Einzige Möglichkeit

Update, 26. Februar 2016. Am Rostocker Volkstheater wird es keine Spartenschließung, allerdings eine Verkleinerung der Schauspielsparte auf ein voraussichtlich vierköpfiges Rumpfensemble geben. Das geht aus einem nachtkritik.de vorliegenden Papier hervor, das der kaufmännische Geschäftsführer Stefan Rosinski dem Aufsichtsrat des Theaters gestern vorgelegt und der Aufsichtsrat seinerseits zur Grundlage aller weiteren Planungen erklärt hat.

Das Musiktheater soll dem Papier zufolge gestärkt, das Tanztheater in bisheriger Kompanie-Stärke bis 2019 erhalten bleiben. Die weitere Finanzierung der Tanzsparte über den Sommer 2019 hinaus, ist im Moment ungeklärt.

Die Schauspielsparte bleibt nominell bestehen, das Ensemble wird allerdings bis auf vier feste Mitglieder abgebaut, die in Zukunft zwei eigene Produktionen am Haus erarbeiten und in Koproduktionen, die in Rostock gezeigt werden, mitwirken sollen. Die Schauspielsparte soll zu zwei Dritteln Vorstellungen im Bereich Kinder- und Jugentheater anbieten, zu einem Drittel Erwachsenentheater.

Eva-Maria Kröger, Aufsichtsratsvorsitzende des Theaters, zeigte sich laut ndr.de darüber in einer ersten Stellungnahme erleichtert, da die bestehenden Strukturen unter diesen Umständen weniger stark abgebaut werden müssten, als man ursprünglich befürchtet habe. Die Pläne von Sewan Latchinian lehnte der Aufsichtsrat dem Bericht zufolge ab.

(www.ndr.de / sae / jnm)

 

Was bisher geschah:

2. Februar 2016. Aus dem Rostocker Volkstheater, bislang eine Vier-Sparten-Bühne, soll spätestens bis zum Jahr 2018 ein reines Opernhaus werden. Das berichtet u.a. die Ostseezeitung. Als oberster Vertreter der Theater GmbH habe sich OB Roland Methling für die Umwandlung entschieden. "Rostock braucht schnell ein neues, finanzierbares Volkstheater mit Zukunft und dafür setzt die Hansestadt jetzt ein klares Signal auf der Basis der Zielvereinbarung", zitiert der NDR auf seiner Webseite aus einer von Methling am Montag verbreiteten Mitteilung.

Schlußstrich?

Methling hat, Informationen der Ostseezeitung zufolge, Volkstheater-Geschäftsführer Stefan Rosinski und Intendant Sewan Latchinian angewiesen, schnellstmöglich ein konkretes Konzept für das neue Opernhaus auszuarbeiten.  Das sei "der einzige Weg, hochwertiges Theater und auch einen Neubau auf Kurs zu halten". Das Konzept 'Opernhaus', das von Stadtverwaltung und Theater-Geschäftsführung gemeinsam entwickelt worden sei, erfülle alle Vorgaben der Landesregierung. Die Hansestadt sei überzeugt, dass sie aus Schwerin nun nicht nur die jährlichen Zuschüsse, sondern auch Fördermittel für den geplanten 50 Millionen Euro teuren Neubau des Theaters bekommen werde, wird aus Methlings Erklärung zitiert.

Laut NDR widerspricht Methlings Entscheidung einem Beschluss der Bürgerschaft vom Dezember für ein Vier-Sparten-Haus in der Hansestadt. Dafür habe der Oberbürgermeister sich die Unterstützung des Landes für die weitere finanzielle Förderung der Bühne und den Theaterneubau gesichert. Eine für Mittwoch geplante Sondersitzung der Bürgerschaft zur Zukunft des Volkstheaters sei am Montagabend kurzfristig abgesagt worden. Die Medien vor Ort werten diese Entscheidung als Schlussstrich unter eine lange und heftig geführte Debatte über die Zukunft des Volkstheaters Rostock.

Statement Sewan Latchinian

"Der Gesellschafterbeschluss des Oberbürgermeisters ist für mich völlig überraschend," so Volkstheater-Intendant Sewan Latchinian in einem Statement gegenüber nachtkritik.de. "Dass auch durch mein persönliches und künstlerisches Engagement der Fehler, die Sparte Musiktheater abzuschaffen korrigiert wurde, freut mich, dass nun aber die Sparten Schauspiel und Tanztheater abgeschafft werden sollen, wäre wieder ein Fehler.

Momentan weiß ich nicht was meine Funktion in diesem Prozess sein kann, ich bitte um Verständnis, dass ich mich erst nach einigen Tagen der Klärung konkreter äußern kann."

(Ostsee-Zeitung / NDR / rostock-heute.de / sle)

Mit dieser Entscheidung hat sich offenbar Volkstheater-Geschäftsführer Stefan Rosinski mit seinem, vor wenigen Tagen präsentierten Positionspapier gegen den Intenanten Sewan Latchinian durchgesetzt.

 

Klarstellung, 18. Februar 2016: Auf wiederkehrende Behauptungen in den Kommentaren zur "Causa Rostocker Volkstheater soll Opernhaus werden" hat nachtkritik.de bei den beiden Geschäftsführern des Volkstheaters Rostock nachgefragt: Nach übereinstimmenden Aussagen von Sewan Latchinian und Stefan Rosinski ist das Konzeptpapier Opernhaus von Stefan Rosinski über den Jahreswechsel 2015/2016 entwickelt und dann Sewan Latchinian als erstem Leser zur Kenntnis gegeben worden. Latchinian unterstützte das Papier in seiner Stoßrichtung "Opernhaus" nicht, weshalb er mit einem eigenen Positionspapier nochmals die Bedeutung des Vier-Spartenhauses in Rostock betonte. Die in einem Bericht des Deutschlandradios indirekt zitierte Aussage des Oberbürgermeisters Roland Methling, er habe ein von beiden Geschäftsführern gemeinsam unterschriebenes Papier der Theaterleitung empfangen, womit nahegelegt wird, dass die Opernhausidee in Ko-Autorenschaft entwickelt wurde, ist falsch. Das entsprechende Zitat im Bericht wird von der Pressestelle des Rostocker Oberbürgermeisters als "Missverständnis" eingestuft (siehe Kommentar #75). (chr)

 

Was insgesamt in der Causa Volkstheater geschah, ist in der Chronik der Ereignisse nachzulesen.

 

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