Presseschau vom 8. November 2016 – Die Münchner Abendzeitung spricht mit dem Intendanten der Münchner Kammerspiele Matthias Lilienthal
Der Schrecken ist alles Neuen Anfang
Der Schrecken ist alles Neuen Anfang
8. November 2016. In der Münchner Abendzeitung hat Michael Stadler ein langes, interessantes Gespräch mit Matthias Lilienthal geführt. Das verläuft zunächst einmal absehbar: "Sind die Kammerspiele in der Krise?" – "Nein."
Schauspieler
Aber Lilienthal bestätigt, dass nach Brigitte Hobmeier mit Katja Bürkle und Anna Drexler zwei weitere Protagonistinnen das Haus verlassen werden. Er sieht sein Ensemble trotz des Wegganges der drei Damen jedoch gut aufgestellt: " Ich finde, dass es uns gelungen ist, rund um Julia Riedler, Niels Bormann, Franz Rogowski, Jelena Kuljic, alten wie neuen Ensemblemitgliedern eine hervorragende Truppe zu formen. Eine Truppe, in der auch ältere, großartige Schauspieler wie Walter Hess und Peter Brombacher absolut zentral integriert vorkommen." Und, ja, es sei offenbar so, dass sich einige der Schauspieler mit der neuen Theaterform, die Lilienthal etablieren wolle, nicht identifizieren könnten. Aber dass Schauspieler das Ensemble eines Theaters verlassen, sei "immer wieder ein Normalfall".
Ausrichtung
Ansonsten findet Lilienthal, die Saison habe gut angefangen. Die Aufregungen um die Absetzung von "Unterwerfung" und den Weggang der Hobmeier wiesen auf die grundsätzliche Diskussion "um die Ausrichtung der Kammerspiele". Hobmeier habe gekündigt, weil sie "gerne protagonistischer eingesetzt worden wäre", was aber die Ausrichtung des Spielplanes nicht zulasse.
Gefragt, ob es nicht ein Problem sei, dass die Zuschauer die Farbe des psychologischen Einfühlungstheaters vermissten, antwortet Lilienthal: Es gäbe eine "wunderbar breit aufgestellte Theaterszene" in München, er, Lilienthal fände, "dass es da auch eine bestimmte Auffächerung geben kann" und auch bei Baumbauer habe es selten "konventionelle Inszenierungen" gegeben.
Es gäbe den Vorwurf, fragt Stadler, dass Lilienthal Schauspieler nicht schätze? Das findet der Gesprächspartner "total schade". Aber natürlich habe Sophie Rois an der Volksbühne "einen Paradigmenwechsel eingeleitet: Sie hat durch das Nadelöhr ihrer heiseren Stimme und ihres schmalen Körpers etwas gejagt, was am Ende Rolle hieß". Doch diese "Art des Spiels" sei doch "gang und gäbe" genauso wie die "Internationalisierung der Theater".
Auslastung
Wie es denn mit der Auslastung aussähe? "Wir hatten in der ersten Spielzeit eine Platzausnutzung von 70 Prozent. Es hat sich eine deutliche Verjüngung des Publikums ergeben, die Studentenrate ist von 13 auf 30 Prozent gestiegen." 20 Prozent der Abonnenten hätten gekündigt, 15 Prozent seien durch "Probe-Abos"aufgefangen worden.
(jnm)
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