Streit ums Zürcher Theater Neumarkt
Zürcher Verteilungskampf
17. November 2014. In der Schweiz ist eine Diskussion um die Subventionen für das Theater Neumarkt entbrannt. Am vergangenen Donnerstag erschien im Tagesanzeiger ein Text von Guido Kalberer, Ressortleiter Kultur & Gesellschaft, der sich für eine Umverteilung der Subventionen ausspricht: weniger für das Theater am Neumarkt, mehr für die freie Szene.
Der Text resümiert, dass das hoch subventionierte Theater künstlerisch längst keine Alternative mehr zum Schauspielhaus Zürich sei und die Eigenfinanzierungsquote von nur noch zehn Prozent nicht mehr zu verantworten wäre. "Eine sinnvollere Zukunft" sei es, sich nur noch mit zwei "Dampfern" zu begnügt: mit einem von der Stadt subventionierten Schauspielhaus und einer vom Kanton subventionierten Oper. Die anderen Subventionen sollten via Ideen-Wettbewerb vergeben werden. "Diese Neuausrichtung würde einerseits die freien Theatergruppen aufwerten und deren Bedeutung anerkennen, andererseits dafür sorgen, dass die Gelder wirklich dahin fliessen, wo sich der kreative Pol gerade befindet", so Kalberer.
Mittlerweile haben Theaterschaffende darauf reagiert, dass das Theater in der Schusslinie steht, und den Vorstoß teils scharf kritisiert. Ihre Replik wurde am Samstag im Tagesanzeiger veröffentlicht. Darin wehrt sich das Schauspielhaus Zürich gegen das Ausspielen der "freien" gegen die "hoch subventionierten" Theater und fordert stattdessen, den Status der Theaterstadt Zürich zu stärken. Auch Michel Schröder von der Roten Fabrik Zürich kritisiert, dass die aufgemachte Rechnung vieles übersieht, spricht sich aber dafür aus, dass die freie Szene mehr Geld erhält. Samuel Schwarz von der Gruppe 400 Asa schreibt, dass sich die Analyse von Guido Kalberer zu 90 Prozent mit "unserer Einschätzung decke", dass man sich als Konsequenz jedoch ein neues Kurationskonzept wünscht, das sich von bisherigen unterscheidet.
In einem Text vom 12. November hatten Alexandra Kedves und Linus Schöpfer im Tagesanzeiger bereits von den bedenklich schlechten Zahlen des Neumarkt berichtet und dass es kein Geheimnis sei, "dass hinter den Kulissen des Neumarkts derzeit viele Sitzungen mit dem Verwaltungsrat der Neumarkt AG und der Stadt stattfinden".
Zuvor hatte bereits Rico Brandle in der Weltwoche (7.11.2014) schwere Geschütze gegen die Schweizer Subventionstheater aufgefahren, im Besonderen gegen das Theater am Neumarkt, und behauptet, dass es mit 464 Franken Zuschuss pro Karte eine "der höchstsubventionierten Bühnen der Welt" sei (Zusammenfassung hier). Auf SR2 analysiert Andreas Klaeui den Einbruch der Zuschauerzahlen, den das Neumarkt in der ersten Spielzeit unter der neuen Intendanz verzeichnet.
Und unlängst hat der Schweizerische Bühnenverband (SBV) die Theaterstatistik für die Spielzeit 2012/13 veröffentlicht, nach der im Zeitraum von 2006 bis 2013 die durchschnittlichen Besucherzahlen pro Vorstellung schweizweit um mehr als 10 Prozent gesunken sind, darüber berichtete die NZZ (31.10.2014).
(www.tagesanzeiger.ch / sik)
Update 25. November 2014
Der Schweizerische Bühnenverband hat sich in die Debatte um das Theater Neumarkt eingemischt: "Zürich braucht ein Haus, das bewusst zwischen freier Szene und etabliertem Stadttheater agiert – das Theater am Neumarkt." Die aktuelle Subventionsdebatte konzentriere sich bloß auf die Form, nicht auf "die Funktion, aus der sich die Form des subventionierten Theaters erst ergibt", heißt es in der Medienmitteilung. Diese Funktion resultiere nicht aus wirtschaftlichen Größen, sondern allein aus dem Kulturauftrag, d.h. aus der "Verpflichtung, Theater als Spiegel der Gesellschaft zu betreiben und die Tradition des Theaters von Aischylos über Schiller und Marivaux, Schnitzler und Brecht bis Frisch, Bärfuss oder Heckmanns mit zeitgenössischr Sensibilität und Ästhetik weiterzuentwickeln. Ein Stadttheater wie das Theater am Neumarkt tut dies in jener Kontinuität, die dem Repertoiretheater eigen und der es verschrieben ist. Mit einem eigenen Ensemble ist es bewusst zwischen dem Theaterhaus Gessnerallee, Koproduktionsort der freien Szene, und dem grossen Zürcher Schauspielhaus positioniert – das ist schweizweit einzigartig und so nur in Zürich denkbar."
(theaterschweiz.ch / chr)
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Grundsätzlich gehört ein solches Haus mit den für Zürich einmaligen Möglichkeiten zwischen Schiffbau und Pfauen in die Hand von Profis und nicht von Konzeptblendern, seis aus der freien oder etablierten Szene.
Natürlich braucht Zürich ein zweites Theater mit festem Ensemble und gesicherten Produktionsmittel und Strukturen!!!!
Vielleicht haben die Zürcher Kulturjournalisten, Frau Kedves und Herr Kalberer (...), dass sie glauben, das Neumarkt Theater in seiner Form und Struktur in Frage stellen zu müssen, weil sie mit der ersten Saison der neuen Direktion nicht zufrieden sind.
Ein gewagtes Unterfangen!
Die Weltwoche kann man in diesem gefährlichen Spiel leicht einordnen,
die hat spätestens seit den "Zürcher Prozessen" (noch unter der Vorgängerleitung), eine Rechnung mit dem Neumarkt offen.
Dass Samuel Schwarz die Analyse im Tagi teilt und @Thomas P. von einer "Zürcher Theater-Eliten-Leitung" träumt, ist nahe an der Geschmacklosigkeit. Ich bezweifle, dass Herr Schwarz, der sich vergeblich ums Neumarkt Theater beworben hat, bei einem Zuschlag die Subventionen an die Freie Szene verteilt und die Betriebsstruktur zerschlagen hätte.
Sich nun, unter dem Vorwand es gehe einem ums Theater, an dieser Stimmungsmache der Presse zu beteiligen, ist kurzsichtig und verantwortungslos.
Wenn Kulturjournalisten von "blühenden Freien Theaterlandschaften" phantasieren ist Vorsicht geboten!
Da sollte man sich schnell und konzentriert an Holland erinnern, wo die Freien Gruppen ohne grossen Widerstand eingespart und zerschlagen werden konnten.
Feste, gewachsene Theater sind viel schwerer zum verschwinden zu bringen.
Liebe Kulturpolitiker und meine Damen und Herren vom Verwaltungsrat, lassen sie sich nicht zur Unvernunft verführen!
Ich habe lange Jahre die niederländische Szene bereist. Die waren tatsächlich unglaublich innovativ. Dann wurde ein Rechtsaussen Kulturminister und strich alle möglichen Gelder. Sogar international bekannte Gruppen wie die von Ad de Bont mussten fusionieren. Derselbe Minister forderte die Schließung aller Orchester (im Land des Concertgebouw!) mit der Begründung "Alle Stücke bereits eingespielt". Die international renommierte Reiseoper Enschede wurde stranguliert. Jetzt ist der Minister weg, der Schaden bleibt. Was einmal weg ist und damit sind wir beim aktuellen Fall Neumarkt, ist auf immer weg.
Nur mal so zur Info!!
warum wird die Unwahrheit von Herrn Schwarz, das Schauspielhaus Zürich hätte unter Marthaler eine höhere Auslastung und Eigenwirtschaftlichkeit gehabt, als unter der jetzigen Leitung, unzensiert veröffentlicht? Meiner Meinung nach fällt das unter Rufschädigung, übler Nachrede. Es entspricht in keinster Weise der Wahrheit!
(Lieber Stadtzürcher,
Erstens spiegeln die Kommentare nicht die Meinung der Redaktion wieder und zweitens hat Samuel Schwarz seinen Kommentar unter Klarnamen gepostet. So hoffen wir, er weiß, wovon er spricht. Zumindest ist er direkt auf Fehler seiner Angaben ansprechbar. Wie sieht das in Ihrem Fall aus? Von der IP-Adresse, von der Ihr hier nun von mir beantwortete Kommentar kam, stammen noch vier weitere Kommentare, die alle mit verschiedenen Nicknames abgegeben wurden und die gleiche Tendenz haben. (Ich habe nur noch einen weiteren aus dieser Serie veröffentlicht). Meine Frage: wenn Sie das Recht auf Ihrer Seite wissen: warum posten Sie dann verdeckt und täuschen Vielstimmigkeit vor?
Freundliche Grüsse aus der Redaktion, Esther Slevogt)
Ich bin kein Vertreter des Systems. Ich verfolge nur die Debatte und störe mich daran, dass sich hier ein Theatermann mit Schützenhilfe einer großen Schweizer Zeitung über die kurzzeitig etwas glücklos agierende Mannschaft des "Neumarkt" hermacht. Wenn Samuel Schwarz es selber machen will und glaubt, die richtigen Ideen für das Neumarkt zu haben, dann ist es sein gutes Recht, sich einzubringen. Aber er soll es uns bitte nicht als "notwendige Debatte" verkaufen und diese auf Kosten seiner Kolleginnen und Kollegen in die Welt hinaus tragen.
Ich denke, sie sind auch aus der Theaterszene, wie die meisten hier. Ohnehin laufen auf Nachtkritik ja betriebsinterne Debatten, das wissen wir ja alle. Und wir alle sind Teil dieses Betriebs, ob nun als KünstlerIn einer freien Gruppe oder festangestellt. Wenn sie aus der Zürcher Theaterszene sind, dann wissen sie wohl, dass im Moment hinter den Kulissen, im Stadthaus, zwischen den Stadtverantwortlichen für Theater und den Künstlern heftigste Debatten am Laufen sind. Nicht nur wegen dem "Neumarkt"-Theater. Dieser Fall brach dann in eine bestehende Debatte ein. Es herrscht ein Aufruhr, es geht um Geld und um Verantwortlichkeiten. Hier sind Dutzende von Theaterschaffenden beteiligt (und das geschah alles ohne "mein" Zutun ). Viele von den Theaterleuten sind wütend, weil die Gelder intransparent verteilt werden. Wenn sie nun mein Engagement bezüglich dieser Neumarkt-Debatte so diskreditieren, hört sich das sicher vernünftig an für viele (die mit der aktuellen Lage zufrieden sind und davon profitieren) ist aber letztlich kontraproduktiv für die gesamte Theaterszene (inklusive ZuschauerInnen). . Er gibt eine Unruhe in der Szene, die kann man nicht verschweigen. Und dass ich mit meinen Gedanken einige von der "Szene" nerve, ist mir bewusst, ist aber nicht zu vermeiden. Es gibt es durchaus andere aus der Szene, die alles genau so sehen wie ich. Ich weigere mich ausdrücklich, dass sie die "Szene" für sich beanspruchen. Ja, die "Szene" ist im Streit. Es gibt unterschiedliche Meinungen. Denn ja, logischerweise standen aus Sicht der Freien Szene die Neumarkt-Subventionen in den letzten Jahren immer wieder zur Diskussion. Die jetzige Debatte ums Neumarkt hat aber die FDP und der "Tagesanzeiger" angestossen, nicht "ich"....Selbstverständlich müssen wir von dieser Theaterszene nun aber darauf reagieren. Und möglichst aktiv. Wir der "freien" KünstlerInnen haben aber den Tagesanzeiger-Vorstoss von Guido Kalberer, das Neumarkt zu schliessen, beispielsweise alle abgewiesen, in öffentlichen und nicht-öffentlichen internen Statements. Nicht, weil wir alle finden, die Umverteilung der Mittel in die Freie Szene sei eine grundsätzlich schlechte Idee. Nein, wir lehnen diesen Vorschlag ab, weil wir die neoliberalen Tonlage in diesem Guido Kalberer-Vorschlag ablehnen. Aber nur, weil man diesem Schliessungsvorschlag nicht positiv gegenüber steht, soll man nun nicht diskutieren, was beim Neumarkt auf dem Spiel steht? Nein, das wäre verheerend. Das führt mich zu ihrem Votum: Das Vorbringen von Vorschlägen als "Hetzkampagne" zu diskreditieren ist nicht gerade konstruktiv. Genausowenig wie diese kleine "Nick"-Name Kampagne von "Stadtzürcher" hier. Ich denke, die aktuelle Neumarkt-Leitung könnte nur profitieren, wenn wir hier möglichst inhaltsorientiert und praktisch Vorschläge unterbreiten und über diese offen debattiert wird. Wenn die Theatersubventionen für das Neumarkt langfristig gerettet werden sollte, sollten wir "Experten" proaktiv Vorschläge machen, damit das Theaterleute nicht mittels Schocktherapien durch die Politik oder den Verwaltungsrat später dann dazu gezwungen werden. Und gerade das Neumarkt muss einfach gut besucht sein, es ist ein kleines Theater - eine ordentliche Auslastung muss da einfach zu schaffen sein. Ja, wenn dieses kleine, potente Theater nicht gut besucht ist, dann müssen wir Theaterschaffende dieses Theater anspornen, motivieren, damit gewisse Dinge grundsätzlich neu gedacht werden. Dieser Denkansatz begründete diese Diskussion hier. Ich bin wohl vorlaut, aber destruktiv bin ich deshalb nicht automatisch. Nur weil wir Branchenmenschen das Theater aus Eigeninteresse als sinnvolle Einrichtung betrachten, finden die FilmerInnen, AutorInnen, bildenden KünstlerInnen die auch alle mehr Subventionen wollen, das nicht auch automatisch. Die Theaterbranche genügt sich leider zu oft in einer Arroganz, die eben genau die Subventionsstreicher von FDP auf den Plan ruft... und wir vom Theater vergessen zu oft, dass wir den grössten Anteil aller Kulturgelder erhalten. Und nur weil es die "Weltwoche" ist, die uns die Zahlen vorhält, dass jedes Neumarkt-Ticket mit 400Franken subventioniert ist, sind diese Zahlen noch lange nicht unwahr. Aber wir Theaterschaffende müssen den Diskurs führen & nicht die "Weltwoche" und auch nicht "Guido Kalberer". Diese Subventionerung eines einzelnen Theatertickets mit so viel Geld ist aber einfach alles andere als selbstverständlich. Ich ziehe mich nun zurück, damit ein anderer Ast wachsen kann in dieser Diskussion. Wenn sie - lieber Wahlschweizer und anderen "Nick-Names" - hier sich aber gegenseitig anschweigen wollen, sei ihnen das durchaus auch erlaubt. Ich glaube aber nicht, dass wir mit dieser "Nick-Name "und Anschweigestrategie in ein paar Jahren noch von dieser fürstlichen Theatersubventionierung profitieren werden.
(Liebe(r) gleiche ellen, wir weisen nicht auf IP-Adressen hin, sondern lediglich auf die Tatsache, dass in diesem Thread hier Posts mit unterschiedlichen Nicknames von ein und der selben IP-Adresse kamen. Diese Art vorgetäuschter Vielstimmigkeit einer einzigen Meinung scheint uns einer fruchtbaren Debatte im Weg zu stehen. Von anderen Beteiligten an dieser Debatte konnten wir Ähnliches noch nicht beobachten. Hier bitten wir um nähere und vor allem faktengestütze Erläuterung. Freundliche Grüsse aus der Redaktion, Esther Slevogt)
Aufgebauscht von Samuel Schwarz, der seit vielen Jahren in regelmässigen Abständen versucht, durch mediale Rundumschläge (unterstützt von Tagesanzeiger und anderen Medien) sich selbst in Position zu bringen. Er bewirbt sich (in wechselnden Konstellationen) für eine leitende Position an einem Theater, wird abgelehnt, mobilisiert sein "Gefolge", schreibt Artikel, Texte, in denen er die entsprechenden Findungskommissionen/ Theaterräte etc polemisch angreift, an seiner Stelle gewählten Leiter oder Leitungsteams diskreditiert. Danach, wenn die ausgelöste und forcierte "Diskussion" (die noch nie eine konstruktive, sachliche war) wie immer versandet, erfolgt bei nächster Gelegenheit die nächste Bewerbung. Dabei spielt es keine Rolle, ob es sich dabei um ein Stadttheater (z.B. Bern), ein Koproduktionshaus der freien Szene (Theaterhaus Gessnerallee Zürich) oder eben um eine Institution wie das Neumarkt-Theater handelt.
Stets steht dabei die Person Samuel Schwarz im Mittelpunkt und behauptet, dass es nicht um seine Person sondern um die Sache gehe. Und er für die "freie Szene", für die Künstler spreche.
Dieses Vorgehen ist den Kulturschaffenden in Zürich und in der Schweiz seit Jahren bekannt und die überwältigende Mehrheit dieser Künstler haben keine Lust, sich durch Samuel Schwarz vertreten zu lassen. Ganz besonders nicht die national und international erfolgreichen, die die Theaterlandschaft durch ihre Kunst prägen - wie dies 400asa in den 90ern einmal getan hat.
Zumal auch recht unzimperlich gegen Künstlerkollegen geschossen wird, die sich mit seiner Haltung nicht solidarisieren wollen. Dabei sind polemische Halb- oder Unwahrheiten genauso probate Mittel, wie regelmässige Aufrufe, sich doch mit seinen Vorstössen zu solidarisieren. Damit sein Name in den Hintergrund gerät und seine Behauptung, er würde für eine grosse Masse von Künstlern (z.B. für die gesamte freie Szene) zu sprechen, glaubwürdiger wird. (Auch dieser Tage gibt es ein entsprechendes Rund-Mail mit Aufruf und Link direkt zu dieser Diskussion hier.)
Dieses Vorgehen und diese Stilmittel sind auch ein nachvollziehbarer Grund, warum sich Samuel Schwarz (egal in welcher Konstellation) in keiner der angestrebten Leitungspositionen befindet. Weil, wie PM weiter oben richtig sieht, er sich dadurch gerade per se für eine solche Position ausschliesst. Und für alle diejenigen, die sich in seinem Windschatten bewegen, gilt das wohl ebenso.
Es fragt sich, wie oft und wie lange sich dieses Muster noch wiederholen wird, nachdem es seit Jahren allgemein durchschaut wird? Gut, hier auf Nachtkritik finden ja bekanntlich alle Gescheiterten und Frustrierten ein Forum, das liegt leider in der Natur der Kommentarfunktion.
Aber für die Kulturrealität wünscht man sich natürlich Beiträge von wirklich klugen Köpfen, von besonneneren Zeitgenossen, erfolgreichen Künstlern, Teamplayern... nicht von Selbstdarstellern, Neidgenossen und nicht vom Destruktiven Julius alias Samuel Schwarz und seinem Gefolge.
warum posten Sie (und andere) denn hier bloß immer mit verdecktem Visier?
Was soll denn passieren, wenn Sie mit Klarnamen Ihre Meinung vertreten?
Sie setzen sich so doch automatisch in eine schwächere Position.
Ich verstehe es einfach nicht!
Viele Grüsse!
nun ich denke, dass die meisten, die hier anonym entgegenhalten, einfach keine Lust haben, auf Samuel Schwarz' schwarzer Pöbelliste zu landen. Zumal ihm durch Schweizer Printmedien regelmässig ein Forum geboten wird, wo er diese Pöbelei betreiben kann. Das interessiert zwar inhaltlich immer weniger, aber ärgerlich ist es trotzdem. Deshalb wollen wohl weder die angegriffenen Künstlerkollegen, noch die beschossenen LeiterInnen wie Frey, Kastenmüller, Schweigen, Beck, Merguin und wie sie alle heissen hier offen auftreten. Und wogegen denn auch? Gegen das eingebildete Recht eines einzelnen, endlich eine Leitungsfunktion eingeräumt zu bekommen, weil er ganz einfach immer recht hat? Und recht haben muss?
Und nebenbei: Auch die Künstler, in deren Namen Samuel Schwarz auftritt, treten selbst selten mit ihrem echten Namen in Erscheinung...
tut mir leid, aber Ihr Argument überzeugt micht nicht. Aha, Pöbellisten also. Wir haben hier übrigens in den letzten Tagen diverse Kommentare nicht veröffentlicht, die anonyme Pöbeleien gegen Samuel Schwarz enthielten. Der wiederum vertritt seine Positionen unter Klarnamen und ist damit ansprechbar für Gegenrede. Und pöbeln habe ich ihn auch nicht gehört.
Wenn Sie sich über die mediale Präsenz von Samuel Schwarz ärgern, dann könnte man Ihnen angesichts dieser merkwürdigen Heckenschützenmentalität, mit der seine Gegner zumindest in diesem Forum hier in Erscheinung treten (bzw. eben nicht in Erscheinung treten), entgegenhalten: Klar ragt der heraus, der als einziger wagt, sich kenntlich zu machen.
Warum vertreten Sie Ihre Positionen nicht ebenso offensiv? Tut mir leid, aber von hier aus betrachtet ergibt das ein ziemlich schwaches Bild.
Und wie sagt der Berliner so schön: If you can't stand the heat, get out of the kitchen...
Herzliche Grüße
dass sie mein Argument nicht überzeugt tut mir leid. Das ist aber auch gar nicht schlimm. Da sich ihre "kitchen" offensichtlich in Berlin befindet, sind sie automatisch "out of the heat". Und damit ja auch nicht betroffen.
Unter meinen Schweizer Kolleginnen und Kollegen befinden sich bestimmt einige, die die Situation ähnlich einschätzen, was einige Posts hier bestätigen (s. 27, Wahlschweizer, da finden sie mein Argument wieder.),
Ihre Argumente überzeugen ebensowenig, bestätigen aber die künstliche Verzerrung dieser Diskussion, wenn hier nach für Aussenstehende undurchsichtigen Kriterien redaktionell entschieden wird, welche Posts veröffentlicht werden und welche nicht. Und diejenigen, die veröffentlicht werden, dann teilweise redaktionell kommentiert werden und Partei ergriffen wird.
Lassen sie doch den Kommentatoren die Wahl, ob und unter welchem Namen sie jeweils auftreten wollen. Und zur Bewertung von Argumenten braucht es doch keine Redaktion!
(Sehr geehrte Freie Szene, die Unterdrückung von Kommentaren erfolgt gemäß den Kommentarregeln dieser Seite, die Sie im Impressum nachlesen können. Die Regeln sind durchsichtig und sie können aus ihnen schlussfolgern, welche Form die Beiträge haben, die hier nicht veröffentlicht werden, eben weil sie Personen herabsetzen, das Diskussionsklima vergiften, vom Gegenstand der Debatte wegführen etc.
Auslassungen werden benutzt, wenn es innerhalb eines Kommentars neben solchen unzulässigen Äußerungen auch einen argumentativen Kern gibt, der die Diskussion bereichern kann. Der ist dann für die Diskutant*innen sichtbar. Mit freundlichen Grüßen, Christian Rakow / Redaktion)
Es ist ja niemand gezwungen, Samuel Schwarz' Meinung zu teilen, einfach jedesmal "unsachlich" zu schreien wenn er etwas sagt, ist aber auch nicht konstruktiv. "In der Kulturrealität wünscht man sich kluge Köpfe und Teamplayer". Und am Besten kennt noch jeder seinen Platz in dieser Realität. Nervensägen, Schreihälse und Aufrührler kann man dann ja auf die Bühne stellen und danach hübsch über "das Umbequeme" smalltalken.
Aber hier geht es ja auch gar nicht um Samuel Schwarz - er ist weder die Ursache, noch der Auslöser der aktuellen Debatte.
Das eigentliche Problem der Freien Zürcher Szene ist viel tiefer angesiedelt. Das sind die unterschiedlichsten Baustellen in der Förderung und in der Kulturpolitik, die endlich angegangen und in einem Dialog mit den Künstlern aufgearbeitet und bereinigt werden sollten - was aber nicht, oder, dem subjektiven Empfinden nach, viel zu schleppend oder mit untauglichen Mitteln geschieht. Weil man als freier Künstler aber direkt von genau diesen (nicht durchgeführten oder fehlgeleiteten) Reformen dieser Strukturen und Förderkriterien abhängig ist, baut sich da natürlich Druck auf. Und dieser Druck entlädt sich zurzeit auf unterschiedlichste Art und Weise - und bei Samuel Schwarz eben auf die seine. Daneben gibt es aber zum Beispiel auch eine breit abgestützte Debatte um die Ausrichtung der städtischen Förderung, die von vielen ganz unterschiedlichen Künstlern und vom Fabriktheater Rote Fabrik gemeinsam vorangetrieben wird.
Ein Wort noch zu Samuel Schwarz, auf den hier so genüsslich, anonym, mit dem grossen Hammer eingehauen wird: Ich persönlich bin zwar nicht mit all seinen Voten einverstanden, aber dahingehend schon, dass man einen Dialog führen muss und eventuell eben auch die traditionellen Förder- und Subventionsstrukturen hinterfragen. Da wird auch die Zürcher Kulturpolitik nicht drum herum kommen. Ob eine Neuausrichtung des Neumarktes der richtige Weg wäre, darüber mag ich mich hier nicht auslassen. Dazu ist die Sache viel zu komplex, als dass sie sich mit lauter Nicknamen als Gegenüber diskutieren liesse.
Letztlich geht es doch schlicht und einfach darum, dass möglichst interessantes und innovatives Theater zu möglichst guten Bedingungen gemacht werden kann. Dass dabei die freie Szene (zumindest in Zürich) so etwas wie eine kraftvolle Forschungsabteilung ist - nicht zuletzt auch fürs Stadttheater, das aufgrund seiner Strukturen und Abhängigkeiten gar keine echten Experimente riskieren und durchführen kann - das ist wohl unbestritten. Und diese freie Szene braucht Reformen und braucht mehr Geld, um sich weiterentwickeln zu können. Eine Investition, die letztlich auch dem Stadttheater zugute käme, da das Stadtheater quasi den etablierten Rahm der freien Szene abschöpft und sich damit profiliert. Es geht also bei der Diskussion um eine mögliche Umverteilung von Geldern nicht um "Freie Szene vs. Stadttheater", wie immer wieder behauptet wird, sondern darum, die vorhandenen Ressourcen möglichst gut und "gewinnbringend" einzusetzen. Zum Vorteil aller Beteiligter.
Noch ein Wort zu den vielen anonymen Posts: Wer meint, etwas zu sagen zu haben in dieser Sache, soll gefälligst mit seinem Namen zeichnen, oder sich raushalten.
Ich heisse übrigens Michel Schröder, bin Regisseur und Kopf der Gruppe kraut_produktion und arbeite als Ko-Leiter im Fabriktheater Rote Fabrik.
Du machst hier einen auf verständnisvoll, schweizerisch. Letztlich sagst du inhaltlich nichts! Was willst du denn? Wenn du nämlich inhaltlich und ich betone: INHALTLICH, etwas sagen würdest, dann hättest du auch sofort viele Feinde, wie Samuel Schwarz.
Lasst uns Zürich wieder zur Theater Ikone machen! Hesse/Müller/Marthaler/Brecht/Frisch, frisch, frisch ihr Nick Narren! Welcome...
Was ich inhaltlich sage? Es gibt Defizite in der städtischen Kulturpolitik, die ein Vakuum verursachen, welches letztlich zur aktuellen Unzufriedenheit in der Szene mit all ihren Auswüchsen führt. Das ist der Kern des Problems, den muss man angehen, nicht die Symptome, das ist meine Meinung - und das bedeutet, man muss die städtische Förderung in die Pflicht nehmen, dass sie sich diesen Problemen stellt und brauchbare Lösungen erarbeitet. Und das müssen anscheinend wir Künstler und die Häuser vorantreiben, sonst geschieht nichts. Mit dieser meiner Meinung exponiere ich mich übrigens schon seit Jahren. Aber komm doch mal ins Fabriktheater. Ich unterhalte mich lieber von Angesicht zu Angesicht über all das. Und wie du ja bereits gemerkt hast, ich bin der "Verständnisvolle", vor mir braucht man also keine Angst zu haben. Zürich = Theaterikone? Bin ich gern mit dabei. Es wäre allerdings schön, ein paar neue, frischere Leute zu finden, denn zwei von denen, die du erwähnst, sind nämlich schon tot, zwei sind Nostalgieträger und einer ist im Exil.
@ Martin: Die Künstler der freien Szene sind deshalb freier, weil sie "nur" Geld beantragen müssen, das heisst, sie müssen eine städtische Kommission überzeugen, dass ein Projekt interessant ist - und dann müssen sie ein freies Theater finden, das mit ihnen kooperieren will. Ansonsten ist man in allen künstlerischen Belangen völlig unabhängig. Am Stadttheater ist man da in viel mehr Abhängigkeiten verstrickt: Es ist der Riesenapparat und die dadurch schwerfällige Struktur, das Abopublikum, die Sponsoren, die riesigen Subventionsbeträge, die mit der Massenverträglichkeit des Gezeigten gerechtfertigt werden müssen, ggf. die künstlerischen Vorstellungen und Ambitionen, bzw. die Ängste der Theaterleitung etc. All das wirkt direkt oder indirekt mit auf den Künstler ein und beeinflusst sein Schaffen. Das ist gar nicht abschätzig gemeint, sondern einfach eine Tatsache.
Damit der freien Szene weiterhin ihre einzigartige Laborqualität erhalten bleibt, muss man diese schützen, ausbauen und reformieren. Das geht aber leider nicht mit anonymen Statements, sondern nur, wenn man den Kopf hinhält.
Empfehlungen: Zurzeit läuft der Abend "Love & Happiness" von Phil Hayes in der Gessnerallee, eine wirklich sehr eigene und schöne Arbeit. Und vielleicht noch ein Hinweis in eigener Sache: "Human Resources", eine Kooperation von meiner Gruppe kraut_produktion mit dem Theater HORA. Premiere 3. März 2015 im Fabriktheater Rote Fabrik.
(Es sei hier anzufügen, dass man Stephan Märki - auch wenn ich ihn hier kritisiere - unbedingt zugute halten muss, dass er im Frühjahr 2015 eine Runde Berner KünstlerInnen in dem von ihm geleiteten Haus empfängt, um genau diese Fragen zu diskutieren und Produktionsmodelle für die Zukunft zu entwickeln). Stephan Märki verteidigt zu Recht die Existenzberechtigung des Theater Neumarkts. Und doch zeigt sein Statement auf, welche Widersprüche bei der Diskussion im Raum stehen. Märkis Worte sind grundsätzlich ein befriedendes Statement. Die Skepsis gegen Begriffen wie „Rentabilität“ und „Effizienz“ teilen alle an dieser Diskussion Beteiligten ( und ich nehme an, sie wird intensiv gelesen hier ). Ob Stadttheaterangestellte oder ExponentIn der freien Szene: Alle sagen „Nein“ zu einer Eventisierung oder Unterwerfung des subventionierten Theaters unter die Regeln des Kapitalismus. Deshalb nicken auch wir "freien" KünstlerInnen seine Worte ab. Ja, Stephan Märkis Worte haben durchaus den Charakter eines befriedenden Wortes beispielsweise des Papstes auf die sich in einem Streit befindende katholische Gemeinde. Ein grundsätzliches Problem für den Künstler/die Künstlerin: In dem herrschenden System der „Kuration“, d.h. der Sinnstiftung des Bühnengeschehens durch die Dramaturgie/Kuration" - ein System das sowohl im Stadttheater als auch in der „freien Szene“ dominiert - wird auch in den Texten und Projekten diese Kapitalismus-Skepsis beschworen. In dem eigentlichen Selektionsprinzip, das diese Kuration/Dramaturgie aber vornimmt ( ob nun in den Dramaturgiebüros in den Stadttheatern oder in dem Büro eines Freie Szene Veranstalters ), wird diese kapitalistische Verwertungstechnik aber direkt tagtäglich Tag angewandt. Die "Währung" sind die Körper der Künstlerinnen. Man muss nicht zwingend Michel Foucault lesen oder Pierre Klossowskis Essay „Die lebende Münze“, um zu erkennen, dass hier der Künstlerinnen-körper sich hier in „lebendes Geld“ verwandelt. Das Problem, das wir nun haben ( ich argumentiere hier aus Sicht des Künstlers/der KünstlerIn): Wie schaffen wir es, unsere Körper selbst zu verwalten? Wie „kuratieren“ wir uns selbst? Diese Selbstermächtigung des Körpers durch den Künstler/die KünstlerIn ist das eigentliche Ziel meiner/unserer Argumentation? Wie überwinden wir dieses kapitalistische System des Menschenhandels durch Kuration/Dramaturgie? Dieses System hat in letzter Konsequenz seit ca 100 Jahren immer die gleiche perverse Aufführung zur Folge ( ob auf der Bühne nun "Laien" oder "Profis" stehen ): Es werden „Menschen“ vorgeführt werden in einer Art zirkushaften Menschenmarkt, in dem zwar antikapitalistische Lieder geträllert werden, aber die knallharten Gesetze des Dschungelcamps herrschen ( Ich war als junger Regieassistent an diversen „Vorsprechen“ durch junge SchauspielerInnen - das bei linken und reaktionären Regisseuren - und kenne diese Selektionsverfahren durchaus aus der Praxis ). Wenn nun die Theater (wie das Theater Neumarkt oder das KonzertTheaterBern) in die Publikumskrise kommen, dann hat das mehr mit diesem Komplex zu tun, als sich der Betrieb eingestehen mag. Das Publikum empfindet - grad je mehr das Theater versucht „gut“ und moralisch „korrekt" zu sein und sich „antikapitalistisch" gebiert - diesen Widerspruch immer mehr, es wendet sich ab, weil dieses Theater Wasser predigt, aber Wein säuft. Wenn nun die "Freie Szene“ - wie in Voten oben - sich auch dieser antikapitalistischen Rhetorik bedient (und das oft in sehr ähnlichen Worten wie Stephan Märki ), dann führt diese Argumentation am eigentlichen Kernanliegen der KünstlerInnen vorbei. Nur, wenn wir selber genügend finanzielle Mittel verfügten, um über unsere KörperInnen selber zu verwalten ( das wäre dann eben das KünstlerInnen-Theater ) könnten wir diesen Widerspruch überwinden und ein Theater machen, das tatsächlich den Reiz einer Freiheits-Utopie wieder ausstrahlen kann ( und auch mehr Publikum anziehen würde ). Wir müssen den Kapitalismus selber an uns anwenden können, um ihn zu überwinden. Sonst sind wir nur lebende Währung in Händen der kapitalistisch agierenden Kuration/Dramaturgie, die dieses Selektionstechniken quasi privilegiert anwenden kann. Natürlich: Auch wir KünstlerInnen müssten selektionieren, wenn wir "inszenieren". Nur: Ein Teil unserer Selektions-Energie kann mehr einfliessen in die Ausdifferenzierung der Inhalte.
Ich denke nicht, dass es eine Kampflinie zwischen freier Szene und Stadttheater gibt. Aber es gibt eine zwischen Kuration und Körpern. Durch die neuen Aufnahme-Techniken ist es heute der Künstlerin möglich, eine Selbstdistanzierung vorzunehmen, die früher - zu Kleists Zeiten und seinem Aufsatz über die Marionette - noch nicht möglich war. Ich denke, visionäre „Ahnungen", wie man Shakespeare, Bärfuss, etc in Zukunft aufführen müsste, zeigen sich eher bei "Netflix" und "House of Cards" ( mit Kevin Spacey als Puppenspieler seiner selbst) oder bei Künstlerteams wie She-She-Pop/Schauplatz International/Peng Palast/Club 111/IIPM/RigiBlickTheater. Solche „Gruppenmodelle“- die auch „Leitungsmodelle" sein könnten würden - wenn sie das müssten oder wollten - auch Säle wie das Neumarkt und das KTB füllen - und zwar bis zum letzten Platz.