Freundlicher Rauswurf

Berlin, 20. März 2015. Der Vertrag mit Frank Castorf als Intendant der Berliner Volksbühne wird zwar über das Jahr 2016 hinaus verlängert. Aber es ist nur eine "kleine Verlängerung", sagte er im Interview mit der "Zeit", das gestern erschien. Kulturstaatssekretär Tim Renner bestätigte das auf 3sat und sagte wörtlich: "Frank Castorf wird im Jahr 2017 25 Jahre an der Volksbühne Intendant gewesen sein. Und wir waren der Meinung, dass es an der Zeit ist, auch die Volksbühne mal weiterzuentwickeln und weiterzudenken". Dem bleibe unbenommen, dass Frank Castorf ein wunderbarer Regisseur sei. Als solcher werde er der Stadt auch erhalten bleiben. Was die Führung des Hauses angeht, müsse man jedoch nach vorne schauen, so Renner.

In der "Zeit" macht Castorf klar, dass sein Abschied ein Wunsch der neuen Berliner Kulturpolitik und nicht sein eigener sei: "Von meiner Seite hätte ich, da ich nie ein Ende finden kann, auch an der Volksbühne keins gefunden." In der Politik sehe er "Nichtprofessionalität" und eine "andere Grundkompetenz", auch eine "Unkenntnis dessen, was dieser merkwürdige Ort Theater ist".

Auch die Suche nach einem Nachfolger scheint bereits begonnen zu haben. Auf rbb bringt der kulturpolitische Sprecher der Linksfraktion, Wolfgang Brauer, Armin Petras ins Spiel, derzeit Intendant des Schauspiel Stuttgarts. Sein Vertrag dort laufe bis Sommer 2018. Zeitlich könnte das also passen. "Der Linkspolitiker hätte auch Matthias Lilienthal wieder gern in Berlin gesehen, aber der ist aktuell bei den Münchner Kammerspielen engagiert, für Berlin somit nicht greifbar." Die Kulturexpertin der Grünen, Sabine Bangert, hätte gern eine Frau an der Spitze des Hauses. Am liebsten wäre ihr eine tanzaffine Frau. Sie sagte dem rbb, angesichts der "tollen Tanzszene in Berlin wäre das ein Highlight". Ein naheliegender Name wäre Sasha Waltz, so Bangert. Aus Sicht der Piraten wäre es denkbar, heißt es weiter, dass jemand aus der Volksbühne selbst Castorf nachfolgt wie René Pollesch, dessen Stücke dort erfolgreich laufen. Kulturexperte Philipp Magalski sagte zur Begründung, dieser kenne das Haus sehr gut, ebenso die Stadt Berlin und mache progressives Theater.

(sik)

 

mehr meldungen