Hinrichtung anberaumt

Rostock, 28. September 2014. In der Rostocker Bürgerschaft zeichnet sich eine Zustimmung zur Zielvereinbarung mit dem Land Mecklenburg Vorpommern ab, die eine Abschaffung von Musiktheater und Tanz am Volkstheater Rostock nach sich ziehen dürfte. Das berichtet die Ostseezeitung in ihrer Wochenendausgabe (27./28.9.2014). Kulturminister Matthias Brodkorb habe der Stadt Rostock 110.000 Euro zusätzlich für freie Kulturarbeit geboten, wenn sie in die vom Land geforderten Strukturveränderungen am Theater einwilligt.

Politiker von SPD, CDU, FDP und Teile der Grünen signalisieren ihre Zustimmung. Eva-Maria Kröger (Linke), Aufsichtsratsvorsitzende des Volkstheaters, bezeichnet den Deal als "Riesensauerei", Neu-Intendant Sewan Latchinian spricht von einer "Hinrichtung". Über die Zielvereinbarung entscheidet die Rostocker Bürgerschaft am 1. Oktober 2014, ein Beschluss über etwaige Spartenkürzungen wird für Januar 2015 erwartet. Auf dem Tisch liegt auch der von der Theaterleitung ausgehandelte Vorschlag eines Haustarifs mit geringeren Bezügen für Orchestermitarbeiter, der eine alternative Einsparvariante für das Vier-Spartenhaus unterbreitet.

(Ostseezeitung / chr)

mehr meldungen

Kommentare  
Rostocker Schließungstendenz: richtig
Die Konsequenz mit der die Entscheidung durchgeführt wird ist beachtenswert und m.M. nach richtig. Nicht jedes Nest braucht mittelmäßige Präsenz in allen Sparten.
Rostocker Schließungstendenz: Der OB hält für angemessen ...
Der Oberbürgermeister Methling im Gespräch mit dem Medienpartner des Volkstheater Rostock, der Ostsee-Zeitung:

"Rostock hat nur eine Chance, Theater zukunftsfähig und attraktiv zu gestalten, wenn man sich auf Schauspiel und Philharmonie konzentriert. Das bedarf politischer Entscheidungen und auch, über den eigenen Schatten zu springen. Ich hoffe, dass der Prozess, der dankenswerterweise von Kultusminister Matthias Brodkorb eingeleitet wurde, dazu beiträgt, dass es zu diesen Entscheidungen kommt

Es wird immer mehr deutlich, dass die Entwicklung beim Theater zu Lasten anderer Bereiche in der Stadt geht. Das wird die Diskussion in den nächsten Monaten begleiten. Bei der finanziellen Entwicklung der Stadt halte ich jährliche Ausgaben von insgesamt zwölf Millionen Euro für das Theater für angemessen, gegenwärtig sind es rund 18 Millionen Euro" ..]

http://www.roland-methling.de/rostock/interview-mit-der-ostsee-zeitung
Rostocker Schließungstendenz: Ansehen untergraben
Frau Kröger hat sich durch ihre Bemühungen als Vorsitzende des Aufsichtsrates für das Theater Rostock eine hohe Achtung bei den Mitarbeitern des Hauses erworben. Die neuesten Entscheidungen der Gesellschafter untergraben ihre persönliche und politische Glaubwürdigkeit in einem erheblichen Maß.
Rostocker Schließungstendenz: Nest? Größte Stadt
"Nicht jedes Nest braucht mittelmäßige Präsenz in allen Sparten."
Schade, dass es sich um die bestgelegene, wirtschaftsstärkste und größte stadt eines Bundeslandes handelt. (jede andere stadt in mv als nest zu bezeichnen fände ich dann schon korrekter)Ich verstehe die Entscheidung - leider Gottes - denn planerische Fehlentscheidungen, um dieses Haus in seinen Sparten zu erhalten, wurden schon vor Jahren begangen. Trotzdem herb. Gerade jetzt zum Beginn eines Neuaufbaus.
Rostocker Schließungstendenz: Wahnsinn
(...) Jetzt kommentiert der Rostocker Klüngel schon bei Nachrkritik...liebe Leute in der Bürgerschaft, die ihr noch bei Sinnen seid, verhindert dieses Kulturmorden....wenn es keine bessere Rechtfertigung für ein Mehrspartenhaus gibt, als dieser Neubeginn, dann ist guter Rat teuer!! Ihr seid doch alle wahnsinnig in Rostock!!!
Rostocker Schließungstendenz: Hurra
110tsd.€ zusätzlich. Freie Szene in Rostock als Gegenprogramm zu Mia Ming und Uralt-Johnson am VTR. Hurra.
Rostocker Schließungstendenz: Offener Brief an den OB
Offener Brief an den Oberbürgermeister der Hansestadt Rostock Roland Methling

 
Sehr geehrter Herr Methling,

mit zunehmender Sorge verfolgen wir in den letzten Wochen und Monaten Ihre Politik gegenüber dem Volkstheater Rostock.
Als Bürger dieser Stadt haben uns die Pressemitteilungen der letzten Tage verwundert, die im extremen Widerspruch zu dem stehen, was Sie bei diversen Veranstaltungen geäußert haben. So sicherten Sie den Mitarbeitern des Musiktheaters während einer öffentlichen Veranstaltung des Volkstheaters zu, dass das Theater mit allen vier Sparten erhalten bleibt und somit ihre Arbeitsplätze gesichert seien. Diese Aussage bekräftigten Sie nochmals bei der Verabschiedung des ehemaligen Intendanten Herrn Leonard, am 29.6.2014 vor einem ausverkauften Haus. Damit bestärkten Sie die Hoffnungen der Rostocker auf den Erhalt des Musik- und Tanztheaters.
Hochmotiviert starteten alle Mitarbeiter des Theaters unter der engagierten Leitung des neuen Intendanten Herrn Latchinian in die Spielzeit 2014/2015. Auch Ihnen dürfte nicht entgangen sein, mit welcher Präsenz die ersten Premieren in der Hansestadt bekannt gemacht wurden. Umso größer unsere Verwunderung, als wenige Tage vor der Premiere  des „Stapellaufes“ Ihre Pläne hinsichtlich der Schließung zweier Sparten (Musik- und Tanztheater) öffentlich wurden. Ihre sichtbare Begeisterung vor, während und nach dem gelungenen „Stapellauf“ gab Grund zu neuer Zuversicht. Unsere Irritation war groß, als wir in der vergangenen Woche  Ihre sehr konkreten Pläne zur Schließung des Musik- und Tanztheaters aus der Presse entnehmen konnten.
Müssen wir daraus schließen, dass sämtliche Vorschläge (wie zum Beispiel die Einführung eines Haustarifes) sowie die überregional positive Resonanz auf den Neustart Ihre Entscheidung nicht mehr beeinflusst? Sie müssen doch Möglichkeiten und Wege geplant haben, um die im Vorfeld gegebenen Versprechen, zum Erhalt der vier Sparten des Volkstheaters, einzuhalten! Ist es in Ihrem Interesse, dass die größte Stadt Mecklenburg/ Vorpommerns auf ein vielschichtiges Theaterangebot verzichten muss?
So stellt sich uns abschließend die Frage: Ist es nicht die Aufgabe eines Oberbürgermeisters, die Interessen und Belange seiner Bürger zu vertreten?

 

Mit freundlichen Grüßen

D. Eickmann, F. Müller, I. Harms, U. Brossmann
Rostocker Schließungstendenz: lasst uns retten!
Liebe engagierte Kulturfreunde,

hier ist unter anderem bemerkt, die neuesten Entscheidungen der Stadt würden meine Glaubwürdigkeit als Aufsichtsratsvorsitzende untergraben. Das ist lieb gemeint, so hoffe ich. :-) Hier geht es um so viel mehr, als um den verzweifelten Kampf einzelner Theaterfreunde. Wir stehen fast schon ohnmächtig vor der repressiven Art einer Landesregierung, die nicht gewillt ist, der größten und wachsenden Stadt Rostock ein eigenes 4-Spartenhaus zu bewilligen. Man droht mit radikaler Kürzung der Landesmittel, man droht mit dem Versagen von Geldern für den dringend notwendigen Neubau, um einen Beschluss über den Spartenabbau zu erzwingen. Und dazu wird zynisch behauptet, man wolle das Theater "zukunftsfähig aufstellen".
Natürlich schauen Land und Stadt auf ihre Finanzen und fragen sich, welche Leistungen und Angebote auch in Zukunft finanzierbar sind. Im Sinne einer verantwortungsvollen Haushaltspolitik ist der kritische Blick angebracht. Allerdings kommen wir bei der Bewertung der Haushaltslage zu sehr unterschiedlichen Ergebnissen. Rostock kann es sich aus meiner Sicht leisten (und sollte es auch!) das Theater als Quelle kultureller Bildung, als kritische Seele, als Impulsgeberin für die kreative Stadtgesellschaft zu bewahren. Ich kann diese Floskeln nicht mehr ertragen, die uns weismachen sollen, dass mehr Geld für das Theater weniger Geld für die freie Kulturszene oder den Sport bedeutet.
Wir machen Ballett! Lasst uns das Theater retten!
Kommentar schreiben