Berns Stiftungsrats-Präsident stellt sich vor Intendant Märki
Unvereinbare Wellenlänge
Bern, 1. März 2016. Benedikt Weibel, Stiftungsratspräsident von Konzert Theater Bern, hat die Freistellung von Schauspieldirektorin Stephanie Gräve begründet, wie der Online-Newsportal bluewin.ch meldet: Intendant Stephan Märki und sie "haben menschlich nicht zusammengepasst".
Nachdem das Haus sich zunächst geweigert hatte, die Hintergründe der Freistellung zu kommentieren, hatte es nun Medienvertreter*innen zu einer Pressekonferenz mit Weibel geladen. Der betonte, dass Märki ein sehr erfolgreicher Intendant sei. Gleichzeitig stehe die Qualifikation von Gräve außer Frage. "Aber die Kombination dieser beiden Persönlichkeiten hat am Konzert Theater Bern aufgrund unvereinbarer Wellenlänge nicht funktioniert." Dabei sei allein die Konstellation das Problem gewesen, zitiert bluewin.ch Weibel, "nicht mehr und nicht weniger". Das sei vergleichbar mit dem Teamsport: "Ein Top-Spieler kann in dem einen Team gut spielen, doch in dem anderen passt es eben nicht ideal zusammen."
"Gräves fachliche Qualifikation ist unbestritten"
Eine zentrale Aufgabe des Stiftungsrats sei es, die richtige Zusammensetzung der obersten Führungsebene sicherzustellen. "Nachdem alle Vermittlungen gescheitert waren, musste der Stiftungsrat einschreiten, um im Gesamtinteresse des Konzert Theater Bern dem Intendanten den Rücken zu stärken", betonte Weibel. So sei schließlich die Entscheidung zugunsten einer funktionierenden Führung und nicht gegen eine Person getroffen wurden. "Auch die vermehrte Zusammenarbeit von Gräves Schauspiel mit den Kirchen, die der Intendant gegen sie ins Spiel gebracht hatte, sei kein Thema bei der Absetzung gewesen", zitiert die Berner Zeitung Der Bund (1.3.2016) den Stiftungsratpräsidenten . "Die fachliche Qualifikation von Stephanie Gräve ist unbestritten. Wir werden mit ihr eine faire Lösung finden."
In einem Gespräch mit dem Bund (1.3.2016), bestätigte Schauspieldirektorin Stephanie Gräve noch einmal, dass es vor ihrer' Freistellung Konflikte mit Intendant Stephan Märki gegeben habe. Dessen ungeachtet wäre es für sie "möglich gewesen, weiter an der Lösung unseres Konflikts zu arbeiten". Ein gemeinsames Gespräch der Konfliktparteien mit dem Stiftungsrat habe es vor ihrer Freistellung nicht gegeben,
Hintergrund: Vor fünf Wochen war Stephanie Gräve nach nur einem halben Jahr als Schauspieldirektorin völlig überraschend freigestellt worden – auf Antrag von Intendant Märki. Zur Begründung nannte Konzert Theater Bern im Januar "inhaltliche und strategische Differenzen". Der Fall sorgte auch in den Kommentaren auf nachtkritik.de für heftige Diskussionen.
(www.bluewin.ch / www.derbund.ch / geka)
Mehr zur Causa Bern? Hören Sie hier den Podcast von Nikolaus Merck und Georg Kasch.
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Ich muss doch annehmen, dass das Einstellungsverfahren professionell abgelaufen ist. 4-Jahresvertrag, Arbeitsbeginn und Freistellung. Keine Kritik an der fachlichen Qualifikation und Arbeit von Frau Gräve. Keine Firma kann es sich leisten jemanden freizustellen, der seine Arbeit gut macht, arbeiten will, abliefert und sein ganzes Herzblut in die Arbeit steckt. Und wenn die Persönlichkeiten nicht zusammenpassen, dann ist gerade das KEIN Grund für eine Freistellung. Die Fusion zum Konzerttheater Bern erfolgte unter dem Aspekt der Professionalisierung. Hier muss das professionelle Handeln von Stiftungsrat und Intendant angezweifelt werden. Und wenn der Stiftungsrat nicht wusste was er tat, als er die Freistellung aussprach, zeigt sich, dass die Konsequenzen nicht in die Entscheidung mit eingeflossen sind.
Denn sie wissen nicht was sie taten und immer noch tun.
Den Preis zahlt das KTB. Die Reputation der Leitung ist hin, bei den Künstlern (die aus Angst vor den Konsequenzen schweigen) und der Bevölkerung (die die finanziellen Mittel zur Verfügung stellt).
Benedikt Weibel, Präsident von Konzert Theater Bern, hat die Medien zum Gespräch über den Rauswurf von Stephanie Gräve ins Stadttheater geladen. Der erhoffte Befreiungsschlag war es nicht."
Zit. Berner Zeitung, 1.3.2016: http://www.bernerzeitung.ch/region/bern/graeveeklat-viele-worte-nichts-neues/story/31391662
Der Intendant und Schauspieldirektorin Stephanie Gräve hätten "menschlich nicht zusammengepasst".
Dies ist die zweite Floskel (nach "inhaltliche und strategische Differenzen), mit der sich der Stiftungsrat herausreden will: Wenn "menschlich nicht zusammengepasst" ein Kündigungsgrund wäre, müsste die halbe Belegschaft des Konzert Theater Berns entlassen werden.
Eine eingehende, unabhängige Untersuchung der ganzen Affäre ist nötiger denn je!
So, wie es die online-petition: wir-fordern-transparenz.ch seit Wochen zu Recht fordert.
https://www.openpetition.eu/ch/petition/online/forderung-nach-transparenz-am-konzert-theater-bern
Das Beispiel funktioniert aus einem Grunde nicht: im Theater Bern gibt es kein Team. Und es gibt auch keine Bestrebungen des Intendanten, die Leitung oder das gesamte Theater als Team aufzufassen. Die Aufgabe des Intendanten besteht doch gerade darin, verschiedenste Charaktere einzubinden und deren Entwicklung zu moderieren, um einen Ort zu schaffen, an dem die Besten künstlerische Projekte entwickeln. Oder geht es darum, dass sich der Intendant unwidersprochen wohl fühlen kann?
Die Argumentation des Präsidenten Weibel kommt sehr spät, sie ist extrem politisch, und im Grunde wird nichts gesagt. Es ist bedauerlich, dass es nicht gelingt, die Mitarbeiter und die Besucher aufrichtig zu informieren. Das Theater Bern ist damit ein Stück weit beschädigt. Und jedes Mal wenn wir ins Theater gehen werden wir damit konfrontiert, dass es sich um einen Ort handelt, an dem kein Teamgeist herrscht. Das wird künstlerisch ausstrahlen, über kurz oder lang.
die aktuellen "player" kenne ich alle nicht.
die aussagen des mir ebenfalls unbekannten herrn weibel finde ich allerdings ausgesprochen fair und absolut nachvollziehbar. wenn sich (wie bedauerlich auch immer) herausstellt, dass zwei je qualifizierte leitungspersonen doch nicht zusammenpassen, dann ist die vermeidung einer entscheidung unverantwortlich. und unabhängig vom ausgang dieser entscheidung wird immer eine partei, um mit bernhard zu sprechen, "naturgemäss" unglücklich sein.
auch die sportmetapher ist so abwegig nicht. pep guardiola und yaya touré etwa sind beide meister ihres jeweiligen fachs und scheinen dennoch nicht kompatibel zu sein. wenn nun yaya geht, weil pep kommt, dann spricht das weder für noch gegen einen der beiden.
aus der ferne betrachtet wird in dieser angelegenheit die würde aller beteiligten gewahrt (was mitnichten immer so ist...). worüber also regt man sich auf?
so ein vorgang ist beileibe kein "jamais vu".
Die Karten auf den Tisch. Und zwar durch Herrn Märki selbst, und nicht durch den Stiftungsratspräsidenten, oder?
Es sind Steuergelder, es ist kein privates Unternehmen, das vergessen einige hier in der Diskussion. Es gibt ganz klare Standards, wie man sich zu verhalten hat, menschlich, fair und transparent. Dass die Schauspieler dem Intendanten ihr Vertrauen entzogen haben, spricht doch Bände.
(Werter Herr Schwarz, ja, es ist Gerhard Willert aus Linz. Die Redaktion prüft bei Klarnamen wie diesem nach. Es grüßt wb)
Ist etwas falsch daran, Fairness, Transparenz, Ehrlichkeit von Managern eines steuerfinanzierten Betriebes zu verlangen? Wohl kaum.
Der Widerspruch, auf der einen Seite so zu tönen, auf der anderen Seite so zu handeln, ist uns bei Märki und einigen der Stiftungsräte einfach zu groß. Es geht auch um die Art, wie hier eine wichtige Personalie en passent abgehandelt wird, so als würde es um nichts gehen.
Das möchten wir bitte noch mitteilen dürfen.
Sicher werden Sie, lieber Herr baucks, gleich wie ein Deus ex machina von der Seit heranschweben und bestimmen, dass dieser Diskussionsstrang geschlossen wird, weil es Ihnen ungemütlich wird. Aber genau das macht ja eine Auseinandersetzung unmöglich. Weil Herrn Märki die Zusammenarbeit mit Frau Gräve nicht mehr gemütlich und harmonisch genug ist, wird das Schauspiel torpediert. Es geht ja um weit mehr, als Frau Gräve. Es geht darum, dass wir im Schauspiel seit Jahren auf einem Niveau herumdümpeln, dass uns immer weiter davon entfernt, uns künstlerisch entwickeln zu können, einen Sprung zu machen und auch einmal überregional beachtet zu werden.
Künstlerisches Fortkommen garantiert von staatlichen Managern!? Durch Transparenz und Fairness!? Das ist doch mal eine Formel an der man sich wirklich künstlerisch orientieren kann! Und die Ehrlichkeit darf natürlich auch nicht fehlen. Ganz großes Pfffff aus Bern!
Oh je! Ich stelle mir gerade vor, wie Moliere hinter seiner weißen Schminke schwitzt, weil er dem König vorspielt, um eine Finanzierung zu bekommen. Da hat er bestimmt auch auf Transparenz und Ehrlichkeit gehofft. Oder wollte er einfach nur Geld, um arbeiten zu können?! Biermann hat ja mal gesagt: ich wäre so gerne jemanden in den Arsch gekrochen, um weiter zu kommen, aber ich habe einfach keinen Arsch gefunden, in den ich hätte hinein kriechen können.
Ben! Lieber guter Ben! Versuchen sie es doch mal mit einem völlig intransparenten, subversiven Abend! Vielleicht bekommen sie ja dann die ersehnte Aufmerksamkeit. Sein sie etwas unehrlich, das gehört im Zustand des „als ob“ dazu. Und dann tun sie es einfach: Entwickeln sie sich künstlerisch weiter! Ganz ohne Beistand aus der Leitung, von der sie etwas erwarten, was sie wahrscheinlich nie bekommen. Haben sie wirklich begriffen, auf was sie sich da eingelassen haben, als sie anfingen ein Theater durch den Bühneneingang zu betreten?!
In dem Moment waren sie aufgefordert nicht über Jahre herumzudümpeln, nicht andere für ihr Schicksal verantwortlich zu machen, sondern aus sich selber heraus etwas zu schaffen, das Beachtung verdient! Und das am besten auf der Bühne! Wie! Ja wie! Das bleibt oft ein Geheimnis und einigen für immer verschlossen!
Sicherlich nicht, in dem man auf Kulturmanager baut.
glauben sie, dass herr märki dazu gezwungen wurde, frau graeve zu engagieren? ich nicht. ("zwischenmenschliche differenzen", lieber berner 2, haben manchmal durchaus inhaltliche gründe...)
warum sollte jemandes würde angetastet sein, weil man sich aufgrund von differenzen trennt?
ich höre in diesem sommer als schauspieldirektor in linz auf. das spricht weder gegen noch für den neuen intendanten hermann schneider noch gegen oder für mich.
sie haben, lieber samuel schwarz, wie ich auch, ein stück von marlene streeruwitz am schauspielhaus in wien inszeniert.
was haben sie von marlenes radikalem strukturalismus gelernt?
insinuieren sie mit ihrer knappen inhaltsangabe des streeruwitz - stückes, dass es sich in bern um eine schief gegangene liebesgeschichte handelt? doch wohl eher nicht, oder?
wie sie allerdings das "hauptproblem" beschreiben, kommt mir auch ohne nachrecherche sehr bekannt vor. ich bin seit dreissig jahren davon bestürzt, wie unreflektiert der grossteil unserer kollegInnen in regie oder direktion mit dem ohnehin lächerlichen bisschen macht umgeht... als hätten sie nie einen text von foulcault oder auch von kant gelesen...
ich jedenfalls habe damals den direktionsjob in linz nur angenommen, weil ich es anders machen wollte... und auch anders gemacht habe.
ihre antwort wirft allerdings kein günstiges licht auf graeves übernahme von laufenberg.
was soll ich denn jetzt glauben?
da bin ich ganz mit Ihnen, bei Ihnen...... Es ist nicht möglich, ein so großes Haus allmächtig und allein zu leiten. Man stelle sich nur vor, was für Informationswege das sind, was man da an Besprechungen abarbeiten muss.... Auch die Fusion des Orchesters mit dem Theater war völliger Unsinn, und ich frage mich, was eigentlich gewonnen worden ist. Der Trend geht ja zurück, zu kleineren, übersichtlicheren und transparenteren Strukturen.... Und Ämterhäufung, wie Sie diese an anderem Ort beschrieben haben, dürfte nicht dem Codex einer Compliance entsprechen, wie sie gerade am Theater nötig wäre, oder?
Das Streeruwitz Stück kenne ich leider nicht, ich hätte es zu gern gesehen, ist es irgendwo einsehbar? (...)
In Bern fehlt mir im Moment die Person mit Übersicht, mit Klarheit und Transparenz, die die Dinge jetzt ordnet. Der Stiftungsrat ist dazu offensichtlich nicht in der Lage..... Ich hatte auf Marcel Brülhart gehofft..... Es muss ein Korrektiv geben, zu den Entscheidungen die ein Intendant trifft (...)