Presseschau vom 20. August 2016: "Art but fair"-Gründer Schatz fordert im Interview mit der SZ ein Gütesiegel für deutsche Theater

Fair Trade am Stadttheater?

20. August 2016. Die Süddeutsche Zeitung (20.8.2016) interviewt Johannes Maria Schatz – den Gründer von "Art but fair". Die Künstlerinitiative setzt sich für faire Arbeitsbedingungen und Gagen an Theatern ein. Die SZ zitiert in dem Interview eine Studie, laut der 35 Prozent der Befragten Machtmissbrauch durch Vorgesetzte beklagen. Schatz: "Es geht zunächst um so etwas Simples wie Arbeitszeiten. Die Künstler stecken oft über Tage hinweg in Proben und Aufführungen. Mit einer Familie lässt sich das kaum vereinbaren."

Er beklagt außerdem die niedrigen Gagen: "(D)ie meisten Finanzpolitiker betrachten die Theater als reine Kostenfaktoren." Die Spardiskussion laufe in die falsche Richtung. "Mehrere Studien haben gezeigt, dass die Theater den Städten wirtschaftlich mehr einbringen, als diese für sie zahlen."

Art but fair fordere ein Gütesiegel für Theater. "Die Kulturpolitik müsste den Mut haben, Geld nur noch an Theater und freie Projekte zu zahlen, bei denen die Arbeitsbedingungen fair sind und die Gagen angemessen."

Feudale Strukturen

Schatz springt Shenja Lacher zur Seite, der vor seinem Weggang vom Münchner Residenztheater, beklagte, an deutschen Theatern seien die Strukturen "zu autokratisch, fast noch feudalistisch":
"Es wird ständig an uns herangetragen, dass man sich an deutschen Bühnen Sachen gefallen lassen muss, bei denen jeder normale Arbeitnehmer vor Gericht ziehen würde." Und weiter: "Viele Regisseure entwickeln heute die Stücke schon partnerschaftlich mit den Schauspielern. Aber es gibt auch die anderen, die sagen: Ich weiß, wie das Stück geht, und du hast zu springen."

Schatz könne sich gut vorstellen, dass Ensembles in Zukunft ein Mitspracherecht bei der Berufung von Intendanten erhalten. "Momentan ist das Gegenteil der Fall: Kommt ein neuer Intendant, wechselt oft das gesamte künstlerische Personal." Das sei "Feudalismus pur". !Man kann nicht ein ganzes Haus auf die Straße setzen, nur weil der neue Intendant der Ansicht ist, dass die Künstler nichts taugen."

(miwo)

Kommentare  
Presseschau Art but fair: partnerschaftlich reicht nicht
Ich habe aber auch etliche Schauspieler kennengelernt, von denen, die ich kennengelernt habe war es entschieden die Mehrzahl, die leider nicht wussten, wie ein Stück geht und bei denen man wirklich froh war, wenn sie bis zur Premiere wussten, wie ihre eigene Rolle in dem Stück geht und wie die im Zusammenspiel mit wenigstens einem weiteren Mitspieler ging... Und da hatte ich nicht ein einziges Mal das Gefühl, die würden mit mir ein Stück überhaupt partnerschaftlich entwickeln können oder ohne meine Hilfe in ein Zusammenspiel auf der Bühne finden, bei dem man immer noch das Stück und die Rolle der anderen Rollen erkennt. Diese Schauspieler schaffen mitunter nach unglaublichen Mühen den Sprung in das Stück und haben sich dennoch, allein dabei, zweifelsohne weiterentwicklen können... Wenn ich mir also vorstelle, dass Stücke nur noch generell partnerschaftlich mit Schauspielern von Regisseuren enwickelt werden sollten, habe ich doch Sorge um die Komplexität der Texte, die zumindest für Sprechtheater nicht ganz unwichtig ist. Von einem angestellten Schauspieler ertwartet man eben, dass er sowohl partnerschaftlich kann als auch mal springen, wenn es bei ihm für partnerschaftliche Arbeit mit Regie für Stückentwicklung gerade nicht reicht. Da kommt es natürlich ganz entschieden auf die Stücke an. Wenn es nur noch nach den Schauspielern gehen sollte, haben gerade die für Stückeentwicklungsarbeiten in Partnerschaftlichkeit mit der Regie besonders geeigneten Schauspieler, die in der Minderzahl unter den Schauspielern sind, weniger Chancen. Hat der Herr Schatz dafür auch eine faire Idee??? Außer die, dass solche Schauspieler dann doch einfach selbst Regie übernehmen oder eine Schauspielschule gründen sollten? - Mitspracherecht bei der Berufung von Intendanten gefällt mir. Auch generell. Und begrenzte Austauschbefugnis des vorhandenen Personals würde ich ebenfalls begrüßen. Ich finde, man sollte immer mit den Leuten arbeiten, die da sind und Lust haben. Wenn es Intendanten gibt, die das so nicht sehen können, ist eine begrenzte Austauschbefugnis bei Hausübernahme und ein Kündigungsschutz für zwei Jahre nach Intendantenwechseln für das künstlerische Personal eventuell eine gute Arbeitsgrundlage, die allen Seiten gerecht werden könnte.
Trotzdem wird das alles nichts daran ändern, dass der Schauspielberuf extrem schwer mit Familie zu vereinbaren ist, wenn man angestellt ist am Theater und nicht nur saisonal künstlerisch arbeitet. Und das nicht nur wegen der Arbeitszeiten.
Presseschau Art but fair: konkreter wäre besser
Reguliert die Arbeitszeiten besser zugunsten der SchauspielerInnen und AssistentInnen und erhöht deren Gagen. (Bitte nie die AssistentInnen vergessen in dieser Gleichung!)

Ansonsten: Falls ich es richtig verstanden habe (vielleicht ja nicht) und es auch die Idee gibt, irgendwie zu regulieren, wie ein/e RegisseurIn und das jeweilige Stück-Ensemble künstlerisch zusammenzuarbeiten haben - kann ich von solchen Impulsen (wenn es sie denn gibt) nur abraten. Sie klingen einfach total weltfremd und lächerlich.

An Clemens Schick: Anstatt mit Formulierungen wie "an deuschen Theatern" bzw "an deutschen Bühnen" zu arbeiten: Nennt bitte konkret die Namen der Theater und Intendanten, die nach Euren Erkenntnissen die Ensembles schlecht behandeln oder zulassen, dass die SchauspielerInnen am Haus schlecht behandelt wird.

Vielleicht sind allgemeine Formulierungen eher normal in Sachen Kulturpolitik, schön und gut, aber konkrete Theaterhinweise wären mal eine Art Information, die für mich und vielleicht andere KollegInnen wichtig wäre - denn an solche Häuser zu gehen überlegt man/frau sich dann zweimal.

Shenja Lacher sprach ja vermutlich aus seiner eigenen offenbar harten Erfahrungen am Resi bei Kusej?
Presseschau Art but fair: die Falschen verantwortlich gemacht
In diesem Interview werden die Intendanten für die miserable finanzielle Situation an den Theatern verantwortlich gemacht und die Politiker zu Hilfe gerufen. So zumindest liest es sich. Aber: die Politik und in ihrem verlängerten Arm die Staats-/Stadtverwaltungen sind es, die das Geld verteilen und den Theatern zuweisen, doch nicht die Intendanten, die sich ihr Budget aussuchen können und dann möglichst schlecht verteilen.
Es ist doch die Politik, die unserer Theaterkultur zu wenig Augenmerk gibt. Ich weise hier gern nochmals auf meine Neujahrsansprache in Theater Heute 2013/1 hin "Armutszeugnis Deutschland". (leider hier nicht zitierbar, da sonst Kommentar zu lang :) )
Wenn die "Art but fair"- Debatte einen Sinn haben soll, dann bitte in diese Richtung arbeiten, das wäre wirklich wichtig. Insofern ist die Diskussion gut, denn sie macht auf Missstände im Kulturbetrieb aufmerksam, nur dafür in manchen Bereichen die Falschen verantwortlich. Wir Theatermacher kommen - auch im gesamtgesellschaftlichen Diskurs - nur als "Freiwillige Leistung" vor. Das muss sich ändern!!!!!

Ich kenne viele meiner Kollegen sehr gut, persönlich und aus der direkten künstlerischen Arbeit, die in dieses Feindbild des Interviews nicht hineinpassen. Und: wieviele IntendantInnen kämpfen für das reine Überleben ihrer Häuser!!!!

Theater funktioniert in der Zusammenarbeit, das ist das Grundprinzip. Jeder bringt sich ein. In seinem Bereich, mit seinem speziellen Können. Am Schluss muss einer die endgültigen Entscheidungen treffen und die alleinige (!) Verantwortung tragen. Das ist im Gesamtsystem immer die Intendantin/der Intendant. Denn sie/er verantwortet ihre/seine Entscheidungen nach innen und außen und hält den Kopf für alles hin. Und bei der Inszenierung ist es der Regisseur, dessen Aufgaben übrigens sehr umfassend sind.Wenn das alles nun ein einzelner Schauspieler zusätzlich zu seiner Rolle noch mit übernehmen möchte - bitte. Ich kann mir es jedenfalls in der Praxis des Stadttheaters nicht vorstellen. Dieses Zusammenspiel erfordert eine besondere Arbeitsweise, die ihre Gesamtästhetik in der Kollektivarbeit herausbildet und deren Arbeiten auch als eine Art "Gesamt-Kunstwerk" als Trade Mark erscheinen. Hausnummer: Rimini Protokoll, Theatro Due in Parma, Théâtre du Soheil usw.

Ein künstlerisches Konzept eines Intendanten realisiert sich u.a. durch die Zusammenstellung eines starken Ensembles und der Ensemblepflege. Manchmal passen bestimmte Künstler eben nicht dazu. Das ist traurig, manchmal tragisch für den Einzelnen, gehört aber zum kreativen Prozess. Wenn die Schauspieler jetzt anfangen, sich ihre Intendanten auszusuchen, werden diese zu Abhängigen der Beschäftigten. Die Künstlerische Gestaltungsfreiheit des Intendanten wird empfindlich beschnitten. Wer will denn eine so amputierte Leitungskraft noch engagieren? Und soll diese Person dann wiederum die Entscheidungen für alle fällen?

Man kann als Intendant kreativ, künstlerisch anspruchsvoll wie auch erfolgreich sein und gleichzeitig fair, menschlich, gerecht. Das sind keine Widersprüche. Jedoch muss eine Führungskraft manchmal auch Entscheidungen zum Wohl des Ganzen treffen, die den Einzelnen empfindlich berühren. Soll hier in Zukunft das Ensemble entscheiden, welcher Schauspieler geht und welcher bleibt? Bitte spinnen Sie diesen Faden mal weiter....

Das Achten auf Arbeitszeiten, Schließen und Einhalten von Verträgen gehört zum Intendantenberuf selbstverständlich dazu.

Susanne Schulz, Intendantin Theater Ansbach
Presseschau Art but fair: unflexibel
@Susanne Schulz. Intendanten und Spartenleiter treffen leider sehr oft Entscheidungen nicht zum Wohle des Ganzen sondern zu ihrem persönlichen, einfach weil sie eine Machtfülle besitzen die willkürliche Entscheidungen fördert.So ist es fast schon die Regel das männliche Leiter ihre Partnerin als Schauspielerin oder Regisseurin ans Haus holen,unabhängig von irgendeiner objektiven Bewertung .
Die deutschen Stadttheater sind unfähig den Probenrhythmus 10- 14 Uhr und 19-22Uhr in irgendeine Familienkompatible, ein normales Leben ermöglichende (z.b. 10-17 Uhr) zu ändern.Das ist eine geradezu beängstigende Unflexibilität von Menschen die doch Künstler und sehr flexibel sein wollen
Presseschau Art but fair: nach Absprache
@4 Die Proben 10-14 und 18-22uhr sind doch nicht aufgrund bösartiger familienfeindlicher Absicht entstanden, sondern weil Abends gespielt wird und zu Recht Ruhezeiten eingehalten werden müssen. Genau deshalb ist es doch nicht möglich das grundsätzlich zu ändern. Aber das wird in der Praxis auch wesentlich flexibler gehandhabt als sie glauben machen wollen. Lange Proben (10-17.30uhr z.B) sind keineswegs unüblich sondern nach Absprache möglich. Aber da sagen ehrlich gesagt meistens die Eltern ab! Eben weil sie zurecht zu Haus sein wollen wenn ihre Kinder aus der Schule heim kommen, oder sie abholen müssen/ wollen, oder Ihr Partner einen Job hat wo es nicht möglich ist um 14.30uhr für die Kinder da zu sein. Eigentlich ist man recht flexibel mit der Probenplanung. Hab doch auch schon oft späte lange Proben erlebt und Anfnagszeiten um 11. Also alles nach Absprache.
Presseschau Art but fair: bestimmt besser
Eine Probe von 10 - 17:30, also über 6 und eine halbe Stunde mit den gleichen Leuten über die ganze Zeit ist entweder keine wirkliche Probe oder eine, unter der die Leute zusammenbrechen! Ob Eltern oder nicht! 10-14 und 18-22 Uhr ist bestimmt nicht optimal für ein harmonisches Familienleben- aber bestimmt besser, als zwischen Schulschluss und Abendessen für Kinder machen auch noch weg sein zu müssen. Oder sich eben nicht in Früh- und Abend-Familiendienst reinteilen zu können als Eltern!
Presseschau Art but fair: Gegenfrage
Gut, liebe Frau Schulz, stellen wir die Gegenfrage: Was würden sie denn von sich aus an der Struktur der Stadttheater ändern wollen?!
Presseschau Art but fair: Vollständigkeit
@Ähm: Der Vollständigkeit halber: Mir fallen da auch einige Beispiele von weiblichen Leitungspersonen und Regisseure ein, die Ihre männlichen (od. weiblichen) Partner engagieren/ besetzen etc. Scheint mir nicht nur das Problem des Mannes zu sein, falls dieses anzudeuten Ihre Absicht gewesen sein sollte. Das mit den Arbeitszeiten sehe ich ähnlich wie ICH!
Presseschau Art but fair: drüber reden
Stimme ihnen #6 doch voll zu. Wo meinen Sie mir zu widersprechen? Inhaltlich/ künstlerisch/ kräftetechnisch ist das sicher nicht sinnvoller Lange Probe zu machen. Aber auch da kann man sich abstimmen, wenn man viele Gäste drin hat, oder die Leute die man für die Szene braucht nicht in der Stadt wohnen, und deshalb eh nur die vier Std "rumhängen" und totschlagen, kann es für sie und ihre Stimmung und Kraft, und damit auch künstlerisch sinnvoll sein lang zu Proben. Aber wie in meinem Post oben gesagt: man kann immer miteinander reden! Manche tuen hier so als würde mit Stechuhr gearbeitet und als seien die Beteiligten (Schauspieler, Regie, Intendanz/ Dramaturgie) durch Betonwände voneinander getrennt und träfen sich nur wenn es hochoffizielle, Unveränderbare, im geheimen festgelegte Regularien es erlauben.
Presseschau Art but fair: gesamter Diskurs
Nur ergänzend. Ich beziehe mich sicher auf den gesamten Diskurs zu dem Thema, welcher über diese Meldung und seine Kommentare hinausgeht. Wie ja aber auch Herr Schatz sich auf viele andere Meldungen (u.a. Lacher und Ensemblenetzwerk) bezieht.
Presseschau Art but fair: Nachfrage
Wer überprüft eigentlich ART BUT FAIR?
Presseschau Art but fair: reden und nicht-reden
#9 - Ja. Sehe ich auch so - entscheidend ist immer WIE geprobt wird, wie das Mentale der probenden Darsteller (m.E. auch Bühnenbildner, Lichtspezies u.dergleichen) Berücksichtigung findet. Und natürlich ist auch vieles machbar durch gute szenische Probenlogistik. Und es ist auch wichtig, dass die Darsteller ein Einsehen darin haben, dass irgendwann das Ende der Fahnenstange der Berücksichtigung ihrer Bedürfnisse durch Regie und Assistenzen erreicht ist, weil sonst nämlich die zusammenbrechen müssen und wenn sie noch so begabt sind... Da muss man reden UND sehr professionell auch nicht-reden können... Und dafür kann keine Vereinigung aus welcher Ecke auch immer argumentierend Regularien schaffen, die über empfehlenden Charakter hinausgingen.
Presseschau Art but fair: Mitgliederzahlen?
Wieviele Mitglieder außer Facebook-Likes hat eigentlich art but fair?
Presseschau Art but fair: Wo ist das Problem?
Liebe Leitende,
es klingt ja so, als wäre eine größere Reglementierung der künstlerischen Produktion, ein verbesserter Kündigungsschutz oder größere Mitsprache der Untergang des Abendlandes. Nehmen wir zum Beispiel die Forderung des Ensemble-Netzwerks nach einem Ende der Samstagsproben. Wo ist das Problem? Schafft "man" dann keine Premiere mehr? Oder bedarf es vielleicht nur zwei Produktionen, damit sich alle Beteiligten umgewöhnen und entsprechend einstellen? Wieso sind Proben von 10-17:30 unleistbar? Das halte ich für eine sehr pessimistische Sicht. Es gibt viele Menschen in unserem Land, die zwischen 9-17 arbeiten und zum Beispiel die Vereinbarkeit mit der Familie in diesen Rythmen hinbekommen. Weil der Rest der Gesellschaft auch darauf getaktet ist. Natürlich wird am Abend gespielt. Aber mit 10-17:30 könnten ganz bestimmt viele Schauspieler-, Dramaturgen-, Assistentenfamilien endlich mal die gute Infrastruktur für die Mehrzahl der Menschen in unserem Land nutzen. Es ist sicher sehr anstrengend für die Regie eine derartig lange Strecke an Konzentration durchzuhalten. Aber vielleicht geht das ja auch mit entsprechenden Pausen und einer Phase der Umgewöhnung. Deprimierte Schauspieler, die ihre Kinder kaum sehen sind eine schlechte Alternative dazu. Ich denke, es ist verfehlt immer nur auf den Dialog zu verweisen zwischen Leitung und befehliten Heerscharen. Allgemeinverbindliche Regeln müssen her, damit nicht immer der/die Einzelne den Kampf um mehr Gerechtigkeit mit der Angst im Nacken führen muss, deswegen gekündigt zu werden. Und diese Realität ist by the way auch für ganz viel schlechte, mutlose Kackkunst verantwortlich...
Mehr Demokratie zu wagen ist doch wirklich das Gebot der Stunde.
Presseschau Art but fair: durchgehende Proben
@he-man-is: Lesen Sie eigentlich die anderen Kommentare?

Durchgehende Proben sind möglich (auch tarifvertraglich) und in vielen Tanz- und Schauspielensembles längst Praxis. Andererseits wollen Sänger häufig unbedingt geteilte Proben, damit die Stimme die nötige Ruhepause bekommt.
Presseschau Art but fair: Mitspracherecht?
Mal vom Urschleim angefangen: Zum Herstellen eines theatralen Momentes braucht man was? Eigentlich nur einen Geschichtenerzähler (=Spieler) und min. einen Zuhörer (=Publikum). Alles andere ist eigentlich "Beiwerk". Es ginge/geht auch ohne.
Nun, das Absurde am deutschen Stadttheater (hier speziell in der Schauspiel-Sparte) ist ja: Der, der am wichtigsten ist, ohne den man keine Maske, kein Kostüm, keine Buchhaltung, keine Technik, keine Beleuchtung, keinen Ticketservice, keine Werkstätten ... und keinen teuren Intendanten beschäftigen müsste, verdient am wenigsten und hat trotz der größten Expertise am wenigsten zu sagen – der Schauspieler (Ausnahmen bestätigen die Regel). Und da geht's doch schon los – neben all den rechtlichen Aspekten, die Art but Fair, das Ensemble-Netzwerk und viele andere Kollegen anprangern oder wenigstens auf den Diskussions-Tisch bringen, geht es doch in letzter Konsequenz um Anerkennung. Finanziell und ideel. Die Leute reißen sich den Allerwertesten auf, spielen bis zum Umfallen, wollen sich einbringen und, Frau Schulz, Ihnen fällt dazu nichts weiter ein als "Wenn die Schauspieler jetzt anfangen, sich ihre Intendanten auszusuchen, werden diese zu Abhängigen der Beschäftigten". Jetzt ist doch das ganze Gegenteil der Fall - die Künstler sind abhängig vom guten Willen des Intendanten, kuschen im Zweifelsfalle, weil sie nicht gekündigt werden wollen... All das hemmt doch künstlerischen Diskurs, letztendlich die "Leistungsfähigkeit" eines Hauses... Und, andererseits – Sie als Intendantin, Leiterin eines Betriebs sind doch sowieso abhängig von Ihren Leuten, die gute Arbeit leisten müssen! Ohne diese starken Charaktere läuft's nämlich nicht. Also (dieser Appell jetzt, ohne die Situation an "Ihrem" Haus zu kennen...), sorgen Sie, gemeinsam mit Ihren Kollegen dafür, dass eine Kultur des Mit(einander)redens wächst!

Stellen wir uns doch mal vor, Intendanten würden vom Ensemble (und den Mitarbeitern?) gewählt – dann würde der Intendant alles dafür tun, der Möglichmacher für seine Leute zu sein. Nicht seinen Stiefel durchziehen und Untergebene auf seine Linie bringen, sondern ergebnisoffen gemeinsam mit seinen hochklassigen Leuten Theater machen. Ihnen tolle Bedingungen bieten (im Zweifel wenigstens in Politiker-Manier, um evtl. wiedergewählt zu werden). Wäre das nicht eine tolle Form der "Abhängigkeit", Frau Schulz? Völlig uneitel, in der Macher-Position, mit dem Wissen, dass man nicht "eingesetzt" ist, sondern "ausgesucht" und von einer Mehrheit gewollt? Die Berliner Philharmoniker wählen Ihren Chef doch auch selbst – ganz so futuristisch ist dann das zunächst einmal geforderte Mitspracherecht doch auch nicht, oder?
Presseschau Art but fair: Völlig normal
ich weiß echt nicht, an welchen theatern einige von euch hier arbeiten oder mal gearbeitet haben.

lange proben müssen doch nicht erfunden werden. sie gibt es bereits seit jahren, genau, wie einige vor mir schrieben!

an meinem theater ist es völlig normal, dass in der jeweiligen produktion besprochen wird, wie wann geprobt wird.

es gibt regisseurInnen, die gerne lange proben machen (die variante von 10-17, wobei wir dann immer eine kleine mittagspause einlegen) und es gibt schauspielerInnen, die lange proben ebenfalls bevorzugen.

und es gibt genauso regisseurInnen und schauspielerInnen denen geteilte proben lieber sind.

die ungern mehr als 4 h, 4 1/2 h am stück proben


und dann findet die gruppe zusammen einen lösung, und diese teilt die regieassistenz dann dem KBB mit, welches es so auf den tagesplan des kommenden tages schreibt.

was wird denn der nächste innovative vorschlag hier sein? proben gestaffelt stattfinden zu lassen?

ja leute, auch das gibt es schon sehr sehr lange.
Presseschau Art but fair: Teamfähigkeit die Ausnahme
Danke he-man, aber da wir die anderen Posts lesen wissen wir natürlich wieviele große Künstler sich für familienfreundliche Arbeitszeiten interessieren.Ich denke das Theater ist eine der letzten gesellschaftlichen Bastionen wo die Zeit der großen Egos noch nicht vorbei ist.Das sieht man dieser großen Kunst dann oft auch an.In meiner Erfahrung ist teamfähigkeit unter Solisten eher die Ausnahme.Oder einige der Kommentatoren hier arbeiten an sehr unhierarchischen Häusern.Mich würde interessieren welche das sind,da würd ich mich gern bewerben .
Presseschau Art but fair: Angst, Angst
Liebe Frage,
ich lese die anderen Kommentare und höre Angst, Angst, Angst vor Veränderungen. Ka es ist sehr viel möglich, wenn es individuell ausgehandelt wird. Aber darum geht es nicht. Falls sie meinen post gelesen haben (
Presseschau Art but fair: keine Angst
bei mir keine angst vor veränderungen (für andere kann ich natürlich nicht sprechen), liebe/r He-man-is

verbesserungen sind ungemein wichtig. alte zöpfe müssen überprüft werden. anfängergagen hochzusetzen scheint mir ungemein wichtig, genauso, die samstag vormittage als probenzeit in frage zu stellen. (zwei beispiele)

aber: ich glaube nicht daran, dass viele kleine winkel des miteinanders durchreguliert werden müssen.

probenzeiten können bereits heute besprochen werden. und müssen es übrigens auch. denn es ist doch ein irrtum, dass alle schauspielerInnen natürlich am liebsten von 10-17 Uhr proben wollen würden (wenn es der böse regisseur nur zulassen würde).

ich hatte bisher nur eine produktion, wo die beteiligten schauspielerInnen exakt den selben probenwunsch hatten (beide wollten lange probe). Das war ein Zwei-Personen-Stück.

Normalerweise kenn ich es aber anders. Die einen würden am liebsten so, die anderen so, und dann spricht man darüber.

Also:
In einer größeren Gruppe von Künstlern wird es immer nötig bleiben, miteinander zu reden. Auch über die Probe am nächsten Tag.

Ich kenne weder Kusej persönlich noch war ich jemals in seinem Ensemble, aber macht bitte solche Art von Leitungsstil nicht zum exemplarischen Fall für das gesamte deutsche Theater der Gegenwart.


Das wäre so, wie zu sagen, alle Intendanten seien wie Peymann.

P.S.: Das könnte man übrigens auch noch regulieren. Man könnte Intendanten vertraglich verbieten, die Premieren von Kollegen vorzeitig zu verlassen. Das könnte man als Standard in alle Verträge aufnehmen.
Weil Peymann ja öfters früher geht.
Presseschau Art but fair: Egos
Lese hier zu viele unscharfe Mutmaßungen und muss mutmaßen dass einige noch nicht viele Arbeiten am Stadttheater gemacht haben.
Ja. Es laufen Egos im Theater rum. In allen Bereichen (fast hätte ich geschrieben "auf beiden Seiten" und mich ungewollt eurem Lagerdenken ergeben). Dass ist schlimm, anstrengend, ganz toll und oft unfassbar inspirierend. Ich habe bei einigen Regisseuren und Schauspielern erst spät in einer Produktion begriffen worauf sie hinauswollen, oder musste mich in meiner Bequemlichkeit echt am Roemen reißen um bei der inhaltlichen Zumutung des Regisseurs dabeizubleiben. Ich würde sagen es hält sich die Waage. Genausooft wie das schief gegangen ist, und man auch eine nettere Zeit hätte haben können, ist dabei auch ganz große Kunst rausgekommen. Ich glaube ohne dieses Risiko geht es nicht. Ohne das kommt nicht wirklich großes Theater bei rum. Weil dieses hat eben genau damit zu tun was viele hier irgendwie einschränken wollen: Sich gefährden. Riskieren falsch zu liegen, um eventuell neues oder was tolles zu finden. Dazu braucht man schon ein Ego. Zum Festhalten an seiner Idee, zum ertragen der unfassbaren Anstrengung etwas durch Proben auf ein hohes Level zu heben.
In diesem Prozess sind die Schauspieler übrigens nicht so machtlos. Sie haben nicht so wenig zu sagen. Erstens in der Probe. Sie spielen es ja, ohne sie geht es nicht, und auch nicht gegen sie. Zweitens im Haus. Der Intendant redet doch mit seinen Beschäftigten über die vergangenen Inszenierungen. Ensembleversammlungen, Einzelgespräche. Gibt es doch alles....
Und @Student: ich freue mich wenn du dabei bist auf unserem Trek und siehst wie es ist, eben nicht so schwarz weiß wie du glaubst. Nur eines zu dem Intendanten als Politiker, der gewählt werden soll. Ich denke dass verführt eben genau zu dem unkünstlerischsten überhaupt, dem Kompromiss im Vorhinein. Intendant, Regisseur, Schauspielr, Bühnenbildner.... Kurz Theaterkünstler zu sein hat eben nicht etwas damit zu tun es früh möglichst vielen Recht zu machen, und Zustimmung zu generieren, sondern in dem Moment wo die eigene künstlerische Arbeit sichtbar wird, Leute dafür zu begeistern. Der Weg dahin ist mitunter steinig, und von Konflikt geprägt geprägt, auf dem alle Beteiligten eine Balance aus "am eigenen festhalten und auf das fremde einlassen" finden müssen, aber anders wüsste ich nicht wie es gehen sollte. Theater ist nicht durch einen Verwaltungsapparat herzustellen. Und die Konflikte dieses Weges sollten nicht mit dem grundsätzlichen Zustand an einem Theater verwechselt oder gargleichgesetzt werden.
Presseschau Art but fair: Hinter den Kulissen
#21 Ich bin quasi hinter den Kulissen aufgewachsen, kenne den Theateralltag an einem Stadttheater ganz konkret und den von einigen Kollegen deutschlandweit – sehe das also eigentlich nicht schwarz-weiß, kenne zufriedene Leute und ebensolche, die sich nicht ernstgenommen fühlen von ihren Intendanten, die eben künstlerisch ausgebeutet werden. Mit der Politiker-Manier meinte ich, dass es ja eine Eigenschaft von Politikern ist, alles dafür zu tun, um wiedergewählt zu werden (ohne es dabei immer allen recht machen zu können). Und das wäre ja die geringste Motivation für einen gewählten Intendanten, um für ein Arbeitsklima auf Augenhöhe zu sorgen. Der Idealfall wäre natürlich, dass eine andere Motivation dahintersteckt, z.B. dieses Möglichmachen von Kunst als seine Aufgabe, sein Bedürfnis zu sehen. Ich wünsche mir Intendanten, die keine One-Man-Shows abliefern, sondern die jeden Tag mit dem Ziel ins Büro gehen, für Ihre Künstler geile Bedingungen herzustellen. Nicht einen künstlerischen Propheten, der allen Schauspielern/Sängern/Tänzern seine Vorstellung von Kunst aufdrückt, sondern sie hört. Eine bestimmte Anzahl von Wunschstücken im Spielplan, Wunsch-Regisseure, Besetzungswünsche (können ja auch künstlerische und/oder wirtschaftliche Reinfälle werden, aber das können sie auch bei jedem Dramaturgie-Vorschlag, dann kann man das doch entsprechend nachbereiten)... sowas halt. Damit die Leute nicht das Gefühl haben, als Dienstleister für Intendanten-Ziele angestellt zu sein, sondern sich als Künstler austoben können. Freiräume haben, eigene Projekte initiieren können, Theatergruppen für Jugendliche leiten (neue Bindungen zum Publikum der Zukunft!), und zwar nicht so nebenbei zwischen zwei Proben in der Ruhezeit, sondern von der Leitung gewollt und gefördert. Die muss doch künstlerische Potential eines jeden Einzelnen nutzen. Gerade bei der Durchschnittsgröße eines Stadttheater-Schauspielensembles sollte das doch machbar sein. In diesen Mitbestimmungsdebatten klingt das immer so, als müsste man 100 Künstlerseelen befriedigen – bei Schauspielensembles, in denen 10-20 Leute angestellt sind?!
Presseschau Art but fair: Himmel/ Hölle
Die Theaterwelt ist wirklich nicht Himmel oder Hölle. Es gibt die Beispiele der "guten" Intendant*innen und die Beispiele der "schlechten". Dito bei Regisseur*innen, Schauspieler*innen, Dramaturg*innen etc.
Wobei "gut" oder "schlecht" oftmals sehr subjektiv bewertet wird und persönliche Vorlieben und Geschmack dann einen kalten analytischen Blick verstellen. (Bsp. Diskussion Rostock, wo eine Kompromiss oder nur eine ergebnisoffene Diskussion zwischen den Unterstützern und Gegnern des Intendanten von Anfang an ausgeschlossen schien. Beide Seiten hatten von Anfang an eine fertige unverrückbare Meinung – Ende.)
Ähnliches geschieht gerade hier. Wir alle haben positive und negative Erfahrungen mit dem Theaterbetrieb gemacht. Und je nach Standpunkt in der Diskussion werden dann die einen oder die anderen betont.
Und beide Seiten haben auch irgendwie recht. Nur bildet keine Seite die Wirklichkeit in den Theatern ab.

"The first step in solving a problem is recognizing there is one."
Die Probleme, die Art but fair und das Ensemblenetzwerk dankenswerterweise ansprechen, sind keine Persönlichkeitsdefizite der Intendant*innen sondern strukturelle Defizite der Betriebe und Tarifverträge. Und das ist der Bereich in dem Verhandlungen Kompromisse erreichen können, die für beide Seiten tragbar sind. Es geht nicht darum die Intendant*innen zu entmachten, sondern ihre Macht zu begrenzen. Es geht nicht darum, Regisseur*innen vorzuschreiben, wie und wann sie zu arbeiten haben, sondern darum ganz selbstverständliche Arbeitnehmer*innen-Rechte in den Theatern für alle Beschäftigten durchzusetzen. Es geht nicht darum, die Gehälter der Kolleg*innen in Technik und Verwaltung zu senken, sondern die Gagen der Künstler*innen zu erhöhen.

Die Begründungen, warum alles das nicht gehen kann, sind übrigens immer die gleichen: 1. der künstlerische Prozess und 2. das fehlende Geld.
Begründung 1 ist quatsch – die Theater können sich den Erfordernissen der Künstler*innen anpassen, eventuell ist dann nachträglich die Mehrarbeit zu kompensieren – aber das ist dann so. (Im übrigen wird die künstlerische Arbeit ohnehin durch Sachzwänge begrenzt: Größe der Bühne, Brandschutz, Budgets ... Aber sobald eine*r fordert, wenigstens das ArbZG einzuhalten, soll das eine unzumutbare Belastung für die Kunst sein.) Begründung 2 ist schon treffender. Es gibt zu wenig Personal im Bereich Kunst, es fehlen Assistent*innen, Dramaturg*innen, Schauspieler*innen, Souffleur*innen etc. Hier bieten sich zwei Lösungen an. Entweder mehr Geld oder das Programm eines Theaters muss an die Realität des Betriebs angepasst werden. Der aktuelle Scheinkompromiss dagegen (weniger Menschen machen mehr Veranstaltungen) führt zu Unzufriedenheit, Krankheit und beschädigt die Qualität der Arbeit.
Presseschau Art but fair: Monarchie?
Ja dann ist ja endgültig alles geklärt und Herr Lacher hätte gar nicht kündigen müssen. Armer Herr Lacher. Man kann also tatsächlich Proben nach Absprache organisieren! Wer hätte das gedacht?! Sind denn damit auch schon tatsächlich alle Arbeitszeiten festgestellt? Anproben? Textlernen? Und vieles mehr?! Liegt nicht schon in dem Wort „Absprache“ das ganze Dilemma?! Ein paar Kollegen kommen ganz gut klar auf den Betrieb, dann ist ja alles gut! Diese 35%, die irgendwie Schwierigkeiten haben, die passen eben laut der Intendantin aus Ansbach nicht in den kreativen Prozess, im Einzelfall eventuell tragisch, für das Kollektiv aber richtig sich gegen sie zu entscheiden. Wo sind wir den? In der ehemaligen DDR? In Ansbach gibt es so ca. acht festangestellte Schauspieler. Das ist kein Ensemble, das ist lediglich eine kleine Theatergruppe. Und die braucht auch schon hierarchische Führungsstrukturen?! Wohl kaum. Nichts einfacher als in kleinen Gruppen einen Konsens auf Augenhöhe herzustellen. Die Intendantin von Ansbach gibt mit ihren Aussagen das perfekte Bild einer aufgeklärten Monarchin ab. Autokratisch behält sie sich die letzte Entscheidung vor und hält dafür den Kopf hin, als ginge es bei dem Theater um eine risikoreiches Unternehmen, an dessen Ende vielleicht die Guillotine steht. Ich muss wirklich lachen. Ohne es zu wissen, ja es nur zu erspüren, gibt sie mit ihrem Statement das eindeutige Bild einer feudalen Führung ab. Und, zu dem, das ist die wahre Pointe, probiert sie gerade im Citrusgarten im adligen Ambiente eine Casanova Variante ein. Man kann nur schmunzeln, wenn man sie auf dem Probenvideo des Theaters so beobachtet. Es geht um die Kunst der Verführung. Muhahaha. Und auf der Website des Theaters vereinnahmt sie natürlich alle Anschläge in Bayern und Ansbach für sich und ihr Theater. Sie lehrt den Zuschauern die Empathie, aber immer mit dem Recht die letzte Entscheidung ganz alleine und autokratisch für sich fällen zu dürfen. Jedoch ist es so, Casanova selber war ein berühmter Flüchtling, der den Bleikammern entkam und fünfzehn lange Jahre nicht nach Venedig zurückkehren durfte. Nichts davon im Citrusgarten von Ansbach, muss man nach dem Video annehmen, wo kostümierte Darsteller aus bemalten Schränken herausspringen und leicht und voller Esprit die Lust an der Verführung zelebrieren.
Presseschau Art but fair: ok.
Lieber Klaus M.,
100% d'accord!
Presseschau Art but fair: Merci
Lieber Herr Baucks, auch, wenn Sie meinen Text nicht genau lesen und in Ihrem Sinne verdrehen, zudem versuchen, durch zynische Hinweise unsere Ansbacher Arbeit kleinzumachen, ohne sie wirklich zu kennen, danke ich Ihnen sehr für die Werbung für unser Haus und meine Inszenierung. Es grüßt Sie Susanne Schulz
Presseschau Art but fair: Verallgemeinerungen
Und wieder herrschen die Verallgemeinerungen und Vorurteile vor. Was meinen sie mit "die Theater können sich den Erfordernissen der Künstler*innen anpassen," ganz konkret? Wir haben ja oben schon konkreter über Zeiten geredet. Das ArbZg muss eingehalten werden. Das wäre ja eine andere Diskussion. Für Assistenten wird das ein Problem, da bin ich einverstanden. Das hat aber eher mit ihrem zweiten Punkt zu tun. Geld! Und wieder tun alle so als könnte die Theaterleitung da so viel machen... Die Budgets sind krass klein, die meisten Intendanten kommen grad aus damit, überall wird gekürzt. Und der Intendant kann nur an den künstlerisch Beschäftigten sparen. Das ist ein Thema für die Politik!! Da sollte man eben NICHT intern Schuldzuweisungen machen (z.B. auf die Intendanten), sondern geschloßen für mehr Geld streiten!
Noch ein Wort zu den vielen Veranstalltungen bei kleineren Ensembles: das ist ein sehr weites Feld. Aber was sie vorschlagen wird finanziell nicht gehen. Die Intendanten haben in ihrem Haushalt eine Prognostizierte Einnahme und Auslastungszahl. Das sind teilweise sogar Pflichtvorgaben der Politik. Wenn sie diese nicht erreichen, kann es Ruck Zuck ganz vorbei sein. (Wie in Düsseldorf z.B. Geschehen mit Holm/ weber) Da aber die einzelnen Inszenierungen insg. wesentlich weniger Zuschauer generieren (früher wurden die einzelnen Arbeiten häufiger und länger gespielt) suchen die Spielplangestalter den Weg über viele Veranstaltungen die selten gespielt werden, oder sogar einmalig sind. Im Übrigen haben die Schauspieler früher insg. mehr Vorstellungen gehabt. Aber weniger Produktionen im Jahr. Was ist also Ihr konkreter Vorschlag?
Zu Herrn Bauks Muss man wohl nicht mehr viel sagen. Wer mit DDR Zynismus kommt, hat wohl keine Argumente mehr. Und sich über eine noch nicht mal fertige Arbeit einer Kollegin so herablassend zu äußern ist wohl ein Zeichen von Schwäche. Ich versteh auch nicht was sie konkret meinen. Erst sagen Sie sarkastisch "man kann also Proben nach Absprachen organisieren, wer hätte das gedacht?" um dann doch wieder auf Platitüde zu behaupten, die die ihre Proben organisierten würden eben doch nicht auf alles achten. Immer nur leere Behauptungen. Und wenn Sie meinen im Wort oder dem Vorgehen der "Absprache" läge das eigentliche Dilemma, dann landen wir in einer betonierten toten Struktur, in welcher es für die Beteiligten nicht angenehmer wird sondern härter. Weil Rücksichtnahme ebenso wie Forderung in einer anstrengenden Phase nicht mehr möglich sind. Ich sag nur "privater Sperrtermin". Wir können das Theater nicht zu einem vollständig nach festen Zeit-Gesetzen und voll kontrollierten Aparat machen. Da stirbt es. Mehr Macht in die Hände ALLER Beteiligten. Augenhöhe beruht auf Gegenseitigkeit.
Presseschau Art but fair: Die Politik?
@ich
Natürlich sind meine Ausführungen Verallgemeinerungen, wie soll es auch anders sein? Wir diskutieren hier nicht am konkreten Beispiel, über das wir alle relevanten Informationen haben, sondern über eine gesamte Branche, deren einzelne Unternehmen sehr unterschiedlich sind.

Dass die Arbeit der Intendant*innen immer wieder als problematisch beschrieben wird, liegt daran, dass sie die herausgehobene Stellung im Theater innehaben. Aber natürlich gibt es auch andere Player, die Entscheidungen treffen (Betriebsbüros, Dramaturgie, Vertrieb) und die gern gescholtenen Politik. Nur, da die Intendant*innen das Letztentscheidungsrecht über künstlerische Fragen haben, sind sie in jedem Fall verantwortlich. Ob sie die Entscheidungen, die die Arbeitsbedingungen für die Solo-Beschäftigten schwer erträglich machen, selber treffen, nicht verhindern, sie ihnen egal sind oder ob ihnen der Durchblick fehlt ist unerheblich. Sie sind verantwortlich.

"Theater können sich den Erfordernissen der Künstler*innen anpassen" –
Ich gehe davon aus, dass weit vor Beginn der Proben wichtige Entscheidungen getroffen sind (Team, Stück, Bühne, Kostüme, Konzept, Besetzung, Vorstellungsdisposition). Auch ist die Ästhetik und die Arbeitsweise der Regie bekannt. Wahrscheinlich ist sogar abzusehen, ob ein kurzer oder ein langer Abend entstehen wird. Das alles muss/kann Grundlage für die Probendisposition sein. Also, wenn ein Theater Hamlet ungestrichen plant, sind sechs Wochen Proben zu wenig. Wenn alle Schauspieler*innen der Produktion sechs Vorstellungen in der Woche spielen müssen, sind sechs Wochen Proben zu wenig, auch für einen schlanken 90-minüter. Oft sind zu wenig Bühnenproben angesetzt, um die Möglichkeiten eines Bühnenbildes wirklich vernünftig auszutesten.
Durch ordentliche Kommunikation und durch Offenlegung unverrückbarer Sachzwänge, lässt sich in vielen Fällen jedoch frühzeitig ein Kompromiss zwischen den Ansprüchen eines Teams und der Leistungsfähigkeit eines Hauses erreichen. Und wenn nicht, sollten beide Partner von einer gemeinsamen Arbeit absehen.

"Das ArbZg muss eingehalten werden."
Stimmt. Aber ich sag mal: Schön wärs. Also die Vorschriften: maximal 48 Stunden Arbeit bei einer sechs-Tage-Woche. Ein freier Tag verpflichtend. In Ausnahmefällen Mehrarbeit möglich, sofern im Mittel innerhalb von sechs Monaten nicht mehr als 8 Stunden täglich gearbeitet wird. Die Umsetzung sollte nicht allzu schwierig sein...

"Intendanten haben in ihrem Haushalt eine Prognostizierte Einnahme und Auslastungszahl" – Ja, haben sie. Ja und? Diese Einnahmeprognose sollte nur nicht so hoch sein, dass ein Theater sie nicht erreichen kann. Eine Theaterleitung muss es schaffen, Sicherheit (Finanzen, Mitarbeiter) und Flexibilität/Freiheit (Kunst) gleichzeitig zu organisieren, sonst braucht man sie nicht.

"Das ist ein Thema für die Politik".
Ja unbedingt. Aber für mich reicht die Schuldzuweisung an die grauen Eminenzen in den Stadträten und Staatskanzleien nicht aus. Ich erwarte von einer Theaterleitung, dass sie auch unter den herrschenden Bedingungen die Verantwortung eines Arbeitgebers für alle Beschäftigten übernimmt. Und gleichzeitig dafür sorgt, dass die Produktionsteams ihre künstlerischen Vorstellungen verwirklichen können.
Wenn das dazu führen muss, dass ein Theater statt 12 Premieren nur noch zehn pro Saison produzieren kann, dann ist das so.
Presseschau Art but fair: Widerspruch
Frau Schulz,

vor einigen Tagen fragte ich sie hier, was sie denn von sich aus an der Struktur der deutschen Stadttheater ändern würden(?). Naturgemäß blieb diese Frage unbeantwortet. So ist das mit solchen Intendanten und Intendantinnen. Dann polemisierte ich verständlicherweise gegen sie und war mir sicher, dass sie darauf reagieren würden. Denn so ist das mit Intendanten. Vom ersten Moment an war mir relativ klar, dass sie hier hauptsächlich ihren Namen und ihre Arbeit ventilieren wollen. Von daher hielt ich es für angemessen ihrem Beitrag nicht zu viel Aufmerksamkeit zukommen zu lassen. Diese Befürchtung haben sie nun über die Maßen bestätigt. Kritisches Fragen bleibt bei solchen Intendantinnen zunächst unbeantwortet und wenn man polemisch nachhakt, erhält man eine ignorante, sarkastische, Ich-bezogene Antwort. Das dürfte auch Herrn Lacher so ergangen sein und mit ihm vielen anderen, wohl so um die 35%, die sie beflissentlich übergehen Frau Schulz.

Sie möchten also genauer gelesen werden. Nun denn: „Am Schluss muss einer die endgültigen Entscheidungen treffen und die alleinige (!) Verantwortung tragen. Das ist im Gesamtsystem immer die Intendantin/der Intendant. Denn sie/er verantwortet ihre/seine Entscheidungen nach innen und außen und hält den Kopf für alles hin.“

Nein, Frau Schulz. So ist es nicht. Am Ende, wenn sie, aus welchem Grund auch immer frühzeitig gehen müssten, halten alle vom künstlerischen Personal den Kopf hin und werden häufig ebenso ausgetauscht. Das ist hier schon seit einiger Zeit Thema. Aber sie ignorieren das fleißig. Wenn aber alle den Kopf am Ende hinhalten müssen, warum sollten dann nicht auch alle an den künstlerischen Entscheidungen gleichberechtigt beteiligt werden, wenn sie doch auch von allen verantwortet werden müssen. Dieses grundsätzlich fehlerhafte Verstehen ihrer Leitungstätigkeit reicht eigentlich völlig aus, um sie, falls sie zu einer Wahl stünden, abzuwählen. Sie machen da einen eklatanten Denkfehler und kommen von daher nur für Häuser in Frage, an denen letztendlich ein autoritärer, feudaler Führungsstil von der Politik oder dem Haus selbst gewünscht wird. Sie bilden mit ihrer Haltung exakt das Kernproblem ab.

Es ist eben nicht so, dass „einer endgültige Entscheidungen“ treffen „muss“. Das sind Zwangsvorstellungen, denn Entscheidungen, die am Ende gemeinsam verantwortet werden müssen, sollte man auch gemeinsam treffen. Und dabei wäre es vor allem bei einem so übersichtlichen Ensemble wie in Ansbach durchaus mehr als denkbar, dass sie mit ihren „endgültigen“ Entscheidungen ganz „unendgültig“ überstimmt würden. Das ganze nennt man Demokratie, in der alle gemeinsam Verantwortung übernehmen.

Damit ist ihre Haltung eigentlich schon erledigt. Und weiter möchte ich auch nicht auf sie eingehen, da sie tatsächlich keinen Anlass geben für sie Werbung zu machen. Ihre Begründung für die Notwendigkeit endgültiger Alleinentscheidungen ist schlicht und ergreifend falsch, denn wie gesagt: Am Ende müssen alle den Kopf für sie hinhalten, und nicht umgekehrt.
Presseschau Art but fair: weggelobt
Klaus M. auf #28 – den Namen wird man sich merken müssen: sachbezogen, praktisch, ohne Hang zur Verantwortungsflucht. Weder im künstlerischen noch im geschäftsführenden Bereich - Ein Wunschkandidat, wenn man in die Verlegenheit käme und über Spielplangestaltung sprechen müsste. Hoffentlich kriegt keiner raus, wer das in echt ist, der wird sonst sofort weggelobt in die Politik-
Presseschau Art but fair: Standpunkt
Ein guter und wissender Komentar von Klaus M.
Danke dafür

@ich
"Und wieder tun alle so als könnte die Theaterleitung da so viel machen... "
Ein schwieriges Thema.
Es gibt nicht viele Intendanten, die sich gegen Kürzungen sichtbar offensiv wehren. Als hätten Intendanten angst um ihren Job, wenn sie einen Standpunkt vertreten.
Am Ende kommt dann jemand der es für weniger Geld macht. Eine Abwärtsspirale. So wird das Theater immer weniger Kunst produzieren.
Wichtig ist, das der Intendant verantwortlich ist.
Nicht unbedingt für wieviel Geld er von der öffentlichen Hand bekommt, sondern für sein Theater und die im unterstellten Menschen.
Ich bin inzwischen so weit, dass ich mir wünsche, dass Intendanten Theater schließen, wenn die Politik so offensichtlich kein Theater will. Denn das, was mit dem bisschen Geld noch möglich ist, verdient den Namen Theater nicht mehr.
Presseschau Art but fair: ventilieren und korrigieren
@ martin baucks
Sie werfen Frau Schulz vor, "ihren Namen und ihre Arbeit ventilieren"
zu wollen. So etwas liegt Ihnen natürlich ganz fern, Ihnen geht es einzig um die Sache. Deshalb spielen Sie sich auch nur als Besserwisser auf.
Übrigens ein kleiner Hinweis: Spricht man eine Person schriftlich an, schreibt man Sie usw. groß und nicht klein. Sind Sie nicht auch Autor?
Presseschau Art but fair: sachlich
Ja, vollkommen richtig lieber E.M.! Mir geht es um die Sache. Scharf erkannt, Sie Fuchs!
Presseschau Art but fair: Bitte sachlicher!
Bin nicht aus der Theaterwelt und nicht kompetent, um mich an der Diskussion über Mitspracherecht zu beteiligen. Allerdings bin ich nun als Ex-Berlinerin aus Ansbach. Wir sind hier froh, Frau Dr. Schulz als Intendantin zu haben, die unser Theater voranbringt. Es erstaunte mich sehr, den unhöflichen, unsachlichen Angriff von Herrn Baucks zu lesen. Streit gibt es sicherlich in jeder Berufssparte, aber bitte sachlicher!
Margrit v. Einsiedel, beeidigte Übersetzerin
Presseschau Art but fair: Kopf hin
Ja bitte Frau Einsiedel,

dann gehen sie doch mal sachlich auf meine Argumente ein! Wer hält den nun den Kopf hin? Ihrer Meinung nach.
Presseschau Art but fair: anderes Beispiel
Nun gut Frau Einsiedel,
sie wollen nicht antworten und es macht wahrscheinlich keinen Sinn länger zu warten. Verlassen wir einmal das Thema Ansbach und schauen nach Cottbus. Dort wurde nach achtjähriger erfolgreicher Tätigkeit der Schauspieldirektor von der Intendanz nicht verlängert. In einem offenen Brief stellt sich das gesamte Ensemble hinter seinen Direktor und wünscht seine Verlängerung.

Wieso kann es nicht einfach seine Verlängerung beschließen? Frage ich mich da!

Und ich füge gleich hinzu: Ich mag weder die Allmacht der Intendanz, noch die Allmacht des Ensembles!
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