Neues aus Ruby Town - Übersicht
Ruby Town – Signa beim Theatertreffen 2008
Freitag, 2. Mai 2008, 18 Uhr
von Esther Slevogt
Es ist kühl und dämmrig, die Stimmung beklommen. Besonders angesichts der Soldaten, ihrem altertümlichem Bürogerät und autoritären Verhalten spült das emotionale Gedächtnis Zeiten wieder hoch, als in Berlin noch die Mauer stand und man sich durch Kontrollpunkte wie diesen fädeln musste, um von einer Stadthälfte in die andere zu gelangen. Bloß dass damals der vorherrschende Dialekt das Sächsische war, während die Herrschaften aktuell nur Englisch sprechen.
Samstag, 3. Mai 2008, 11 Uhr
von Robert Schröpfer
Es ist der zweite Berliner Tag von Ruby Town, und der Abend vorher muss ziemlich lang gewesen sein. Denn nicht nur, dass draußen vor der Halle kaum ein Besucher Schlange steht, auch drinnen in diesem Reservat herrscht am Vormittag noch allgemeine Dösigkeit. Der Lebensmittelladen (Haferflocken, Sellerie) – ohne Bedienung. Die Bar Sonja – verwaist. Und während junge Frauen in die Peepshow locken wollen, pafft Martha Rubin, Urmutter fast des kompletten Dorfes, die gestern noch als scheintot galt, in ihrer Matratzengruft trotz Rauchverbots schon wieder Selbstgedrehte.
Samstag, 3. Mai 2008, 13 Uhr
von Dirk Pilz
Es war vor allem heimelig, fast kuschelig in Ruby Town. Zumindest am frühen Samstagnachmittag traf ich hier auf ein friedliches und schrulliges Völkchen. Hector schimpfte ein bisschen über die Soldaten, Sonia verkaufte an ihrer Bar Schnaps und Martha Rubin hockte in ihrer Kapelle zwischen Heiligenbildchen und raunte in Rätseln von einer ungewissen Zukunft. Mit Leo habe ich einen Kassettenrecorder repariert, mit Josef heimlich Südstaaten-Tabak geraucht und von einer Kollegin ließ ich mich zum Besuch im muffigen Peep-Show-Kabuff überreden, in dem es auf engstem Raum tatsächlich eine Peep-Show gibt.
Sonntag, 4. Mai 2008, 1 Uhr
von Dorothea Marcus
"Willst du heute Nacht hier schlafen?" flüstert mir Camillo ins Ohr. Er hat Locken, trägt Hut und redet schon den ganzen Abend auf mich ein – unter anderem erzählt er mir, wie fantastisch es ist, mit Roumina verheiratet zu sein. Eigentlich war es eine Art Zwangsheirat. Aber mittlerweile lieben sich die beiden sehr, beteuert Camillo. Und jeden Abend arbeitet er daran, dass sie endlich schwanger wird.
Dienstag, 6. Mai 2008, 9 Uhr
von Wolfgang Behrens
Ich habe Glück. Die erste, die mich im morgens noch fast besucherfreien Ruby Town anspricht, ist Stella. Sie sagt: "Grüß Gott!", aus welchen Gründen auch immer verstehe ich: "Bonsoir", und antworte: "Bonjour, es muss bonjour heißen!" Sie sieht mich verwirrt an, und schon sind wir im Gespräch. Stella berichtet, dass man immer die Franzosen zu ihr schicken würde, weil sie als Kind mit ihrer Mutter mal kurz in Frankreich gewesen sei. Was dann mich verwirrt: War Stella als Kind in Frankreich, oder war es ihre Darstellerin? Die Fangfragen, die ich ihr zu stellen versuche, kontert sie geschickt – es bleibt offen.
Mittwoch, 7. Mai 17.30 Uhr
von Lena Schneider
Die Hochzeit. Alle reden an diesem Abend von ihr, alle haben davon gehört, auch wir. Von den gestrengen, spitzlippigen jungen Damen am Check-in des Nordstaates bis zu dem Burschen Mischa, dem einzigen Kind in RubyTown, das überall zugleich zu sein scheint – alle fragen früher oder später im Gespräch das Gleiche. Bleibst du zur Hochzeit? Are you staying? Wann genau das Fest stattfinden soll, weiß keiner so richtig. Wer nachfragt, verrät sich als frisch eingereister Tourist. Und bekommt eine typisch Ruby-Townsche Antwort: Wenn es dunkel wird.
Donnerstag 8. Mai 2008, 9 Uhr
von Nikolaus Merck
Strahlende Sonne überm Schöneberger Südgelände, noch der letzte Dreckhaufen sähe heute pittoresk und irgendwie verzaubert aus. Die Sonne scheint auch durch die Dachfenster der alten Lokhalle bei der Einreise nach R.T. Die Barackenstadt IST ein Dreckhaufen und sie SIEHT verzaubert aus, wie ein von Ilya Kabakov, Alvis Hermanis und Christian Boltanski geträumtes Osteuropa im Kalten Krieg.
Freitag, 9. Mai 2008, 24 Uhr
von Wolfgang Behrens
Oben, am höchsten Punkt von Ruby Town, auf dem Balkon Martha Rubins, findet die Tragödie statt. Oder vielmehr: wird die Tragödie aufgeführt. Denn kurz nach Mitternacht – ich bin seit etwa einer halben Stunde wieder in Ruby Town – zieht Signa Sørensen, die sich hier Martha Rubin nennt, alle Register. Sie spielt mehrere Dramen gleichzeitig, darunter "Kassandra" und "Christus am Ölberg". Sie sitzt, gestützt von einigen Jüngerinnen, auf einer Bank und sticht immer wieder drei Finger in die Luft: "Drei Tage! Drei Tage noch! Dann sind wir alle tot! Drei Tage!"
Samstag, 10. Mai 2008, 18 Uhr
Das Ende der Geschichte erzählen Leser in den Kommentaren: Nämlich wie Ruby Town unterging, obwohl ein paar beherzte Berliner Zuschauer (die ja über reichliche Besatzungerfahrungen verfügen), versucht haben, Stadt und Bewohner zu retten ... (einfach nach unten zur Kommentarzone scrollen).
Montag, 12. Mai 2008, 17 Uhr
Man hätte sich wohl noch endlos Geschichten erzählen können von den Erlebnissen, inneren wie äußeren, in Ruby Town. Realität und Fiktion auseinander zu sortieren, fiel einem Teil der Zuschauer, die zum Gespräch mit SIGNA ins Haus der Berliner Festspiele gekommen waren, sichtlich schwerer als den Darstellern auf dem Podium. Aber eines war wie zuvor im Lokschuppen: Martha Rubin alias Signa Sørensen dominierte kraft ihrer lasziven Autorität die Szenerie. Esther Slevogt berichtet.
Ruby Town – Signa beim Theatertreffen 2008
Freitag, 2. Mai 2008, 18 Uhr
von Esther Slevogt
Es ist kühl und dämmrig, die Stimmung beklommen. Besonders angesichts der Soldaten, ihrem altertümlichem Bürogerät und autoritären Verhalten spült das emotionale Gedächtnis Zeiten wieder hoch, als in Berlin noch die Mauer stand und man sich durch Kontrollpunkte wie diesen fädeln musste, um von einer Stadthälfte in die andere zu gelangen. Bloß dass damals der vorherrschende Dialekt das Sächsische war, während die Herrschaften aktuell nur Englisch sprechen.
Samstag, 3. Mai 2008, 11 Uhr
von Robert Schröpfer
Es ist der zweite Berliner Tag von Ruby Town, und der Abend vorher muss ziemlich lang gewesen sein. Denn nicht nur, dass draußen vor der Halle kaum ein Besucher Schlange steht, auch drinnen in diesem Reservat herrscht am Vormittag noch allgemeine Dösigkeit. Der Lebensmittelladen (Haferflocken, Sellerie) – ohne Bedienung. Die Bar Sonja – verwaist. Und während junge Frauen in die Peepshow locken wollen, pafft Martha Rubin, Urmutter fast des kompletten Dorfes, die gestern noch als scheintot galt, in ihrer Matratzengruft trotz Rauchverbots schon wieder Selbstgedrehte.
Samstag, 3. Mai 2008, 13 Uhr
von Dirk Pilz
Es war vor allem heimelig, fast kuschelig in Ruby Town. Zumindest am frühen Samstagnachmittag traf ich hier auf ein friedliches und schrulliges Völkchen. Hector schimpfte ein bisschen über die Soldaten, Sonia verkaufte an ihrer Bar Schnaps und Martha Rubin hockte in ihrer Kapelle zwischen Heiligenbildchen und raunte in Rätseln von einer ungewissen Zukunft. Mit Leo habe ich einen Kassettenrecorder repariert, mit Josef heimlich Südstaaten-Tabak geraucht und von einer Kollegin ließ ich mich zum Besuch im muffigen Peep-Show-Kabuff überreden, in dem es auf engstem Raum tatsächlich eine Peep-Show gibt.
Sonntag, 4. Mai 2008, 1 Uhr
von Dorothea Marcus
"Willst du heute Nacht hier schlafen?" flüstert mir Camillo ins Ohr. Er hat Locken, trägt Hut und redet schon den ganzen Abend auf mich ein – unter anderem erzählt er mir, wie fantastisch es ist, mit Roumina verheiratet zu sein. Eigentlich war es eine Art Zwangsheirat. Aber mittlerweile lieben sich die beiden sehr, beteuert Camillo. Und jeden Abend arbeitet er daran, dass sie endlich schwanger wird.
Dienstag, 6. Mai 2008, 9 Uhr
von Wolfgang Behrens
Ich habe Glück. Die erste, die mich im morgens noch fast besucherfreien Ruby Town anspricht, ist Stella. Sie sagt: "Grüß Gott!", aus welchen Gründen auch immer verstehe ich: "Bonsoir", und antworte: "Bonjour, es muss bonjour heißen!" Sie sieht mich verwirrt an, und schon sind wir im Gespräch. Stella berichtet, dass man immer die Franzosen zu ihr schicken würde, weil sie als Kind mit ihrer Mutter mal kurz in Frankreich gewesen sei. Was dann mich verwirrt: War Stella als Kind in Frankreich, oder war es ihre Darstellerin? Die Fangfragen, die ich ihr zu stellen versuche, kontert sie geschickt – es bleibt offen.
Mittwoch, 7. Mai 17.30 Uhr
von Lena Schneider
Die Hochzeit. Alle reden an diesem Abend von ihr, alle haben davon gehört, auch wir. Von den gestrengen, spitzlippigen jungen Damen am Check-in des Nordstaates bis zu dem Burschen Mischa, dem einzigen Kind in RubyTown, das überall zugleich zu sein scheint – alle fragen früher oder später im Gespräch das Gleiche. Bleibst du zur Hochzeit? Are you staying? Wann genau das Fest stattfinden soll, weiß keiner so richtig. Wer nachfragt, verrät sich als frisch eingereister Tourist. Und bekommt eine typisch Ruby-Townsche Antwort: Wenn es dunkel wird.
Donnerstag 8. Mai 2008, 9 Uhr
von Nikolaus Merck
Strahlende Sonne überm Schöneberger Südgelände, noch der letzte Dreckhaufen sähe heute pittoresk und irgendwie verzaubert aus. Die Sonne scheint auch durch die Dachfenster der alten Lokhalle bei der Einreise nach R.T. Die Barackenstadt IST ein Dreckhaufen und sie SIEHT verzaubert aus, wie ein von Ilya Kabakov, Alvis Hermanis und Christian Boltanski geträumtes Osteuropa im Kalten Krieg.
Freitag, 9. Mai 2008, 24 Uhr
von Wolfgang Behrens
Oben, am höchsten Punkt von Ruby Town, auf dem Balkon Martha Rubins, findet die Tragödie statt. Oder vielmehr: wird die Tragödie aufgeführt. Denn kurz nach Mitternacht – ich bin seit etwa einer halben Stunde wieder in Ruby Town – zieht Signa Sørensen, die sich hier Martha Rubin nennt, alle Register. Sie spielt mehrere Dramen gleichzeitig, darunter "Kassandra" und "Christus am Ölberg". Sie sitzt, gestützt von einigen Jüngerinnen, auf einer Bank und sticht immer wieder drei Finger in die Luft: "Drei Tage! Drei Tage noch! Dann sind wir alle tot! Drei Tage!"
Samstag, 10. Mai 2008, 18 Uhr
Das Ende der Geschichte erzählen Leser in den Kommentaren: Nämlich wie Ruby Town unterging, obwohl ein paar beherzte Berliner Zuschauer (die ja über reichliche Besatzungerfahrungen verfügen), versucht haben, Stadt und Bewohner zu retten ... (einfach nach unten zur Kommentarzone scrollen).
Montag, 12. Mai 2008, 17 Uhr
Man hätte sich wohl noch endlos Geschichten erzählen können von den Erlebnissen, inneren wie äußeren, in Ruby Town. Realität und Fiktion auseinander zu sortieren, fiel einem Teil der Zuschauer, die zum Gespräch mit SIGNA ins Haus der Berliner Festspiele gekommen waren, sichtlich schwerer als den Darstellern auf dem Podium. Aber eines war wie zuvor im Lokschuppen: Martha Rubin alias Signa Sørensen dominierte kraft ihrer lasziven Autorität die Szenerie. Esther Slevogt berichtet.
meldungen >
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Traurig die Projektionsfläche erlebnisarmer Theaterkritiker zu betrachten. Ist "Euer" Leben wirklich so langweilig?
Ich schaue in den Fernseher und er schaut zurück.
Es ist ein Angebot für Leute, die nicht immer etwas mit sich selbst anfangen können oder wollen und das ist auch eine! pädagogische Aufgabe von Kultur. Nur!!
Liebe Rezensenten, was habt ihr gesehen, gegessen und getrunken? Nichts von dem beschworenen Zauber konnte ich erleben. Hunger habe ich bekommen, auf Theater!
Man ist ja nicht gezwungen, eine bestimmte Person anzusprechen oder eine bestimmte Handlung vorzunehmen. (Man muss z.B. nicht auf einer Bühne vor allen Zuschauern den Clown machen.)
Man kann gehen wohin man will, und sprechen mit wem man will, man kann selbst der Akteur sein, man ist frei in seiner Handlung. Wo gibt es das sonst?
Ich empfinde das einzigartig.
Nach kurzer Zeit und einigen Gesprächen empfinde ich die Situation nicht als Theater, die Schauspieler nicht als Schauspieler. Das ganze erscheint als reale Situation einer Art Favela.
Nachts ist es hier wirklich kühl und haben diese Menschen nicht wirklich Hunger, wenn ich wieder zuhause bin und eine Schokolade oder ein Schnitzel
esse? Ich muss mich absichtlich daran erinnern, dass es sich hier nur um ein Theaterstück handelt und diese Menschen am Sonntag wieder "frei" sein
werden. Nachrichten über Burma, Bilder über Menschen, die in einer Schlange stehen
und Nahrungsmittel in Blechtellern unter "Bewachung" von Soldaten empfangen,
nehme ich doch nun ganz anders wahr.
Dieses Theater bietet eine einzigartige Möglichkeit eine bestimmte Lebenssituation "mit zu empfinden".
Im Gegensatz dazu denke man mal an das Holocaust Denkmal, wieviel von der Lebenssituation der Menschen im Konzentrationslager kommt denn aus
diesen Steiwürfeln 'rüber?
Was Schlingensief, der mittlerweile ewig Gestrige, noch am Theatertreffen soll, kann ich mir ebensowenig erklären, als wie er Die Regierung Merkel aushebeln soll.
Asche über Eure Häupter! Wie kommt es, dass Eure Berichterstattung aus Rubytown am frühen Freitagmorgen, 40 Stunden vor dem Ende unvermittelt abbricht? "Drei Tage noch!!" Hat sich niemand gefunden, der über das furiose Finale in Rubyown berichten wollte? Das sollte man denen, die nicht dabei waren, nicht vorenthalten!
Am Samstagmorgen, bei meinem ersten und leider einzigen Besuch in Rubytown fand ich folgende Situation vor:
Das Militär ließ über Lautsprecher verkünden, daß das Dorf am Abend um 19.00 Uhr evakuiert werden müsse. Das Ausmaß der Strahlung hätte zugenommen, die Bewohner würden in ein Krankenhaus im Nordstaat verbracht, dort untersucht und ggf. behandelt, später dann, wenn möglich, woanders angesiedelt.
Die Rubytowner, misstrauisch gegenüber dem Militär (zwei ehemalige Mitbewohner, die schon einmal ins Krankenhaus gebracht worden waren, sind nie zurückgekehrt), überlegten, wie sie mit der Situation umgehen sollten.
Gab es eine Alternative? Sollte man der Aufforderung Folge leisten oder in den Tod gehen (kollektiven Selbstmord begehen) und darauf hoffen, später aus dem "Zwischenreich" zurückkehren zu können, wie es ja Martha auch gelungen ist?
Während die Bewohner deprimiert ihre Koffer packten, bildete sich unter den Besuchern eine kleine "Kommission", die zwischen Militär und Bewohnern vermitteln wollte, um Garantien für das Fortbestehen der Gemeinschaft auszuhandeln.
Ein Vertrag wurde geschlossen, die Garantien gewährt. Martha befahl ihren Leuten, die Koffer in einen magischen Kreis vor ihrem "Schrein" zu stellen. Gegen 17.00 fanden sich alle Bewohner dort ein, vollzogen ein kurzes Ritual und während Martha majestätisch die Treppen zu Ihren Jüngern hinunterschritt, sanken sie sterbend zu Boden.
Als auch der letzte der Bewohner tot zu ihren Füssen lag, bespuckte sie die Leichen und rief Milan herbei, einen Bewohner, der sich im Dorf versteckt hatte. Dieser trug sie aus dem Kreis ihrer Opfer heraus. Mit Geldscheinen um sich werfend und nach Wodka und Musik rufend vergnügten sich die zwei in einer der Hütten...
Und die Moral von der Geschicht: trau' den falschen Propheten nicht!
Dann erschien das Militär und scheuchte uns, die Besucher, aus dem Dorf.
Ruby Town, 10/05/2008
This contract guarantees safety and health of the people of Ruby Town.
1. The inhabitants of Ruby Town will be transorted into the hospital as a complete group.
2. An independent group of North State citiziens will accompany the whole evacuation and medical treatment process.
3. An independent physician will control the radiation level in Ruby Town. All results will be published in the press.
4. If the radiation is too high for living in Ruby Town, a new place for living has to be given to the people.
5. The North State will respect the special way of living and the certain culture of the inhabitants of Ruby Town at the new place too.
6. The private property of the people of Ruby Town will be respected an guarded during the time of absence from Ruby Town.
7. The whole contract will be published in the press.
8. The details of the evacuation will be announced and explained exactly by the military forces before the evacuation start.
Unterzeichnet und gestempelt von der Leitung der Militärverwaltung und Martha Rubin.
Es ging über die Überlegung den Abtransport der Einwohner zu verhindern, die Militäreinheit festzusetzen, Gewalt gegen das Militär anzuwenden bis zum dann erfolgten Versuch zu vermitteln und der Angst der Einwohner im Krankenhaus ermordet zu werden etwas entgegenzusetzen. Auslöser waren sowohl ein Unwohlsein über die latente Todessehnsucht der Rubytowner als auch der Wunsch die eigene Passivität zu durchbrechen und handelnd ins Geschehen einzugreifen.
Die Militärverwaltung hat sich überraschenderweise ohne Vorbehalte auf den Vermittlungsversuch eingelassen und zeigte sich durchaus rational und hilfsbereit. Martha Rubin und die Einwohner, die davon etwas mitbekamen, blieben aber im Grossen und Ganzen bei ihren Zweifeln daran, dass ein Wechsel des Dorfstandpunkt möglich sei und dass man sie nicht ermorden wolle.
Schwierig war es, in einer Situation, die nur auf Vertrauen beruhte, sich auf einen Handlungsweg zu einigen, zumal nicht klar war, was für ein Staat die North State eigentlich war, dessen Bewohner wir ja in der Spielvereinbarung repräsentierten. Welche Möglichkeiten einer Bürgerinitiative es wirklich gab, rechtstaatliche Garantien etc. ...
Enttäuscht hat mich, dass es dann doch zu einem sehr theatralischen Ende mit deus ex machina kam. Massenselbstmord by nutella (den Toten und Sterbenden lief eine dunkelbraune Masse aus den Mündern). War überhaupt ein anderes Ende möglich, bzw. warum hat sich Martha nicht dafür entscheiden können?
In den Verhandlungen, die die Bürgerinitiative immer im Rückschluss mit ihr führte, hat sie nicht zu erkennen gegeben, dass sie auf jeden Fall ihr Dorf zu selbstmorden gedenke. So sah man dann dem pittoresken Sterben zu, der dramaturgischen Behauptung, dass die Prophetin dann nichts Besseres zu tun hatte, als sich zu vergnügen um damit ein Ausrufezeichnen hinter was? zu setzen?
Schade, ein offeneres Ende würde die Köpfe freier gelassen haben, als dieses todesverklebte filmfilm Finale. Der Versuch, mit Hilfe des größtmöglichen Negativen Wirkung zu erzielen ist mir hier zu pornografisch und flach.
Der Reiz der Tage davor war nicht zuletzt, innerhalb der Ruby Town Realität ein eigenes zartes Gespinst von Wirklichkeit anzulegen und sich an dem allseitigen Wachsen zu erfreuen. Das forderte die eigene Fantasie, sozialen Fähigkeiten, brachte einen aber immer wieder auf das houellebecqsche "Attraktivität als Ökonomie" Verdikt wie auch auf "Die Möglichkeit einer Insel".
Die Widersprüche und Reibungserfahrungen hätten nach meinem Verständnis kein Sektenfanal gebraucht, um sich selber ein Relevanzsiegel auszustellen.
ich würde gerne die Berichte über Ruby Town nachlesen, wenn ich aber auf "weiter geht's hier..." klicke, kommt nur eine leere Seite. Liegt der Fehler bei mir oder sind die Inhalte nicht mehr abrufbar?
(Liebe Leserin, das soll nicht sein und wird gerichtet – einstweilen können Sie sich hier durchklicken (von unten nach oben, entschuldigen Sie die Macken unserer Suchfunktion... www.nachtkritik.de/index.php?searchword=Neues%20aus%20Ruby%20Town&ordering=newest&searchphrase=all&limit=100&option=com_search – herzlich, sd/Redaktion