Brasch, Thomas

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Brasch, Thomas

Thomas Brasch, am 19. Februar 1945 in Westow/Yorkshire (England) geboren und gestorben 2001 in Berlin, war Schriftsteller, Filmemacher und Übersetzer.

Der Sohn des hohen SED Parteifunktionärs Horst Brasch (1966 bis 1969 stellvertretender Minister für Kultur) eckte während seines Ausbildungsweges regelmäßig bei den Autoritäten der DDR an. Ein Journalistikstudium in Leipzig musste er abbrechen, als Student der Dramaturgie an der Hochschule für Film und Fernsehen Babelsberg wurde er wegen Verteilung von Flugblättern gegen den Einmarsch der Warschauer-Pakt-Staaten in die ČSSR 1968 zu zwei Jahren und drei Monaten Haft verurteilt und 1969 vorzeitig entlassen.

Brasch war Mitunterzeichner der Resolution gegen die Ausbürgerung des Liedermachers Wolf Biermann 1976 und verließ im selben Jahr per Ausreiseantrag mit seiner Freundin, der Schauspielerin und späteren Regisseurin Katharina Thalbach, die DDR. Sein namhaftester Erzählband "Vor den Vätern sterben die Söhne" erschien 1977 im West-Berliner Rotbuch-Verlag.

Brasch schrieb Theaterstücke wie "Mercedes" und "Lieber Georg" für große deutschsprachige Bühnen, drehte Filme und schuf Übersetzungen der Dramen William Shakespeares und Anton Tschechows, die bis heute viel gespielt werden. Für seinen Film "Engel aus Eisen" erhielt er 1981 den Bayerischen Filmpreis. Brasch       zeigte in seinen Werken ein Faible für Außenseiter und Rebellen wie den Bandenführer Werner Gladow oder den Mädchenmörder Karl Brunke. Seine Texturen sind lyrisch verdichtet, geschult am Sprachbewusstsein der klassischen Moderne.

2001 starb der Schriftsteller in Berlin an Herzversagen, nachdem er in den 1990er Jahren zurückgezogen an einem unvollendet gebliebenen Werk über den Mädchenmörder Brunke gearbeitet hatte.

Das Leben von Thomas Brasch ist in dem Roman "Die Kinder der Preußischen Wüste" von Klaus Pohl verarbeitet worden, den Simone Kaempf rezensierte – außerdem im "Roman meiner fabelhaften Familie" Ab jetzt ist Ruhe von Thomas Braschs Schwester, der Radiomoderatorin Marion Brasch.

Nachtkritiken zu Werken von Thomas Brasch:

Vor den Vätern sterben die Söhne (zusammen mit "Warum läuft Herr R. Amok? von Rainer Werner Fassbinder) am Staatstheater Stuttgart (5/2007)

Vor den Vätern sterben die Söhne / Mercedes am Berliner Ensemble (11/2011)

Ich komme aus meiner Haut. Sieben Tage Doppelmord am Theaterhaus Jena (2/2012)

Vor den Vätern sterben die Söhne am Theater Dessau (12/2013)

Morgen wird auch ein schöner Tag, sagte die Eintagsfliege am Staatstheater Augsburg / Brechtfestival (2/2022)



Übertragungen der Werke Shakespeares und Tschechows durch Thomas Brasch finden sich über die Suchfunktion.