Die Vor- und Nachwürfe der Silvia Stantejsky

28. September 2014. "Ich möchte mich zur Wehr setzen", begründet Silvia Stantejsky ihre späte, aber umso größere Bereitschaft, ihre Sicht der Dinge im Interview mit Karin Cerny und Stefan Grissemann vom österreichischen Nachrichtenmagazin Profil für die Öffentlichkeit auszubreiten.

Auszüge aus dem langen Gespräch:

"Es gab bei mir keine Kassa-Auszahlung ohne Beleg – nichts, was heimlich über den Tisch geschoben wurde", so Stantejsky. "Und Unterschriften habe ich natürlich überhaupt nie gefälscht; dagegen wehre ich mich vehement."

Zum Barzahlungssystem des Burgtheaters sagt sie: "Bernhard Minetti (…) hat keine Bühne betreten, wenn er nicht fünf Minuten vor seinem Auftritt, noch in der Garderobe, sein Geld bekam. Bei uns gab es viele Schauspieler, die ganz ähnlich funktionierten." Barbezahlung sei am Theater ein völlig normaler Vorgang, und es sei absurd, ihn jetzt zu kritisieren.

Das Burgtheater sei sechs Jahre lang von PricewaterhouseCoopers (PwC) geprüft worden, "und unsere Barauszahlungen, die Handkassen, die nun als Schwarzkassen bezeichnet werden, obwohl nichts an ihnen schwarz war, wurden von diesen Prüfern als notwendig und zweckmäßig für den Betrieb bezeichnet." Eineinhalb Jahre später komme eine andere Wirtschaftsprüfungsgesellschaft – und auf einmal seien Barzahlungen des Teufels. "Dasselbe betrifft die Abschreibungspraxis von Werken über fünf Jahre: erst toleriert, dann verpönt."

Ihr Ex-Chef und Entlasser Matthias Hartmann sei über alle Risiken immer informiert gewesen, habe sie jedoch so in sein eigenes Weltbild eingeordnet, dass es ihm anders erschienen sei. "Hartmann hat stets vorgegeben, ich sei seine gute Freundin." So lange er sie gebraucht habe, sei das so gewesen, er habe eben genau gewusst, "dass das Ensemble und alle Mitarbeiter hinter mir standen". Schon als sie bereits entlassen gewesen wäre, habe er sie immer noch gebraucht, "weil er wollte, dass ich das Ensemble gegen ihn ruhig halte".

Sie sei "das ideale Opfer für die Herren Hartmann und Springer, die mir nun alles zuschieben können". Nur eines werfe sie sich vor, so Stantejsky: "dass ich in dem Glauben, wir seien ein Team, vieles nicht schriftlich festgehalten habe – was am Theater aber auch nicht üblich ist, wenn man bestimmte Dinge ruckzuck und zwischen Tür und Angel bearbeiten muss." Hätte sie alles aufgezeichnet, würde sie jetzt ganz anders dastehen, "weil viele Behauptungen nicht aufrecht zu erhalten wären".

(sd)

Unsere Chronik der Krise des Burgtheaters

Kommentare  
Presseschau Stantejsky: Stichwort Plastiktüte
Es ist auch davon auszugehen, dass nicht nur die Leitung des Hauses daselbst, sondern auch die Großkünstler und ihr Agent ihre Gagen sozusagen vollkommen selbstständig und von sich aus in ihrer tatsächlichen Höhe versteuert haben. Stichwort Plastiktüte.
Presseschau Stantejsky: normaler Vorgang
@Istklar: Insofern diese Gagen quittiert wurden, sollten sie das sogar dringend so getan haben, und es wäre ja auch der normale Vorgang.
Presseschau Stantejsky: Schauspieler des Jahres
Fassen wir kurz zusammen: Niemand ist Schuld an den Zuständen am Burgtheater. Alles lief nach Plan. Mit öffentlichen Geldern wurde umgegangen. Wie am Theater mit öffentlichen Geldern umgegangen wird. Die derzeitige Erregung ist Teil der absurden Schau. Als Schauspieler des Jahres wurden nominiert. Bei den Frauen die Schauspielerin Stantejsky. Bei den Herren der Schauspieler Hartmann.
Presseschau Stantejsky: wie beim Fettberg
Es ist wie mit dem busgroßen Fettberg im Londoner Untergrund. Keiner will es gewesen sein.

http://www.spiegel.de/wissenschaft/natur/london-busgrosser-fettberg-verstopft-abwasserrohr-a-914911.html
Presseschau Stantejsky: unsinnig
ad Nr. 4: Ich finde den Vergleich Burgtheater und Abflussrohr unsinnig. Dass der Poster vom runden Äußeren von Mag. Stantjevsky zu dieser Assoziation hingerissen wurde, will ich doch nicht hoffen. Wäre peinlich, auch für die nachtkritik.
Presseschau Stantejsky-Interview: gibt's überhaupt Verantwortliche?
@Peschina: Danke für den Hinweis. Angespielt wird weniger auf das Erscheinungsbild der Mag. Stantejsky als auf einen Wesenszug. Offensichtlich scheint es weder in London noch in Wien Verantwortliche zu geben. So dass sich hier wie dort die Frage stellt, ob überhaupt von einer Misere gesprochen werden kann. Oder ob nichts anderes sichtbar wurde als der Normalzustand.
Presseschau Stantejsky: Link zu Prozessbericht
http://www.salzburg.com/nachrichten/oesterreich/kultur/sn/artikel/stantejsky-prozess-psychokrieg-am-burgtheater-123470/
Presseschau Stantejsky: auch Die Presse!
http://diepresse.com/home/kultur/news/3880873/BurgtheaterProzess_Wurde-Stantejsky-widerrechtlich-entlassen?direct=3882125&_vl_backlink=/home/kultur/news/3882125/index.do&selChannel=

Zum Vergleich: Es gibt auch auf "Die Presse" einen Live-Ticker.
Presseschau Stantejsky: Link
https://derstandard.at/Jetzt/Livebericht/2000006570173/Prozess-Entlassene-Managerin-kaempft-weiter-gegen-Burgtheater
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