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Schaubühne Berlin wehrt sich gegen rechte Kritik an "Fear"

Die Freiheit der Kunst der Anderen

Berlin, 9. November 2015. Die Berliner Schaubühne am Lehniner Platz tritt der Kritik an Falk Richters Stück "Fear" mit einem öffentlichen Schreiben entgegen. Einige Medien hätten Zusammenhänge zwischen der Inszenierung und Auto-Brandanschlägen auf die AfD-Vizevorsitzende und Europaparlamentarierin Beatrix von Storch und die Organisatorin der "Demo für alle" Hedwig Freifrau von Beverfoerde hergestellt (u.a. hatte die Berliner Boulevardzeitung b.z. die Ereignisse zusammen thematisiert, Anm. chr).

Die Schaubühne distanziert sich von dieser Darstellung. Das Stück rufe weder zur Gewalt gegen Personen noch gegen Sachen auf, sondern arbeite allein mit den Mitteln der satirischen Kunst: "Ebenjener Kunst", wie es in der Stellungnahme heißt, "deren Freiheit und Unantastbarkeit erst unlängst unter dem Motto 'Je suis Charlie' allerorts in Solidaritätsbekundungen gegen die Pariser Attentate so vollmundig beschworen wurde. Und zwar insbesondere von jenen Kreisen, die sich vor einer Islamisierung des Abendlandes fürchten – und eine Freiheit der Kunst immer nur wünschenswert finden, solange deren Kritik sich gegen andere richtet."

Die Schaubühne teilt weiter mit, dass sie in den letzten Tagen vermehrt Anrufe und Zuschriften gegen "Fear" erhalten habe, "zum Teil in Form von Gewalt- und Morddrohungen". Vor den Theatereingang sei ein Graffiti gesprüht worden, es sei zu Störungen von Vorstellungen gekommen.

Erst vor wenigen Tagen hatte AfD-Sprecher Christian Lüth für einen Eklat gesorgt, als er in einer Vorstellung von "Fear" Videoaufnahmen machte.

(chr)

Hier finden Sie die Stellungnahme der Schaubühne im kompletten Wortlaut.

Update vom 11. November 2015. Mittlerweile hat sich auch der Deutsche Kulturrat hinter die Schaubühne und Falk Richter gestellt. Sein Geschäftsführer Olaf Zimmermann sagte in einer Pressemitteilung: "Selbstverständlich ist die Aufführung von 'FEAR' durch die grundgesetzlich garantierte Meinungs- und Kunstfreiheit geschützt. Und selbstverständlich darf dem Druck aus der rechten Ecke zur Absetzung des Stückes nicht nachgegeben werden. Künstler dürfen sich nicht nur, sie müssen sich gerade jetzt in die Debatten einmischen."

(ape)

 

Presseschau

"Es gibt einen diffusen Hass bei Menschen aus dem Umfeld von AfD, Pegida und anderen rechtsnationalen Bewegungen, eine enorme Unzufriedenheit mit sich selbst, mit einer komplexer werdenden Gesellschaft", sagt Falk Richter im Interview mit der Berliner Morgenpost (10.11.2015). "Dieser Hass kann sich zur Zeit gegen alles richten: Mal wird dazu aufgerufen Kanzlerin Merkel zu hängen, alle Grenzen dicht zu machen und die Flüchtlinge an der Grenze abzuknallen oder ein Theaterstück, das sich kritisch mit rechten Strömungen auseinandersetzt, abzusetzen und den Autor zu lynchen. Dieser Hass richtet sich also gegen alle, die nicht mit ihnen einer Meinung sind, nicht nur gegen mich."

(sle)

Christine Watty von Deutschlandradio Kultur (10.11.2015) hat mit Schaubühnen-Chef Thomas Ostermeier gesprochen und hält die aggressiven Reaktionen auf "Fear" für "die beste Bestätigung (...), dass die Inszenierung einen Nerv getroffen hat", wie sie auf der D'radio-Website schreibt. Ostermeier zeigt sich von der Vehemenz der Angriffe überrascht: "Es war ja gar nicht unsere Absicht, solche Reaktionen hervorzurufen. Unsere Absicht war ja eher (...), so eine aufgeklärte Hipster-Gesellschaft, der wir leider (...) alle angehören, und ihre Untätigkeit und Ratlosigkeit ob der politischen Entwicklungen zu spiegeln." Die meisten Zuschauerzuschriften deuten ihm zufolge darauf hin, dass der Abend für viele wichtig ist: "Sie gehen aus dieser Aufführung gestärkt raus, sie haben wieder Mut geschöpft, weil sie das Gefühl haben, dass andere eine ähnliche Sicht auf die Welt und eine ähnliche Sorge um die politische Entwicklung in Deutschland haben." Man sei hingegen besorgt über die Forderung nach Absetzung des Stückes und die Unterstellung, die Schaubühne sei Mitauslöser für die Angriffe auf AfD-Anhänger. Politiker zu karikieren, habe eine "irrsinnig lange Tradition in den bürgerlichen Demokratien", und diese Freiheit dürfe nicht in Frage gestellt werden.

(ape)

"Das ist etwas zu viel der Ehre für paranoide Kleinbürger, die von der Diversität der Lebensstile und Kulturen überfordert sind", kommentiert Peter Laudenbach in der Süddeutschen Zeitung (11.11.2015) die Vorgänge. Weil es in Falk Richters Inszenierung nicht um Genauigkeit, "sondern um robuste Feindbilder und die Pflege des Wir-Gefühls der moralischen Überlegenheit geht, werden in die Zombie-Parade auch noch die Berliner Journalisten Harald Martenstein und Matthias Matussek eingereiht. Die kann man für ihre schrulligen Ansichten belächeln, aber mit der NPD haben sie etwa so viel zu tun wie Falk Richter mit der RAF – nichts. Dass auf der Bühne erwogen wird, Zombies besser zu erschießen, macht den Abend nicht intelligenter." Die Konstruktion von Zusammenhängen zwischen den Inhalten der Inszenierung und Anschläge auf AfD-Personal jedoch sei ebenso lächerlich "wie Falk Richters Gleichsetzung der konservativen Journalisten mit Rechtsradikalen: Antifa-Aktivisten dürften für ihre Anschläge kaum die Inspiration der Schaubühne benötigen". Etwas Besseres als die sich daraufhin im Internet ausbreitende Aufregung hätte beiden Seiten aus Laudenbachs Sicht nicht passieren können: "Wie in gegenüber gestellten Zerrspiegeln machen sie einander zum Zweck der Selbstüberhöhung größer, bedeutsamer und monströser, als sie sind".

(sle)

Sind Richters "Hauptpersonen wider Willen" (Beatrix von Storch, Frauke Petry, Birgit Kell, Gabriele Kuby und Hedwig von Beverfoerde) tatsächlich "die ideologischen Erben der Nationalsozialisten? Ist das Plädoyer für eine Familie aus Vater, Mutter, Kindern eine faschistische Grenzverletzung?", fragt Alexander Kissler auf cicero.de (11.11.2015). "Haben sich die fünf Damen der 'Vernichtung' von Menschen schuldig gemacht?". Er hält die "hilflose Zombie-Revue" für einen "künstlichen Offenbarungseid und eine intellektuelle Bankrotterklärung." In "wahrlich aufgeheizter Zeit" gieße die Schaubühne Öl ins Feuer und deute "mit ausgestrecktem Finger auf eine sehr disparate Mischung liberaler, konservativer und rechtsextremer Gallionsfiguren." Auf welchen verschlungenen Pfaden" Worte zu Taten führten, sei "hochkomplex und nicht so simpel, wie es sich die Empörten jeglicher Couleur vorstellen. Pegida hat nicht 'mitgestochen', die 'Schaubühne' stand nicht Schmiere." Das "bevorzugte Stilmittel" des Abends sei "nicht die Satire, sondern der Hass. Er propagiert Vernichtung, nicht Diskurs, er ist eine Kampfansage, kein Diskussionsangebot. (...) Frauen mit abweichender Meinung aber zu unterstellen, in jeder Abweichung manifestiere sich der Geist der Nazis, zeugt von demokratischer Unreife, zeugt selbst von einer den Frauen unterstellten Sehnsucht nach dem reinen, einen Weltbild." Die angegriffenen Politikerinnen hätten "alles Recht", juristische Maßnahmen zu ergreifen. Der Schaubühne empfiehlt Kissler, "nach jeder Vorstellung eines ihrer Hassobjekte zum Streitgespräch" einzuladen: "Das nennt man Freiheit, das wäre Aufklärung, wäre echte Offenheit, die 'Fear' paradoxerweise meint durch Gesprächsverweigerung erreichen zu können."

(ape)

 

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Kommentare  
Schaubühne Berlin wehrt sich: einen Theatersessel umbringen
Hat der AfD-Sprecher Lüth für einen Eklat gesorgt, dadurch dass er in einer Vorstellung Video-aufnahmen machte, oder dadurch dass er sie so offensichtlich machte, dass er als Zuschauer eine Reaktion der Bühne provoziert hat? Ist das nur unangemessen schlechtes Zuschauer-Benehmen gewesen oder ein eventuell strafrechtlich zu verfolgender Tatbestand? Es ist nicht unbedingt mein Geschmack, wenn konkrete lebende Menschen als Video-Schnipsel oder Ahnengalerie in Theateraufführungen hergenommen werden und als Zombie-Beispiel dem Publikum nahegelegt. Und gar nicht mein Geschmack, wenn das künsterlisch begründet wird. Aber prinzipiell muss das ein Theater ja dürfen, da wehrt man sich, wenn man meint, dass man das nicht will, indem man nicht hingeht...
Warum in aller Welt bekommt ein Theater!!! als Institution Anrufe und Zuschriften zu Inszenierungen??? Für Außen-Reaktionen ist doch der Zuschauerraum im entsprechenden Zeitraum da!! An wen oder was richteten sich die Gewalt- und oder gar Morddrohungen? Möchte jemand da jemand eine Institution erwürgen??? Oder etwa einen Theatersessel umbringen?? Schade, dass die Presse-Erklärung der Schaubühne so diskret ist, was da nähere Auskünfte anlangt. Erinnert alles irgendwie an den Schweinekopf und die Sudeleien vor dem Theater in, wo doch gleich?, nach der Widmung einer Gast-Vorstellung, welche war das überhaupt?, des Schaubühnen-Ensembles. Da hatte, soweit ich mich erinnere, jemand konkretes in der Presse ein freudiges öffentliches Daumen-Hoch bekommen, weil das informell momentan gut gegen Putin zu verwerten war -
Schaubühne Berlin wehrt sich: Frage
Liebe Redaktion, sind Sie sicher dort, dass die Schaubühne sich gegen "rechte Kritik" (WAS bitte ist das???) wehrt und nicht gegen bei ihr eingegangene Mord- und Gewaltdrohungen wegen einer vorgestellten Inszenierung und falsche öffentlich gemachte Behauptungen, die man früher Dementi nannte und sehr kurz und unpathetisch abfasste.


(Verehrte*r Amnesieverdacht, Ihrer Anfrage kann ich nur mit einem freundlich "Hä?" entgegnen. Grüsse aus der Redaktion, Esther Slevogt)
Schaubühne Berlin wehrt sich: nicht Sache der Kritik
Ich meine, aus dem Schreiben aus der Pressestelle der SB ging nicht hervor, dass die sich gegen "rechte Kritik" wehren, wie Sie redaktionell hier oben titulieren. Sondern die haben dementiert, dass sie in dem Stück direkt zu Gewalt aufrufen würden. Und angekündigt, dass sie diejenigen Sachverhalte zur Anzeige bringen unter den Gewalt- und Mordandrohungen, die dort im Hause eingegangen sind, die einen Straftatbestand erfüllen könnten. Und das ist dann doch keine "rechte Kritik", sondern eben ein rechtsstaatlich zu ermittelnder Straftatbestand. Es wäre also besser, weil sachlich richtiger, gewesen, wenn Sie geschrieben hätten, dass sich die SBaLP gegen Gewalt- und Morddrohungen mit rechtsstaaatlichen Mittel wehren wird und im Übrigen Satire als Kunstform ebenso zu zeigen gedenkt wie andere Formen künstlerischen Ausdrucks in ihren Inszenierungen. Ich finde, dass Ihre Titulierung wie ein Anheizer wirkt, dafür dass undefiniert "links" gegen undefiniert "rechts" aufeinanderprallen, also hier "was los ist". Und das finde ich weder der Sache der Theaterkunst, für die Theaterkritik doch zuständig ist m.E., noch der Kritik an Pegida und den undemokratischen Forderungen ähnlicher Veereinigungen, für die Demokraten zuständig sind m.E., dienlich. Ich hoffe, dass das jetzt verständlicher ausgedrückt wurde von mir und bitte um Entschuldigung, wenn erneut nicht.
MfG
Schaubühne Berlin wehrt sich: verlängerter Arm I
Lustiger Text, dieses Schaubühnen-Statement! Brandstifter sind immer nur die andern, nicht wahr?

"Messerangriff auf Henriette Reker Pegida hat in Köln mitgestochen -
Die OB-Kandidatin Henriette Reker wird am Wahlkampfstand schwer verletzt. Das ist auch das Ergebnis der Hetze fremdenfeindlicher Gruppen."
http://www.tagesspiegel.de/politik/messerangriff-auf-henriette-reker-pegida-hat-in-koeln-mitgestochen/12463410.html

JUSTIZMINISTER MAAS WARNT NACH MORDANSCHLAG „JUSTIZMINISTER MAAS WARNT NACH MORDANSCHLAG IN KÖLN PEGIDA SÄT DEN HASS, DER DANN ZUR GEWALT WIRD.”
http://www.bild.de/politik/inland/fluechtlingskrise/warnung-vor-hass-welle-gegen-deutsche-kommunal-politiker-43064540.bild.html

"SPD-Generalsekretärin Yasmin Fahimi bezeichnete die Pegida-Organisatoren als Demokratiefeinde und „geistige Brandstifter“. Das Attentat auf Reker sei dem von Rechten vergifteten Klima in Deutschland entsprungen....
Linken-Parteichefin Katja Kipping: ... „Pegida, AfD & Co. haben ganz klar eine gesellschaftliche Stimmung mit angeheizt, die dann zu solchen erschreckenden Übergriffen führt.“
http://www.fr-online.de/pegida/pegida-in-dresden--geistige-brandstifter-,29337826,32200078.html

"Die geistige Verbindung zwischen den Pöblern und Perlenkettenfrauen der Pegida und dem Anschlag auf die Kölner OB-Kandidatin Henriette Reker ist evident - und wer jetzt reflexhaft von einem "Einzeltäter" spricht oder einem "psychisch kranken Täter", reiht sich ein bei den Verharmlosern."
http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/terror-von-rechts-pegida-und-die-folgen-a-1058360.html

Nein, der Mann ist auf gaaaar keinen Fall ein Einzeltäter, das sieht man doch sofort, der ist eindeutig der verlängerte Arm der Brandstifter von Pegida und AdF, FraukePetry&Co haben da geistig mitgestochen im von ihnen vergifteten Klima, das ist offensichtlich, meint ja sogar der Justizminister.

Wenn aber andererseits die faschistischen Antifaschisten Autos von AfD Politikerinnen abfackeln und ihnen die Scheiben einschmeißen:

ff
Schaubühne Berlin wehrt sich: verlängerter Arm II
Fortsetzung:


Wenn aber andererseits die faschistischen Antifaschisten Autos von AfD- Politikerinnen abfackeln und ihnen die Scheiben einschmeißen:

"vergangene nacht ist ein kleinbus der gerüstbaufirma "bever" in magdeburg in flammen aufgegangen weil wir dafür gesorgt haben... mit dem anschlag auf die freifrau von beverfoerde soll eine geistige brandstifterin zur rechenschaft gezogen werden. der kaputte wagen zeigt deutlich dass die hetzer angreifbar sind und für ihr treiben die notwendige quittung bekommen. dass wir mit unserem engagement nicht alleine sind zeigen die verkokelten überreste des autos von beatrix von storch in berlin. die AFD-europaabgeordnete und stellvertretende bundesvorsitzende ist die politische partnerin von von beverfoerde und eine der treibenden figuren im hintergrund der "demo für alle". mehr davon!" https://linksunten.indymedia.org/de/node/157746

- also, dann ist es ab-so-lut "absurd", einen Zusammenhang solcher Einzeltäter-Straftaten mit der Inszenierung zu konstruieren, da gibt es natürlich ü-ber-haupt keinen Zusammenhang mit der in der Aufführung mit genauer Adresse genannten "schrecklichen adligen Krähe" v. Beverfoerde, denn da handelt es sich lediglich um eine "satirische Auseinandersetzung" auf der Schaubühnen-Bühne, bei der man sich "mit rechtsnationalen und religiös-fundamentalistischen Strömungen auseinandersetzt", in dem man, neben anderen, die genannten Damen als nichtmenschliche Zombies zeigt und den schönen Satz fallenläßt: "Der Zombie stirbt nur, wenn man ihm direkt ins Gehirn schießt", und wo auch sonst klar von "unter die Erde bringen" und "wegmachen" dieser genannten Zombies die Rede ist - nein, das ist natürlich KEINE geistige Brandstifterei, das sind nur reine "Mittel der Kunst", wie die Schaubühne klarstellt, mit denen man sich gegen rechtes Gedankengut stemmt, und da wird nirgendwo zur Gewalt gegen Personen oder Sachen aufgerufen - Autos kommen in der Aufführung überhaupt nicht vor!

Ja, so ein doppelter Maßstab ist schon ungemein praktisch, nicht wahr...

O Leute! So wird das nichts mit der besseren moralischen Gesellschaft.
Schaubühne Berlin wehrt sich: alles Brandstifter
@Ernst Reinhardt

Schön, dass Sie also auch die These vertreten, dass wir es bei Pegida, AfD & Co mit geistigen Brandstiftern zu tun haben. Oder wenden Sie etwa einen doppelten Maßstab an und bezichtigen nur die Schaubühne?
Schaubühne Berlin wehrt sich: Definition Satire
Herr Reinhardt: Vielleicht kann man im Sinne einer Versachlichung in einem Moment der demokratiefeindlichen Eskalation von hauptsächlich Vorwürfen und polemischen Anklagen einmal folgende Dinge feststellen: Der der Inszenierung zu Grunde gelegte Text ist von Falk Richter. Als Autor. Das ist so ausgewiesen. Obwohl es andererseits heißt, dass es sich um eine Art workshop-Arbeit des ganzen mitwirkenden Ensembles handelte, steht nicht: von Ensemble unter Regie Falk Richter sondern von Falk Richter... Das muss dann Falk Richter mit sich, dem Ensemble und die Dramaturgie der Schaubühne mit sich und Falk Richter und dem Ensemble und der Leitung, und zwar intern, klären. WENN der in Szene gesetzte Text von Falk Richter ist, wäre es eventuell sinnvoll, ihn als Druckfassung herauszugeben. Denn dann könnte man als Kritiker wie als kritisches Publikum genauer kritisch nachlesen oder prüfen, was hier in Spiel umgesetzt davon wie gemeint war und was eine konkrete gewollte Anspielung auf konkrete Texte und Aussagen anderer – wie beispielsweise Heiner Müller – ist und dann also weg- oder über-inszeniert wurde. Unter der Regie von Falk Richter. – Von wem genau stammt die Aussage, dass ein Zombie nur dann stürbe, wenn man ihm direkt zwischen Augen schießen würde? Das scheint mir, wenn ich mich recht entsinne, kein von Richter erfundener Satz zu sein. Darüber hinaus: die Aussage, jemand – gleich wer – sei ein „geistiger Brandstifter“, ist m.E. nach ein polemisch missbrauchtes Klischee, das noch nie in irgendeiner Weise, besonders in Deutschland!, etwas anderes als Unfrieden verstärkend benutzt wurde. Mit diesem Wissen sollte es sich doch für jedermann verbieten, besonders in Deutschland!, es überhaupt zu benutzen. Besonders in der Öffentlichkeit. Wenn man also zu der Ansicht gelangt ist, die Schaubühne und konkret diese Inszenierung hätte hier ausgeübte konkrete Straftaten angeregt oder indirekt befördert, sollte man das dringendst anders hervorbringen und wirklich argumentieren. Möglichst mit Kunst-Kritik: WAS genau ist Satire, wo sind ihre Grenzen? WORAN konkret kann man aus der Inszenierung ersehen, dass Falk Richter SATIRE als künstlerisches Mittel anwenden wollten??? Genügt es zu denken, wir möchten zeigen, dass die gleichen Leute, die gegen die Attentäter auf die französischen Satiriker ihre Stimme erhoben, sie gegen die hiesigen Satiriker schärfstens polemisieren, wenn sie selbst von Satire betroffen sind??? Hätte das Stück dann nicht anders aussehen, heißen und inszeniert werden müssen? Hätte das dann noch angewandte Satire sein können???
Schaubühne Berlin wehrt sich: In Dresden brennt's
Meister Reinhardt,

ein Theater ist kein Demonstrationsort. Auf der Bühne stehen keine politischen Redner. Und vor ihnen sitzen keine Demonstranten. Im Gegenteil. Dort unten sitzen Zuschauer, die dafür zahlen dort sitzen zu dürfen. Auf der Bühne stehen staatlich finanzierte Schauspieler, die von einem Regisseur und Autor zum Spiel angeleitet, verführt und motiviert werden, und sich dabei selber kritisch und gestaltend einbringen können.

Falls das Theater einmal den Raum der Fiktion verlässt und tatsächlich lebende Personen, statt Erfundene in sein Visier nimmt, dann stehen sofort eine Schar Kritiker bereit, um diesen Umstand kritisch zu durchleuchten, wie bei dieser Veranstaltung geschehen.

Gemeinhin lässt der Zuschauer sich nicht aufwiegeln. Er ist enttäuscht oder beglückt, spendet Applaus oder eben nicht. Es geht nicht zu, wie auf dem ehemaligen „Hitler-Platz“ in Dresden, wo Pirinci´s und andere über Konzentrationslager schwadronieren. Ihre Zuhörer versuchen aufzuwiegeln und zu Taten zu bewegen. Jedoch selbst dort in Dresden wird es schwer fallen einen direkten Zusammenhang zwischen den Reden dort und Taten anderenorts herzustellen. Die Staatsanwaltschaft versucht dies natürlich und begründet ermaßen. Ob mit Erfolg, wird sich erst noch erweisen müssen.

Um wie viel schwieriger dies in einem Kunstraum sein kann, könnte ihnen jeder Anwalt leicht erklären. Und ich wage auch die Diagnose, dass, wenn am Ende ein Täter für die Brandstiftung an dem Auto von Frau Storch gefunden wurde, niemand, auch kein Staatsanwalt, eine direkte Verbindung zu Falk Richter und der Schaubühne herzustellen vermag.

Im Rahme eines Theaters funktionieren die ausgleichenden Kräfte zwischen Kritik, Zuschauern und Macher immer noch recht gut. Sie können sich also entspannt zurücklehnen, was die Schaubühne betrifft. Wenden sie ihren Blick lieber wieder Dresden zu. Dort brennt das Haus.
Schaubühne Berlin wehrt sich: Link
Zu diesem Thema: Thomas Ostermeier im Interview mit Deutschlandradio Kultur: http://www.deutschlandradiokultur.de/frage-des-tages-wie-positioniert-sich-die-schaubuehne-gegen.2156.de.html?dram:article_id=336429
Schaubühne Berlin wehrt sich: zum Streitgespräch einladen
Cicero Online: "Sollte die „Schaubühne“ ihren Schauprozess vom Spielplan nehmen? Sofern keine der vorgeführten und beschimpften Frauen juristische Maßnahmen ergreift, wozu sie alles Recht hätten: Nein. Wie sollte die Schaubühne stattdessen verfahren? Sie sollte vom Diktum des Abends abrücken, dass gegen vermeintliche „Zombies“ kein Argument gewachsen sei und sollte nach jeder Vorstellung eines ihrer Hassobjekte zum Streitgespräch einladen. Das nennt man Freiheit, das wäre Aufklärung, wäre echte Offenheit, die „Fear“ paradoxerweise meint durch Gesprächsverweigerung erreichen zu können. Erst schauen, dann reden: So macht man es auch, wenn belastete Filme aus dem „Dritten Reich“ öffentlich vorgeführt werden. Von deren Propaganda- und Schnitttechniken haben sich die Macher von „Fear“ eine Menge abgeschaut."

http://www.cicero.de/salon/nazi-skandal-der-schaubuehne-theater-als-schauprozess/60101
Schaubühne Berlin wehrt sich: gut argumentiert
Danke, Herr Baucks,
besser kann mann nicht argumentieren. Ich hoffe, Herr Reinhardt hat es verstanden.
Schaubühne Berlin wehrt sich: kein Zusammenhang
#8 Martin baucks

"m wie viel schwieriger dies in einem Kunstraum sein kann, könnte ihnen jeder Anwalt leicht erklären. Und ich wage auch die Diagnose, dass, wenn am Ende ein Täter für die Brandstiftung an dem Auto von Frau Storch gefunden wurde, niemand, auch kein Staatsanwalt, eine direkte Verbindung zu Falk Richter und der Schaubühne herzustellen vermag."

Es wird Sie überraschen, aber ich bin völlig Ihrer Meinung: Zwischen den abgefackelten Autos und der Schaubühne gibt es KEINEN Zusammenhang, der sich nachweisen ließe. So wenig wie einen zwischen Pegida und dem Attentäter von Köln. Nur leider werden Sie letzteres massiv bestreiten bzw. auch wenn sich KEIN solcher nachweisen läßt, einen solchen behaupten, wie ich vermute - was meine These von den doppelten Maßstäben bestätigen sollte.
Schaubühne Berlin wehrt sich: abwegige Opfer-Stilisierung
Lieber Reinhardt,

was den Attentäter in Köln betrifft, kann ich ihnen nichts sagen, dass einer Überprüfung wirklich standhalten könnte. Ich dachte im ersten Moment: Da ahmt einer palästinensische Täter nach, die ja zum gleichen Zeitpunkt genauso vorgingen. Ich hielt es für eine spontane Nachahmungstat. Dann hörte ich, dass sich der Täter vor 15zehn Jahren um eine Mitgliedschaft bei der NPD bemüht haben sollte. Es ist also alles mögliche denkbar, fällt aber in den Rahmen von Spekulationen, an denen ich mich nicht wirklich beteiligen möchte. Da fragt man am besten die dortige Kriminalpolizei.

Falls mir aber jemand erklären wollte, es gäbe keinen Zusammenhang zwischen der Afd, Pegida und den erheblich angestiegen Brandanschlägen auf Flüchtlingsunterkünften, den würde ich ihn wohl im ersten Moment für verblendet halten.

Auch bin ich gegen jede Form von Legendenbildung.

Frau Storch ist nicht zwingend Opfer ansteigender, linksradikaler Gewalt, oder Gewaltaufrufen eines Theaters. Ich gehe davon aus, dass die Schaubühne ebenso zum bürgerlichen Feindbild gewaltbereiter, radikaler Linker gehört, wie Frau Storch.

Allerdings, falls es der Wahrheit entspricht, dass die Schaubühne sogar die Adresse von Frau Storch in der Aufführung kommuniziert und tatsächlich ein „Exorzismus“ auf der Bühne zelebriert wird, den man auf konkrete, lebende Personen beziehen könnte, dann kann ich nur sagen, dass ich mich für die Macher schäme. Solche Vorgänge stimmen mich traurig, zuweilen machen sie mich auch wütend.

Trotzdem bleibe ich der Meinung, dass ein Theaterstück sich zur geistigen Brandstiftung nicht ebenso eignet, wie eine Rede bei einer Pegida Demonstration. Theaterabende haben gemeinhin andere Gäste und Besucher, als politische Demonstrationen und stehen unter einer anderen Form der Betrachtung. Es geht dort, bei allem Ungemach, wesentlich zivilisierter zu, und es ist kaum zu erwarten, dass Zuschauer heute nach einer Vorstellung von „Homburg“ gleich raus nach Brandenburg fahren und mit allen Feinden Brandenburgs abrechnen.

Wäre ich an Frau Storch´s Stelle, würde ich wahrscheinlich das Gespräch mit Richter suchen. Sich aber zu einem Opfer zu stilisieren, halte ich in diesem Zusammenhang für abwegig, so sehr ich den Schaden bedaure, den Frau Storch hinnehmen muss, er reicht einfach nicht aus, um eine politische Verfolgung zu begründen, wie es bei den Flüchtlingen der Fall ist. Und für die Verfolgung von Flüchtlingen sind geistige Brandstifter zu nennen. Frau Storch gehört bedauerlicher weise dazu, ebenso wie Herr Hecke und Frau Petry und einige andere.
Schaubühne Berlin wehrt sich: Demokratie vs. Kunst
An z.B. Frau Storch's Stelle würde ich nicht das Gespräch mit jemandem suchen, der ohne mein Einverständnis eingeholt zu haben, meine Privatadresse öffentlich verbreitet, sondern dessen Privatadresse auch öffentlich verbreiten. Das ist kurzfristiger zielführend im Sinne von Nachdenken über politisches Handeln einfordern, als ein Gespräch anzustreben, von dem man annehmen muss, dass eine Bitte darum abgelehnt oder irgnoriert würde. Es wäre gewiss auch sinnvoll gewesen, dass Frau Merkel einmal Frau Storch zum internen Gespräch gebeten hätte über Redeinhalte in der Öffentlichkeit. Sie hätte z.B. Frau Storch dann fragen können, ob man ihre Reden für Hetze oder Diskriminierung oder für was sonst halten soll, weil sie tatsächlich sowohl formal als auch inhaltlich diesen Eindruck erwecken in der Öffentlichkeit. Das wäre natürlich für die Kunst schlecht, weil z.B. Frau Storch schon von der Politik vor die Wahl ihrer Wortwahl gestellt worden wäre und nicht erst durch Falk Richter via Schaubühne. Was lernt uns dies? - Man kann als Regierung nicht gleichzeitig alles fördern: demokratisch basierte Auseinandersetzung UND Kunst...
Schaubühne Berlin wehrt sich: das Gespräch suchen
Liebes gemeinundnutzlos,

was wollen sie? Die gegenseitige Sprachlosigkeit fördern und vertiefen? Alle Verantwortung bei Frau Merkel abliefern? Natürlich können Frau Storch und Herr Richter miteinander reden. Was meinen sie, mit wem ich schon alles geredet habe oder auch reden musste.

Wenn man öffentlich dämonisiert wird, wie es Frau Storch gerade widerfährt, oder aber sich mit Morddrohungen konfrontiert sieht, wie es Herrn Richter gerade geschieht, sollte man das Gespräch suchen, denn dann läuft etwas extrem aus dem Ruder.

An einen staatlich finanzierten Künstler und eine EU-Parlamentarierin sollte man geradezu öffentlich die Forderung stellen, dass sie miteinander reden, gemeinsam ein Interview geben, sei es nun hier auf nk oder an der Schaubühne oder sonst wo, denn,e wenn das nicht mehr gelingt, sieht es um die öffentliche Debatte wirklich finster aus.

Dann muss man sich in der Tat Sorgen machen.

Vielleicht langweile ich mich ja hin und wieder deshalb so sehr, weil solche Gespräche nicht mehr ausgetragen werden. Meine besten Gespräche hatte ich mit meinen Feinden, und einige Male zog ich ein gepflegte Feindschaft dem Gesülze falscher Freunde vor. Ich gehe nicht davon aus, dass alle meine Meinungen und Haltungen mehrheitlich geteilt werden. Ich weiß, dass ich ein mehrfacher Außenseiter bin und um meine Positionen kämpfen muss. Doch eine Wahl bleibt mir: Die Wahl der Mittel. Und Sprachlosigkeit ist meine Sache nicht.

Ich hatte einige Gespräche mit rechtskonservativen deutschen Adligen. Bei einigen hatte man das Gefühl, sie hätten das Trauma der Guillotine immer noch nicht überwunden, und hätten deshalb einen Hang zu konservativen Haltungen. Andere haben mich komplett überrascht. Missen möchte ich diese Gespräche nicht.

Und vor einem Gespräch mit Frau Storch würde ich auch nicht zurückschrecken. Sie wohnt im selben Viertel wie ich und ich fürchte mich nicht vor ihr, und glaube auch nicht, dass ich an einer kleinen Konversation Schaden nehmen würde. Wenn es tatsächlich schon soweit wäre, dann würde ich wahrscheinlich weit wegziehen. Aber bis dahin glaube ich meine Positionen ganz gut vertreten zu können, auch in einem Gespräch mit einer Andersdenkenden. Wer sich das nicht mehr zutraut, ist wirklich arm.
Schaubühne Berlin wehrt sich: mit dem Klammerbeutel
#13 @martin baucks
"Frau Storch ist nicht zwingend Opfer ansteigender, linksradikaler Gewalt, oder Gewaltaufrufen eines Theaters."

Na ja, wenn sie nicht "zwingend" Opfer linksradikaler Gewalt sein soll, wie Sie schreiben - Opfer wessen Gewalt ist sie denn dann?

"Ich gehe davon aus, dass die Schaubühne ebenso zum bürgerlichen Feindbild gewaltbereiter, radikaler Linker gehört, wie Frau Storch."

Na ja, wenn die Schaubühne zur linksradikalen Gewalt aufruft, warum soll sie dann ausgerechnet zum linksradikalen Feindbild gehören? Die linken faschistischen Antifaschisten werden ihr doch zweifelsfrei applaudieren.

"Trotzdem bleibe ich der Meinung, dass ein Theaterstück sich zur geistigen Brandstiftung nicht ebenso eignet, wie eine Rede bei einer Pegida Demonstration. Theaterabende haben gemeinhin andere Gäste und Besucher, als politische Demonstrationen und stehen unter einer anderen Form der Betrachtung. Es geht dort, bei allem Ungemach, wesentlich zivilisierter zu, und es ist kaum zu erwarten, dass Zuschauer heute nach einer Vorstellung von „Homburg“ gleich raus nach Brandenburg fahren und mit allen Feinden Brandenburgs abrechnen."

Es fand aber nicht der bürgerliche "Homburg" statt, sondern der Agitprop-Hinweis, daß man hirntote Zombies wie v. Storch, Petry, etc. nur mit Gehirnschuß erledigen, wegmachen und unter die Erde bringen kann. Daß diese Aufmunterung in der bürgerlichen Schaubühne nicht genügend aufrechte Aktivisten findet, die diese Aufforderung direkt befolgen, ist aus linker Sicht sicherlich bedauerlich, widerlegt aber nicht die Zielsetzung der zur Gewalt aufrufenden Künstler.

"Wäre ich an Frau Storch´s Stelle, würde ich wahrscheinlich das Gespräch mit Richter suchen."

Ich müßte schon ziemlich mit dem Klammerbeutel gepudert sein, wenn ich mit einem zur Gewalt gegen mich aufrufenden "Künstler" "das Gespräch suchen" würde. Ich würde ihm eher den Staatsanwalt auf den Hals schicken.

"Sich aber zu einem Opfer zu stilisieren, halte ich in diesem Zusammenhang für abwegig,"

Ja, hier wird's nun eklig - wenn dem Opfer linksradikaler Gewaltaufrufe und konkreter linker Gewalttaten vorgeworfen wird, daß es sich "als Opfer stilisiert".

"so sehr ich den Schaden bedaure, den Frau Storch hinnehmen muss, er reicht einfach nicht aus, um eine politische Verfolgung zu begründen, wie es bei den Flüchtlingen der Fall ist."

Na ja, wenn Sie eingeschlagene Scheiben und abgefackelte Autos nicht als "politische Verfolgung" ansehen wollen, ist Ihnen wohl nicht zu helfen.
Schaubühne Berlin wehrt sich: im Kreis
@Martin baucks

Nachtrag (hab ich vergessen):

"Und für die Verfolgung von Flüchtlingen sind geistige Brandstifter zu nennen. Frau Storch gehört bedauerlicher weise dazu, ebenso wie Herr Hecke und Frau Petry und einige andere."

Wir drehen uns im Kreis: Für die eingeschlagenen Scheiben und abgefackelten Autos der "häßlichen Frauen" sind Ihrer Logik nach dann zweifellos ebenfalls "geistige Brandstifter" zu nennen - die "Künstler" der Schaubühne, auch wenn sie natürlich physisch keine Brandbeschleuniger auf die Reifen gekippt haben.
Schaubühne wehrt sich: Scharmützel zur Sprachzersetzung
Ernst Reinhardt,

sie versuchen die Debatte in eine Kreisbewegung zu versetzen, weil sie bestimmte Absichten und Ziele verfolgen. Sie wollen alles gegeneinander relativieren. Die größten und schlimmsten Faschisten sind für sie die Antifaschisten, aber es gibt keine „faschistischen Antifaschisten“, wie sie immer und immer wieder behaupten. Sie versuchen dem politischem Gegner die Sprache zu rauben und zu demolieren mit einer wirklich irrationalen verbalen Aggression, um ihre Schützlinge aus der rechten Ecke herauszuholen. Wenn die Antifaschisten die wahren Faschisten sind, kann Frau Storch ja nur eine gute Rechtskonservative sein, so die Logik ihrer Semantik.

Zweifelsohne bewegt sich die Schaubühne in einem grenzwertigen Bereich. Aber daraus folgert nicht, dass ihre „Opfer“ einer politischen Verfolgung ausgesetzt sind. Denn hierzu gehört einiges mehr. Der Staat müsste ihnen sein Gewaltmonopol zum Schutze ihrer Person verweigern. Sie müssten eventuell den Angriffen paramilitärischen Einheiten ausgesetzt sein, die vielleicht so gar staatliche Unterstützung erfahren. Der Katalog der Kriterien bis zur Anerkennung einer politischen Verfolgung ist lang. Davon kann ihnen wahrscheinlich jeder einzelne Flüchtling berichten.

Statt einer ernsthaften Auseinandersetzung verfolgen sie eine Vielzahl kleiner Scharmützel zur Sprachzersetzung und Begriffsverwirrung, an deren Ende immer stehen soll, dass die von Falk Richter Angegriffenen gar nicht so schlimm sind und die wahren Täter im feindlichen Lager zu suchen seien. Sie versuchen die Verhältnisse auf den Kopf zu stellen, umzudrehen, und mit jeder Kehrtwende werden ihre Pirouetten absurder, denn die Vermittlung von Ästhetiken und Haltungen einer Theateraufführung haben nichts gemein mit einer politischen Demonstration, sie genießen den Schutz der Freiheit der Kunst.

Aber selbst wenn ein Staatsanwalt Falk Richter eine Straftat nachweisen würde, stünde die Schaubühne immer noch nicht auf einer Stufe mit denjenigen, die sie von der Bühne aus anklagen. Denn sie wählen eine vollkommen andere Kommunikationsform, die der Kunst. Und sie wenden sich nicht an ein potentiell gewaltbereites (fremdenfeindliches) Publikum, (auch wenn es ihnen widerfahren könnte, Applaus aus der falschen Ecke zu erhalten) um es mit der Verbreitung diffuser Ängste zur Gewalt zu verführen.

Auch hier versuchen sie die Kunstform einer Hochkultur mit den Pöbeleien einer Pegidabewegung gleichzusetzen, um die Gefahr, die von so einer Bewegung ausgeht gegen Null zu relativieren.

Und hier sind wir am entscheidenden Punkt: Wie gefährlich kann eigentlich eine Theateraufführung an der Schaubühne im Vergleich zu einer Demonstration auf dem Theaterplatz oder vor einem Flüchtlingsheim werden?

Sie erkennen es schon am nicht vorhandenem Polizeiaufgebot an der Schaubühne. Es besteht nur eine absolut geringfügige Gefahr für die Öffentlichkeit bei einer Theateraufführung.

Wenn einzelne Personen aus dem Kreis der Afd oder von Pegida angegriffen werden, dann hat dies mehr mit ihren menschenverachtenden Äußerungen gegenüber Flüchtlingen, den wahrhaft politischen Verfolgten zu tun, als mit der Form der Kunst, wie sie an der Schaubühne ausgeübt wird. Jeder einzelne kritische Artikel gegen die neue Rechte könnte ebenso als Ursache herhalten. In Wahrheit sind es die zugespitzten Äußerungen dieser Menschen, die sie gefährden, und die sie allerorts so aggressiv vortragen, dass ihre Gegner sich zur Gegenwehr aufgerufen fühlen.

Jeder Versuch ihrerseits Täter und Opfer gegeneinander zu relativieren, dient letztendlich dazu die Vielzahl rechter Gewalttaten zu decken, in dem sie sie gegen eine vermeintliche „Einzeltat“ an der Schaubühne verrechnen wollen. Das ist zutiefst unsittlich und verachtenswert und das wissen sie.
Ihr Ziel ist es durch Sprachverwirrung den Konflikt weiter eskalieren zu lassen. Definieren sie erst einmal ihren Begriff von „Faschismus“ und „politischer Verfolgung“, bevor sie sich hier selber mit dem Klammerbeutel ihrer bisweilen demagogischen anmutenden Sprache pudern.
Schaubühne Berlin wehrt sich: Parallelgesellschaften
Es ist in dieser Diskussion sehr schön das zu erkennen, wovor uns Politiker – nicht nur recht von der Mitte – so gern warnen: das Entstehen von Parallelgesellschaften mit eigenen Regeln, eigenen Werten, einer ganz eigenen Weltsicht, einer komplett in den Dienst der eigenen Ideologie genommenen Pseudologik. Ja, das passiert in Deutschland und ja, das ist gefährlich. Es geschieht aber weniger in Neukölln oder im Wedding, sondern in Hellersdorf, Marzahn, in Freital und Heidenau und Dresden. Diese Parallelgesellschaften nennen sich Pegida und AfD und "besorgte Bürger". Ihre Weltsicht lässt sich wunderbar in den Äußerungen von Ernst Reinhardt nachvollziehen. Sie drehen Werte um wie Begriffe, relativieren, setzen gleich und vollenden damit eine Beliebigkeit, die ihnen dann die Möglichkeit gibt, einfach zu behaupten schwarz sei weiß und die Erde eine Scheibe. Was in ihrem Paralleuniversum auch so ist oder zumindest so erfahren wird.

Ansonsten – und ich bin überrascht das mal sagen zu müssen – hat Martin Baucks bereits alles Wesentliche dazu gesagt.
Schaubühne Berlin wehrt sich: die Gegenprobe
Ach, lieber Martin Baucks, wir sollten diesen amüsanten Gesprächsfaden jetzt vielleicht beenden: Ich versuche Sie mit Engelsgeduld darauf zu stoßen, welche absurden doppelten Maßstäbe und welche doppelte Moral Sie (und nicht nur Sie) bei der Beurteilung politischer Hetze und Gewalt anwenden - und Sie versuchen, mich zum Beschützer von Pegida&Co und von Alt- wie Jungnazis zu stempeln (eine heutzutage gängige, wenn auch primitive Standardtechnik zwecks Diffamierung des Debattengegners) - weil ich darauf beharre, daß derjenige Faschist ist, der seine politische Weltanschauung mit Gewalt durchsetzen will, gleich welcher Couleur.

Die sich bekennenden faschistischen Antifaschisten bei indymia (die es selbstverständlich gibt, auch wenn Sie es bestreiten), die den Frauen ihre Autos abgefackelt haben, und die linksfaschistischen Antifa-Kämpfer, die in Frankfurt Mollis auf Polizeiautos geworfen haben, in denen Polizisten saßen, sind keinen Deut besser als die rechten Faschisten, die mit Baseballschlägern auf Flüchtlinge losgehen und Flüchtlingsheime abfackeln. Aber Sie erliegen natürlich dem klassischen linken Reflex, linke Gewalt als vielleicht irgendwie falsches Mittel zu bezeichnen, ihr aber trotzdem mit dem Verweis auf die im Kern "gute" Sache, die ja moralisch edel und emanzipatorisch gemeint ist, die Absolution zu erteilen. Da streike ich. Faschisten sind Faschisten, ob von rechts oder links.

Und wir können ja gerne mal die Gegenprobe machen:

Angenommen, ein Theater würde eine Veranstaltung über die "häßlichen Frauen" Karin Göring-Eckhardt, Claudia Roth, Renate Künast, Simone Peters und Katja Kippling etc etc, machen, sie als hirntote Zombies fratzenhaft denunzieren und entmenschlichen, ihre schrägen deutschlandfeindlichen Äußerungen mit dem Massenmörder Pol-Pot collagieren, ihre Porträts mit ausgestochenen Augen zeigen, sie als Papp-Kameradinnen umtreten, und würde erwähnen, solche Zombies seien nur mit Gehirnschuß "wegzumachen" und "unter die Erde zu bringen"; und wenn dann diesen Frauen noch von rechten Gewalttätern die Scheiben eingeschlagen und die Fahrräder abgefackelt würden - dann würde ich dazu doch zu gerne Ihren Kommentar lesen!

Sie würden doch ganz bestimmt diese Hetze gegen Linksgrün ganz und gar künstlerisch legitim finden - stimmts? Sie würden sie im Rahmen der "Hochkultur" des Theaters mittels "Kunst" und der "Vermittlung" durch "Ästhetiken", die "nichts gemein [haben] mit einer politischen Demonstration," die vielmehr "den Schutz der Freiheit der Kunst genießen", wohlwollend als vollkommen legitim einstufen. Sie würden das sicherlich lediglich als vielleicht "grenzwertig" bezeichnen, aber sich natürlich für das Recht dieser künstlerischen "Kommunikationsform" stark machen und darin keinerlei Hetze, keinen Haß und keine Gewaltaufforderung erkennen können - nicht wahr? Und sie würden angesichts der empörten Beschwerden dieser denunzierten Frauen es "abwegig" finden, wenn sie sich "als Opfer stilisieren" - nicht wahr? Ja, ganz klar. Oder eher nicht? Eher nicht.

Soll ich Ihren wirklichen Kommentar für Sie schreiben? Streng an Ihrem Maßstab der linken doppelten Moral orientiert? Ihren empörten Aufschrei gegen solcherlei hetzerischen Rufmord von rechts verfassen? Mach ich mit links.

Aber nein, lassen wir das jetzt, es reicht. Ach, nur eins noch: Die rechten Damen, gegen die in der Schaubühne gehetzt und gehaßt wird (rein künstlerisch, natürlich! Lol!), sind keineswegs meine "Schützlinge", wie Sie zu schreiben geruhen: Ich kann mit fundamental-katholischen Familienbildern nichts anfangen; ich kann mit deren reaktionärem Kampf gegen die Homo-Ehe nichts anfangen, schon weil ich in meiner Familie drei Schwule habe, zwei davon in Homo-Ehe; und genau deswegen kann ich andererseits wiederum gar nichts mit dem totalitären linken Gender-Gaga anfangen, und verstehe auch nicht den Sinn, Neunjährigen die Technik des Analverkehrs beizubringen, und bin diesbezüglich wiederum ganz bei diesen Damen. Was an alledem "braun" sein soll, erschließt sich mir nicht.

Zu kompliziert für Sie? Dacht ich mir.

Aber lassen wir das nun.
Herzlich
ER
Schaubühne Berlin wehrt sich: wider solche Gegenproben
Mein lieber Meister Reinhardt,

mal abgesehen davon, dass ihnen der Begriff „Faschismus“ offensichtlich nur als Schimpfwort bekannt ist, und jede historische oder auch wissenschaftliche Diskussion an ihnen vorbei gegangen sein muss, ansonsten würden sie wohl wissen, das Gewaltausübung allein einen Menschen noch nicht zum „Faschisten“ macht, muss man schon ziemlich schmerzfrei sein, um sich ihren inquisitorischen Argumentationen auszusetzen.

Nun denn. Ihr Hauptproblem ist es, eine genügende Anzahl oder ausreichend starke Indizien gegen jemanden wie mich vor zu bringen. Sie müssen einen „Prozess“ simulieren, dessen Mittelpunkt nicht ein tatsächlich verübtes Delikt meinerseits behandelt, sondern, der nur Vermutungen über bestimmte Einstellung meiner Person abbildet, und hierzu benötigen sie zusätzlicher Hilfsmittel, die geeigneten sind, Voraussetzungen zu schaffen meine Integrität und Glaubwürdigkeit vor den Augen der Leser zu zerrütten. Hierzu dient ihnen die Gegenprobe.

Diese soll, ähnlicher einer „Hexenprobe“, eindeutige, nicht zu bezweifelnde Urteile erzeugen.

Aber jeder Laie weiß, konstruierte Fälle, die es nie gab, sind nicht beweiskräftig.

Und ob man als „Hexe“ oberhalb des Wassers schwimmt oder untergeht, sagt nichts aus, außer, dass ihre Peiniger grausame Menschen waren. Auch verbale Gewalt im Internet kann solche grausamen Züge tragen, denn sie stellt einen an den digitalen Pranger und will einem nur eine Möglichkeit geben, zu widerrufen, was man nie gesagt hat, oder Bekenntnisse des eigenen Gewissens abzugeben, die ohne jene Konstruktion nie nötig wären.

Von daher ziehe ich es vor ihre persönlichen Vorwürfe nicht zu erwidern, den sie entbehren jeder Grundlage.

Warum ich ihnen antworte hat einzig und alleine einen Anlass: Es gibt einen Grund, warum Frau Göring und Frau Roth am Theater nicht solch Ungemach widerfährt, wie den sogenannten „hässlichen Frauen“. Sie geben keinen Anlass dazu. Sie äußern sich nicht menschenverachtend.

Zudem sind ihre Widersacher viel zu unkultiviert, um sich die Mühe zu machen, ein Theaterstück zu erfinden und es auch noch zu inszenieren, eine Theaterleitung von ihrer Kunst zu überzeugen. Es fehlen ihnen wahrscheinlich größtenteils einfach das Talent und die Fähigkeit hierzu. Nicht desto trotz sind sie im Internet ebenso emsig wie sie Herr Reinhardt. Sie müllen den Damen ihre E-mail Accounts und alles was noch so erreichbar ist mit unerträglichen Beschimpfungen zu. Das ist ihre „Kunst“, die man wohl eher Niedertracht nennen sollte.

Das sie schnell in dieser Debatte ermüden und aufgeben wollen, ist nachvollziehbar. Ich wäre auch mit den Nerven am Ende, wenn ich mich so wie sie lediglich in einer gedanklichen Endlosschleife bewegen müsste. Stattdessen sollten sie sich einmal mit den Gründen beschäftigen, warum ihre konstruierte „Gegenprobe“ so wahrscheinlich niemals über eine deutsche Bühne gehen wird.
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