Subventionen streichen?

Zürich, 24. März 2016. "Der Stadtrat wird beauftragt, dem Gemeinderat eine Weisung zur Kündigung des unbefristeten Subventionsvertrags mit dem Theater Neumarkt AG auf den nächstmöglichen Termin vorzulegen", schreiben die Parteien SVP, FDP und CVP in einer Motion, die gestern unter anderem vom Schweizer Journalisten Andreas Tobler auf Twitter öffentlich gemacht wurde.

In ihrer Begründung stellen die Parteien den "Leistungsausweis" des Theaters am Neumarkt in Frage und nehmen direkten Bezug auf die Aktion "Schweiz entköppeln" des Zentrums für Politische Schönheit vergangene Woche. "Mit der Performance und Fluchaktion gegen einen nationalen Politiker am 18. März 2016 wurde aber mehr als nur eine rote Linie überschritten." Die Aktion verletze unter anderem gesellschaftliche Grundwerte auf eine Art und Weise, "die weder mit dem Strafgesetzbuch noch mit der Kunstfreiheit vereinbar ist".

Bislang wurde das Theater Neumarkt laut der Motion vom 23. März mit 5,4 Millionen Franken gestützt – 72% der Gesamtkasse wurden also aus der Stadtkasse bezahlt. Die Parteien rechnen vor, dass jeder Theaterbesucher mit 464 Franken subventioniert wird – dies sei weltweit ein Höchstwert. SVP, FDP und CVP schreiben weiter, ihnen zeige sich das Bild eines Theaters, welches seine besten Zeiten hinter sich hat: "Das Theater am Neumarkt wird seinem Ruf nicht mehr gerecht und kann die üppigen staatlichen Mittel nicht mehr rechtfertigen."

(sae)

Presseschau zur Debatte um die Aktion "Schweiz entköppeln" und die daraus abgeleiteten Kürzungsdrohungen gegen das Theater Neumarkt.

 

 

 

mehr meldungen

Kommentare  
Parteien Zürcher Neumarkt-Gelder streichen: keine Subventionsschmarotzer
Ein Theater mit Hinweis auf die Höhe seiner öffentlichen Finanzierung zu diskreditieren ist die primitivste Form kunstfeindlicher Propaganda. Kann denn nicht EINMAL klargestellt werden, dass Zuschüsse für Kultureinrichtungen KEINE SUBVENTIONEN sind? Dass der Begriff "Subvention" sich auf strategische staatliche Unterstützung unrentabler Großunternehmen, etwa in der Energiebranche, bezieht, im Kulturbereich hingegen NICHTS ZU SUCHEN hat? Dass die Anwendung dieses Begriffes auf Maßnahmen institutioneller Kulturförderung immer und ausschließlich dem Zweck populistischer Stimmungsmache dient? Schweizer Künstler! Ihr seid keine Subventionsschmarotzer, sondern staatlich geförderte Kunstproduzenten. Macht das der Öffentlichkeit klar! Und macht klar, dass Eure Förderung NIEMALS an Bedingungen gebunden sein darf. Dass der Grundsatz der Kunstfreiheit nicht verhandelbar ist und durch den Versuch, Künstler für ihre Aktionen durch Entzug der finanziellen Unterstützung zu bestrafen, demokratische Grundwerte in Frage gestellt werden.
Kommentar schreiben