Mehr genutzt als geschadet

31. März 2016. Die User-Kommentare sind ein Dauerbrenner bei nachtkritik.de. Sie gehören seit der Gründung dazu. Immer wieder beschäftigen sie die Leser*innen – und die Redakteur*innen. Unter einer Kritik aus Bern – über die Verwicklungen dort hatten wir vor zwei Wochen gesprochen – flammte die Diskussion in den Kommentaren besonders heftig auf. Zugleich erreichten uns aus der Schweiz verschiedentlich Mails und Anrufe erreichten mit der Bitte, da einzugreifen.

Anlass genug, einmal darüber nachzudenken. Die nachtkritik.de-Redakteure Nikolaus Merck, der zu den Gründern des Online-Feuilletons gehört, und Georg Kasch sprechen darüber, warum die Kommentare ursprünglich eingeführt wurden, man sich nicht registrieren muss und welche Vorteile Kommentar-Turbulenzen haben können.


Screenshot NeuesteKommentare 560 apeDauernd diskutiert – der redaktionelle Umgang mit User*innenkommentaren auf nachtkritik.de

 

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Kommentare  
Podcast Kommentare: nur Angst
So ein Quatsch, ihr habt doch nur Angst, dass sich kaum jemand registriert und Nachtkritik in der Bedeutungslosigkeit verschwindet aufgrund fehlender Teilnahme.
Podcast Kommentare: sieben Punkte
1. Ich finde das mit der Kommentarfunktion und der Anonymisierung total richtig gedacht (ohnehin illusorisch, Avatar-Kontrolle im Netz ausüben zu wollen, also darauf verzichten) und deshalb folgerichtig gemacht.
2. Ich finde wie Nic Merck auch, dass es Wunder wirken kann, wenn unter einem Echtnahmen Selbst-Verteidigung gegen Angriffe gegen die eigene Arbeit oder eine Arbeit, die man besonders schätzt und deshalb persönlicher nimmt, als auf einen Kommentar direkt antwortenden Kommentar veröffentlicht werden.
3. Ich finde, dass man die eigene Anonymisierung bis zur Aufgabe der Anonymisierung so wählen sollte, da man es -klugerweise eingeräumt, kann, wie es der jeweiligen Sachfrage und –lage entspricht. Ich würde z.B. eher nicht mich unter Klarnamen zu einer Inszenierung, einem Theater oder einem Theatermacher äußern, die ich nicht gesehen habe, den ich nicht irgendwie persönlicher kennengelernt habe. Ich tue das dann trotzdem, weil ich aus Gründen meiner eigenen Beobachtung und Wahrnehmung und Erfahrung eine Ansicht oder Meinung oder Haltung zu Inszenierung, Arbeit oder Person habe und denke, dass diese eventuell auch für andere bedenkenswert wäre. Zu einer Inszenierung, einem Thema oder einer Person, diedas mein persönliches Erleben mehr tangiert als zuvor geschildert, würde ich durchaus -vielleicht mit einem sehr deutlicher gefassten, vielleicht abgekürzten Namen, kommentieren. Den dann Leute, die mich persönlich näher kennen, identifizieren können. Andere spekulieren eventuell darüber, ob ich kommentiert habe. Und wenn es sie stört, dass ich gar nicht anonym, sondern nur abgekürzt namentlich reagiere, können die ja direkte Ansprache im Gegenkommentar versuchen. Wenn ein Thema, eine Inszenierung oder eine Person mich ganz direkt betrifft, weil ich das Thema selbst bearbeitet, die Inszenierung selbst gesehenbesucht bzw. die Person direktphysischkontaktiert (also brieflich, telefonisch oder getroffen) habe, dann kommentiere ich unter Klarnamen.
4. Trotzdem bleibt jedem Leser der von mir verfassten Kommentare vorbehalten, den Abkürzungen wie dem Klarnamen entweder zu misstrauen oder der Echtheit des von mir verfassten Kommentars zu vertrauen.
5. Ich finde, anders als Merck, dass durchaus mitunter Kommentare, vor allem aber viele veröffentlichte Kritiken sehr sexistisch bis dem dargestellten Sex gegenüber verächtlich geschrieben sind. Das mag daran liegen, dass viele Inszenierungen Sex interpretierend tendenziös sind und Kritiker dem Menschlichen Allzumenschlichen gegenüber hilflos sind, wenn sie kritisch in Sprache fassen sollen, was sie sahen. Ich kann das verstehen, weil mich das selbst am Theater und seinen angebotenen Inszenierungen wahnsinnig nervt. Weshalb ich eigentlich so gut wie nie mehr hingehe. Ich sage mir einfach: gut, diese Theatermenschen haben da ein Primär-Problem offenbar mit der Sexualität und dann ist das ja besser, wenn die das im Spiel ausagieren, als vergewaltigend sich durchs Leben zu bewegen oder sich gar das Leben zu nehmen. – Ich habe nur zu wenig Interesse an den sexuellen Problemen von ausgerechnet Theatermachern, um da extra für ins Theater zu gehen und mir das dann gespielt anzusehen. Das wiederum war ein Problem, solange ich Stücke schrieb. Jetzt ist es keines mehr, weil ich keine Stücke mehr schreibe.
6. Über den Begriff „Veröffentlichungsorgane“ kann man gut nachdenken, wenn man ihn das erste Mal wahrnimmt. Ich habe so.
7. Podcast als Format in nk find ich gut.
Podcast Burgtheater: eine Erinnerung
Ich frage mich, ob manche User nicht eben doch mehr - ich nenne es mal - Kommentarmacht haben, eben deswegen, weil sie mehr spenden? Es gab/gibt da z.B. eine/n Arkadij Zarthäuser, der/die mich persönlich verletzte, was meine Privatsphäre anging. Ich weiss aber (leider) bis heute nicht, wer eigentlich hinter diesem Kommentator steckt/e. Er/sie kommentierte u.a. auch unter der Alvis Hermanis-Inszenierung "Eugen Onegin".
Podcast Kommentare: schlecht geträumt
@Stefan

Gratuliere , da ist Ihnen ja gleich gelungen zu beweisen, was zu beweisen war. Sie werfen mit dem Schlamm, von dem Merck spricht. Glauben Sie wirklich, nachtkritik wäre ohne die anonymen Kommentare wie diesem von Ihnen, bedeutungslos. Glauben Sie, wegen Ihnen schaltet irgendjemand den Kanal hier ein?
Na, dann träumen Sie mal weiter.
Podcast Burgtheater: die Keulen
Rassist, Faschist, Frauenfeind! Das sind doch die drei großen Keulen, die hier immer wieder zur Anwendung kommen. Selbstverständlich will das keiner über sich lesen. Und dann gäbe es da noch die Suche nach dem bösen, weißen, heterosexuellen Mann, der aber, wie könnte es anders sein, erst einmal darüber aufgeklärt werden muss, dass er böse, weiß und heterosexuell und im schlimmsten Falle Rassist, Faschist und Frauenfeind ist, da, so scheint es gängige Meinung zu sein, die meisten Menschen am Theater nicht wissen wer sie sind, so die Perspektive der AufklärerInnen und KommissarInnen hier. Man möchte sich gerne selber ausnehmen, spürt aber zugleich: Das kann nicht gut gehen! Denn alle, auch man selbst sind davon befallen, das Gegenüber mit den „drei großen Keulen“ auszuforschen, mehr oder weniger.

Zugleich kann man sich solche Kritik nicht selber verbieten, weil es ja nun, wer könnte das im Augenblick leugnen, solche Menschen gibt. Was ist üble Nachrede, was Wahrheit? Das kann allenfalls eventuell eine offene Debatte herausfinden. Da wirkt jeder Schnitt der Redaktion gefährlich.

Es gibt natürlich auch den umgekehrten Weg. Eine Person missfällt mir, aus ganz anderen Gründen, und ich versuche sie deshalb mit einer der drei Keulen zu überführen. Sehr unschön. Da wird hier also eine Person über Tage, Wochen geschützt, gelobhudelt, es werden ihre Fähigkeiten herausgestellt, und wie schlimm und übel man ihr mitgespielt hat. Es wird in allen scheinbar glockenreinen Tönen beschworen, wie gut dieser Mensch als Mensch und in seinem Beruf sei, solange bis man es kaum noch hören kann, denn so einen Menschen gibt es am Theater nicht. Der Aufbau einer solchen Legende ist zugleich die Aufforderung sie ein zu reißen. Hierzu ist das Theater unter anderem fähig und gut, auch das Kommentartheater.

Jedoch die „Glockenreinen“, schon beim ersten Missklang in ihren Ohren packen sie die eine oder andere Keule aus. Da wird der Gegenredner, in diesem Falle ein Ensemblemitglied aus Bern, in die Nähe von „bösen, weißen Männern“ gerückt und als bald holt man dazu aus, dass man ihn eigentlich am liebsten überhaupt nicht auf der Bühne sehen möchte.

Immer dann wird mir etwas übel. Bedauerlicherweise empfindet man natürlich immer nur, dass man selber von der Redaktion beschnitten wurde, nicht aber das feindliche Lager, welches sich über Wochen austoben durfte, bis einem die Hutschnüre platzt und man die „Lobhudeleien“ nicht mehr erträgt, weil man innerlich dem Grundsatz folgt: Es gibt keine guten Menschen am Theater und das ist gut so. Dort gibt es nur Schauspieler, Autoren, Regisseure und viele andere, die den guten Menschen immer nur spielen. An sich ist das Medium darauf ausgelegt den Menschen, nicht den Zuschauer zu verderben, denn es zerlegt, ja es zerwühlt geradezu alles Menschliche und das scheint die Macher nur selten zu bessern. Leider. Schade eigentlich.

Und natürlich versucht der fleißige User seine Kritik, einmal beschnitten, doch noch irgendwie anzubringen. Das ist doch klar.
Podcast Kommentare: pro Registrierung
Was spricht denn nun eigentlich wirklich gegen eine Registrierung? Die muss doch nicht unter Klarnamen erfolgen. Das macht man z.B. auch nicht in der Freitag-Community, obwohl ich da ganze Blogbeiträge schalten kann, nicht nur kleine Kommentare. Ich habe nicht das Gefühl, dass dort die Hasskommentare unkontrolliert Überhand nehmen. Aber ich bin zumindest sicher, dass ich mich nicht mit Leuten unterhalte, die alle 5 Minuten ihren Nickname ändern und ich werde auch nicht mit dünnpfiffigen Kommentaren wie unter #1 in Verbindung gebracht. Und wer sich partu nicht an die Regeln halten will, fliegt eben für eine Weile raus. Man könnte ja eine Testphase schalten, um die Reaktion der Nutzer zu prüfen. Wer keine Zeit und Lust hat ein paar Anmeldekästchen auszufüllen, der hat vermutlich eh nichts wichtiges mitzuteilen. Aber vermutlich ist schon was Wahres dran. So eine Website lebt eben auch von Klatsch und unbewiesenen Insiderbehauptungen. Sind die erst mal in der Welt, ist kein Halten mehr.
Podcast Kommentare: Credibility und Verbindlichkeit
Eine Registrierung bedeutet nicht, daß man unter Klarnamen schreibt und natürlich ist sie manipulierbar. Aber mit der Zeit gibt es eine Veröffentlichungsgeschichte, ein bisschen positive oder negative credibility und der Leser kann zumindest sicher sein, daß wer hier unter 'martin baucks' schreibt, auch immer derselbe ist. Wenn er auch möglicherweise zugleich 'Inga' oder 'dabeigewesen' ist. Und so gibt es zumindest ein etwas klareres Diskussionfeld und auch eine gewisse Verbindlichkeit und würde zu einer deutlichen Verbesserung von nachtkritik führen. Anonymisierung finde ich wichtig, gerade weil sie auch Insidern erlaubt, eine persönliche Haltung einzunehmen, die sie sonst ggfs. nicht einnehmen können.
Podcast Kommentare: es liegt bei den Usern
Ich warte ja immer auf den Tag, wo ich der gesamten Redaktion von Nachtkritik in einem Restaurant begegne, während sie sich allesamt an einem veganen Wein besaufen und jeder einzeln für sich laut schreit oder auch leise jammert, wie Fritz Kortner, und in die Runde ruft: Ich habe mal wieder alles verkehrt gemacht. Es war grob. Ohne Verstand. Und auf keinen Fall hätte ich das so jemals schreiben dürfen. Und niemals hätte ich den Kommentar durchgehen lassen dürfen. Es ist mir so durchgerutscht.

Das wäre dann wahrscheinlich der Moment, wo ich sagen würde: Nein. Das habt ihr schon ganz fein gemacht. Und wir sind froh, dass die Kritiker nun nicht mehr wie Halbgötter über uns schweben. Und sicherlich könnt ihre eure Arbeit auch noch weiter verfeinern und weiter kultivieren. Aber schaut, es liegt auch an den Usern. Natürlich versteht kein Mensch wirklich, warum heute noch jemand meint, so ängstlich sein zu müssen, dass er nicht seinen eigenen Namen benutzt. Aber so sind sie nun mal. Sie fordern Transparenz und verstecken sich hinter Pseudonymen, als ob sie noch im Kaiserreich lebten.

Packt euch also mal an eure eigenen Nasen, ihr User und postet unter euren Klarnamen, auch wenn die Redaktion dies nicht von euch fordert. Letztendlich liegt das Niveau der Kommentare ganz in eurer Hand. Und niemand kann von mir wirklich verlangen, dass ich einen „Ben“, der hier mit einem Kollegen redet, der mit seinem Namen dafür einsteht, was er sagt, dass ich dann so einen „Ben“ vollkommen ernst nehme. Dazu gehört dann eben noch der Schuss Selbstermutigung, der den Anonymen eben fehlt.
Podcast Kommentare: schwachsinnige nachtkritik
DEMOKRATISIERUNG???? Nachtkritik.de ist weit weit weit weg davon entfernt! Alles, was denen nicht so passt, wie diese Leute es gerne hätten, wird entweder gar nicht oder nur teilweise reingestellt... Ich nehme dieses Portal demnach echt nicht ernst - und das sollten alle! Leider ist es nur so, dass anscheinend, die Hybris die Macher des Portals ergriffen hat und stellt euch vor: Die Allgemeinheit nimmt dieses schwachsinnige Unterhaltungsportal tatsächlich ernst... Erschütternd und sagt viel über die Lage aus: HIRNTOD DER KUNST- UND KULTURGESELLSCHAFT***
Podcast Kommentare: Fadheits-Gefahr
Bei dieser Registrierungsdiskussion gehts immer wieder so zu, als wäre der Zweck dieses Forums ausschließlich Wahrheitsfindung- und als wäre tagtäglich ihr Feind, eine Hydra mit grauenhaften Mäulern aus denen Lug und Betrug trieft, zu bekämpfen. Und natürlich sind hier verhandelte Tratschinterna a la wer wann wieviel Steuern hinterzogen hat (bzw sich dabei hat erwischen lassen) und wie sich A hinter dem Rücken von B mit C und D verbündet hat um E um den Job zu bringen, den dann letzlich aber F gekriegt hat, die auch schon drei andere ... usw.verleumdungssensibel und eventuell juristisch relevant. Aber im Großen und Ganzen geht es doch um Theater, wie jemandem was gefallen hat, was das bewirkt hat, um hochpersönliche, angreifbare Momentaufnahmen von Stimmungen, die sich hier aufeinandertreffen können. Und da ist es doch wichtig, dass das auch niedrigschwellig ist, dass man nicht erst stundenlang Formulare ausfüllen muss, wenn man eigentlich mit übervollem Herz aus einer Vorstellung kommt und der Welt mitteilen will, dass das Boaahhh Wahnsinn war, aber irgendwie auch voll arg, weil usw... Ich zum Beispiel schreibe- beruflich. Das ist dann Arbeit. Um etwas unter meinem Namen zu veröffentlichen, muss ich es zig mal redigieren, Formulierungen überlegen usw. Hier- das ist wie ein schnell, aufgeregt und nicht ganz nüchtern dahingeredetes Statement im Wirtshaus. Und wenn ich zu betrunken bin, wird die liebe Redaktion alles herausstreichen was beleidigend sein könnte. Ich finde es ausgezeichnet so. Denn das meiste hier sind eben keine Aussagen mit gerichtlichem Wahrheitsanspruch, die man mit Ausweis beglaubigen müsste, das wäre doch furchtbar fad.
Podcast Kommentare: Hänsels Küchen-Uni
Ja, liebe Gretel, das ist hier so Hänsels Küchen-Uni, nich. Wo beim herzhaften Biss in die Stulle vom Beeindrucktsein durch Theater in jedweder Form auch mal die Tratschkrümel daneben gehen können und wo die nach der 123-Sekunden -Regel meinerTochter Freundin Mira behandelt werden: 1. Sec: kurzer Schreck, 2. Sec.: die Bakterien greifen an 3. Aufheben und noch relativ unverdorben ganz schnell in den Mund damit oder - liegenlassen, tritt sich fest:)
Podcast Kommentare: Brüll weiter, Löwe nachtkritik!
Gretel Walfisch hat hier den klügsten Kommentar abgegeben, mehr kann man dazu nicht sagen. Jeder ist groß oder klein genug, für sich selbst zu entscheiden, wie und ob sie hier schreibt. Aber insgesamt fördert nachtkritik gerade auf diesen Seiten eine Wahrheit ans Licht, die man journalistisch niemals erreichen würde. Hier werden journalistische und persönliche Dinge mit ein wenig gossip und alten, ansonsten für immer verschollenen Geschichten miteinander verwoben. Das ist gut, und das wollen viele Menschen aus meinem Umfeld lesen. Und wenn die Direktion in Bern oder wo auch immer hier mal ein paar Mails absetzt, dass das alles so nicht geht, kann man doch nur mit den Achseln zucken. Wir leben nicht in Polizeistaaten, in denen man öffentliche Meinung verbieten, unterbinden oder manipulieren kann. Hoffentlich. Gut gemacht, nachtkritik. Brüll weiter, Löwe!
Podcast Kommentare: Donald-Trump-Theaterforum
Frau Becher! Ihr Kommentar wundert mich doch ein wenig, woher dieser Sinneswandel? Haben sie mich doch immer auf dieser Seite beschimpft, ich solle mich doch gefälligst mal mit Klarnamen äussern ... Ich finde das auch, dass dieses Forum, sozusagen das Donald-Trump-Theaterforum, gut funktioniert, um Müll zu verbreiten. Wer solche Pseudonym-Kommentare ernst nimmt ist selber Schuld, Wahrheiten kommen hier jedenfalls nicht ans Licht.
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