Plädoyer für einen erweiterten Begriff des Übersetzens – Warum ein deutsches Theaterstück kein zwingend deutschsprachiges mehr sein muss
Quantensprung des Übersetzens
von Henning Bochert
9. Januar 2017. Theaterstücke für ein mehrheitlich deutschsprachiges Publikum werden nicht mehr notwendig auf Deutsch geschrieben. Erfahrene Autor*innen aus anderen Sprachräumen kommen zu uns, im Gepäck ihre Lebensgeschichten, und leben in Deutschland. Zwei Beispiele bereits arrivierter Autoren: Der Syrer Mohammad Al-Attar, dessen Stück Während ich wartete als Produktion des Kunstenfestivaldesarts in Brüssel nach Avignon eingeladen wurde, lebt jetzt in Berlin. Er produziert unter schwierigsten Bedingungen mit seiner syrischen Theatergruppe, deren Mitglieder in der Türkei, in Damaskus, in Ägypten leben. Peca Stefan, einer der bekanntesten rumänischen Theaterautoren, lebt ebenfalls in Neukölln. Er spricht kein Deutsch, schreibt aber für und produziert mit Gruppen unter anderem am Ballhaus Ost.
Das Fremde ist nicht mehr fremd
Die Geschichten dieser Menschen sind für ein deutsches Publikum hochaktuell, weil genau sie etwas über drängende Fragen der Gesellschaft in Deutschland erzählen können. Gerade Geschichten des Fremdseins, des Abschieds und Ankommens, von Vertrautem und Fremdem, der Sehnsucht nach einer verschwundenen Heimat benötigen Hintergründe, in denen diese Erfahrungen gelagert sind. Auf den Spracherwerb der Künstler*innen können diese Geschichten nicht warten.
Das Fremdsprachliche ist längst nicht mehr das Fremde, das Fremde längst spannender als das Vertraute. Das Fremde ist uns nah, für viele aus der Fremde ist das Vertraute fern. Längst hat Deutschland die so lange benötigte und so lange verweigerte Anreicherung mit neuen Erfahrungen und Biografien, auch Demografien erreicht, endlich wird diese Emulsion eine Lösung, so dass Nichtmuttersprachler in Deutschland ihrem hiesigen Publikum trotz und mit ihrer fehlenden oder wenig ausreichenden Sprachkenntnis von Konflikten berichten, die auf diese Bühnen gehören.
Theater und Verlage suchen nach neuen Geschichten, während die Geschichten auf Schreibtischen und Computern gleich nebenan lagern. Für die Theater bedeuten sie eine große künstlerische Chance und nicht zuletzt auch eine Gelegenheit, ein Publikum ins Theater zu bringen, das sich bislang dort nicht repräsentiert sieht und in diesen doch öffentlichen Stätten nicht zugehörig fühlt. So berichtet der Leiter des Théâtre de Liège, wie an einem Tag der offenen Tür dieses ausgesprochen international orientierten Hauses sich viele Leute nicht hineingetraut hätten, da sie sich zur Nutzung der bürgerlichen Institution und zum Betreten dieses gerade durch einen hervorragenden, modernen Anbau erweiterten Haus nicht befugt fühlten, so dass im Ergebnis das Theater in Form eines Picknicks zu den Leuten hin auf die Straße vor dem Haus gezogen ist.
Nicht verbundene Punkte auf der Landkarte
Wie aber finden neue Autor*innen und ihre Texte auf die Bühnen in diesen Häusern, wie bekommt das Publikum diese Geschichten zu Gesicht? Wie bekommen die Theater und Verlage sie zu sehen? Festivals sind sicher eine Möglichkeit, nicht herkömmliche Texte sichtbar zu machen, da sie abseits der ausgetretenen Pfade der Spielplangestaltung der Stadttheater operieren. Ein großer Teil von wichtigen Texten bleibt aber nicht am sozialen Filter polierter Eingangstüren und Lüster im Foyer hängen, sondern schon im Primat der deutschen Muttersprache.
Endangered Languages Alliance (ELA), eine kleine wissenschaftliche Organisation zur Rettung bedrohter Sprachen, operiert nicht umsonst in New York City, wo 800 der 6000 Weltsprachen gesprochen werden.
In diesen überaus kreativen Pool für deutsche Theater geschriebener Geschichten möchten und müssen Übersetzer*innen eindringen und das tun, was ihre Aufgabe ist: Brücken schlagen, Tunnel graben, Verbindungen herstellen zwischen nicht verbundenen Punkten auf der Landkarte, und sei es nur die Landkarte eines Stadtteils. Denn die vielschichtigsten sozialen und lingualen Soziotope befinden sich notwendigerweise in urbanen Räumen, wo die Bevölkerung multikulturell, vielsprachig und dicht ist. DieIm herkömmlichen Verfahren über den Weg der Verlage in die Dramaturgien und auf die Spielpläne und Bühnen haben es fremdsprachliche Texte schwer. Wer hat die Kenntnisse, Texte auf Farsi, Türkisch oder Arabisch zu lesen, wer spricht den marokkanischen Dialekt? Im glücklichsten Fall finden diese Autor*innen einen Weg in Schreibwerkstätten.
Die Übersetzung als Original
Sivan Ben Yishais Text "Your very own double crisis club" ausgewählt für die Autorentheatertage 2017 am Deutschen Theater Berlin, ist ein Prototyp eines auf solche Weise entstandenen Textes, den die Autorin aus unterschiedlichen Gründen nicht in ihrer Muttersprache Hebräisch schrieb. Das Festival nimmt explizit keine Übersetzungen an. Der Text mit seiner Entstehungsgeschichte war für die Jury allerdings als deutscher Text so überzeugend, dass die Bewerbungskriterien hoffentlich an die veränderte Situation im deutschen Sprachraum angepasst werden.
Denn ein Umdenken des Apparats ist unbedingt erforderlich. Wie kommen wir an die spannenden Texte und Geschichten, wenn sie nicht auf Deutsch geschrieben werden? Wer findet, liest und vermittelt uns diese Geschichten?
Den Übersetzer*innen, die an diesen Schnittstellen benötigt werden, stellen sich unter Umständen andere Anforderungen als bei der Theaterübersetzung üblich. Ihre Aufgabe des Verständlichmachens geht über das Übersetzen im Ausland bewährter Dramen oder das Erstellen von Übertiteln hinaus. Sie müssen mit den Theaterautor*innen enger zusammenarbeiten und werden in künstlerische und konzeptionelle Entscheidungen einbezogen, die für gewöhnlich nicht in ihren Aufgabenbereich fallen. Am Ende, wie im Fall von Ben Yishai, ist möglicherweise der übersetzte, redigierte, besprochene, erweiterte, gemeinsam bearbeitete deutsche Text das Original.
Mehr Autorenschaft für Übersetzer*innen
Besonders komplex werden die Anforderungen, sobald die Sprache selbst zum Thema wird. Für zahlreiche migrierte Autor*innen oder auch solche, deren Eltern oder sogar Großeltern migriert sind, ist die Verständigungsfrage existenzielle, alltägliche Lebensrealität, die als solche auch in ihren Texten auftauchen soll. Ihre Anderssprachigkeit ist kein Hinderungsgrund, sondern bleibt vielmehr Voraussetzung dafür, dass diese Geschichten erzählt werden können. Vielleicht sind oder werden solche Texte auch mehrsprachig, wie im Fall von "No(s) Révolution(s)", einem Stück der deutschen Autorin Ulrike Syha und des Portugiesen Mickael de Oliveira, das in deutscher, französischer und portugiesischer Sprache gespielt wird (Regie: Anne Monfort). In jedem Fall wächst bei dieser Art der Zusammenarbeit die Autorenschaft der Übersetzer*innen am Stück.
Für die Autoren ist diese Entwicklung unausweichlich, somit auch für die Übersetzer*innen. Die sprachliche Landschaft wird reicher, der kreative Output in mehreren Sprachen wächst im eigenen Sprachraum, der Bedarf an Übersetzungen in mehr Sprachen steigt, vorerst ungleich stärker in einigen Sprache wie Arabisch, Türkisch, Farsi.
Fremdsprachlichen Reichtum neu einbinden
Noch ist nur zu ahnen, welche sprachlichen Entwicklungen die Zukunft bringen wird. Sicher ist, dass die eingespielten Wege neuer Texte von Autoren über Verlage an Theater aufbrechen und Theaterorganisationen – Bühnenverlage, Theater, Agenturen, Verbände und Vereine – sich stärker für anderssprachige Texte öffnen müssen. Sie müssen Texte anders lesen und bereit sein, andere Texte zu lesen und generell das Verhältnis zu fremdsprachigen Texten zu überprüfen. Daraus folgt unmittelbar, dass die Zusammenarbeit und Kommunikation mit Theaterübersetzern verstärkt werden muss.
Der gesamte Theaterbetrieb wird bewegt, denn diese Arbeiten benötigen einen Raum. Internationale Theaterübersetzervereinigungen wie Drama Panorama, TinT in den USA, oder Eurodram sowie Autorenorganisationen wie The Fence fordern und unterstützen, dass Theaterübersetzer in die Arbeitsprozesse im Theater und in Schreibwerkstätten eingebunden werden. Förderprogramme müssen diese Aspekte stärker berücksichtigen und zum Beispiel Autoren-Übersetzer-Tandems oder Residenzen an Theatern unterstützen, die Arbeitsbedingungen für diese Situation überhaupt schaffen.
Drama Panorama und des deutschsprachigen Eurodram-Komitees sowie von raum4-netzwerk für künstlerische alltagsbewältigung e. V. 2015 Stipendiat der Berliner Übersetzerwerkstatt des LCB.
www.henningbochert.de
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Wohl kaum.
Wie wäre es mit ein wenig Emperie! Wieviele Russen lebten den zu Strindbergs Zeiten in Berlin? Und könnte man damit begründen, dass man schon damals Russisch als deutsche Muttersprache hätte anerkennen sollen?
Was wollen Sie? Das deutsche Drama weg diskutieren?! Definieren sie doch ersteinmal das "herkömmliche" deutsche Drama. Und dann setzen sie es von dem ab, was sie meinen, was nach dem Quantensprung kommt.
Ist der "Prinz von Homburg" ihrer Meinung ein deutsches Drama? Und eventuell in seiner jetzigen Form von daher gefährlich? Muss er erst ins Syrische Übersetzt werden, um richtig verstanden zu werden? Und demnächst hören wir deutsches Theater auf Arabisch mit deutschem Untertitel? Ist dass dann die finale Lösung?
Was wollen Sie? Der AfD in die Arme spielen? In dem sie das "deutsche Drama" torpedieren, um es endgültig in den Orkus zu schicken?
Gilt das dann im Umkehrschluss auch für Syrische Dramen? Immerhin herrschen dort ja nun auch schon seit langer Zeit kritische Zustände, die sich nur in Vielsprachigkeit auflösen ließen?!
Ahnen sie eigentlich, wieviele Lebensgeschichten drängen, auch deutsche?! Und all diese Geschichten werden zum Teil schon seit Jahrhunderten übersetzt. Da ist nichts Innovatives, wenn ein Rumäne, ein Russe, ein Schwede, ein Syrer oder ein Ire in Berlin schreiben.
Was wollen sie uns da aufschwatzen?!
Ein deutschsprachiges Bühnenstück kann hingegen in Deutschland oder irgendwo in der Welt sonst in deutscher Sprache geschrieben worden sein.
Ein deutsches oder deutschsprachiges D r a m a ist aber nicht gleich ein deutsches oder deutschsprachiges Bühnenstück.
Während das deutsche oder deutschsprachige Bühnenstück ohne weiteres auch ohne Theatererfahrung adäquat so übersetzt werden kann, dass sich relativ problemlos ein Verlag oder ein Theater dafür findet, weil es relativ problemlos umzusetzen ist, kann ein deutschsprachiges oder deutsches Drama, wie irgendein anderes Drama in irgendeiner anderen Sprache verfasst, NICHT problemlos ohne profund kritisierende Theatererfahrung übersetzt werden.
Neben der Form des Bühnenstücks hat im Unterschied zum bloßen Bühnenstück ein Drama die zusätzliche Eigenschaft, der Bühne entschieden etwas entgegenzusetzen. Und zwar konkret etwas, das sowohl die Bühne als auch den Literaturbetrieb in einer neuartigen Weise herausfordert.
Meiner Erfahrung nach hat es ein deutsches deutschsprachiges Drama im Moment und bereits seit längerer Zeit mindestens genauso schwer in einen Theaterverlag oder auf eine Bühne zu finden wie ein deutsches fremdsprachiges Drama.
Tendenziell sogar noch schwerer, weil es keinen Exotenbonus in den Literaturbetrieb einbringt, der diese Art von Boni, die Autor*innen ihm mitbringen ganz besonders liebt.
Er erleichtert schlicht die Werbung für die zu vertreibenden literarischen Werke.
Um im Theater das Einfache machen zu können, muss man sehr kompliziert denken können. Um im Literaturbetrieb etwas Kompliziertes machen zu können, muss man so schlicht denken können, wie es sich ein Theatermensch gar nicht vorstellen kann als Kunst...
Das einzig Sinnvolle, was einem deutschen, gleich ob fremdsprachig oder deutschsprachig geschriebenem Drama helfen kann, seinen Weg auf die Bühne schneller zu finden als nie, ist, wenn sich ein Autor*innen-Übersetzer*innen-Tandem findet, bei dem entweder der eine oder der andere Teil, besser beide, eine so profunde Regie-Vorstellung haben, dass das Drama nicht nur als Text, sondern auch mit seiner textgewordenen Bühnenherausforderung übersetzt werden kann.
Und zwar während ordentlicher Proben des Textes.
Alle anderen Tandem-Konstellationen bzw. die gemeinschaftliche Texterstellung VOR Einreichung in Verlagslandschft bzw. Erprobung im Theaterbetrieb können zwar hilfreich für Übersetzer*in und Autor*in sein - aber nicht für das Theater oder den Literaturbetrieb.
Weil bei allem davor die Schreib/Übersetzungs-Kompetenz lediglich dafür genutzt wird, die dem Drama inhärente Herausforderung an Literaturbetrieb und Bühne vorab zu egalisieren oder abzuschleifen.
Das dürfte auch für solche Texte gelten, die von Tandems in Schreibwerkstätten, Autorentheatertage oder dergleichen mehr eingereicht werden.
Natürlich gibt es noch den Begriff des "Deutschen Dramas" als theaterwissenschaftlichen, auch germanistischen, Einordnungsbegriff für eine bestimmte, für den deutschen und deutschsprachigen Raum typische, Art und Weise klassisch gewordene deutschsprachige Bühnentexte umzusetzen.
Welchen Begriff vom "Deutschen Drama" hat Herr Bochert? - Das ist mir nicht ersichtlich aus seinem Beitrag, wäre aber interessant zu erfahren.
Ansonsten müsste man nach Bedenken seines Textes Herrn Baucks bestätigen:
Ob das mit AfD zu tun hat oder nicht, sei dahingestellt - Ja, es geht hier offenbar darum, das "Deutsche Drama" zu torpedieren und endgültig in den Orkus zu schicken. Aber man muss sich es sich ja nicht ausschwatzen lassen.
Und seit wann denkt er so?! Seit er Berlin als seine Heimat empfindet?! Tut er das denn?! Oder fühlt er sich eher als Gast in Berlin?!
Er sitzt also in Berlin und schreibt auf arabisch ein deutsches Theaterstück?! Hat man ihn dahin gehend befragt?! Oder ist seine Situation eventuell etwas komplizierter und erfordert mehr Differenzierung?!
Und ist jetzt ein deutsches Theaterstück nur noch dann wirklich deutsch, wenn es ausländische Anteile enthält?!
Und wenn ein deutscher Autor sich in Bukarest zu Hause fühlt, schreibt er dann automatisch rumänische Stücke?!
Gibt es keine Dramaturgien mehr, die direkt mit Autoren arbeiten?
Gilt die Freund- bzw. Kumpelschaft mehr als die Qualität eines Textes
von einem Fremden?
Sind Regisseure, wie so mancher großspurig behauptet, die neuen Autoren mit dem Recht, alles nach ihrem Gusto zu verändern, zu zerstören?
Sind Geschichten mit einem Anfang, einer Entwicklung und einem Ende noch gefragt?
Können viele Regisseure und Dramaturgen überhaupt noch beim Lesen die theatralische Eignung eines Stückes beurteilen? Ich habe da meine Zweifel durch Erfahrungen.
Ist man in den Theatern an guten Dialogen interessiert, die inszenatorisch mehr erfordern als das monologische Textaufsagen an der Rampe?
Versteht man Theater als die Bretter, die die Welt bedeuten, aber nicht sind oder huldigt man einem Neo-Naturalismus?
Das sind nur einige Fragen, die sich stellen im Zusammenhang mit einem Stück, welchem Genre es immer zuzurechnen ist. Verdi schrieb einmal sinngemäß, er würde sogar eine Zeitungsseite vertonen, wenn sie spannend ist. Eine Geschichte, egal mit welchem sprachlich-kulturellem Hintergrund, muss spannend sein, unterhalten, vielleicht sogar einen Erkenntnisgewinn bringen, aber sie darf nie langweilig sein. Langeweile ist die Todsünde des Theaters. Ihr begegnet man leider nur zu oft, wenn schon nach wenigen Minuten klar ist, wohin der Hase läuft, um es einmal etwas flappsig auszudrücken.
Fremdsprachige Stücke haben schon immer das deutsche Theater bereichert, bildeten die Basis für die Entwicklung. Man erinnere sich nur an die englischen Komödianten, die um 1600 im deutschsprachigen Raum gastierten, Shakespeare, Marlow u.a. spielten und damit die Professionalierung des
Theaters anstießen. Ibsen, Tschechow u.v.a. vermittelten Impulse. Insofern finde ich den Artikel von Herrn Bochert vor allem in eigener Sache geschrieben, was ihm aber durchaus zugestanden sei.
Ich fände es im Moment notwendig, wenn Theater direkt auf Stückeeinsendungen reagierten, wenn sich Regisseur*innen oder Intendant*innen direkt auch gegenüber theaterfremden Autor*innen äußerten, warum sie etwas ablehnen. Ich fände es im Moment einen Idealfall, wenn Theater Stückverlage gründeten, weil das zum einen dramaturgische Arbeit diszipliniert. Aber auch germanistische pzw. philologische UND theaterwissenschaftliche Arbeit in den Verlagen.
Es wäre doch ein Idealfall für Theater aber auch Dramatik heute, wenn dies der Normalfall wäre.
Es ist ja ein sehr bequemer Weg, sich nur theaternahen Autor*innen gegenüber zu äußern aus dem Theater oder Verlag heraus. Dass es verständlich ist, bequeme Wege zu bevorzugen heißt nicht, dass dies immer die richtigen, sachdienlichen sein müssen.
www.bochert.com
ich bin hier oft nicht ihrer Meinung, wenn auch diesmal ich das Beispiel der AFD leicht weitgegriffen finde (ich finde es aber als weiterführenden Gedanken auch wenn i.wie unpassend, spannend und ungemütlich angenehm sozusagen). Aber mich regt es auch auf als ausländische Bühnenautorin, die auf Deutsch schreibt (theoretisch aber auch in der anderen, sog. primären/zweiten Muttersprache schreiben könnte)- diese Begrifflichkeitshaarspalterei bei diesem Plädoyer.
Vor allem weil hier ein Übersetzter in eigener Sache so eine Selbstreklame verfasst für die Übersetzung von Your very own double crisis Club. Was weder das Original Stück besser macht, noch der Leistung der Autorin gerecht wird.
Wie vermessen, bei einer angeblich guten Zusammenarbeit, dass ein Übersetzter in den Raum stellt, seine Arbeit sei quasi sowas wie das Original?!
Alleine die Tatsache, dass in dem Fall sogar die Autorentheatertage den Beitrag zulassen, obwohl dies den Ausschreibungskriterien widerspricht, ist äußerst fragwürdig. Und respektlos gegenüber allen fremdsprachigen Autoren die Bühnenstücke in Deutschland für Deutsches Publikum schreiben und nicht eigenreicht haben, weil man eben keine Übersetzung einreichen darf... Naja, Korrektur: angeblich.... -???
Mal abgesehen auch von der Tatsache, dass das originäre Stück nun mal Englisch war und ist - eine Stück so auszuwählen mit so einer Begründung, dann anschließend noch so ein Plädoyer(im eigenen Sinne zu Publizieren seitens des Übersetzers) und dann noch weiterhin auf die Stärken des Beitrags hinzuweisen, behaupten dass die Übersetzung das Original sei - Ja, hat es ein guter Stoff wirklich so nötig über so eine inkorrekte Form gepusht zu werden. Kein Stück hat sowas verdient. Und es macht den Beitrag so in der Auswahl nur schwach. Bzw. nicht so stark wie er sein könnte.
selbst wo ich das jetzt schreibe, kapiere ich diese Unterscheidung nicht.
diese Kategorien die hier aufgemacht werden für Autoren, Stücke und Publikum. Ja nun, dann gehen mal meine bisherigen Stücke in die Tonne kloppen, sie sind ja von einer Europäerin auf Deutsch - und das ist nunmal gemäß neuer hyperkonzeptionneller Stück-Modewelle "green ist the nwe pink" und wahnsinnig schlau gemachten PR-Aspekten nicht mehr Original und Deutsch, weil man es nicht übersetzten muss - ? absurd, aber durchaus originell ausgedacht. nur schwach von der Grundlage her. leider. und traurig für Bühnenautoren die in Deutschland schreiben egal in welcher Sprache und sich ständig mit so einem PR-Hype-Quatsch anpassen müssen.