Interessantes Amalgam

Video von Sascha Ehlert, mit Georg Kasch

Berlin, 18. Mai 2016. nachtkritik.de begleitet die zehn fürs Theatertreffen nominierten Inszenierungen mit kurzen Videoblogs. An den Münchner Kammerspielen hat Anna-Sophie Mahler den Roman "Mittelreich" von Joseph Bierbichler musikalisch angereichert – in seiner Videokritik zur Theatertreffen-Premiere des Abends im Deutschen Theater Berlin sagt nachtkritik-Redakteur Georg Kasch: Nach der Pause bleiben lohnt sich.

 

 nachtkritik-Redakteur Georg Kasch über "Mittelreich" von Anna-Sophie Mahler
© Sascha Ehlert / nachtkritik.de

 

In seiner Nachtkritik zur Münchner Premiere von "Mittelreich" am 22. November 2015 befand Tim Slagman: "In der kurzen Bühnenfassung des Stoffes scheinen die Martern dieser Familie bisweilen allzu exemplarisch aus der Historie abgeleitet."

Zur Theatertreffen-Festivalübersicht mit allen Videoblogs, Nachtkritiken, Kritikenrundschauen. Der nachtkritik-Liveblog fängt außerdem das auf, was bei der großen Betriebssause auf den Haupt- und Nebenschauplätzen so los ist – Gerüchte, Applausstürme, Buhrufe und mehr.

 

Kommentare  
Videoblog "Mittelreich": endlich!
Na endlich mal eine wirklich pointiertes Videokritik, die auch wirklich begründen kann, warum die Inszenierung im ersten Teil nicht funktioniert und dann aber im zweiten Teil vieles richtig macht. Sehe ich fast hundertprozentig genau so. Sehr schön, Herr Kasch.
Videoblog "Mittelreich": Ich frage mich...
Ich frage mich, ob es vielleicht an diesem Abend auch ein Vorteil sein kann, den Roman vorher nicht gelesen zu haben. In Unkenntnis der Vorlage und in Bezug auf diese also ohne Erwartungen hat mich - anders als Georg Kasch - auch der erste Teil schon auf durchaus berührende Art mit hineingenommen. Duri Bischoffs Raum - das aufgelassene Wirtshaus - scheint sich gewissermaßen selbst an die Geschichte(n), die in ihm stattfanden, zu erinnern. Das wirkte auf mich, zusammen mit der stimmig und unplakativ eingesetzten Brahms-Musik, in der Tat alles sehr suggestiv, ohne dass die Schauspieler*innen groß herumchargieren mussten - man sieht ein zurückgenommenes, aber dennoch klares Spiel. Ich vermute jedenfalls, dass der Abend dem Roman noch einige Leser zuführen wird. Mich zum Beispiel.
Videoblog "Mittelreich": Was Behrens sagt!
Als Nichtleser des Romans sehe ich es ähnlich wie Wolfgang Behrens. Ich fand den ersten Teil sogar überzeugender, v.a. im Zusammenspiel mit der Musik, die im 2. stark in den Hintergrund tritt.
Videoblog "Mittelreich": biederes Stadttheater
Und so bestätigte sich in einem Abend alles, was man die letzten Monate aus München über Lilienthals Kammerspiele gehört und gelesen hat, aber nach vielen tollen HAU-Jahren nicht glauben konnte: Das war wirklich biederes Stadttheater. Keine Spannung, keine Energie, zäh und kraftlos. Wirklich schade! Und man fragt sich ein weiteres Mal in diesem Jahr, wieso die Schaubühne völlig ignoriert wurde. "Mittelreich" jedenfalls hat nichts auf dem TT verloren.
Videoblog "Mittelreich": bemerkenswert = besonders auffällig?
#4: Mein Eindruck ist, dass das tt seit einigen Jahren eben anders wählt als früher. Im vorigen Jahr hieß es, desöfteren betont: die "bemerkenswertesten" Inszenierungen! Ohne ein Urteil über "Mittelreich" abgeben zu können oder wollen (ich freue mich einfach über Kaschs überzeugend begeistertes Roman-Plädoyer, da ging es mir wie Behrens, nur mit ohne Theater-Anregung: werde ich sobald ich kann lesen! Ich besuche aus beruflichem Prinzip u.a. keine Romanadaptionen), ist bemerkenswert in aller Regel das, was besonders auffällt. Dabei ist wohl nicht mehr relevant, ob das fachlich negativ oder positiv auffällt, sondern das "Auffallen" ist der einzige Maßstab geworden. Und das ist ja auch, wenn es erklärtes Ziel eines Festivals ist, vollkommen in Ordnung als Auswahlkriterium. Das muss man einem langjährigen, traditionsreichen Festival ja gestatten, dass es im Laufe seines Bestehens Auswahlkriterien ändert und andere Ziele verfolgt als in früheren Zeiten. Die Schaubühne leistet seit Jahren in all ihren "Formaten", den kleineren Abenden wie den großen Inszenierungen, den von Ehmcke kuratierten Podien und dem unaufgeregt längst internationalisiertem F.I.N.D. sowie seinen seit langem mit Selbstverständnis in vielen Sprachen übertitelten Vorstellungen eine gleichbleibend hochqualitative Arbeit. Das fällt eben als besonders nicht auf. Deshalb fragt ""man" sich vielleicht ein weiteres Mal, warum sie vom tt ignoriert wurde, aber ich frage mich das aus oben genannten Gründen nicht. Mit Ignoranz hat die erneute Nichtberücksichtigung eventuell gar nicht so viel zu tun, die würde ich dem tt nicht unterstellen wollen. - Schade ist es gewiss. Aber die Schaubühne ist ja da und kann besucht werden, zeitgleich zum tt sogar. Der "Wallenstein" vom Thalheimer soll ja ganz respektabel streitbar geraten sein. Thalheimer sich an Klassikern abarbeitend besuch ich aber leider auch nicht... Weil ich mein überaus knappes Geld zusammenhalten muss und mir genauestens überlege, wofür ich es investiere, wenn ich es für eine Theaterkarte ausgebe.
Kommentar schreiben