Hurtige Heuer

12. April 2019. Thorleifur Örn Arnarsson wird ab der Spielzeit 2019/20 Schauspieldirektor an der Volksbühne Berlin, Lucia Bihler wird Hausregisseurin. Die Neubesetzung bislang offener Posten, u.a. auch im Ensemble, gab die Volksbühne Berlin heute auf einer Pressekonferenz sowie via Presseaussendung bekannt.

Volksbuehne NeuesTeam 2019 20 560 LouisaRansom uVier für die Volksbühne: die Geschäftsführende Direktorin Nicole Lohrisch, der designierte Schauspieldirektor Thorleifur Örn Arnarsson, Hausregisseurin Lucia Bihler und Intendant Klaus Dörr (v.l.) © Louisa Ransom

Engagiert werden ab 2019/20 zudem vorerst 15 neue Schauspieler*innen: Sólveig Arnasdòttir, Malick Bauer, Manolo Bertling, Sarah Franke, Katja Gaudard, Sebastian Grünewald, Jella Haase, Paula Kober, Robert Kuchenbuch, Vanessa Loibl, Daniel Nerlich, Emma Rönnebeck, Sarah Maria Sander, Sylvana Seddig und Theo Trebs. Silvia Rieger und Sir Henry (John Henry Nijenhuis), die schon unter Intendant Frank Castorf zum Ensemble gehörten, bleiben weiterhin am Haus. Nicht mehr im Ensemble sind Anne Tismer und Frank Willens, die unter Chris Dercon an die Volksbühne verpflichtet worden waren. Verstärkt wird unter dem Intendanten und Mitglied der Schauspieldirektion Klaus Dörr außerdem die Dramaturgie, mit Ulf Frötzschner, Degna Martens und Hannah Schünemann.

Als Eröffnung für die Saison 2019/20 sind Inszenierungen von Thorleifur Örn Arnarsson, Kay Voges und Claudia Bauer geplant. Insgesamt soll es laut Presseaussendung in der kommenden Spielzeit 14 Neuproduktionen geben, davon neun Uraufführungen. Neben den drei vorgenannten Regisseur*innen werden Lucia Bihler, Alexander Eisenach, Pınar Karabulut, Susanne Kennedy, Hans-Werner Kroesinger, Constanza Macras, David Marton, Ari Benjamin Meyers, Stefan Pucher, Marius Schötz sowie ein Regieteam von der Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch an der Volksbühne inszenieren. Hinzu kommen sechs Premieren des Jugendtheaters P14.

(Volksbühne Berlin / eph)

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Kommentare  
Volksbühnen-Team: Verpasste Chance
Wieder verpasst Berlin den Anschluss: stattdessen retroaktives Theater welches sich, abgesehen von Susanne Kennedy, an Stadttheaterkonventionen abarbeitet. Schade wie der Standort Volksbühne nach 25 Jahren Castorf und dem streitbaren (aber in jedem Fall mutigen) Intermezzo mit Dercon, die Chance verpasst Profil zu erlangen.
Volksbühnen-Team: Nicht mein Theater mehr
Provinztheater in Berlin
Volksbühnen-Team: mutlos
In der Tat: Berlin unterstreicht seine Provinzialität im ästhetischen Anspruch. Wie schade, dass hier der Mut fehlt.
Volksbühnen-Team: Klischee
„Chance verpasst, Profil zu erlangen.“ Aha. Geht‘s noch selbstgerechter? Derlei Aburteilungen neuer Leitungsteams sind abgrundtief spiessig.
Volksbühnen-Team: brav und bieder
Warum diese braven und biederen Provinz-EpigonInnen der ehemaligen Volksbühne, warum dann nicht wieder die Originale? Wie peinlich ist das denn?
Volksbühnen-Team: bitte...
hört mal auf mit dem volksbuehnen-bashing - ich kann es nicht mehr lesen... - das ist jetzt auch durch. das ist ein spannendes team, bin gespannt - man sollte ihnen mal eine chance geben!
Volksbühnen-Team: gespannt
Gut! Junge Regisseure, deren Arbeit in Berlin gänzlich unbekannt ist (deswegen offenbar einfach mal so locker aus dem Handgelenk als "provinziell" abgehakt werden kann/muss) fest ans Haus gebunden. Zwar keine Parität (schade), aber doch eine starke Präsenz von Regisseurinnen. Ein Ensemble, auf das man zumindest gespannt sein kann, und dem man vielleicht nicht sofort reflexartig vorhalten muss, das es zu zu grossen Teilen aus Hannover rekrutiert wurde. Und endlich wieder eine ernstzunehmende Dramaturgie. Mich freut's, dass die Volksbühne selbst in dieser interimistischen Fassung wieder aussieht, wie ein Theater -- was sich da dann künstlerisch tut, bleibt abzuwarten. Dass sowohl Susanne Kennedy als auch Kay Vogel neue Produktionen machen, macht auch Hoffnung, genauso wie Claudia Bauer. Mich würde allerdings schon interessieren, wer denn die wahnsinnig innovativen Künstler sind, die die Enttäuschten lieber gesehen hätten. (Und was, bitte, bitte, sind eigentlich genau "Stadttheaterkonventionen"? Als Schlagwort ist das eine der hohlsten Vokabeln in dieser Debatte.)
Volksbühnen-Team: erprobt und angesagt
Von außen besehen scheint diese Konstellation zunächst einen sehr machtbewussten und darin erfolgreichen Klaus Dörr widerzuspiegeln. Vom Ensemble her wirkts sympathisch und macht neugierig, während es in Sachen Regie doch eher nach dem Wahlspruch 'erprobt und für angesagt befunden' zugehen dürfte...
Volksbühnen-Team: Freude
Ich freue mich auf das neue Team! Die angekündigten Regisseur_innen haben auf jeden Fall alle eine eigene Handschrift, welche in Berlin noch nicht so bekannt ist. Sie konnten sich alle schon (teilweise schon sehr lange) einen Namen machen anderswo (vielleicht kann sich das Berlin nicht vorstellen ... und vielleicht ist genau das das Problem!?).
Volksbühnen-Team: Shame Shame Shame
Sofort drauf loshacken? Haben Sie überhaupt nur eine Inszenierung der genannten Leute gesehen?! Arnasson hat am Staatsschauspiel Hannover (das soll Provinz sein?!) eine überragende 'Edda' inszeniert und viele weitere extrem spannende Abende. Bihler ist eine junge Regisseurin am Anfang ihrer Karriere, die sehr klug, mutig und selbstbewusst, mit klarer Handschrift arbeitet. Welch tolle, zukunftsorientierte Entscheidung. Keine Vetternwirtschaft, kein Männerüberschuss, keine Altbekannten. Kann man nicht einfach mal akzeptieren, dass das ein verdammt guter Lösungsversuch ist, nach der gottähnlichen Castorf-Ära etwas Neues zu etablieren?! Ich jedenfalls freu mich auf euch, newVolksbühne!
Volksbühnen-Team: Wütende Schauspielerin*
Sehr progressiv! Von 13 Regieführenden, 5 Regisseurinnen!
Wow! Einfach nur Wow!
NICHT!
Thanks for nothing!
Volksbühnen-Team: Meckern geht auch später
Zwei Anmerkungen:
#8 "erprobt und für angesagt befunden": Das beschreibt gut das Theater Frank Castorfs, war aber wohl nicht so gemeint.
Es ist schön, dass nach dem Ende der Intendanz Walburgs in Hannover einige Schauspielerinnen und Schauspieler ein neues Engagement antreten. Bedauerlich ist aber, dass sie dann nicht mehr in Hannover spielen, denn sie sind wirklich gut.
Ansonsten sollte man sich "berlina" anschließen und abwarten und sehen, was kommnt. Meckern kann man dann immer noch.
Volksbühnen-Team: gut und schade finden
Is das nun immer noch eine Interim-Intendanz-Entscheidung? Da sind ja richtig gute Vorschläge darunter. Frau Bihlers Handschrift scheint mir jedenfalls keine bereits auf zwanghafte Wiedererkennbarkeit hin ausgeschriebene. Und auch keine auf ichkleinCastorfkapiert! angelegte. Und auch Arnasson bringt etwas nicht sofort für jeden gleich erkennbar in die Tradition des Hauses Passendes mit: einen Hang zur Epik in der dramturgischen Stoffbehandlung. Ich find gut, dass die P14 so kontinuierlich und mit höherer Verantwortung fürs Ganze gefordert sind. Ich find prima, dass Hannah Schünemann in die Dramaturgie kommt. Gesicherter Groß-Spielplatz für Regieklasse find ich auch gut. Ich find gut, dass sich der Interims-Intendant als Teil der Schauspiel-Leitung begreift und Nicole Lohrisch bei Fototerminen der Leitung ihrer Funktion angemessen nicht hinter ihren Schreibtisch verbannt wird.
Dass so viele Leute aus Hannover kommen, hat für mich zwar ein Geschmäckle, denn es wirkt wie des Verantwortung nicht so recht abgeben wollenden "Papis" Spätversorgung für das Staaatsschauspiel Hannover unter der Ägide des DBV... Aber wenn sie nun mal da sind und Lust haben, da zu arbeiten unter all diesen Regie-Leuten, solln se doch tun- Hauptsache, es bleibt noch eine kleine Stellen-Reserve, wenn mal so ein richtiger Überraschungsknaller in das Haus einfliegt-
Dass Tissmer weg ist find ich ziemlich sehr schade...
Volksbühnen-Team: muss sich etablieren dürfen
Man kann dem jungen Team nur Glück wünschen. Ein Neuanfang ist immer eine gute Sache und die geholten Kräfte, welche vornehmlich aus Hannover und Stuttgart kommen, müssen sich in der Stadt etablieren dürfen. Die Volksbühne war jedoch stets ein Theater der Superlative und die jetzige Aufstellung drückt, in Ensemble und Regie, einen Normcore Anspruch aus.
Volksbühnen-Team: Abwarten, Tee trinken
Ich kann mich da nur anschließen: Abwarten, Tee trinken und dem neuen Ensemble, seinem Haus zudem, eine Chance geben (und mehr als eine im wörtlichen Sinne), und, ja, neugierig bin ich zudem ! Gut, ich bin nicht so häufig in Berlin, aber nichts schreckt mich von dieser neuen Konstellation ab, im Gegenteil: Einige Spielerinnen und Spieler aus den Centraltheaterzeiten, vom Gorki-Theater, auch vom Thalia (Sylvana Seddig, nun ja, ich begann mich gerade auf weitere Abende mit ihrer Beteiligung, wie zuletzt in "Maria" und "Eine Familie", am Thalia zu freuen, und nun ist sie Hamburg schon wieder los offenbar) werde ich dann dort wohl wiedersehen, wiederhören, wiedererfahren dürfen !. lg aus Rostock
Volksbühnen-Team: Neuanfang erst 2021
@#14
Was soll denn hier das Gerede von Neuanfang an der Volksbühne? Der ist doch bekanntlich auf Sommer 2021 verschoben. Hier geht es doch um die vorletzte Saison des Notstands- und Auslaufmodells Klaus Dörr. Und da ist es natürlich sinnvoll ein paar Schauspielabsolventen schon mal 2 Jahre Ensembleluft schnuppern zu lassen, bevor sie dann "richtige" Engagements in Westdeutschland oder anderswo antreten. Vielleicht kriegt Kay Voges bis dahin ja auch noch eine neue Intendanz in Kiel oder Ingolstadt und kann einige Ensemblemitglieder der aktuellen Zwischenlösung dann an sein neues Haus mitgenehmen. Aber dem Trugschluss es gehe hier um einen Neuanfang, wo doch nur temporäres Satyrspiel gemeint sein kann, sollte man auch in den Kommentarspalten von Nachtkritik keinen Vorschub leisten.
Volksbühnen-Team: Zwischenlösung
@Oliver Held: Da kann man Ihnen nur Recht geben. Man muss diesen Neuanfang relativieren. Es kann für Berlin nie genug sein, das Hannoveraner Stadttheater nach Berlin zu holen. Als Konsolidierungsmaßnahme für den Übergang ist dies jedoch okay, wenngleich selbstverständlich kein großer Wurf. Man kann also nur viel Glück wünschen und langfristig eine echte Ablöse.
Volksbühnen-Team: Satyr temporalis
Lieber Herr Held, bitte geben Sie mir Einblick in die Wissensspeicher, aus denen Sie Ihre Urteilskraft schöpfen. Ich ahne gewaltige Tiefe an Erfahrung, und es fröstelt mich wohlig bei der blossen Vorstellung, von Ihren Kategorien bedacht zu werden.
Volksbühnen-Team: Berliner Spießigkeit
Was mich am meisten ärgert, ist diese so kunst- und geistfreie Einteilung in A oder B-Theater, in berlinwürdige oder berlinunwürdige Kunst bzw. Künstler...ich meine DAS ist an Spießigkeit und echter Provinzialität ( falls es sowas überhaupt gibt ) nicht zu überbieten.
Volksbühnen-Team: bodenlose Berlin-Arroganz
Was für eine bodenlose Berlin_Arroganz hier doch immer wieder aus den Kommentaren spricht - ist euch denn immer noch nicht aufgefallen, dass auch in Berlin schon immer nur mit Wasser gekocht wurde, und auch anderswo tolles Theater stattfindet? Die Mauer ist doch schon vor fast 30 Jahren gefallen ...
Und dieses ewige Kay Voges-Bashing von den Nachtkritik-Kommentar-Trollen nervt und ist symptomatisch für die Provinz in den Berliner Köpfen - ganz unabhängig davon, was man von seinen Inszenierungen hält, eine*n gute*n Intendant*n zeichnet doch vor allem aus, auch andere Regiesprachen locken zu können .. und spannende Konstellationen zu bauen .. und Neues auszuprobieren .. und für und mit einem Ensemble denken zu können ... und das alles hat in Dortmund verdammt gut geklappt.
Volksbühnen-Team: Schauspielabsolventen?
Lieber Herr Held, daß es sich mitnichten nur um Schauspielabsolventen handelt, irgendwie klingt Ihr Beitrag zumindestens so, muß ich Ihnen vermutlich nicht lange auseinandersetzen; ich denke im übrigen, daß diejenigen, die an dieses -in der Tat wohl immernoch spezielle- Haus gehen, allesamt wissen, wohin sie da gehen, was für eine Herausforderung da auf sie wartet; zB. besagte Centraltheaterleute und natürlich auch Herr Kuchenbuch (Gorki unter Petras ua.) haben in verwandtem Umfang beäugte Theaterstarts tatsächlich schon hautnah erlebt und einige Erfahrung, denke ich; ein wenig Zuversicht, daß es heißen könnte "In zwei Jahren berühmt oder ..." sollten Sie doch auch teilen können, oder etwa so garnicht -ob Sie das Satyrspiel, Intermezzo, wie auch immer nennen- ?? Es wäre natürlich schön, wenn auch Leander Haußmann weiterhin mit Arbeiten zu sehen sein sollte, an einen Volker Lösch oder Sebastian Hartmann gedacht wird, ergo: abwarten !.
Volksbühnen-Team: Gratulation
Da wollen die ach so klugen und tollen Theaterkenner gleich mal wieder alles besser wissen und haben doch keine Ahnung von der deutschen Theaterszene. Wo ist hier Provinz und wo Absolventen von Schauspielschulen? Tolle Regisseure ein klasse Ensemble, Und vor allem der neue Chef macht unglaublich tolles Theater. Ich gratuliere zu diesen tollen Team und werde des öfteren aus der Provinz München nach Berlin reisen und mir vieles dort anschauen. Ist ja auch komisch das zum Berliner Theatertreffen Berlin fast nie dabei ist. Schönen Gruß aus der Provinz
Volksbühnen-Team: kaum zu bemäkeln
@17 bis 21
Bodenlose Berlin-Arroganz scheint tatsächlich nicht angebracht. Man sollte sich daran erinnern, dass Peter Steins Schaubühnenensemble damals aus Bremen in die Stadt gekommen ist. Frank Castorf mit Zwischenstationen aus Anklam. Und Schlingensief war der Apothekerssohn aus Oberhausen /NRW. Dass der Interims-schauspieldirektor von Klaus Dörr jetzt aus Island kommt, ist geographisch also kaum zu bemäkeln.
Die entscheidende Frage ist aber, was bringen diese Männer und Frauen aus der Provinz mit? Und haben sie in der Volksbühne etwas vor, was sie am Deutschen Theater oder am Berliner Ensemble nicht machen könnten, weil diese Theater noch zuviele Zuschauer in ihren Reihen haben, die ihre "Klassiker wiedererkennen" wollen.
Die Dörr-Intendanz war künstlerisch bislang deshalb ein Flop, weil mit Haußmann, Sasha Waltz und Karin Beiers Houellebecq-Inszenierung Sachen auf die Bühne am Rosa-Luxembourg-Platz geholt wurden, die man - ohne Buhrufe fürchten zu müssen - als Gastspiele auch nach Rostock, Halle/Saale, Köln, Konstanz oder sonstige Hochburgen provinzieller Theaterpublikumspiefigkeit hätte verfrachten können. Anders gesagt: Die einmaligen Möglichkeiten eines Stammpublikums, dass an der Volksbühne ein anderes Theater sehen will, als jenes, dass sich die Chefeinkäufer Khuon und Reese bei den jeweiligen Regisseurs-Agenturen bestellen. Nach dem Motto: "Sagt mal wir haben noch Kapazität im Februar 2021. Ist da der Ersan Mondtag noch frei??"
Meine Hoffnung ist, der nächste Volksbühnenintendant schließt sich diesem blöden Zirkus nicht an. Der Noch-Intendant Klaus Dörr tut es.
Volksbühnen-Team: Stadttheatermenschen
nun, das sind alles recht versierte stadttheatermenschen - und damit furchtbare entscheidungen. das kommt eben dabei heraus, wenn man einen verwaltungsangestellten als überleitungsintendanten beruft: die verstehen nicht, worum es ging. die volksbühne ist eben nie ein zusammengeschustere von qualitäten gewesen, sie hat nie so funktioniert, und kann auch nie auf diese weise wiederbelebt werden. dieser bau braucht keine menschen mit stadttheaterexpertise, die gerade angesagt sind, sondern ein leitmotiv, eine utopie. das muss nicht heißen: ein motto. es genügt auch, wenn sich dieses leitmotiv durch die individualität der protagonisten ausdrückt, ohne je ausgesprochen zu werden. man denke an behinderte schauspieler: da ist der bruch schon da, ganz egal, was sie machen. und auf gewisse weise sind castorf, fritsch, pollesch, marthaler und vinge/müller samt ensemble alle auch nur menschen mit einer starken behinderung - der abstand zu allem anderen war unüberwindbar groß. und danach müsste man suchen: nach einem bruch, der aus der unvereinnahmbaren natur der akteure heraus entsteht. nicht nach angesagten theatermenschen.
Volksbühnen-Team: ausgezeichnet gearbeitet
#24: Wieso geht es eigentlich hier so vielen immer um Re-Animation? Hieße das nicht: Heute so tun als sei alles wie bei Castorf?
Es soll doch nach meinem Verständnis aber NEU sein und dabei von einer Castorf adäquaten Wirkungsmächtigkeit.
Das lässt sich ja nicht mit dem schon Bekannten aus dem Boden stampfen. Ließe es, wäre ja Castorf nicht so wirkungsmächtig von der VB aus gewesen... Da kann man als von der Verwaltungs angestellter Interims-Intendant das Beste tun, wenn man den Platz freihält, bis das neue Potential gesichtet und gefunden wurde. Weil es sonst nämlich für die nächsten Jahre auch nur wieder dadurch blockiert ist, dass überall das Alte und das gewohnte Wirkungsniveau etabliert ist.
In der Hinsicht haben Dörr/Lohrisch bisher ausgezeichnet gearbeitet! Auch mit dieser neuen Schauspielleitung. Denn diese kann eine Brücken-Funktion in Neues hinein erfüllen. Andere, die auch hier inszeniert haben und dankenswerter Weise das Zwischen-Repertoire mit-gestalteten können das wegen ihrer Etabliertheit so nicht! Aber: Sie HABEN sich als Zwischenlösung zur Verfügung gestellt. Und damit ALLE ebenfalls als Platz-Halter für etwas vages Neues an der Volks-Bühne fungiert und es - wenn es denn gelingt - als notwendigen Bruch mitbefördert! Auch wer seine eigenen Fach-Grenzen kennt, kann konkret davon träumen, wie sie unter Umständen gesprengt werden könnten.
Volksbühnen-Team: eine gewisse Beliebigkeit
Die Konkretionen in #23 und #24 sind für meine Begriffe, zB. als Fingerzeige konkreter Befürchtungen bezüglich der Entwicklung der Volksbühne, auch wenn man sie nicht oder nicht sehr teilt (wie ich),
zu begrüßen, vor allem die letzten Sätze aus #23 geben gewiß zu denken.
Die Berliner Bühnen hatten gewiß, als die Volksbühne in Blüte war, allesamt schon ein stärkeres "Hausprofil", währenddessen nunmehr, vor allem im Zuge Oliver Reeses Gang an den Schiffbauerdamm, den ich kritischer sehe als das Dörr-Interim, und Ulrich Khouns Intendanz am DT, wo doch ziemlich viel Routine den Gang der Dinge bestimmt, zunehmend eine gewisse Beliebigkeit eingetreten ist oder Schwerunterscheidbarkeit, Kunstferne (siehe #24) mithin. Das Wegbröckeln des Berliner Boulevards und der immerwährende Berliner Ruf nach "Weltbedeutendem und Großem" flankieren diese Entwicklung, die teilweise ihr Gift bereits zu saugen begonnen hatte, als das Schillertheater, das sich für einen inneren Reformprozeß rüstete, geschlossen wurde (die Frage nach den Nutznießern der damaligen Entwicklung schwelt, glaube ich, irgendwie immernoch im Hintergrund und mag zu Zynismen gegenüber der "Castorf-Bühne" einladen noch immer). Wenn #24 allerdings etwas von der "unvereinbaren Natur der Akteure" (klingt gut, aber, was gibt den konkreten Anlaß dazu, Personen, die der eine fast schon unter Schauspielabsolventen (unzutreffend) subsummiert und der andere dann unter "versierte Stadttheatermenschen" (müßte man fast sagen, auch unzutreffend, es sind ja auch "Schauspielabsolventen" dabei) pauschal wie eine entwicklungsunfähige und allenthalben mediokre Masse zu taxieren, ich sehe diesen einfach nicht) schreibt, dann muß auch herausgehoben werden, daß das Motto aus # 23 ebenso für Frank Castorf gilt :"Sagt mal, wir haben noch Kapazität im Februar 2021. Ist da der Frank Castorf noch frei ?" Und da ist der Abstand dann nicht so sonderlich groß, nicht, wie es in #24 heißt, unüberwindbar zu allem anderen, sondern in diesen , von #23 monierten Wanderzirkus-Bestellbetrieb, integriert sich Frank Castorf seitdem doch selbst nicht übel, und er kann seine Ästhetiken und Arbeitsweisen ganz offenbar auch einem Publikum in Hamburg oder Köln, jetzt gerade tau- und druckfrisch in der Schweiz, zumuten obendrein (und er hat einen guten Anteil daran, daß man auch in Kiel, Rostock oder Ingolstadt bei einer Castorf-Arbeit nie und nimmer schlichte Werktreue erwarten würde, ja, daß man auch bei einer Frau Bihler oder einem Herrn Voges darauf gefaßt sein darf, schlicht überrascht zu werden), und so geht es gleichsam mit Fritsch, Pollesch und Marthaler (wer, wenn nicht sie, eben auch finanziell, könnten sich einem "Wanderanimierbetrieb" zugunsten des behaupteten unüberwindbaren Abstandes zu wirklicher Kunst (so fasse ich jetzt das in #24 Gesagte), denn verweigern, indem sie selbst diesem kein Vorschub leisten ??; fast müßte man das eine oder andere eigenwillige Projekt Peter Steins dagegen in Kontrast setzen).
Volksbühnen-Team: Rückschritt
Ich persönlich sehe die Formation als Rückschritt. Hat die Politik wirklich keine stärkeren Phantasien? Man kann hoffen, dass für die neue Intendanz nach einer wirklich kraftvollen Möglichkeit gesucht wird, obwohl sich dieses Team sicherlich ausrechnet, die nächste Intendanz dort zu besetzen. (...)

(Anm. Redaktion, ein persönlicher Anwurf wurde aus diesem Kommentar nachträglich entfernt. Zu den Kommentarregeln: https://www.nachtkritik.de/index.php?option=com_content&view=article&id=12&Itemid=102#kommentarkodex)
Volksbühnen-Team: Gegenvorschläge?
Hallo Herr Potthoff !
Was ist Ihr Vorschlag?
Regie , Dramaturgie, Intendanz ?
Sie haben doch bestimmt eine bessere Idee !
Und bitte , falls das geht , etwas konstruktiver ! Alles andere verurteilen und keine Gegenvorschläge machen ist sehr feige .
Gruß
Volksbühnen-Team: Worst Case Szenario
War nicht immer das Worst Case Szenario für die Volksbühne: biedere Volksbühnenstil (Schlingensief, Castorf, B.Neumann, A.Viebrock, Pollesch, Fritsch, Vinge etc.) Epigon*innen aus der künstlerischen und intellektuellen Provinz (...) ohne eigene Ästhetik, Handschrift und Haltung- übernehmen die Volksbühne und machen sie zu einem 08/15 Stadttheater? Nun ist es soweit. Volksbühne, abgewickelt, r.i.p.
Volksbühnen-Tradition: nostalgische Klage
So ziemlich das einzige, was an der Volksbühne und um die Volksbühne herum wirklich lange Tradition hat, nämlich wenigstens bis zur Eröffnung des Gebäudes zurück, ist das laute Wehgeschrei, dass das, was da geboten wird nicht gut genug ist, nicht einem Ideal höchster Radikalität, höchster künstlerischer Einmaligkeit, völliger Freiheit, totaler Unangepasstheit, etc., entspricht. Was dabei natürlich unter den Tisch fällt, ist das die Volksbühne, wie absolut alle Theater, nie in der Lage war und nie in der Lage sein kann, solchen Idealen zu genügen. Da gibt's Sternstunden und grandiose Momente, und manchmal ein paar Jahre am Stück, wo das so aussehen mag, und dann sind die auch wieder vorbei, und das Wehgeschrei geht wieder los.

Und wenn ein Intendant ein Vierteljahrhundert im Amt ist, gibt's in dem Vierteljahrhundert, wenn's so ausgesprochen ungewöhnlich gut läuft, wie bei Castorf, vielleicht drei oder sogar vier so Phasen voller Grossartigkeit (und in der verklärten Rückwärtsperspektive vergisst man dann, dass das am Anfang ziemlich unrund lief; dass neben den grossen Namen, an die man sich erinnert, immer auch viele Aufführungen und Künstler dabei waren, die überhaupt gar nicht ankamen und überhaupt gar nicht ins Idealbild passen; und in der Rückwärtsperspektive kann man die ganze Geschichte als tief durchdachtes und durchweg schlüssiges Konzept darstellen, statt als die Mischung aus Zufall, Glück, Pech, _und_ rigorosem Denken, die Theater halt immer auszeichnet, und vielleicht besonders in einem System wie dem Castorfschen). Castorf damals ernannt zu haben, war sicher ein grosser, gewagter Wurf. Besson war vielleicht eine ähnlich inspirierte Wahl. Das war's aber so ziemlich, in über 100 Jahren Geschichte. Das heisst jedoch nicht, dass an der Volksbühne in all den Jahrzehnten nicht oft wichtige und grossartige Theaterabende stattfanden. Auch ohne strahlende Intendantenfigur an der Spitze (genau wie unter der Leitung dieser Figuren auch viel Mist über die Bühne ging: so ist das halt).

Ich habe keinerlei Ahnung, was sich mit dieser Übergangstruppe in den nächsten zwei Jahren so tun wird. Hauptsächlich, weil ich die meisten der Leute nicht kenne: und das ist erstmal spannend. Eines aber ist klar: die werden Theater machen. Das, ganz grundsätzlich, ist schon mal gut -- weil bei allem Geraune über das, was dieser Raum braucht (etc.), immer irgendwie vergessen wird, was er gibt: den vielleicht allerfantastischsten Theaterraum Europas. Der wird jetzt wieder von Schauspielern und Regisseuren benutzt, und ich zumindest atme bei dem Gedanken auf. Dann sind das auch noch recht junge Menschen, und eine zumindest einigermassen diverse Truppe, und das ist auch schön. Als Übergangslösung allemal ein viel interessanterer Ansatz, als ich gehofft hatte.

Aber mal ernsthaft: wen genau haben eigentlich die Menschen, die sich hier so über die angebliche Provinzialität und den Krämergeist dieser Interimsvolksbühne echauffieren als Alternative im Sinn? Wer sind denn die grossen, radikalen Theatermacher, die heute die Volksbühne übernehmen könnten und das Theater als solches neu erfinden würden (und dann auch noch erstmal nur für 18 Monate oder so)? Wo stecken denn diese Theaterutopisten? Könnte da jemand mal ein paar Namen nennen? In der Vergangenheit ging es bei dem Volksbühnenwehgeschrei zumindest meistens um konkrete Personen, die das Haus nicht oder nicht mehr bespielen durften. Wer ist das denn heute genau? Oder ist es jetzt soweit, dass die Klage eine reine Nostalgiearie ist?
Volksbühnen-Team: der Name Angst
So ist es, Holger Syme, Ihr letzter Satz trifft allerdings nicht nur das Jetzt, das wissen Sie selbst. Ich stolpere anderswo syntaktisch: Sie finden es spannend, dass Sie die Leute nicht kennen? Das ist ein Verschreiber, oder? Und bei Susanne Kennedy standen keine Schauspieler*innen auf dieser Bühne? Anne Tismer ist auch keine? Frage ich zu pingelig oder schreiben Sie ungewöhnlich journalistisch/pauschal hier? Aber Ihre Hauptfrage, die ich nachvollziehen kann und richtig finde, lautet ja, ob man nicht mal die radikalen Theaterschaffenden nennen könne, nach denen man sich so nostalgisch sehnt, und Sie stellen die Frage bereits rhetorisch, wenn ich das richtig sehe. Denn Nostalgie ist nie konkret. Ich glaube, es gibt aber einen konkreten Grund, warum niemand Namen nennt: weil es keine gibt, außer wenn Angst ein Name wäre. Weil noch jeder Versuch der letzten 20 Jahre, das Stadttheater in seiner Struktur zu verändern, in Deutschland verhindert wurde. Volksbühnenstrukturen erhalten, Repertoire, Ensemble! Sie kennen die Begriffe, Sie haben mitgesungen, Sie haben mitgewonnen. Dann aber bitte nicht wundern, wenn damit auch Verhältnisse der Prä-Castorf-Ära zurückkehren. In einem Punkt nur wäre das meines Erachtens wünschenswert: Die Provinz hatte mal die Funktion, für das Zentrum Avantgarde zu probieren (Hübner in Ulm und in Bremen).
Volksbühnen-Team: Meßlatte extrem hoch
#30 Vielen Dank Herr Syme für Ihre klugen klären Gedanken. Genau so denke ich auch über diese Situation!! Leider wird ja die Meßlatte extrem hoch gehängt!! Unrealistisch und utopisch. Der nackte klare Blick auf die Realität ist ernüchternd. Denn alle kochen mit Wasser und der Gott Glück und Zufall wird extrem unterschätzt.
Volksbühnen-Team: kein Interim
Kleiner Hinweis an alle Interims- und Übergangs-Fasler: Dörr ist nicht mehr Interimsintendant, sondern Intendant. Bis 2021. Die derzeitige Volksbühnen-Ära ist voraussichtlich eine kurze, aber dezidiert keine Übergangsphase.
Volksbühnen-Team: mangelnde Transparenz
Lieber Sascha, das Ganze wird nicht besser oder schöner, wenn man es nicht Interim nennt. Und als Ära würde ich das dann schon gar nicht bezeichnen wollen. Es bleibt Lederers Geheimnis, warum diese Zwischenlösung, wie ich es mal vorsichtig formulieren will, installiert und wie man sieht, großartig ausgestattet wird. Das hat man sicher auch Klaus Dörr zu verdanken. Also soweit auch alles gut. Nur was kommt dann? Warum ist man bei der großen Lösung so zögerlich, obwohl es durchaus namhafte Leute gäbe, die die Volksbühne übernehmen könnten? Lederer ist mal mit dem Anspruch der Transparenz angetreten. Die sehe ich hier nicht. Man könnte ihm sogar vorwerfen (und das wird auch gemacht), die Entscheidung bis zur nächsten Wahl auszusitzen. Ich halte das für unverantwortlich, hier eine zweijährige "Interims-Ära" zu installieren, ohne zu sagen, was danach kommt. Das ist auch für die jetzige Leitung bestimmt kein schöner Zustand, so als Intendanz auf Abruf oder möglicherweise auf Bewährung.
Volksbühnen-Team: Tastaturhelden
Ich habe mehr denn je das Gefühl, dass der Begriff "Provinz" vornehmlich von Leuten im Munde geführt wird, die sich in ihrer persönlichen Sehnsucht nach Bedeutung und Größe verstiegen haben. Sie stehen so weit über all den armen Würmern, all dem unbedeutenden Gesocks! Wütend pieksen diese Leute auf der Deutschlandkarte herum und verteilen abgegriffenste Relevanzplaketten. Hier auf nk, wo die Hoffnung irgendwie vorzukommen sich ballt- hier kann man gut Lebensläufe totstempeln. Toll, wie ihr das macht, so mutig! Ihr Tastaturhelden!! - Ich bitte alle, die sich tatsächlich noch trauen, Provinz und nicht-zeitgemässes Theater gleichzusetzen: lasst es sein, das war mal, so einfach ist es nicht mehr. Diskutiert ab jetzt bitte ohne diese Zuweisungen!
Volksbühnen-Team: Wer?
Hallo Herr Bock !
Herr Potthoff hat schon nicht geantwortet, aber jetzt vielleicht Sie ! Wer sind Die namhaften Leute , die Ihrer Meinung nach die Volksbühne übernehmen sollten ? Und gleich mehrere ?
Da bin ich gespannt ! Also : Wer ?
Gruß
Volksbühnen-Team: Hipster, Spießer, Rentner
@#35 Lieber HH,
in der Volksbühne geht es nicht um die Frage "Provinz" oder nicht, sondern um das Recht eines anderen Stammpublikums ein "anderes" Theater zu sehen. Frau Piekenbrock, die Chefdramaturgin des geschassten Dercon, hätte vermutlich noch immer ihren Job, wenn sie sich unter den vielen deutschsprachigen Theatern eine andere Wirkungsstätte ausgesucht hätte als das Haus am Luxemburg-Platz. Denn natürlich gibt es nicht nur in der Provinz, sondern auch in Berlin zahlreiche Orte, in denen man mit vertanzten Brandenburger Konzerten ein Publikum erfreuen kann.
Die geräumten Besetzer der Volksbühne mit ihren "Tschüss Chris"-Aktionen sind vielleicht am besten mit einem alten Stücktitel von Pollesch als "Pablos in den Pluszentralen" beschrieben. Also als das künstlerische Prekariat Berlins; in früheren Jahrhunderten "Boheme" genannt. Und diese Menschen hatten das nicht unberechtigte Gefühl, dass man ihnen "ihr" Theater wegnehmen will zugunsten einer Zielgruppe, bei der es letztendlich gleichbleibt, ob man diese als Hipster, Provinz, Besserverdiener, Spießer, Rentner, Abo-Publikum oder sonstwas bezeichnet. Die Frage ist tatsächlich, ob Berlin mit seinen zahlreichen Sprechbühnen bereit ist, einer Klientel, die den typischen FAZ-Leser sonst eher mit Forderungen nach einem bedingungslosen Grundeinkommen nervt, ein hochsubventioniertes Theater zu reservieren. In dem Sinne, dass dort etwas stattfindet, was Identität stiftet und was die Plusfilialen-Pablos sehen wollen, während die "Anderen", falls sie neugierig sind, als geduldetes Publikum touristisch nur "reinschnuppern" dürfen. Und da sieht es leider so aus, dass die augenblickliche Interimsintendanz eine andere Strategie verfolgt, Nämlich, ihre Plus-Filiale - um im Bild zu bleiben - auf Augenhöhe mit dem benachbarten EDEKA-BE und Khuons Deutschem REWE-Theater zu bringen. Also zum dritten Supermarkt am Platz: "Was wollt ihr? Ist doch für alle was dabei". - Und das ist von "Die Linke"-Kultursenator Lederer verwaltend und nicht gestaltend, also typisch sozialdemokratisch. Geheimrat Goethes Motto folgend: "Das wird sich schon alles nach und nach herüberbegeben"
(aus: DIE GESCHWISTER - 1776)
Volksbühnen-Team: zurückgeben
... warum gebt ihr dem Frank nicht einfach die Volksbühne zurück, 2021, dann ist der Spuk doch vorbei, alle wahren ihre Gesichter, alles ist und wird dann wieder gut und so bleiben bis es nicht mehr geht. Und danach sehen wir weiter..
Volksbühnen-Team: Marke Hannover ?
Krass wie viele hier die Nivelllerung der Volksbühne zu einem Stadtheater Marke "Hannover" verteidigen. Bitte wo haben Voges, Bauer, Arnarrson eigene Handschriften? Handschriften, die nicht aus der Volksbühne resultieren? Wo wären die ohne die Vorbilder der echten Volksbühne? Und diese Vorbilder gibt es noch, sie arbeiten in Berlin, Köln, München, Wien, Hamburg, Zürich...
Volksbühnen-Team: an den alten Wuselhaufen
tja, wem geben wir die volksbühne! der punkt ist: wer will die, nach dem, was hier passiert ist, denn noch haben? pollesch hätte den prater gewollt. vinge/müller haben ihn gehabt. fritsch hat die nase voll davon, scheint's. nach der abwicklung ist keiner mehr bescheuert genug, kraft in die angelegenheit zu investieren, jetzt noch mit rücksicht auf diejenigen, deren höchstes anliegen die debatte um unisextoiletten ist. wer sollte sich vor menschen wie dörr und lederer verantworten wollen, vor einer politik, die ihr gesicht gezeigt hat? erinnert euch mal neben castorf an hartmann in leipzig: bloß net wieder intendant werden, hieß es. vielleicht sieht er das heute anders und hätte wieder lust, sich dieser schikane auszusetzen. oder gebt's mex schlüpfer. der wollte auch, und der trommelt die bande schon zusammen. es ist wie an den universitäten, leute: lasst ihr einmal zu, dass dissertationen im niveau reduziert werden, stellen die führungsriegen eben dann niveaureduzierte wissenschaftler. gebt's irgendwem vom alten wuselhaufen, die wissen alle nicht, wie es geht, die wissen nur, wie sie selbst funktionieren, und dann fragen die untereinander herum, und dann kommt die nächste generation schon ganz von allein, wenn einem der hartmann oder fritsch oder pollesch als zweite generation nicht zusagen, für großes haus oder prater.
Volksbühnen-Team: zwei Jahre jung
Lieber Martin, die Namen sind bekannt, die Leute inszenieren sogar an der Volksbühne. Meine Frage zielt nur dahin, warum man jetzt eine junge Truppe für zwei Jahre installiert und scheinbar nicht den Mut hat, entweder andere dauerhaft zu bestellen, oder dem Team um Arnarsson nicht einfach einen vernünftigen Vertrag über 4 bis 5 Jahre gibt, wie es üblich wäre. Was passiert nach den zwei Jahren? Da haben sich die Leute gerade mal warm gelaufen und müssen wieder abtreten. Oder was? Können Sie mir das beantworten?
Volksbühnen-Team: Handschrift-Standards
#39: Ich verstehe zwar von all diesen Sachen rein garnichts, aber so wie ich das bisher verstehe, geht es um NEUE Vorbilder und nicht um die alten, die schon genug Nachahmer allüberall gefunden haben. Soviel, dass andere kaum mehr richtig an ihre eigene Handschrift herankommen können vor lauter Vorbild-Beeinflussung. Ich würde Ihnen zustimmen, Pis, dass z.B. Bauer und Voges, Haußmann oder Eisenach und sogar Karubulut eigene Handschriften haben, die nun wirklich überall in das durchdiversifizierstandardisierte Theater hinpassen. Ebenso wie die großen originalen Vorbilder, die durch sich und ihre großartige Lebensarbeit ja dafür gesorgt haben, dass die Standards heute so aussehen, dass sie mittlerweile überall hinpassen (z.B. Pollesch, Castorf).
Bei Arnasson könnte sich noch etwas bewegen, das vom Inhalt/Stoff bestimmt ist und nicht von der eigenen Handschrift- das ist doch erfreulich! - Hannover hin oder her!
Grundsätzlich fehlt mir in Ensemble und Regie bei aller Begrüßung der Jugendlichkeit eine Altersstruktur, die durch die Reifegruppen von P14 bis ins hohe Alter geht.
Ich hätte übrigens gern - neben einiges ganz grundsätzlich anderen Programmatikstruktur-Eigenheiten - Moritz Riesewieck statt Kay Voges. Weil ich denke, dass der die Digital-Wirklichkeit mit all ihren Vor- und Nachteilen und damit mit ihren äußeren und inneren Harausforderungern für unsere zeitgenössischen Gesellschaften tiefer durchdrungen hat und die entsprechenden Problemkreise kernnäher erfasst, beschreibt und darstellt als das bei Kay Voges oder anderen, die sich dem Thema immer wieder widmen, der Fall ist.
Um es einmal überspitzt zu sagen: Bei Kay Voges sehe ich immer ein eher esoterisches Verhältnis zum Digitalen und das haben ja sowieso noch so gut wie alle und da ist das dann als Theater Mode. Mode ist ja was Schönes - aber wenn ich Mode will, geh zumindest ich nicht ins Theater... Das ist nur ein Beispiel und natürlich überhaupt nicht von Belang. Weil ich ja keine Ahnung habe. Ich bin ja auch aus der Provinz und dann noch aus einer, die sogar als Provinz schon gar nicht mehr existiert - das sagt doch schon alles...
Grüßen Sie bitte übrigens Ihre ehemalige Dramaturgin und Stückeschreiberin Anna Gmeyner recht freundlich, man hätte sie nicht erinnert, hätte nicht Sasha Marianna Salzmann jüngst in der FAZ an sie erinnern gedurft.
Volksbühnen-Team: Lidl oder was?
@ Oliver Held/Berlin: Theater ist aber kein Supermarkt. Und ein Mensch auch nicht auf den Supermarkt, wo er einkauft, reduzierbar. Ein bisschen differenzierter geht's wohl schon noch? Bist du Lidl oder was.
Volksbühnen-Team: Raum für Spielwut?
Da kann ich Stefan Bock allerdings nur zustimmen, daß die "2-Jahres-Installation" (eines, wie gesagt, mich neugierig stimmenden Ensembles -es hilft bei einigen Postern hier wohl kaum, ein x-tes Mal die Reduktion auf Schauspielabsolventen, Hannoveraner oder kaum für produktive Reibungen und persönliche Weiterentwicklung offene, fertige Stadttheatermenschen mit konkreten Belegen zu hinterfragen, was natürlich auch die Motivation herabsetzt, das Nicht-Epigonale bei den einzelnen Regisseuren in etwa herauszuarbeiten; #42, Milchmädchen, immer wieder gut für vernünftige, weil wirklich konstruktiv diskutierende, Kommentare, hat hier einige Striche getan. Daß ich mit dieser Neugierde nicht allein bin, läßt sich in reihesiebenmitte, dem Blog der Centraltheaterfreunde, ebenso wie die Spielzeittermine (!) der Volksbühne 2019/2020, finden, um ein Beispiel zu nennen, das gut an meine Kommentare hier anschließt) reichlich vage, knapp bemessen, fahrlässig instabil und, ja, intransparent erscheint ! "In zwei Jahren berühmt oder tot", ich erwähnte das nicht ohne Grund, grenzt natürlich sehr schnell an Zynismus, erst recht, wenn die Sache zur "Verhandlungsmasse" für Wahlkampfstrategien zu werden droht oder zu bleiben droht (da sind natürlich zweifelsohne Stefan Bock und Sascha Krieger, um hier nur zwei zu nennen, ehrenwerte Männer, deren Meinung man nicht immer teilen muß, zu denen ich aber ein gewisses Grundvertrauen bezüglich der Stoßrichtung ihres Bühnen-Engagements habe, erheblich näher dran). 2 Jahre sind in der Tat nicht viel (und nicht sonderlich üblich !, siehe #41), und ob man 2 Jahre als wirkliche Chance bezeichnen kann, als Chance zum Scheitern mithin (gab ja mal soetwas wie "Scheitern als Chance"), ist fraglich, und die Erinnerungen an Leipzig und/oder Rostock sind wohl, so unterschiedlich die limitierenden, Steine in den Weg räumenden, Faktoren auch gewesen sein mögen (ein von der Politik in der Luft Hängengelassenwerden eint diese Fälle gewiß), noch frisch genug, um hier zumindestens zu erinnern an etwas, was aus dem Blick, auch meinen ein wenig (in den oberen Kommentaren), geraten könnte und fatale Folgen zeitigen.Es wäre natürlich schön, wenn auch der eine oder andere Nachtkritiker seine Einschätzung beisteuern bzw. zu derlei, wie Stefan Bock es befragte, recherchieren könnte oder wagen, eine Einschätzung beispielsweise zum Artikel Peter Laudenbachs vom 13.2.2019 ("Gutes Stadttheater reicht nicht") zu liefern ! Und noch eine Sache: Nehmen wir das Volksbühnenpublikum einmal als ein (so) spezielles an, dann entstehen auch im Raum zwischen den Spielern und dem Publikum andere Reibungen, und, wenn dieses spezielle Publikum sich Mühe machte, dieses, was epigonal, langweilig, unzeitgemäß, medioker sein mag, in den Inszenierungseinzelfällen ernsthaft zu kritisieren; wieso sollte das keine Chance sein ? Oder fürchtet man insgeheim, die Dinge liefen in Berlin dann auch so wie in jenem imaginierten "Hannover" ?? Und da stellt sich dann selbst keiner in Frage, ob er selbst als Publikum nicht die nötige Spannung bzw. Reibung mit in den Saal getragen haben mag ??? Wo sollen sich junge Talente überhaupt weiterentwickeln, wenn nicht vor solch speziellem Publikum ???? Wie hieß es bei Frank Castorf im letzten Absatz seines Cicero(!)-Interviews mit Axel Brüggemann (das eh lesenswert ist, auch in der Passage, in der Castorf auf Teile seines Publikums zu sprechen kommt ...) so schön: "Ich bin wieder am Anfang, beim Ausrutschen auf der Banane, beim Auf-die-Fresse-fallen - bei der alten Wut."
Nicht von "Hannover" sprechen hier viele, sondern von einem solchen Raum des Anfangen-Könnens, einen Raum für SPIELWUT..
Volksbühnen-Team: wie es weitergeht
@#43 Liebe Inga,
spätestens seit Tim Renners Idee, das Volksbühnenlogo zur Gentrifizierung des Bezirks Tempelhof zu nutzen, wissen wir, dass es naiv ist, Theater nur als Theater zu betrachten. Die Intendanz Dercon scheiterte nicht an seinen seltsamen Vorstellungen von Schauspiel, sondern am Ausbleiben fest eingeplanter Sponsorengelder. Diese wiederum hatten sich nach dem Volksentscheid gegen die Bebauung der Tempelhofer Flughafens erledigt. Die Sponsoren wußten nicht mehr, wofür sie sponsorn sollten, wenn die eingepreiste Imageaufwertung für die geplanten Neubauwohnungen entfiel.
So ist das Volksbühnen-Trademark als Muster ohne Wert nebst Räuberrad nach Berlin-Mitte zurückgekehrt. Wenn im Sommer die in der Volksbühne von Schorsch Kamerun ausstaffierte BAUHAUS-Beerdigung abgewickelt ist, wird vermutlich bald Klaus Dörrs frisch engagierter Gospelchor mit den Proben zur "Ode an die Freude" beginnen müssen. Denn nächstes Jahr ist das BAUHAUS-Jubiläum passé und stattdessen bekanntlich Beethovenjahr. Da liegt "Wellingtons Sieg" bestimmt ganz oben auf den Dramaturgenschreibtischen am Luxemburgplatz. Denn die Anträge für Fördermittel der Bundeskulturstiftung müssen ja geschrieben werden, sofern sie es nicht längst schon sind. Also: Wo der Mensch - wie sie richtig schreiben - nicht auf den Supermarkt reduzierbar ist, da geht er ins Museum. Nur Andy Warhol war der Meinung, dass das eine und das andere Dasselbe sei.
Volksbühnen-Team: Pralinenamt
Hallo Herr Bock !
Beantworten kann ich leider gar nichts , dafür fehlt mir in Berlin der Durchblick. Geht der Kultursenator ins Theater ? Geht er nicht ? Lässt er gehen ? Läuft das wie in Köln ? Wie viel ist politische , wieviel künstlerische Entscheidung? Selbst wenn , es ist immer eine politische , denn mit jeder künstlerischen Entscheidung muss sich der Senator politisch rechtfertigen . Und - ganz ehrlich , das ist ein Pralinenamt . Wer ist gern Kultursenator, wenn er nicht auch im Bereich Finanzen oder Verkehr tätig sein könnte ? Theaterleute verlieren den Blick für das Ganze ,weil sie sich und ihr Metier zu wichtig nehmen . Das tun Künstler alle , sonst kann man den Job nicht machen .
Also Sie würden Andersson , Voges , Bauer , Pucher etc . die Leitung für 4-5 Jahre übertragen ? Verstehe ich das richtig?
Gruß
Volksbühnen-Team: Notwendiger Luxus
@Oliver Held: Echt jetzt, so läuft das ausschließlich mit den Fördermitteln der Bundeskulturstiftung? - Wenn dem wirklich so ist, brauchen die aber für die VB die Ode an die Freude auch nicht mehr, dann genügte es vollkommen, EinHundnamensBeethoven für die Bühne zu adaptieren...
@Martin: Ich habe bis in die - wie gesagt gar nicht mehr vorandene - provinzielle Provinz gehört, dass dieser Kultursenator geht oder zumindest gehen lässt. Und zwar in die größeren UND auch die ganz kleinen - er scheint ein offenes Ohr UND einen offenen Verstand für Kunst und Künstler - nicht nur Theaterkünstler - zu haben, vielleicht kann er da auch solche eher unguten Sponsoren-Zusammenhänge denken wie der Held beschreibt? Kunst ist Luxus. Und DESHALB lebensnotwendig. Viele Sponsoren denken aber, ihr persönlicher Luxus ist nur mehr durch Kunst finanzierbar. Das ist allerdings nur Marketingstrategie für geistig Arme und emotional Verödete.
Volksbühnen-Team: Traditionen
@ Oliver Held / Berlin: Supermarkt ist etwas anderes als Museum ist etwas anderes als Theater. Ich finde, das Theater bzw. konkret die Volksbühne sollte sich weiterhin auf ihre ganz eigenen, historisch gewachsenen und damit zugleich immer wieder verändernden Qualitäten besinnen, die da wären: Schauspiel, basierend auf einem (literarischen) Text. Schauspiel, welches sich mit der technischen und damit einhergehend sozialen und ökologischen Entwicklung der (direkt umgebenden) Gesellschaft kritisch auseinandersetzt.
Volksbühnen-Team: Sprechblasen
Na toll. Jetzt hat uns der Herr Dörr im Interview mit der Berliner Zeitung endlich verraten, worin sich die Volksbühne künftig von den anderen Theatern in der Stadt unterscheiden will: "Wir haben eine klare inhaltliche Setzung, sogar so eine Art Leitmotiv: „Geschichtsmaschine“.- Super.
Vielleicht schauen wir mal auf die aktuellen Nachtkritikcharts, um der "klaren inhaltlichen Setzung" nachzuspüren. Für alle zum Mitmachen suchen bei den anderen nach dem neuen Exclusiv-Leitmotiv der Volksbühne. Da steht auf Platz 1 Castorfs Justiz-Inszenierung von Dürrenmatt. Waffenschieberroman. Also volles Rohr "Geschichtsmaschine". Platz zwei der Charts: Woyzeck aus Wien. Ist hier irgendjemand der Büchners geschundener Kreatur,der erbsenfressenden Versuchsperson das Leitmotiv "Geschichtsmaschine" absprechen wollte? Platz 3 der Charts. Macbeth aus Göttingen. Aufstieg und Fall des mörderischen Königspaares. Wenn das nicht "Geschichtsmaschine" ist, ich weiß nicht, was dann. Platz vier dann ein Abend vom Rimini-Protokoll über Menschen mit Tourette-Syndrom. Können einfach nicht aufhören zu reden, diese Leute. Geht irgendwie ganz automatisch. Mithin: "Geschichtsmaschine total." - Also: Wirklich einzigartig ist das eher nicht, was der Herr Dörr da programmatisch vorhat. Sprechblasen sind es. Wenn man das Berliner Publikum für so blöd verkaufen will, wie Herr Dörr das tut, ist der nächste Flyer nicht fern: Nach "Tschüss Chris" folgt dann "Dörr sucks".
Volksbühnen-Team: vorschlagen
@ Oliver Held / Berlin: Gut. Und jetzt frage ich Sie konkret, wen Sie stattdessen vorschlagen, die Volksbühne zu leiten. Castorf macht es ja nicht mehr. Es ist nicht wichtig, was Sie nicht wollen. Es ist wichtig, was SIE wollen. Und/oder vorschlagen.
Volksbühnen-Team: uninteressant
Ne, @Inga, das ist Quatsch. Was jemand will, ist genauso uninteressant, wie das, was jemand nicht will. Vor allem, wenn es sich um die Kommentarspalte auf Nachtkritik handelt.
Volksbühnen-Team: nicht wer, sondern was
@#50 Liebe Inga,
ich habe hoffentlich deutlich gemacht, dass es mir nicht ums WER geht, sondern darum, WAS in der Volksbühne gespielt wird. Und da nenne ich Ihnen - nur mal als Beispiel - etwas, wo ich sagen würde: "Alle Achtung. Die haben ja wirklich Mut". Als einer der Schlüsseltexte von dem, was man heutzutage als Gegenkultur bezeichnen kann, gilt der Text: DER KOMMENDE AUFSTAND, verfasst vom UNSICHTBAREN KOMITEE. Es ist immer noch im Netz nachzulesen:

http://www.trend.infopartisan.net/trd1210/insurrection.pdf

Viel beachtet bis weit in die bürgerliche Presse (siehe wikipedia) ist der linksradikale Text - frei nach Dante - in 7 Höllenkreise unterteilt. Einfach mal jetzt als Vergleich zum schalen Motto "Geschichtsmaschine" vom Herrn Dörr: Stellen Sie sich, liebe Inga, einen Intendanten vor, der als Neuanfang einen "Volksbühnenring" in 7 Teilen an 7 Abenden von 7 untersch. RegisseurInnen ankündigen würde. Das Programm der Begleitveranstaltungen zum KOMMENDEN AUFSTAND schriebe sich fast von selbst. Und wenn dann einer der Abende an eine Tanzkompanie gehen würde, wäre selbst das nicht tragisch. Denn ich könnte sagen: Okay. Da will jemand was Anderes als Reeses Abendspäße zwischen Panikherz und Well-made-Play. Da will jemand programmatisch sein, angreifbar politisch sein und nicht nur Illustrierte.
Volksbühnen-Team: Chance geben
@#52
Sprich, eigentlich wären Sie am Liebsten selbst Intendant der Volksbühne, denn Sie wissen genau, was es jetzt braucht und haben sogar schon ein Programm mit im Gepäck. Praktisch.
Nicht, dass ich größer Fan der Entscheidung wäre oder Anhänger des Dörr-Aranarsson-Duos, aber anstatt es selber immer besser zu wissen, wäre es ja vielleicht auch mal eine Möglichkeit, dem neuen Team erstmal eine Chance zu geben, statt den Frust darüber, dass die eigenen Vorstellungen nicht Teil der Entscheidungsfindung geworden sind an ihnen auszulassen.
Volksbühnen-Team: spannend
@#53 Lieber Van Vun,
wie sie im "Inga"-Beitrag #50 nachlesen können, bin ich direkt gefragt worden, was ich denn statt der nebulösen "Geschichtsmaschine" vorschlagen würde. Mit dem verdeckten Vorwurf, da motze einer immer nur dagegen. - Da wollte ich mich vor der Antwort nicht drücken und sie ballern mir prompt den Vorwurf "Besserwisser" hin. Wir haben in der BRD, der DDR und im wiedervereinigten Deutschland hundertfach die Situation erlebt, dass Intendanten von einem Publikum weggemobbt und in die Wüste geschickt wurden, weil diese Intendanten etwas auf die Bühne stellten, was der Mehrzahl der Theatergänger als zu hässlich, zu radikal, zu negativ erschien. Die Anti-Dercon-Resolution empfand ich deshalb als so besonders, weil ein Publikum plötzlich gegen einen Intendanten rebellierte mit der Begründung "zu chic, zu artig, zu museal". Das finde ich spannend. - Völlig unspannend finde ich, wenn in Berlin gerade die neue Zentrale des BND eröffnet wird und die Antwort der einst erstplazierten deutschen Diskursbühne lautet "Haußmanns Staatssicherheitstheater". Das empfinde ich in etwa so dämlich, wie wenn Picator zu Hitlers Machtergreifung die Losung ausgegeben hätte: "Jetzt spielen wir aber sofort den Hauptmann von Köpenick".
Volksbühnen-Team: Pollesch-Sensation
Wenn das stimmt, bin ich für die Heiligsprechung von Klaus Lederer:

https://www.tagesspiegel.de/kultur/favorit-von-klaus-lederer-wird-rene-pollesch-intendant-der-volksbuehne/24362762.html

Pollesch, der einzige, der es kann. Der Dörrs neuen Weg des Mittelmaßes beendet. Der die arbeiten lässt, die nirgendwo sonst arbeiten können oder wollen. Merkwürdig, dass diese sensationelle Meldung von der doch sonst aktuelle Entwicklungen gerne aufnehmenden "nachtkritik"-Redaktion nicht aufgenommen wird.

(Im Tagesspiegel wird nicht vermeldet, sondern gemutmaßt, d.h., da gibt es bislang nichts Sensationelles aufzunehmen. :-) Viele Grüße von der Redaktion)
Volksbühnen-Team: Gegenbeispiel
Naja, schaut doch bitte mal in Eurer Presseschau nach, hier: https://www.nachtkritik.de/index.php?option=com_content&view=article&id=16736:presseschau-vom-8-mai-2019-die-faz-berichtet-ueber-aerger-am-schauspiel-frankfurt&catid=242&Itemid=62 . Der besprochene Artikel aus der FAZ ist ja ein einziger Blumenstrauß der Mutmaßungen. Das hat Euch ja nun auch überhaupt nicht davon abgehalten, den Artikel und auch die Mutmaßungen darin auf Eurer Seite zu thematisieren. Also dass das der Grund für die Nicht-Berichterstattung sein soll, überzeugt mich nicht :-)

(Da die SZ heute nachlegt, haben wir eine kleine Presseschau zu dem Thema erstellt. Mit besten Grüßen, Christian Rakow / Redaktion: https://www.nachtkritik.de/index.php?option=com_content&view=article&id=16807:presseschau-vom-23-mai-2019-die-berliner-presse-zu-den-mutmasslich-letzten-aussichtsreichen-kandidaten-fuer-die-neubesetzung-der-volksbuehnen-intendanz&catid=242&Itemid=62)
Volksbühnen-Team: Volksbühne 2.0
zu #55 Lieber Neill, Pollesch lässt Leute arbeiten die sonst nirgendwo arbeiten können? So wie gerade in Wien Martin Wuttke, Birgit Minichmayr, Caroline Peters, Kathrin Angerer oder Astrid Meyerfeldt und Sophie Rois am BE... Wusste gar nicht das diese Leute so arg unterbeschäftigt sind! Bei allem Respekt vor René Pollesch, der längst ein eigenes Haus leiten sollte, doch muss es die Volksbühne sein und wird sich dann wirklich etwas ändern nach der Castorf Ära? Und da diese so dumm beendet wurde, sollte man nun auch wirklich auf einen neues, anderes Programm setzen
Volksbühnen-Team: Chance
Mit so vielen jungen Namen macht die Volksbühne doch endlich das, was sie die letzten 25 Jahre verpasst hat: den Heranwachsenden eine Chance geben.
Volksbühnen-Team: opportune Hipster?
#58
Tatsächlich wird das so sein, bei Pollesch gab und gibt es weit überdurchnschnittlich viele junge Schauspielerinnen, Dramaturginnen, Regisseurinnen, er gibt auch unbekannteren Leuten eine Chance, das war immer so. Oder meinst Du, das Leitungsteam sollte aus "Heranwachsenden" bestehen? Sind viele dieser "Heranwachsenden" nicht bereits mit 30 schon so alt und starr und unlebendig (Mondtag, Kennedy, Bihler und andere) wie Pollesch nie gewesen ist? Warum sollten persönlichkeitsarme opportune Hipster die Volksbühne übernehmen? Wen also meinen Sie mit diesen Heranwachsenden? Was spricht für sie außer ihr zu frühes Gealtertsein? Ihr Insta-Account?
Volksbühnen-Team: junges Theater!
Ich denke sehr wohl, dass junge Shooting-Stars wie Mondtag, Bihler und eigentlich auch Kennedy noch einen weiten Weg zu gehen haben, das sind ja vor allem und trotz ihrer heftigen Ästhetik Lernende, Probierende, Wachsende. Ich denke so schlagkräftig ihre Abende auch sind, so jung sind sie auch und waghalsig und großkotzig manchmal auch, wie wir jungen eben sind. (Susanne Kennedy kann ich da am wenigsten beurteilen, weil ich ihre jüngsten Abende nicht gesehen habe, aber für die anderen beiden gilt das allemal)
Und dieses junge Heißblut ist jedenfalls förderungswürdig und förderungswürdiger als ein Pollesch, der bei aller Liebe seit Jahren immer gleich klingt und Guru-mäßig seine zweifellos hochinteressante Innenwelt predigt. Ich verehre Pollesch dafür, aber hat er jemals etwas anderes hervorgebracht als sich selbst? Ich sehe ihn nicht als Förderer jungen Theaters. Außer er würde sich dazu erklären, aber ich denke dass will er gar nicht.
Und zu einem jungen Theater gehört übrigens auch, dass es jung ist, also fehlerhaft, größenwahnsinnig, vielleicht auch opportun, aber jedenfalls auf der Suche mit allen Mitteln nach neuen Mitteln. Und diese Suche finde ich sehenswert.
Und dass die Vollsbühne mit Castorf enden musste, hat vor allem mit Castorf selbst zu tun. Offensichtlich wurde da die letzten Jahre nicht gefördert und das Szepter nicht aus der Hand gegeben.
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