er wie Gene Hackman das Jackett ablegt, die Krawatte, die Ärmel aufkrempelt, als ginge es ans Foltern, nicht den Hauch einer Chance gegen die Gefühlsautonomie dieser Luise. "Weiter", fordert Luise ungerührt, wenn Wurm ihr den vermaledeiten Brief diktiert, "weiter", und er bekommt seinen Brief und vernichtet ihre Zukunft, aber ihre moralische Integrität kann er nicht zerstören.
o Luise unerschütterbar sich zeigt, bewegt sich der Raum ringsum umso mehr. Die Wände drehen sich mitsamt den Türen um ihre eigene Achse, bis statt des Zimmers eine interessante mehrflügelige Skulptur lässig auf der Drehscheibe rotiert. Was das bedeutet, kann der Berichterstatter nicht sagen, nicht einmal vermuten. Aber eindrucksvoll sieht das von Katja Hass erfundene Bild trotzdem aus. Doch so wie sich Szene und Szenenbild in eigentümlich gegenstrebiger Spannung zueinander befinden, verbinden sich auch Spielweisen und Figuren nicht zu einer nacherzählbaren Einheit.
Das zerklüftete Abbild der Gesellschaft
Ulrich Matthes Präsident trägt einen Dreiteiler dunkelblau, aber schon das Einstecktuch blitzt nur noch nachlässig auf, der krawattenlose Kragen steht offen und die Schuhe passen auch nicht recht zur sonstigen Staffage. Was will uns das sagen? Die Macht ist in Auflösung? Und warum torkelt und taumelt die Lady Milford der Lisa Hagmeister als drücke die Last der Welt sie nieder und warum stößt sie mit der Zunge an, als wandele sie daueralkoholisiert durch ihre Erdentage?
Zwar legt das Programmheft die Fährte, Stephan Kimmig und die Seinen wollten den alten Schiller-Plot Adel versus Bürger in ein aktuelles Elite gegen den Rest der Gesellschaft übersetzen, doch die Bilderwelt der Inszenierung kann dieses Konzept nicht decken. Zu undeutlich die Figur des Präsidenten, des Managers der Macht, die sich Ulrich Matthes mit dem tönenden Matthes-Sound eher vom Leibe hält, als sie in ein Heute zu ziehen, wo der als Spiderman von Wand zu Wand hangelnde Ferdinand, Luise mit zum Kuss gespitzten Mund und Sekretär Wurm, mit den Handschuhen eines Folterknechts, nur auf ihn warten.
Am Schluss fragt man sich, ob nicht die ganze Inszenierung das zerklüftete Abbild einer Gesellschaft entwirft, die dem jüngst von Florian Illies (ausgerechnet) in der "Zeit" geforderten Vatermord für immer fare well gesagt hat. Und falls das zutrifft, was erzählt uns die ausbleibende Rebellion der Jungen eigentlich? Die deutsche Misere von Duldung falscher Zustände auf Erden und dem utopischen Wolkenkuckucksheim im Himmel?
Oder vielleicht einfach die Tatsache, dass Vatermord außer Mode geriet, weil es (gesellschaftlich gesehen) Gott sei Dank keine Väterklasse mehr gibt, die zu ermorden den Aufwand lohnte?
Kabale und Liebe
von Friedrich Schiller
Regie: Stephan Kimmig, Bühne: Katja Haß, Kostüme: Andrea Schraad, Musik: Michael Verhovec, Dramaturgie: Juliane Koepp.
Mit: Elias Arens, Claudia Eisinger, Lisa Hagmeister, Alexander Khuon, Ole Lagerpusch, Ullrich Matthes, Matthias Neukirch, Maria Wardzinska.
www.deutschestheater.de
Im September 2009 inszenierte Stephan Kimmig zum Start der Intendanz Khuon die Uraufführung von Lukas Bärfuss Öl.
Kritikenrundschau
Was genau Stephan Kimmig mit seiner Inszenierung dieses Stückes von 1884 sagen will, bleibt für Julia Encke in der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung (7.2.2010) zum Schluss leider sehr vage. Dafür habe sie erst das Programmheft lesen müssen, mit seinen Originalbeiträgen von Koryphäen wie Heinz Budde oder Elitenforscher Michael Hartmann über Managergehälter, Steuerhinterziehung und eine demokratiegefährdende Wirtschaftselite, die den Staat als lästig empfinde und unter sich bleiben wolle – "und will es doch auf der Bühne sehen. Dazu, dachte man, ist das Theater doch da." Die Kritikerin macht das Problem des Abends an der Limonadenfrage fest und fragt sich, "was für eine Limonade das auf der Bühne wohl sein werde: Eine vergiftete Cola light? Ein mit Zusatzstoffen versehener Energy-Drink? Vitaminbrause mit Arsen?" Aber nein, muss sie enttäuscht feststellen. Es handelt sich um eine "ganz einfache orangefarbene Limonade, wie es sie schon zu Schillers Zeiten gegeben haben könnte." Auch sonst sei alles Friedrich Schiller, "und zwar der gesamte, beinahe ungekürzte Text - wogegen eigentlich nichts zu sagen ist, schon gar nicht angesichts der wirklich durchgehend fabelhaften Besetzung."
Was Stephan Kimmig mit diesem Abend sagen wollte, erschließt sich auch Andreas Schäfer vom Berliner Tagesspiegel (7.2.2010) nicht. Sein Entschlüsselungssversuch setzt beim Bühnenbild an ("ein kompliziertes, verwirrendes Mobile, und oben in der Höhe hocken die Schauspieler in den Türenluken und drehen sich hilflos mit"), das ihm lediglich sagt: "Es gibt kein Entrinnen." Das sei zwar schön anzuschauen, bleibe aber eine "gebaute Schnapsidee", die ihm keinen "stimmigen atmosphärischen Rahmen liefert, sondern Schauspieler und Regie nur zu Abwegen verleitet. Ein Art Ablenkungsklettergerüst – und damit doch irgendwie Sinnbild des Abends." Ansonsten bleibt für ihn die Intention des Abends im Dunkeln. Aber "möglicherweise will Stephan Kimmig gar nicht das Stück, sondern um sein Pathos heruminszenieren. Das würde wenigstens erklären, warum die Schauspieler so oft gegen Schillers Sprache sprechen, entweder zu schnell oder zu langsam oder mit widersinniger Betonung."
Eine "langgezogene Enttäuschung" hat Hartmut Krug (Deutschlandradio Kultur, 5.2.2010) erlebt. Denn: "Was der Regisseur Stephan Kimmig an Schillers Stück inszeniert hat, wird nicht recht deutlich. Der Wandel in den sozialen Unterschieden von der Ständegesellschaft zur neoliberalen Demokratie wird jedenfalls nicht auf der Bühne gezeigt, sondern im Programmheft umkreist". Die Bühne: eine "sperrhölzerne Undeutlichkeitsmetapher", auf der "viel herumgeturnt" wird. Das ergebe "bildhafte, aber nicht sinnhafte Effekte, oder im besten Fall, wie oft bei Kimmig, plakative Szenen, so, wenn Ferdinand und Luise sich im Liebeschwang mit einer Wand drehen, auf der sich hoch oben der Intrigant Wurm festklammert". Die Schwäche des Abends rühre aber nicht nur aus der "leeren Stärke des Bühnenbildes, sondern auch aus der dramaturgischen Unentschiedenheit der Regie her". Es scheine durchaus sinnvoll, die Figur von Luises Mutter zu streichen. Doch wenn etwa jener alte Diener gestrichen wird, "der bei der Übergabe von fürstlichen Juwelen an die Milford dieser vom Elend der Menschen erzählt, und sein Text von der Kammerzofe beiseite gesprochen wird", dann sind "soziale oder ökonomische Begründungen für die Konflikte ignoriert und verschenkt".
"Zweiunddreißig Türen" hat Ulrich Seidler von der Berliner Zeitung (8.02.2010) in dem "bühnenportalhohen" Zimmerkasten von Katja Haß gezählt. Aber wie in der "Türen- und Beschlägeabteilung im Baumarkt" haben sie keinen Schlüssel, "führen nirgendwo hin". Die Bühne könne man als "Sinnbild für die Abgeschlossenheit des Individuums" auffassen. Wenn der Bühnenkasten aufgelöst wird, fliege die "Illusion von der Abgrenzbarkeit und Kontrollierbarkeit des Ichs" auf. Das für den Theaterzuschauer durchaus zu genießende Spiel mit der "Doppelbödigkeit" der "weder ganz dem Schein, noch dem Sein zuordenbaren Existenz" erfahre seine Entsprechung im Spiel der Akteure, im "Auf-und-Zu-Geklappe" der Augendeckel. Bei Ferdinand ergebe jedes Zwinkern ein neues Selbstbild "(Glückspilz, Idiot)". Luises "Lider sind eher Scheibenwischer, die die fremden Eindrücke abhalten". Soziologische Gedankengänge wie im Programmheft würden von Kimmigs Inszenierung eher angeregt denn gestiftet. Im Ganzen bleibe diese Inszenierung allgemein "psychologisch interessiert und darin von ratlos-weiser Genauigkeit."
In einer vergleichenden Betrachtung schreibt Peter Kümmel in der Wochenzeitung Die Zeit (11.2.2010) über Andrea Breths Burgtheater-Aufführung von "Quai West" und Stephan Kimmigs "Kabale und Liebe" am Deutschen Theater: Beide Inszenierungen ließen den Zuschauer, schreibt Kümmel, "erschöpft und ein wenig leer zurück". "Demonstrativ" werde dem Text "nachgehorcht", doch, weil man nicht wisse, "wie man ihn auf die Schauspieler runterbrechen" solle, wirke das "Bühnengeschehen" bloß wie eine Zutat zum Text. Beide Inszenierungen seien "eher nichtssagend", "interessant" sei der Dialog, den sie miteinander führen. Es gehe dabei um die Frage, wie man Schmerz darstelle. In "Quai West" herrschten "Gewalt und Sex" und dies darzustellen werde auf einer der reichsten Bühnen der Welt ein Problem. Bei Kimmig rüttelten die Figuren "an den Fassaden und wollen hinaus". Bei Breth seien alle schon weit draußen und die Menschen taumelten "durch die Schwärze, als durchsuchten verwirrte Passagiere die Trümmer des Flugzeuges, mit dem sie gerade – völlig unversehrt – abgestürzt sind. Es hat nicht sehr wehgetan." Aus Koltes' "existenziellem Rotwelksch" werde bei Breth ein "höheres Raunen". Andererseits gebe es bei Maurice des Sven Eric Bechtolf und der Monique von Andrea Clausen einen "unternehmungslustigen, herausfordernden Ton", den die Inszenierung nicht mehr verliere.
Peter Laudenbach schreibt in der Süddeutschen Zeitung (12.2.2010), er habe im Programmheft "lauter kluge Texte zu sozialem Ausschluss der Unterschicht und den Distinktionsmustern der Wirtschaftseliten" gefunden, aber keine Spur dieser "Aktualitätsbehauptungen" in der Inszenierung wiedergesehen. Und auch keine andere Idee entdeckt. Kimmig erzähle, so Laudenbach, "einfach den Plot nach, ohne mehr als die Oberfläche der Figuren zu streifen". Katja Haß' Bühne sei "so dekorativ wie sinnfrei", bei den "Spielfiguren" handele es sich um "Emotionalclowns", die zu "so etwas" wie einem "seelischen Kern" nicht vordrängen.
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deshalb eine Nachfrage: welche "Väter" könnten/sollten denn auf der Liste der Jungen stehen? Ist es nicht vielleicht so, dass nicht der Vatermord aus der Mode ist, weil es keine Vaterklasse mehr gibt, sondern weil "die Jungen" nicht mehr wissen, wer ihre Väter sind, also gegen wen sie rebellieren sollten?
Die Väter und die Männer kommen also auch schon bei Schiller schlecht weg in ihrer Larmoyanz. Und das zeigt die Inszenierung ganz unlarmoyant, ohne aufs Gefühl, auf die Sehnsucht nach dem richtigen Leben zu verzichten. Allerdings bleibt das Luise überlassen, die fatalistisch, ihre Möglichkeiten und Begrenzungen letztlich richtig einschätzend, die „hysterische“ Angst vor der Spinne gegen den letzten „rationalen“ Ausweg des Suizids setzt. Claudia Eisinger zeigt sie sehr direkt, geerdet. Ohne den kleinsten Anflug einer engelhaften Überhöhung. Gottseidank. Ulrich Matthes als Präsident spielt mit den Worten als Musik der Sprache, dass auch noch jedes Komma des Textes lebendig wird ... und der erfolgreiche Manipulator seiner Umwelt, der wie alle großen Machtmenschen selbst Schwäche einsetzt, um zum Ziel zu kommen, sowieso. Das tönt nicht, das klingt! Elias Arens als Kalb ist ein vitaler, sehr eigenständiger Mitspieler mit dem großen jugendlichen Mut, auch übers Ziel hinaus zu schießen. Lisa Hagmeister spielt die Milford als fast esoterische tablettensüchtige Marionette, die einem nicht wirklich leid tut, was sicher auch nicht beabsichtigt war. Was allerdings der – Entschuldigung – hoffentlich gespielte S-Fehler sollte, hat sich mir nicht erschlossen. Der Wurm als Intrigant ist schon vom Texte aus nicht reich ausgestattet mit Möglichkeiten. Alexander Khuon spielt in direkt (so weit man das Gewundene direkt spielen kann), ohne dem Affen zu viel Zucker zu geben. Matthias Neukirch verkörpert den liebenden alternden Vater und spielt ihn nicht nur. Man muss ihn mögen, weil er die Begrenztheit dieser liebenden, aber irgendwie doch distanzierten Vätergeneration immer mitspielt. Dieser Miller holt das Beste aus sich heraus, mehr geht eben nicht. Maria Wardzinska als Sophie sieht so jung und mädchenhaft aus und trifft doch alle abgeklärten Töne, was in seiner Differenz einen großen Reiz in kleiner Rolle hat. Und als Kontrast zur exaltierten Milford funktioniert es wunderbar --> weiter im nächsten Kommentar
Das Bühnenbild scheint mir weniger Ausdruck der konsequenten Dramaturgie der Inszenierung als verspielte Idee zu sein. Es lädt zu allerhand Akrobatik ein, die man sich aber stets kunstvoller wünscht. Wenn schon, denn schon. Und behindert sich in seiner Mechanik gelegentlich selbst und lenkt damit ab (Türen gehen versehentlich auf, Wände stoßen aneinander, man hat permanent Sorge, die Schauspieler könnten sich die Hände quetschen ...). Mich hat es an den Film „Cube“ erinnert, worin die Türen nur in weitere Räume mit weiteren Türen führen. Sinnbild der Ausweglosigkeit, irgendwie. Aber „irgendwie“ blieb es auch, den hinter den Türen war der gut sichtbare Bühnenraum des Deutschen Theaters. Und in seiner absichtsvollen Materialstückelung, die – schon wieder irgendwie – an die Budenbauerei aus Kinderzeiten erinnerte, war man mehr auf die Materialität des Gebauten geworfen als dass man spielunterstützenden Mehrwert erkannte.
Religion hat konsequenterweise keinen Platz mehr in der Inszenierung, der abwesende Vätermord meines Erachtens auch nicht. Die Inszenierung ist beileibe kein Muss, aber doch ein gelungener Theaterabend, der weniger das Mangelwesen Mann diskutiert – das gibt es als wohlfeile Schillerlocke oben drauf – sondern vor allem den point of no return: Irgendwann sind die Weichen gestellt und das Unglück, das keiner will (außer Ferdinand vielleicht) nimmt seinen Lauf und man hat es nicht gemerkt, weil man nicht aufs Ganze gesehen hat bzw. weil man eben nicht aus den eigenen existentialistischen Erzählungen heraus kommt. Die eigene allmachtsphantastische Sicht der Dinge stößt einem so erst vom tragischen Ende her auf und dann ist es zu spät. Was man(n) auch schon wieder nicht einsehen mag. Und am Ende hat man doch wieder einen Kloß im Hals und ist betroffen. Ganz diesseits aller Hermeneutik. Ganz direkt.
Die Kritik sollte sich auf die Stücke beziehen, den Rückschluss auf das Haus kann jeder selber ziehen - ohne trottelige Schmähreden...
...die Steilvorlage zum 'Herunterwirtschaften' hat ihm bereits Reese während seiner Interimsintendanz geliefert. Frag mich nur, weshalb sich jetzt wieder niemand an die letzte, mit wenigen Ausnahmen, grauenvoll triviale Spielzeit erinnert...
Sehr geehrter jr und alle anderen Krisenschwadronierer,
jetzt machen Sie doch einmal einen Punkt (in Ihrem Hirn). Khuon und seine Leute sind seit einem halben Jahr in Berlin öffentlich wirksam tätig. Was reden Sie da von "herunterwirtschaften" und dergleichen? Es handelt sich um die Leitung eines Theaters, nicht um eine Regierung. Lasst die Leute doch mal machen und wenigstens eine Spielzeit abwarten. Wie war das mit Bernd Wilms doch gleich? Er stand 2004 schwer in der Kritik, nach wieviel Jahren Leitung des DT? Dann kam "Virginia Woolf" von Gosch und es ging bergauf in der öffentlichen Wahrnehmung.
Also bitte. Etwas mehr Geduld.
nikolaus merck
stephan kimmig ist ein begabter und einfallsreicher regisseur, der nicht immer einfaches theater macht, und gerade das rechne ich ihm hoch an. das da nicht immer alles hand und fuß hat, ist in ordnung. ideen gibt's jedenfalls zur genüge. und ein bisschen selber mitdenken darf der zuschauer gern auch noch.
herr khuon hat aus hamburg ein paar großartige schauspieler mitgebracht, die sich vor der "alten" mannschaft des wilms/-reese-dt nicht zu verstecken brauchen.
hört doch endlich auf, dumm in die gegend herauszurufen und die neue intendanz per se schlechtzumachen, nur weil sie neu ist. die leute sind gerade mal sechs monate dort, gebt ihnen zeit. sollen sie zaubern oder wie stellt ihr euch das vor?
ich hätte mich damals übrigens gefreut, wenn unsere schultheateraufführungen auch nur ansatzweise diese qualität gehabt hätten.
Sicherlich war Khuon im Hamburg überzeugend, sicherlich waren die ersten Inszenierungen der Berliner Intendanz Mittelmaß und sicherlich bedeutet letzteres kaum etwas für Bevorstehendes. Jedenfalls war das vergangene Wochenende am DT ein Fingerzeig. Nach oben.
Kabale und Liebe: Klar und heutig. Ein Feuerwerk von Sprache und Zusammenspiel in einem sich und etwas entwickelnden Bühnenbild (im Gegensatz zu: Diebe). Womöglich etwas unentschieden in der letzten Konsequenz, doch ein Abend, der in seiner Konzisität die meisten, oft schlappen Inszenierungen aller großen fünf Berliner Häuser übertrifft. So soll es weitergehen.
Noch überragender, ja "Theaterbesucher": Frühlings Erwachen. Radikal lebendig. Nicht laut und draufgängerisch, sondern AM LEBEN. Und trotz allem eine faszinierende Angemessenheit, die in ihrer unbändigen Suche eben genau Stück und Inszenierungsentscheidungen trifft. Hervorragendes Ensemble, sicherlich mit einer nahezu unglaublich versierten Elisabeth Brückner.
Hier wird um etwas gespielt. Und dies mit Einsichten, die in den letzten Monaten seltener geworden waren.
PS: Gegen dieses F.E. verblasst auch die Peymann-Inszenierung (Dies ohne eine political correct geworden scheinende Peymann-Schmäh.)
(Lieber Hans Zisch,
richtig beobachtet. "Frühlingserwachen" wurde auf nachtkritik.de tatsächlich nicht mit einer Nachtkritik besprochen, da wir Inszenierungen von Jugendclubs etc. nur in seltenen Ausnahmefällen in unser Programm aufnehmen.
Dafür gibt es hier aber ja eben die Möglichkeit, in Kommentaren oder mit einer eigenen Leserkritik im Forum auf Dinge zu verweisen, die hier noch nicht vorkommen.
Mit freundlichen Grüßen,
Anne Peter für die Redaktion)
Lieber Herr Merck, worauf sollen wir denn Ihrer Meinung nach mit etwas Geduld warten? Bis der Knoten platzt? Die Enttäuschung ist doch nur allzu verständlich. Der Neubeginn am Deutschen Theater ist so unstrukturiert, wie man es selten gesehen hat. Das ist umso peinlicher, weil Herrn Khuon ja ein gutes Team hat. Sicher kann man ihn nicht für jede misslungene Inszenierung verantwortlich machen, aber schon mit für die Stückauswahl. Ein Potpourie der Einfallslosigkeit. Man setzt auf Bekanntes (Schiller, Brecht, Molière, Shakespeare), und Bewehrtes (Loher-Kriegenburg) ohne Mut zum Risiko. Das gibt es höchstens mal in der Box. Also wenn man dann scheitert, braucht man sich über Kritik nicht zu wundern. Es gibt kein Programm, keinen Faden, der sich durch diese Spielzeit zieht und mit dem Versprechen, das Herr Khuon jetzt abgegeben hat, weniger nett zu sein (Was soll das denn bedeuten?), wird er das ganze auch nicht mehr retten.
Bleibt zu hoffen, dass wenigstens die kommenden Inszenierungen von Gotscheff und Thalheimer etwas entschädigen, für diese an Höhepunkten arme Spielzeit.
Die Schauspieler spielten mit viel Mut und Energie. Ganz anders als nebenan...
Besonders beeindruckt war ich von,den für mich sehr begabten Schauspielern, Elisabeth Brückner(Moritz) und Marcel Heupermann(Lämmermeier). Wobei der Rest auch eine grandiose Leistung ablegte. Action pur. trotzdem wird eine gewisse Ernsthaftigkeit noch beibehalten.Gerade ind er 2.Hälfte.
Super Inszenierung Herr Prätsch!
Marc Prätsch hat tatsächlich super Arbeit geleistet.
Nun zu den Schauspielern:
Hauptrollenbesetzungen fand ich sehr interessant besetzt. Melchior als Checker, Wendla als durchgedrehtes Mädchen und Moritz gespielt von einem Mädchen.
Das Stück war bis auf die kleinsten Rollen wie z.B. Heidi Klum interessant und wunderbar besetzt.
Besonders gefielen mir an diesem Abend jedoch die "kleineren" Rollen. Ich habe mich prächtig amüßiert über Marcel Heupermann(Lämmermeier) und Joshua Grothe (Heidi Klum). Heupermann, den ich auch schon einmal in der Volksbühne erleben konnte, spielte unglaublich selbstverständlich auf der Bühne. Er hat eine unglaublich witzige und humorvolle Ausstrahlung auf der Bühne, welche ihn für mich sehr symphatisch gemacht hat. Hätte gerne mehr von ihm gesehen an diesem Abend.
Joshua Grothe war der absolute Knaller. Er kam auf die Bühne und verkörperte mit seinem Lächeln schon allein Heidi Klum in Person. Sofort sah ich die weinenden Mädchen aus den leider nie aufhörenden Staffeln "Germanys next Topmodel".
Heupermann und Grothe spielten wunderbar miteinander bei ihrer gemeinsamen Nummer "Amazing". In dieser holte Frau Klum Lämmermeier zu sich und behandelte ihn wie ihren Mann Seal. Heupermann zückte ein Mikrofon aus seinem Schritt und begann den Song "Amazing" zu singen. Zu diesem Song machte Frau Klum ihre Fitnessübungen und sprang über die Bühne mit akrobatischen Kunststücken. Bis der Refrain kam und Lämmermeier und Heidi in Wendlas Bett sex hatten und während des Sex ins Publikum breit grinsten.
Fazit: Super Inszenierung, tolle Schauspieler (die dem wahren DT Ensemble wirklich Konkurrenz machen), lohnt sich auf jedenfall reinzugucken!!
Danke für den tollen Abend !
Bei "Frühlings Erwachen" handelt es sich um keinen Jugendclub etc., sondern um eine professionelle Produktion des Jungen DT mit nicht-professionellen Spielern. Diese Zwitter sind ja nun schon lange keine Ausnahmen mehr in der Theaterwelt. Das Theater verändert sich und Kategorien werden in Frage stellt. Interessant ist, wie schwer sich die Theaterkritik tut, wenn ihr die vertrauten Kriterien abhanden kommen. Und erfreulich ist, dass dieses Forum nun gekapert wird, da es offensichtlich ein Bedürfnis gibt, sich über diese Produktion auszutauschen.
Es ist in der Tat erfreulich, daß dergleichen kleinere Produktionen es immer wieder schaffen, Akzente zu setzen; - auch das ist ja ein DT-Kontrast !!-
allerdings wäre es wohl hinsichtlich des Bedürfnisses, sich darüber auszutauschen, nicht unbedingt nötig,
irgendeinen Thread zu "kapern": es gibt die Möglichkeit
zu eigenen Forumsbeiträgen; diese werden von der nachtkritik de.-Redaktion ja auch in einer gesonderten
Spalte (rechts), je die aktuellsten, aufgeführt: ... recht häufig sind da zum Beispiel Beiträge von Horst
Rödiger zu lesen, desmeist von bat-Produktionen.
@ "Basher" und "VerteidigerInnen"
Da sind sie nämlich wieder: diese merkwürdigen Erwartungshaltungen, diese Endlosforderer, diese eigentümlich pauschalierenden "KritikerInnen" bestimmter Theaterhäuser; eigenartigerweise -in einem
anderen Thread war das angeklungen- fällt das zB. einer Vielleserin und Vielschreiberin wie Rosa L. nicht auf,angeblich, wie es hier zuweilen in BE-, DT-, Central-Theater-, Bochum- und gelegentlich auch Frankfurt- und Hamburgthreads zugeht.
In diesem Thread in der Form des "Khoun-Bashings",
der "Khoun-Verteidigung".
Für mich ist das im Grunde genommen nur traurig, daß
teilweise die jeweiligen Aufführungen oder Fragen zu
Ihnen (denn freilich können auch Leute Fragen stellen,
sich einer Produktion annähren, die diese nicht sehen konnten, wie ich zB. sehr häufig, da ich halt nicht so oft nach Berlin, München, Leipzig oder Frankfurt etc.
komme) hin und wieder, keineswegs immer !, in den Hintergrund geraten: für mich ist das ein Anzeichen für eine bloße "Bedeutungskultur": für Getue und Gehabe.
Das ist nicht nur uninteressant; das schadet dem gesamten Theaterwesen, so schätze ich das ein.
Natürlich hat Herr Khoun nicht von gestern auf heute
sein Handwerk verlernt, andererseits stehen den "Bashern" wieder eine ganze Reihe namhafter Theaterleute entgegen, die teilweise gerade ein wenig in einer anderen Hinsicht übertrieben: Denke ich an
"Die Deutsche Bühne", an einen speziellen Vorbericht zu Khouns Intendanz, so gab es im Grunde da eher soetwas wie "Vorschußlorbeeren". Mit dem DT-Theaterfest war Khoun eigentlich auch irgendwie von 0 auf 100 eingestiegen: Große Bühne, Gregor Gysi,
Überlegungen zu Katholischen Orden oder Hertha, Union ... ; und es wäre wohl auch ein wenig naiv, sich
vorzustellen, daß für Herrn Khoun Berlin so "furchtbar
neu" ist: allein mit seinem sehr erfolgreichen Thalia war er regelmäßig auf den Theatertreffen: das waren freilich auch Berlinbewährungen.
Die "Basher" dürfen sich allemal darauf einstellen, daß sie rein öffentlichkeitsdynamisch nicht anders wirken werden wie seinerzeit die "Regietheater-Basher" in
Hamburg, die "Verteidiger" tun gut daran, sich auf jede einzelne Inszenierung neu zu besinnen, und diesen Intendanten-Pappkameraden-Spielchen das Wasser abzugraben. Derzeit werden sehr viele Berliner Produktionen, an sehr verschiedenen Spielorten hyperkritisch beäugt, dabei ist die Lage 2009/2010
nun einmal nicht ohne, die Wuppertal-Oberhausen-
Köln ( der "WOK")-Entwicklungen verdeutlichen das.
Weniger Nabelschau, mehr Stadttheatersinn !!
Die Kritik gegen Khuon als Bashing zu bezeichnen greift zu kurz. Die Berliner kennen den Inszenierungsstil des Thalia-Theaters unter Khuon sehr wohl. Da ja Produktionen aus Hamburg regelmäßig zu Gast waren. Er ist tatsächlich nicht viel anders als der im DT unter Wilms. Die Berliner Kulturpolitiker hatten sich mit Khuon eine Restauration des DT versprochen, alles sollte beim Alten bleiben. Aber der Berliner lässt sich bekanntlich kein X für ein U vormachen. Die Nabelschau hat Herr Khuon selbst betrieben, indem er jede Menge Produktionen aus Hamburg mitgebracht hat. Es fehlen tatsächlich neue Impulse. Das ist die Enttäuschung.
Lieber Stefan !
Das halte ich allerdings für ein gutes Stück weit für einen ganz und gar gängigen und üblichen Schritt, wenn so viele Schauspielerinnen und Schauspieler mitziehen, gewisse Produktionen als Repertoirestücke fortzuführen : das erleichtert einen Umzug so ganz nach Berlin schon und verdient meines Erachtens auch "Nachsicht", zumal die Sachen aus Hamburg zwar Gastspiele gewesen sein mögen, aber für einige Sachen, das wissen Sie selbst vermutlich nur zu gut, Karten zu bekommen ??! Also in einen Gosch-Abend, einen seiner Tschechows, hineinzukommen, das ist immer noch eine Logistiksache, und mögen auch alle Titelüberschriften, ein anderer Thread thematisiert es, aus Berlin kommen, ich komme da allenthalben ein-zwei Mal(e) mit dem RE vorgefahren (Quer-durchs-Land-
Ticket), ich bin sozusagen und stehe dazu, klar, ein
Landei, Landklarei, wenn Sie so wollen, Repertoire willkommen, und in einer wild von Forderungshaltungen wimmelnden Republik sogar ein gutes Stück Gewohnheit, ein gutes Stück Kontinuität !
Und es gibt ja auch andere Stimmen als die Ihrige in den diversen Threads und Kritiken rund ums jetzige DT: Ihre ist tatsächlich kritisch, wenngleich ich den Aspekt mit der "Nabelschau, weil aus HH ..." nicht teile, sehr wohl aber eine Sicht, in der Herr Khuon durch sein Auftreten bzw. Artikler zu seinem Amtsantritt nicht unbedingt nur dazu beigetragen haben, jetzt vor allem auf "Schonzeiten für Kritik" zu verfallen. Ich persönlich mochte das DT unter Wilms, soweit ich das kennenlernen durfte, glaube aber nicht wirklich, daß die Khuon-Handschrift dem so sehr ähnelt wie Sie es hier anmerken. Ich mochte auch das Thalia unter Khuon, und ich wußte eigentlich dennoch einigermaßen genau, wann ich in HH und wann in Berlin war diesbezüglich: natürlich bringen Regisseure, die an mehreren Großen Häusern arbeiten, da verwandte Züge hinein, aber das gilt dann freilich nicht weniger für Stuttgart oder Zürich zum Beispiel, für München.
Ihre Stimme ist kritisch: Sie sind enttäuscht, nennen
Gründe !! Gerade das tun ganz Viele hier und andernorts nicht, darum war es mir zu tun: ich verab-
scheue schlichtweg Kampagnenfahrerei: DT in drei-vier
Monaten runtergewirtschaftet ?? Solche Statements sind lächerlich, im Umfeld von Theaterschließungsdrohungen kleinerer Häuser, ist so ein Verhalten unreif, dumm, fatal: Kritik immer: von Inszenierung zu Inszenierung ! Der Thread zur aktuellen Breth-Produktion signalisiert, wie produktiv über Theater "gestritten" werden kann ..
a) das gänzliche fehlen einer haltung zu dem stoff, das alles sieht sich wunderbar an, kommt aber ohne jedes risiko zur eigenen meinung daher. und das bei schiller? - das war doch bei "maria stuart" noch ganz anders!
b) diese bühne: sie ist grauenhaft beliebig, hässlich, das langweiligste, was ich seit wirklich sehr langer zeit gesehen habe. schön, dass sich die wände drehen lassen, natürlich thront der ganze bau noch auf einer eigenen drehbühne, damit zum ende des abends hin das ganze konstrukt in den hintergrund fahren und sich dort lustig weiter drehen kann, keine optische langeweile aufkommt. lässt sich alles verschmwerzen, aber: entweder man bespielt so ein "ding" von bühne dann auch konsequent oder man lässt es eben sein. es kann doch nicht angehen, dass ferdinand vor tollheit in dem kasten herumkraxeln muss und keinen ausweg findet. der zuschauer denkt sich: aha, das ist jetzt so eine szene, wo man mir sagen soll, dass es keinen ausweg gibt. dann darf kurz die augenbraue hochgezogen werden, und dann kommt der nächste gedanke: aber die wände kann man doch aufdrehen. das machen die doch schon den ganzen abend über, weil hier nicht ein einziger auftritt oder abgang logisch inszeniert ist ...
und jetzt ab nach frankfurt. mal sehen, wie's der "lulu" so geht.