Finanziell höchst erfolgreich

Bonn, 1. Juli 2016. Der Vertrag des Bonner Generalintendanten Bernhard Helmich ist bis 2023 verlängert. Das teilt das Theater Bonn mit. Heute wurde die Vereinbarung mit dem Oberbürgermeister Ashok Sridharan und Kulturdezernent Martin Schumacher getroffen. Helmich hatte das Haus im Sommer 2013 für vorerst fünf Jahre übernommen, zuvor war er Generalintendant in Chemnitz.

Zugleich meldet das Bonner Theater einen Einnahmenrekord. Mit Stand vom 1. Juli 2016 wurden in der Spielzeit 190.716 Besucher*innen verzeichnet, das sei ein Plus von 24.389 Besucher*innen (14,66%). Dies entspreche einer Gesamtauslastung von 73,57 Prozent, die Einnahmen beliefen sich auf 4.098.068,85 Euro, das seien Mehreinnahmen von 655.117,10 Euro (19,03 Prozent). Die höchsten Einnahmen, die in der Geschichte des Hauses erzielt wurden, heißt es.

(theater-bonn.de / sik)

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Helmich verlängert in Bonn: Austeritätspolitik
Das Bonner Theater-Austeritäts-Märchen
Offizielle Verlautbarungen klingen immer so schön erfolgreich. Doch …es war einmal … ja, Bonn ist schon lange keine Bundes-Hauptstadt mehr und als Bundesstadt fehlt jetzt das Geld, um die künstlerischen Standards der vergangenen Zeiten zu erhalten. Hauptsache es findet sich ein Intendant, der mit den vorgegebenen haushälterischen Postulaten und Zauberwörtern ‘Einnahmesteigerung‘ und ‘Einsparpotenziale‘ sowie externen Spargutachtern (s)eine Theaterzukunft absichern kann.
Und so sind bereits die variablen Spielstätten Halle Beuel mit Lampenlager und Malersaal in einem einvernehmlichen Deal(?) „weg verhandelt“ worden. Der Handel sieht so aus: gegenwärtige Absicherung der Kammerspiele & zügige Intendantenvertragsverlängerung bis 2023 vs. Abgabe der Spielstätten der Hallen Beuel.
Dazu sagte der Bonner Oberbürgermeister Ashok Sridharan: „Mit dieser Lösung könnte es gelingen, den Spielbetrieb des Schauspiels in den Kammerspielen in Bad Godesberg und der Oper in Bonn sicherzustellen. Damit gewinnen wir alle.“
Aus meiner Sicht signalisiert die Bonner Kulturpolitik, wir bieten die Grundlagen für hohe kulturelle Angebote, aber das weitere Einsparungen im Theaterbudget an die Substanz gehen, will der Stadtrat nicht wahr nehmen. Unterschrieben ist jetzt ein Intendantenvertrag, der zukünftig weitere Einsparungen vorsieht. Und was ab 2023 kulturell alles weggespart wird, geht heute keinen was an.
„Im Haushaltsjahr 2023 werden damit Einsparungen in Höhe von rd. 1,6 Mio. EUR und ab dem Haushaltsjahr 2024 ff. in Höhe von 3,5 Mio. EUR jährlich wirksam.
Der Generalintendant wird in seinem neuen Vertrag vor dem Hintergrund eines ab der Spielzeit 2023/24 möglicherweise erheblich abgesenkten städtischen Betriebsmittelzuschusses verpflichtet, entweder einem möglichen Nachfolger zur Vorbereitung der Spielzeiten 2023/24 ff. zu gestatten, die erforderlichen Einsparentscheidungen ab 01.08.2022 zu treffen, oder im Falle seiner erneuten Vertragsverlängerung diese Einsparentscheidungen frühzeitig selbst herbeizuführen.“ (Beschlussvorschlag, S.21von 117 - https://www2.bonn.de/bo_ris/daten/o/pdf/16/1611875EO2.pdf)
Vorläufige Sprachregelung: „…hat sich der Rat für eine Fortführung des „Spielbetriebs von Musiktheater und Schauspiel in bisheriger Qualität und Quantität“ ausgesprochen.
Geblendet von der Strahlkraft dieses märchenhaften Ausgangs - folglich mit geschlossenen Augen -, brandet in der Beethovenstadt freudetrunken nicht endender Beifall für die beschlossene Theaterqualifizierungs- & -quantifizierungs-Einsparungs-Stadtpolitik auf! Happy End?
Nur Spielverderber und Querulanten zweifeln an den unbestimmten und bisher unerfüllten Illusionen oder sind es mehr als Versprechungen einer erfolgreichen Austeritätspolitik?
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