Israelfeindliche Aktivität?

20. April 2016. Der Refugee Club Impulse (RCI) ist von der Nominierungsliste des bundesdeutschen Sonderpreises für kulturelle Projekte mit Flüchtlingen gestrichen worden. Laut Berliner Zeitung hat die Staatsministerin für Kultur und Medien, Monika Grütters (CDU), die Nominierung, die ihr durch eine Jury empfohlen worden war, zurückgenommen. Die Nominierungsprämie von 2.500 Euro sei noch nicht ausgezahlt worden. Der Preis, für den insgesamt zehn Projekte zur Auswahl stehen, ist mit 10.000 Euro dotiert.

Grütters reagiere mit der Streichung des RCI auf einen Bericht der Berliner Zeitung, nach denen Mitarbeiterinnen des Flüchlings- und Theatersprojekts "an Veranstaltungen von Anhängern der schiitischen Terrormiliz Hisbollah sowie an israelfeindlichen Al-Kuds-Demonstrationen für die 'Befreiung von Jerusalem' aktiv teilgenommen" haben. Ein Foto der Berliner Zeitung zeigt die pädagogische Leiterin des RCI mit Ohrringen, auf denen das Hisbollah-Logo zu sehen ist. Laut Berliner Zeitung ist derzeit offen, ob der Refugee Club Impulse die beim Land Berlin über die Arbeiterwohlfahrt beantragten Fördergelder in Höhe von 100.000 Euro erhalten wird. Update: Am Nachmittag des 20. April meldet die Senatskanzlei für kulturelle Angelegenheiten des Regierenden Bürgermeisters von Berlin in einer Presseaussendung, die AWO Berlin-Mitte habe ihren Förder-Antrag für den RCI zurückgezogen.

Der RCI hat sich 2013 aus einem Theaterprojekt mit Flüchtlingen des Jugendtheaterbüros Berlin heraus gegründet. Er wird von der Arbeiterwohlfahrt getragen und versteht sich laut eigener Darstellung auf seiner Website als "interaktiver Workshop und ein offenes Angebot für alle Flüchtlinge und Interessierte, geleitet von Mitgliedern des Refugeeclubs". Sein Credo: "Durch Theater, Tanz, gemeinsam Essen, miteinander auf Augenhöhe reden, mit viel Austausch und Lachen und Weinen, entstehen neue Kräfte." Über die Theaterarbeit des RCI berichtete nachtkritik.de im Juni 2015.

(Berliner Zeitung / chr)

Update / 21. April 2016: In einem Statement zu den Vorwürfen und resultierenden Ereignissen zeigt sich der RCI auf seiner Webseite "sehr überrascht und geschockt, dass unsere Arbeit jetzt als antisemitisch, rassistisch und demokratiefeindlich von einigen gelabelt wird" – weiter heißt es:

"Wir wollen nicht, dass wir, besonders die Geflüchteten, jetzt für Organisationen geradestehen müssen, die unabhängig von uns agierten und den Preis zahlen müssen für die ihnen vorgeworfenen Verfehlungen. Was die Vorwürfe gegen einzelne Kunstschaffenden und Pädagog*innen im Refugee Club Impulse angeht, können wir versichern, das sie nicht mit unseren Erfahrungen in der täglichen Arbeit mit diesen Personen übereinstimmen."

Die Mitarbeiterinnen Nadja und Maja Grassmann hätten sich explizit in einer Stellungnahme von jeglicher Verbindung zu Antisemitismus oder Gewaltverherrlichung distanziert (das Statement sagt allerdings nicht, an wen diese Stellungnahme ging oder wo sie nachzulesen ist; auf der Webseite des RCI nicht – d. Red.).

"Darüber hinaus: Was immer Einzelmeinungen von einzelnen Menschen sein sollten, hat der Refugee Club Impulse nicht als seine Aufgabe gesehen, eine einheitliche Meinung zu verschiedenen Weltproblemen vorzugeben. Wir sind keine Partei, sondern eine Vereinigung von unterschiedlichen Künstler*innen, die unterschiedliche Perspektiven in gemeinsame künstlerische Prozesse und Produkte zusammenbringen."

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