Trojanisches Pferd

Teheran / Berlin, 4. Februar 2016. Die Hamlet-Inszenierung von Thomas Ostermeier wurde beim Fadjr International Theatre Festival in Teheran in der Kategorie "Internationaler Wettbewerb" als beste Inszenierung ausgezeichnet. Außerdem wurde Lars Eidinger in der Titelrolle zum besten Schauspieler im internationalen Wettbewerb des Festivals gewählt. Das meldet die Berliner Schaubühne, die vom 28. bis 30. Januar mit "Hamlet" in Teheran gastierte.

Insgesamt vergab die Jury des Festivals (Stefan Schmidtke von den Wiener Festwochen / Österreich, Jerzy Limon aus Polen, Oleg Loevski aus Russland sowie Masoud Delkhah und Farrindokht Zahedi aus dem Iran) Preise in zehn Kategorien. Während des Festivals waren rund 80 Produktionen zu sehen, darunter elf internationale Inszenierungen, u.a. aus Belgien, Deutschland, Frankreich und Spanien.

Um den Vorgaben der iranischen Zensur zu entsprechen, musste Ostermeier seine Inszenierung umarbeiten, wie er im Interview mit dem Deutschlandfunk berichtete. So musste Jenny König (in der Doppelrolle Gertrud/Ophelia) durchgehend eine Kopfbedeckung tragen und durfte von ihren männlichen Kollegen nicht berührt werden. Dennoch betonte Ostermeier betont, wie wichtig diese Reise in politischer Hinsicht war. Eine der Zensur angepasste Aufführung sei wie ein trojanisches Pferd, und die politische Arbeit bestehe nicht nur in dem, was das Stück sage, "sondern besonders auch in der Tatsache, dass die Künstler und liberaler denkenden Menschen in diesem Land diese Brücke brauchen und sagen, damit werden Fenster geöffnet, und vielleicht dient es einer Verbesserung der Situation".

(Schaubühne / mehrnews.com / DLF / geka)

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