Georgier Data Tavadze gewinnt "Fast Forward"-Preis 2016
"Die Troerinnen" in originär eigener Lesart
Braunschweig, 28. November 2016. Data Tavadze, der Regisseur der georgischen Produktion "Die Troerinnen" nach Euripides, erhält den "Fast Forward"-Preis 2016. Der Preis besteht aus einer Regiearbeit am Staatsschauspiel Dresden, wohin das Festival mit der nächsten Ausgabe wechselt. Den erstmals verliehenen Publikumspreis, über den die Besucher*innen des Festivals abstimmten, gewann die niederländische Produktion "How did I die" von Davy Pieters. Zum 6. Festival Fast Forward hatten sich junge Theaterschaffende aus acht europäischen Ländern vom 24. bis 27. November in Braunschweig versammelt. Kuratiert wurde das Festival wie in den vorangegangenen Jahren von Barbara Engelhardt.
Data Tavadze, 1989 in Georgien geboren, ist Regisseur und Dramatiker. Er war auch als Schauspieler auf georgischen Bühnen zu sehen und ist seit 2008 in Tiflis am Royal District Theatre tätig, wo er mehrere Regie- und Dramenfestivals mitbegründete.
"Die Troerinnen" aus Tiflis
Das Staatstheater Braunschweig schreibt in seiner Pressemitteilung über Data Tavadzes "Troerinnen"-Inszenierung: "In Anlehnung an Euripides' 'Troerinnen', in denen sich die Opfer und Entwurzelten des Trojanischen Kriegs in ihr Schicksal ergeben oder es verweigern, verleiht Data Tavadze in 'Die Troerinnen' dem postsowjetischen Georgien eine Stimme. Seit den 1990er Jahren ist die Kaukasusregion von Bürgerkriegen und militärischen Interventionen geprägt, die die Menschen in eine prekäre Gegenwart und vor eine ungewisse Zukunft stellen. In "Die Troerinnen" verknüpft der junge Regisseur und Autor Erzählungen georgischer Kriegsüberlebender mit dem antiken Stoff."
Jury-Begründung
In ihrer Begründung für die Auszeichnung schrieb die Festival-Jury: "Data Tavadze ist es gelungen, der antiken Tragödie des Euripides eine originär eigene Lesart abzugewinnen.
Uns hat überzeugt, dass die Schauspielerinnen des furiosen Frauenensembles sich selbst und ihre Anliegen in diesem Mythos wiedergefunden haben, statt ihn lediglich als Spielwiese zu benutzen. Was uns beeindruckt hat, war die hohe Sensibilität und Präzision, die er im Umgang mit dem Raum, den Zuschauern und vor allem der Sprache gezeigt hat, die eine musikalische Qualität bekam. Obwohl in der georgischen Geschichte wurzelnd ist die Aufführung von universeller Dringlichkeit."
Der Festival-Jury gehörten in diesem Jahr an: Gundega Laiviņa (Leiterin des New Theatre Institute, Lettland), Fabrice Murgia (Leiter des Nationaltheaters Wallonie-Brüssel), Patrick Wildermann (Theaterkritiker und Dramaturg, Berlin), Joachim Klement (Generalintendant des Staatstheaters Braunschweig).
(Staatstheater Braunschweig / jnm)
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