Presseschau vom 7. November 2014 – Bühnenvereins-Direktor Rolf Bolwin spricht sich gegenüber dem RBB für Livestreaming aus

Pro Livestreaming und Internet-Abonnement

Pro Livestreaming und Internet-Abonnement

7. November 2014. Wenn das Netz heute "eine der wesentlichen Informationsquellen" sei, müssten auch die Theater im Internet präsent sein und auf sich aufmerksam machen, findet Bühnenvereins-Direktor Rolf Bolwin, den das RBB-Kulturradio anlässlich der aktuellen Diskussion um Livestreaming und Co. interviewt hat. Dass man per Streaming sogar "das Welttheater verfolgen könnte" (Moderatorin), findet er eine großartige Möglichkeit und "für alle von großem Interesse", schließlich könne man "nicht überall hinreisen, viele können es sich gar nicht leisten".

Man müsse aber immer bedenken, das es "stets etwas anderes" bleibe. "Das Live-Erlebnis ist das zentrale Schaffen des Theaters, und dabei muss es selbstverständlich bleiben." "Die Leute sollen ins Theater kommen." Auch hält er es für verfehlt, jede Produktion kostenlos ins Netz zu stellen, wie Tim Renner es für die Berliner Theater vorgeschlagen hatte. "Das würde zu einem Überfluss führen, mit dem niemand etwas anfangen kann." Stattdessen solle man sich das "für einzelne Produktionen gezielt überlegen".

Bolwin kann sich eine Art "Internet-Abonnement in einem Stadttheater" vorstellen, um eine "größere Öffentlichkeit" am Theaterprogramm teilhaben zu lassen. "Wir sind öffentlich finanziert, wir bekommen sehr viel öffentliches Geld. Und je mehr Öffentlichkeit wir über solche Möglichkeiten herstellen können, umso besser ist es für das Publikum, das diese öffentlich getragenen Theater in Deutschland bezahlt." Aber natürlich solle man immer die Frage stellen, was das Ganze für den Livestreamzuschauer koste, für den es erschwinglich bleiben müsse.

(ape)

 

nachtkritik.de hat die Diskussion um Livestreaming bereits mit verschiedenen Beiträgen begleitet:

- Fürs Livestreaming von Theateraufführungen plädierte bereits im April 2014 Tina Lorenz, Bloggerin und Kulturpolitikerin für die Piraten in Regensburg.

- Angesichts der Forderung des Berliner Kulturstaatssekretärs Tim Renner an die Berliner Theater, ihre Produktionen zu livestreamen, dachte der Theaterverleger Bernd Schmidt im Oktober 2014 über das Thema nach.

- Am 22. Oktober 2014 übertrug das Theater Ulm seine Inszenierung "Refugium" per Livestream. nachtkritik.de-Redakteur Georg Kasch hat sich vor den Bildschirm gesetzt und einen Testbericht verfasst – so wie bereits zur Live-Übertragung der Rostocker "Effi Briest" im März 2011.

- Ende Oktober / Anfang November meldeten sich Joachim Lottmann (Welt) und Gerhard Stadelmaier (FAZ) zu Wort, die Theater-Livestream beide unsinnig finden – zur Presseschau.

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