Kritik an geplanter Diskussionsveranstaltung mit AfD-Chefideologen in Zürich
Glatteis in Zürich
22. Februar 2017 / UPDATE 26. Februar 2017. / UPDATE 27. Februar 2017. In der Zürcher Kulturszene formiert sich Protest gegen eine geplante Veranstaltung im Theaterhaus Gessnerallee. Unter dem Titel "Die neue Avantgarde" sollen am 17. März der AfD-Chefideologe und Philosophie-Dozent an der Hochschule für Gestaltung in Karlsruhe, Marc Jongen, der Publizist Olivier Kessler (SVP), der Kunstwissenschaftler und Journalist Jörg Scheller sowie Laura Zimmermann von der liberalen Bewegung "Operation Libero" auf einem Podium sitzen – der Veranstaltungsankündigung auf der Webseite des Theaterhauses Gessnerallee zufolge sollen sie "debattieren, was Kategorien wie 'liberal', 'progressiv' und 'reaktionär' heute bedeuten. Ist die Renaissance des Rechtsnationalen eine Avantgarde-Bewegung? Wie ist dem Rückzug in ideologische Filterblasen beizukommen? Und was ist eigentlich der Unterschied zwischen populär und populistisch?".
Ein kurzer Artikel in der Wochenzeitung Zürich (WOZ) griff die Veranstaltungsankündigung bereits am 16. Februar auf – "schaut man sich die Gäste näher an, wachsen die Zweifel, ob hier ein ausgewogenes Gespräch stattfindet, bei dem ausschließlich demokratische Positionen vertreten werden", schreibt Kaspar Surber darin. Eine Anfrage bei den Veranstaltern in der Gessnerallee, ob auch noch erkennbar linke Positionen eingeladen würden, sei unbeantwortet geblieben. "Bis die Fragen geklärt sind, empfiehlt sich eine Lektüre des Buchs 'Die reaktionäre Avantgarde' des Historikers Hans Ulrich Jost", das erzähle, "wie sich bereits um die vorletzte Jahrhundertwende in der Schweiz antidemokratische Positionen gerne avantgardistisch und künstlerisch gaben" so Surber in der WOZ.
Auf seiner Webseite (unter der Veranstaltungsankündigung) nimmt das Theaterhaus Gessnerallee Stellung zu dem Artikel: Die Veranstaltung sei keine Werbeveranstaltung irgendeiner der auf dem Podium vertretenen Positionen, "sondern ein Experiment mit der Fragestellung, inwieweit der Dialog zwischen linken und rechten und zwischen konservativen und progressiven Positionen möglich ist", heißt es dort. "Wir sind uns dessen bewusst, dass das Podium nicht ausgewogen besetzt und nicht für alle Positionen repräsentativ ist. Umso mehr freuen wir uns über eine rege Beteiligung aller und weiterer Haltungen und Meinungen – vor allem im Publikum."
Protest-Statements von Kevin Rittberger und Samuel Schwarz
Der Autor und Regisseur Kevin Rittberger, gegen dessen Besorgte-Bürger-Satire "Peak White oder Wirr sinkt das Volk" die AfD Heidelberg im Oktober 2016 zu Protesten aufrief, wandte sich am 22. Februar mit einem Statement an nachtkritik.de, in dem es u.a. hieß: "Marc Jongen ist einer der raffiniertesten und klügsten Rhetoriker (Demagogen) in den Reihen der AfD. Sich ihn aufs Podium zu setzen und von einem E X P E R I M E N T zu sprechen, zeugt von Blauäugigkeit." Eine Veranstaltung wie die anstehende, die der AfD ein Podium bietet, führe "zumindest auf dasselbe Glatteis, auf dem die meisten bürgerlichen Medien und Kulturorgane ausrutschen, die immerzu das 'Volk' verstehen wollen und den 'Sorgen und Nöten der Bürger' jeden erdenklichen Raum geben", so Rittberger gegenüber nachtkritik.de: "Es gilt klarzumachen, dass es sich nicht nur um einen gewissen 'rechten' Flügel handelt, der zum 'Demokratiespektrum' (Poggenburg) der AfD gehört, sondern dass hier Brandstifter am Werk sind, welche die offene, demokratische Gesellschaft zerstören wollen."
Dem künstlerischen Leiter der Digitalbühne in Zürich Samuel Schwarz zufolge findet am kommenden Samstag ein Verständigungstreffen des Kunst- und Kulturschaffenden-Netzwerks "Kulturlobby" Zürich statt, dem sowohl Organisator*innen als auch Gegner*innen des geplanten Panels angehören. Schwarz bezog gegenüber nachtkritik.de auch selber Stellung: "Es ist für ein öffentlich subventioniertes Haus absolut inakzeptabel, dass die Gessnerallee ein solches Podium zusammenstellt, das einem rechtsextremen Hetzer wie Marc Jongen diesen Raum gibt – ohne erkennbar linke Gegenposition." Operation Libero vertrete beispielsweise wirtschaftsliberale, nicht linke Positionen. Wenn man ein solches Podium mit einem Vertreter wie Jongen unbedingt machen möchte, dann müssten zwingend auch migrantische/antirassitische Positionen auf dem Podium vertreten sein, so Schwarz: "Denn die AfD zieht gerade aus einem sehr strategischen effizient forcierten Rassismus am meisten WählerInnen-Erfolg." So wie jetzt geplant, dürfe dieses Podium nicht stattfinden – "sondern müsste, wenn die Gessnerallee nicht einsichtig ist – meiner Ansicht nach verhindert werden." Es folge einer "neoliberalen Event-Logik, bei der ein esoterisch reaktionärer Denker wie Marc Jongen und seine Positionen der 'Star-Gast' sind." Jongen könne in dem bestehenden Setting nur "gewinnen", egal, wie eloquent und smart ihm auf der Bühne widersprochen werde.
Update vom 26. Februar 2017. Auf seiner Webseite hat das Theaterhaus Gessnerallee inzwischen für den 10. März eine weitere Diskussion angekündigt: eine Woche vor dem umstrittenen Podium am 10. März um 20.00 Uhr. "Zu der Veranstaltung sind alle eingeladen, die über das Podium streiten und über andere Strategien nachdenken wollen, dem erstarkenden Rechtspopulismus entgegenzutreten. Im Rahmen dieser Veranstaltung wird entschieden, ob das Podium am 17.3. stattfindet oder ob es durch andere Formate ersetzt werden muss."
Gegner*innen der Veranstalter haben inzwischen einen Offenen Brief formuliert, in dem das Theaterhaus Gessnerallee dazu aufgerufen wird, der AfD keine Bühne zu bieten. Der Brief im Wortlaut steht hier.
Update vom 27. Februar 2017. In einem Offenen Brief antwortet Jörg Scheller, Kunstwissenschaftler an der ZHDK Zürich und Teilnehmer des kritisierten Podiums, den Unterzeichner*innen des oben zitierten Offenen Briefs. Er selbst zähle zu den entschiedensten Kritikern Marc Jongens und der AfD. "Anders als viele MitkritikerInnen bin ich jedoch der Überzeugung, dass die Auseinandersetzung mit Parteien wie der AfD öffentlich und direkt geführt werden muss. Wo kämen wir hin, wenn wir sagten: In öffentlichen Debatten können wir nur verlieren respektive die AfD nur gewinnen? Schätzen wir unsere Argumente und unsere Handlungsoptionen wirklich als so schwach ein?"
Seinen Kritiker*innen wirft er "Verzerrungen und Diffamierungen" vor: "Sie verkürzen Aussagen, reißen sie aus dem Zusammenhang, geben sie falsch wieder. Unzählige meiner Kritikpunkte aus dem Dialog unterschlagen Sie und filtern statt dessen ein paar wenige ambivalente Punkte heraus, welchen Sie eine Drift geben, die sie als Gesten der Fraternisierung erscheinen lassen. Diese Strategien sind mir aus meinem Streit mit den Rechtspopulisten nur allzu gut vertraut – was für eine Ironie und Tragik, dass sich deren 'Gegenspieler' derselben Strategien bedienen." Im Folgenden geht er auf die einzelnen Kritikpunkte detailliert ein. Der Brief im Wortlaut steht hier.
(WOZ / Theaterhaus Gessnerallee / sd / sle / geka)
Im November 2016 gab es in Deutschland einen ähnlichen Fall: Das Theater Magdeburg hatte den rechten Publizisten Götz Kubitschek zu einem "Politischen Salon" eingeladen – die Veranstaltung wurde im Vorfeld vor allem aus politischen Reihen kritisiert und schließlich aus dem Programm gestrichen, nachdem der Innenminister von Sachsen-Anhalt Holger Stahlknecht (CDU) seine Teilnahme als Podiumsgast abgesagt hatte. "Das Ziel, eine fundierte Kritik an den 'neurechten' Ideologien Götz Kubitscheks mittels der Podiumsgäste üben zu können, war durch das Ungleichgewicht, das durch die Absage von Herrn Stahlknecht entstanden ist, nicht mehr möglich", begründete das Theater Magdeburg. Hier unsere Meldung vom 30. November 2016.
Die Chronik einer abgesagten Diskussion mit einem AfD-Funktionär im Theaterhaus Gessnerallee (12.3.2017)
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Liebe(r) Frage,
Kevin Rittberger und Samuel Schwarz haben sich an die Redaktion gewandt. Ihre Statements gegenüber der Redaktion werden vollständig im obigen Beitrag wiedergegeben.
Viele Grüße
Redaktion/miwo
Insofern halte ich die Aussage für quatsch. Natürlich hat die offene Gesellschaft die besseren Argumente. Und wenn sie sie nicht mehr öffentlich behaupten kann gegenüber rechten Angriffen, hat sie ein riesiges Problem, das nicht dadurch gelöst wird, die Rechten mundtot zu machen. Wer Gewalt braucht, statt mit der Gewaltlosigkeit der Rede zu überzeugen, ist objektiv kein Verteidiger der offenen Gesellschaft.
Liebes Problem Ich kritisiere das Setting und selbstverständlich nicht Habermas Diktum von "der gewaltlosen Gewalt des besseren Arguments". Wenn Sie hier anonym posten, liebes Problem, unterschlagen Sie aber bereits eine wichtige Voraussetzung eines von ihnen gewünschten Vernunft-Diskurses: Faire Bedingungen. Bitte posten sie doch mit Klarnamen, anstatt anonym mit Kraftausdrücken wie "Quatsch" um sich zu schmeissen. Das wirkt nicht sonderlich vernünftig.
Ich wäre überhaupt wenig geneigt, Theater zum Podium als Wahlbarometer verkommen zu lassen.
Selbstverständlich stellt man sich - mit seiner Person und mit Kraft aller möglichen Argumente - gegen diese rechte "Bewegungen". Wenn Sie aber, liebes Problem, hier sich nicht einmal getrauen mit Klarnamen zu argumentieren, dann kann es dem von ihnen geforderten "Mut" nicht allzuweit her sein. Wir reden hier ja nicht über kulturpolitisch heikle Themen wie die "Volksbühne Berlin" oder einen aggressiven Intendanten. Themen, die ihrer Karriere gefährlich werden könnten, wenn sie sich evtl falsch positionieren würden. Wir reden über eine Podiumsdiskussion an der Gessnerallee und sind der gleichen Meinung, dass man diese rechten bekämpfen muss. Und trotzdem argumentieren sie nur aus der Deckung heraus. Das ist für mich kein Diskurs. Und ich verliere das Interesse an ihren Argumenten.
Sie haben sicher keine Mühe, ihre so ostantativ vorgetragenen Behauptungen durch Zitate zu belegen - ?
Was genau ist ein "demokratischer" Brandstifter? Wie friedlich und tolerant ist "unsere" Welt, gar "unsere Form der Politik" ?
Ein Student IST in der Regel erwachsen. (Er kann übrigens auch älter sein. In der Mehrheit sind es Studenten jedoch nicht). Aber als zum Beispiel Studienanfänger muss er nicht in jedem Fach bereits VOR dem Besuch von Vorlesungen und entsprechendem Seminarbetrieb in der Lage sein, selbstbestimmt einen bestimmten Dozenten wegen seiner verbreiteten Lehre abzulehnen. Oder schon vorab wissen können, welche Gesinnung innerhalb der Lehre die jeweiligen Dozenten innerhalb der geisteswissenschaften Lehre verbreiten. Nicht, wenn es sich nicht um ein geisteswissenschaftliches Studium handelt, das angetreten wird.
Ich traue allerdings diesen mehrheitlich jungen Leuten zu, das im Verlaufe der Studienzeit zu erkennen und sich als zukünftige Akademiker entsprechend zu verhalten gegenüber der Bildungspolitik, die die Bedingungen für ihre ureigendste Bildung schafft. Das hat mit "Vitalismus" überhaupt nichts zu tun, ich kenne ehrlich gesagt eine so benamste Ideologie nicht einmal. Wenn die Studenten das schon als zukünftige Akademiker nicht können, sich um die politischen Bedingungen ihrer Bildung kümmern, werden sie es als fertige Akademiker nämlich erst recht nicht tun. So hätschelt man sich eine Bildungs-"Elite" heran, die denkt, Bildung hat nur was mit sich was merken, aber nicht mit eigenständigen und selbst für die eigene Bildung selbstverantwortlichen Denken und Handeln zu tun.
Das werde ich nicht unterstützen, Sie können das ja gerne tun.
Wenn das Theater den Dozenten also schon einladen will und muss, sollte es also auch einen seiner Dienstherren einladen, der doch einmal öffentlich erklären soll, was genau er an dem Dozenten so schätzt, dass er ihn Philosophie lehren lässt. Dann KANN man auch argumentativ sich bewegen. Sonst kann man es nicht. Durch bloße Ereiferung ändert man aber auch nichts. Ich bin hier auf eine Internetplattform und halte mich an deren Regeln. Tue ich es nicht, bin ich einverstanden, dass meine Kommentare nicht veröffentlicht werden. Zu den Regeln gehört, dass man sich anonymisieren darf. Dürfen Sie ja auch. Und ich bin sicher, dass auch Sie das zuweilen tun werden.
"Am 25. Februar fand ein Treffen zwischen Veranstalter_innen und Kritiker_innen des Podiums 'Die neue Avantgarde' statt. Das Podium hat im Vorfeld auf verschiedenen Ebenen zu heftiger Kritik geführt und daran anschliessend zu ausführlichen Gesprächen über die Strategien im Umgang mit Rechtspopulismus. Um diese Gespräche im grossen Kreis weiterzuführen, haben sich Veranstalter_innen und Kritiker_innen darauf geeinigt, eine Woche vor dem Podium, am 10. März um 20:00 Uhr, in der Gessnerallee ein Treffen zu organisieren. Zu der Veranstaltung sind alle eingeladen, die über das Podium streiten und über andere Strategien nachdenken wollen, dem erstarkenden Rechtspopulismus entgegenzutreten. Im Rahmen dieser Veranstaltung wird entschieden, ob das Podium am 17. März stattfindet oder ob es durch andere Formate ersetzt werden muss."
Allein: Da gehört dann schon eine verdammt große Meisterschaft im Moderieren dazu. Ich wüsste niemanden im deutschsprachigen Raum im Moment, der diesen Gesprächs-Karren fest am Zügel ausschließlich dieser drei Begriffe zu halten vermöchte. - Auch keinem Philosophen von denen, die gerade so als zeitgenössische gefeiert werden, würde ich das im Moment zutrauen, das moderieren zu können... Und, glauben Sie mir, es gibt wahrscheinlich niemanden, der das schon seit Jahren und im Moment mehr bedauert als ich-
Zitat: "Was ist so schlimm, wenn "ausschließlich demokratische Positionen vertreten werden"???"
Das ist wirklich erheiternd und faßt diese ganze Debatte sehr amüsant zusammen.
Durch alle Kommentare des "linken" Lagers zieht sich in geradezu kindlicher Unschuld eine (unbewußte?) Grundbehauptung: Wir sind die einzigen Besitzer der absoluten Wahrheit. Unsere Position ist die einzige und ausschließliche demokratische. Wer nicht unsere Position teilt, ist per definitionem nicht demokratisch. Und wer nichtdemokratisch ist, hat in unserer demokratischen Gesellschaft keinen Platz und schon gar kein Rederecht. Da sind (wie K.Rittberger z.B. erklärt) nur "Brandstifter am Werk [...], welche die offene, demokratische Gesellschaft zerstören wollen." Und diese wird natürlich abschließend und ausschließlich und ausschließend von links definiert: Vom links okkupierten demokratischen Territorium keinen Zoll preisgeben an abweichende Meinungen!
Die eine Seite bestimmt also, wer und was "demokratisch" ist (nämlich sie selber) und erklärt alle anderen zu Nicht-Demokraten. Demokratie ist links oder sie ist nicht. Daß es auch eine demokratische "Rechte" geben könnte, ist dieser Denkweise ersichtlich unvorstellbar. Das linke Lager ist also Ankläger, Richter und Exekutivorgan in einem - meint aber, jeden Abweichler als faschistischen Brandstifter bezeichnen zu dürfen und geradezu mit demokratischer Verpflichtung am Betreten von "Bühnen" hindern zu müssen:
"...dass hier, in Mitten der Stadt, diesen "Kräften" eine Bühne gegeben wird und dies unter dem holden Stern der Objektivität, ohne eine starke, linke, migrantische Position."
Das ist lustig, denn die "starke, linke, migrantische Position" ist ja die ansonsten ausschließlich zu Wort kommende in den öffentlichen und offiziellen Debatten. Und die hält es offenbar nicht aus (schon zum Schutz der dummen, verführbaren Bürger), wenn eine schwache, nicht-linke, bürgerliche Position ihre Ansichten darzustellen und zu definieren aufgefordert wird. Da muß natürlich allermindestens eine "linke Gegenposition" dazu als moralische Aufpasser - das kennt man eigentlich aus den unsäglichen Fernsehtalkshows: 4 stramme Linksvertreter verschiedener linker Gruppierungen und ein einzelner mit rechten Ansichten - und die viere machen den einen dann vereint nieder. Das ist Demokratie! So wird es dann auch in diesem Fall gefordert:
"Es ist für ein öffentlich subventioniertes Haus absolut inakzeptabel, dass die Gessnerallee ein solches Podium zusammenstellt, das einem rechtsextremen Hetzer wie Marc Jongen diesen Raum gibt – ohne erkennbar linke Gegenposition."
Man muß ja schließlich jedem rechten Satz sofort von links ins Wort fallen können. Daß man auch jedem linken Satz sofort offiziell von rechts ins Wort fallen können müßte, kommt natürlich nicht in Frage.
Ich weiß zu wenig über Marc Jongen, um bestätigen oder bestreiten zu können, daß er ein "rechtsextremer Hetzer" ist - eine Begründung für dieses Etikett und eine Definition eines solchen wird hier jedenfalls nicht geliefert; nach dem ZEIT-Interview, das ich als einzige Äußerung von ihm kenne, vertritt er zweifellos stark rechte und bestreitbare Positionen (wie das mit bestreitbaren linken Positionen eben auch so ist) - aber deswegen seinen Ausschluß aus dem gesellschaftlichen Diskurs in einem "öffentlich subventionerten Haus" zu fordern, wie das hier geschieht, läßt sich zumindest aus diesem Artikel demokratisch nicht ableiten. Außer natürlich, man erachtet alle Positionen, die nicht-links sind, als von vorneherein illegitime und mit allen (auch undemokratischen) Mitteln zu bekämpfende.
Man könnte umgekehrt sagen, daß es GERADE für ein öffentlich subventioniertes Haus eine Verpflichtung sein müßte, auch unbequeme, nichtkonsensuale Meinungen und Gruppierungen der Gesellschaft vorzustellen - und warum nur fürchtet sich die wahrheitsbesitzende Nanny-Linke davor so sehr, daß sie dagegen antidemokratische Redebeschränkungen und -verhinderungen durchsetzen will?
@20: Wahnsinnig viele Worte für wenig Sachkenntnis. Schauen Sie sich dieses Video an, dann wissen sie, welche Positionen hier salonfähig gemacht werden sollen sezession.de/57004/
Das ganze Jong'sche Argumentarium kennt man verdichteter und weniger zähflüssig von Steve Bannon und noch verdichteter aus Trump Tweets. Ich kann ihnen natürlich nicht verbieten, dass diese Thesen interessant finden.
Den Brief von Kevin Rittberger haben einige hundert Theaterleute unterschrieben?
Misstrauen die ihren eigenen Mitteln so sehr, dass sie hilflos vor einem AFD Redner kapitulieren und dessen Ausschluss aus der Diskussionsveranstaltung "Die neue Avantgarde" im Theaterhauses Gessnerallee am 17.März fordern?
Wäre doch schön wenn ein zwei Schauspieler hinfahren und zeigen was sie können!
Herr Samuel Schwarz traut scheinbar seiner Sprechkunst auch nicht zu,
dem Herrn Marc Jongen gewachsen zu sein, für ihn wäre das doch ein leichtes wohnt er doch um die Ecke!
Haben die alle Angst, von einem Philosophen rechts überredet zu werden -
so klingt zumindest das Echo dieser Diskussion in den Bergen.
Grüße aus
Innsbruck
Auch sonst interessante Autoren da in diesem Institut. Für Staatspolitik. Schreiber von Katzenkrimis. Wahnsinnig erfolgreichen! - Die wegen späterer politischer Streitschriften - die immerhin veröffentlicht wurden von einem Verlag - als Katzen-Krimi-Autoren in Ungnade gefallen sind. Dabei sind Katzenkrimis essentiell im deutschen Literarturbetrieb. Sie haben LeserInnen! Viele. Die Katze macht das Verbrechen einfach aushaltbarer wahrscheinlich. Man kann dann noch grausamer schreiben als amerikanische Thriller-Autorinnen, weil die Perfidie durch die Samtpfötchen humanistisch weichgespült wird... Nein, das hat jetzt nichts mit Buchhandel, Verlagen und Veröffentlichung von eher weniger als mehr guter Literatur zu tun. Keinesfalls! - Die Leute wollen das doch! usw.usw.usw. - Hausgemachte Begleiterscheinungen von Staatspolitik. Und Bildungspolitik. Deutscher.
"Ich kann ihnen natürlich nicht verbieten, dass diese Thesen interessant finden."
Das beruhigt mich doch sehr. Ich hatte bei Ihrem apodiktischen Ton schon befürchtet... aber Sie würden es gerne, darf ich aus Ihrer Formulierung schließen?
Aber danke für den Link. Ich werde mir das mal anhören.
WAS ist heute "liberal"?,
Was ist heute "progressiv"?,
was ist heute "reaktionär"?.
Jeder z.B. "linke" Einwurf wirkt ablenkend, lädt zur Korrektur der Selbstdarstellung ein. Aber eben nicht zur Korrektur des eigenen, sonst gut verborgenen und verschleierten nationalistischen, rassistischen, faschistoiden Denkens, ein. Das Publikum kann hinterher fragen und sollte die Veranstaltung hörend nutzen, um sehr gute F r a g e n zu finden an die Podiumsteilnehmer.
Es ist viel gefährlicher, wenn ein "Institut für Staatspolitik" Treffen organisiert, wo die Leute wirklich sehnsüchtig auf Jongen warten und seinen - wirklich nicht gut und eigentlich tief unsicher vorgetragenen - Sermus wie die Ansprache eines Messias aufnehmen. Weil er ihren emotionalen Erwartungen an politische Aussagen entgegenkommt und sie gar nicht bemerken wie persönlich eitel das getrieben ist.
Was immer gefährlich ist, auch bei gefundenen, berechtigten gegen-Argumenten: zu denken, da redet und handelt jemand aus EINEM Grund. Und dieser Grund ist IMMER identisch mit dem Inhalt seiner Rede.
Es ist aber eine Lebenswahrheit, dass es immer nur Annäherungen an diese emotionale und ideelle Übereinstimmung gibt - mehr oder weniger Deckung mit den persönlichen Motiven - und keine einhundertprozentige Deckung.
Das ist m.E. ein weit verbreiteter Wahn der Linken, der sie auch schwächt. Und dann übersieht man auch gern in den eigenen Reihen, wie sehr das auseinanderklaffen kann mitunter.
Dauerhaft auseinanderklaffen oder nur zu bestimmten Zeiten , die trotzdem nicht evaluationsfähig sind bis in die Politik hinein (ich erinnere an den kürzlich akuten Fall des Berliner Bau-Senators, der der Linken dort vor allem dadurch geschadet hat, dass sie das nicht in die Politik hineinreichend evaluationsfähige Zeitfenster ignoriert hat und ihn aufgestellt hat als Senator - Das war evaluationsfähig inzwischen, nach 27 Jahren Auflösung der DDR für einen Hochschulelehrer - Für einen Senator aber nicht!).
Wenn man dieses Auseinanderklaffen in seinem eher Mehr oder eher Weniger nicht als Lebenstatsache, die einen auch selbst betrifft, akzeptiert, kann man auch nicht sehen, wie das auch bei anderen politischen Gruppierungen auseinanderklafft.
Und dann gehen einem auch Argumente verloren. Mit Habermas gegen Jongen zu argumentieren ist zum Beispiel eine ganz ganz schlechte Idee, Herr Schwarz. Weil er sich durchaus an das Diktum hält, wenn die Betonung auf "Gewalt" des Argumentierens liegt... Deshalb sollte dieses Diktum auch einmal kritisiert und verifiziert werden. WENN Philosophie beliebig ausgelegt werden kann, und gleichzeitig als Diktum herbeizitiert, DANN hat sie eindeutig große Schwächen, denen durch generalisiert verehrungsvolle Absegnung nicht beizukommen ist.
www.tagesanzeiger.ch/kultur/theater/darf-man-diesen-mann-einladen/story/24200663
Wen wundert das Ergebnis und wer hat jetzt diese Geister gerufen? Aus meiner Sicht war dieser offene Brief sehr kontraproduktiv. Thanks for that an die, vorwiegend aus Deutschland...
ein theater kann die veränderbarkeit der welt, auch die sich verändernde sprache, begrüßen.
es geht auch nicht darum, ein allgemeines diktum aufzustellen, das da wäre: mit den rechten überhaupt nicht reden. es geht einfach darum, historisch-situiert jetzt zu sagen, gerade, wo sich hier und dort anschläge und angriffe und anfeindungen gegenüber den theatern mehren, geben wir der afd keine bühne. nicht im theater.
es können überall sonst podien stattfinden, v.a. welche, die ausgewogener sind und die diese zündelei wirklich kritisch beleuchten. man kann 1:1 starke wortgefechte anberaumen, da muss ein moderator sitzen, der mit allen wassern gewaschen ist, der auch den saal räumen lässt. katja kipping vs. götz kubitschek, klaus theweleit va. marc jongen. you name it!
aber wozu sollen gerade theater diese funktion erfüllen? was ist die eigentliche absicht, hier eine "neue avantgarde" den rechten zuzuspielen? hundert jahre dada?
und nun soll einer sprechen, der sich von den deutschen mehr "tyhmos", mehr wut&stolz wünscht? in heidenau z.b. begrüßten deutsche eben angekommene, traumatisierte geflüchtete mit flaschen und steinen, mit wutgebrüll und aggression. wozu braucht es da einen, der die rassistischen, menschenverachtenden energien mit philosophischen ergüssen adelt? wer betrachtet das mit aller schärfe? jongen kommt gerade von einer winterakademie in schnellroda. neben ihm verkündete ein amerikanischer tribalist "violence is golden!" und ebenso ein österreichischer neurechter, dass die christenheit eine reine opferreligion sei und der islam eine reine täterreligion.
klar, kann man sich das nun anverwandeln - und das empowerment von LGBT auch als "thymotisch" (lebensbejahend, kräftig) bezeichnen. aber fühlt man dem zündelnden philosophen (auf du-und-du) damit auf den zahn?
hat die Auseinandersetzung nicht im Theater sein sollen? So pathetisch wie Sie schreiben sollten sie an besagtem Tag nicht fehlen. Zudem möchte ich den Veranstaltern ausdrücklich ein Lob aussprechen, dass sie dieses Wagnis auf sich genommen haben und gleichzeitig mein Beileid bekunden, was sie nun, wegen einem offensichtlich unsauberen und unfaieren "Offenen Brief", erleiden müssen.
Gute Nacht
Was ist an dem Brief "offensichtlich unsauber und unfair?" Ich verstehen ihre Argumentation nicht. Was ich verstehe ist, dass Sie nicht so denken, und das die Kolleg*innen von der Gessnerallee unter einem grösseren und v.a. öffentlicheren Druck stehen, als vorher. Beides finde ich okay. Ersteres, weil es ihnen zusteht eine andere Meinung zu haben (den Schreiber*innen und Unterzeichner*innen des offenen Briefes allerdings auch), zweiteres, weil eine Podiumsdiskussion in einem öffentlichen Haus eben keine unöffentliche Sache sein kann. Wenn man gedacht hat, dass unter all den vielen, die sich mit dem Rechtsruck beschäftigen, niemand über "das Experiment" in Zürich mit so bekannten Protagonisten Gedanken machen würde, dann wäre das doch mindestens eine grobe Fehleinschätzung gewesen.
Ich mag ja die grundsätzliche Debatte verstehen, halte sie allerdings für recht theoretisch. In der Praxis haben radikale Ideologen die Angebote einer demokratischen und offenen Gesellschaft selten mit Achtung und Respekt angenommen, sondern hauptsächlich dazu missbraucht, genau diese zu bedrohen. Und während die Kräfte, die für eine offene Gesellsaft stehen, sich gegenseitig beschimpfen und in linke, blauäugige, repressive oder gutmenschige Ecken stellen, in "wir's" und Elfenbeinturmbewohner einteilen, dringen die radikalen Denker*innen und Macher*innen immer weiter in die Mitte vor und verhöhnen alles, was drum rum steht. Wer sich für solche Vorgänge genauer interessiert, sollte gerne mal in Archiven die Zeitungen seiner jeweiligen Kommune zwischen ca. 1930 und 1933 lesen. Der Übernahmen der Macht gingen fast immer die Übernahme der Strasse, der Öffentlichen Häuser und v.a. der Diskurse voraus. Mit den gleichen Argumenten haben Anfang der 30er z.b. Gewerkschaften Veranstaltungen angesetzt, die ähnliche Zielsetzungen hatten: das Argument der Mißachtung der Meinung von Andersdenkenden durch die sog. linke Kultur-und Politikhoheit, zu beweisen, dass man seiner liberale Haltung bis zum Äußersten treu bleibt, dass man eh die besseren Argumente hat, die Konfrontation nicht scheuen braucht ... . Meistens waren die Absichten der veschiedenen Seiten aber nicht die gleichen. während die einen diskutieren wollten, wollten die anderen diktieren und rekrutieren. Während die einen Werte und Zukunft von Gesellschaft ausloten wollten, wollten die anderen die Definitionshoheit erlangen und ihre Haltung ohne Diskussion implantieren. Der Begriff "Gleichschaltung" macht leider nicht ganz deutlich, was für Mechanismen wirklich stattgefunden haben. Es waren weniger die von außen aufgezwungenen personellen oder strukturellen Veränderungen von Institutionen, die aus Gewerkschaften, Zeitungen, Theatern ... faschistische Institutionen gemacht haben, sondern das Umfunktionieren und Unterwandern der Häuser im Inneren und schließlich die Vereinnahmung derselben.
Davor Angst zu haben, einen solchen Mechanismus zu fürchten und auch heute für möglich zu halten, ist nicht unfair. Der eine mag froh in die Zukunft schauen, der andere schaut zurück und dann wieder voraus. Das ändert etwas in der Haltung.
Sie sagen es: radikal Denken. Und die Betonung liegt dabei auf Denken. Nicht auf Radikal. Das hat mit links oder rechts erst einmal gar nichts zu tun. In den gerne so genannten und sich selbst so nennenden Eliten wird radikales Denken als erstes als unerwünschtes ausgesperrt. Es bedroht ja die elitäre Stellung in der Intellektuellenkaste. Ich will eigentlich gar keine Leute reden hören, die gestern Trump haben kommen sehen und seit drei Tagen die diskursive Situation, die wir jetzt haben mit den dreißiger Jahren vergleichen. Ich will - wenn überhaupt - mit denen reden, die das vor 20 Jahren gesehen und sogar beschrieben haben. Und die dafür belächelt, stillgelobt oder aus der Kaste ausgesperrt wurden.
Hmmm. Das ist natürlich auch ein Ansatz: Nur mit denen reden, die man hören will. Wozu?
Zitat: "einziges versäumnis des briefs ist m.e. die fehlende empörung über die anwesenheit des svp-mannes."
Daß ein SVP-Mann an einer öffentlichen Debatte an der Gessnerallee teilnimmt, ist also empörend.
Nun hat die SVP von 1971 bis 2015 ihren Wählerstimmenanteil von 9,9 % auf derzeit 29,4% gesteigert (+ 200%) und ist damit zur stärksten Partei der Schweiz geworden - vor den Sozialdemokraten, den Liberalen und den Christdemokraten (Wikipedia). Auch wenn einem diese Partei nicht paßt - sie hat das beste Resultat einer politischen Partei in der Schweiz in fast 90 Jahren erzielt und vertritt, wie sich aus demokratischer Abstimmung ergab, mehr schweizer Bürger als jede andere schweizer Partei.
Aber einen Vertreter dieser Partei an einer öffentlichen Debatte teilnehmen zu lassen ist "empörend"? Dieser Teil der schweizer Bürger ist aus öffentlichen Debatten an der Gessnerallee auszugrenzen?
Es erstaunt doch immer wieder, welch ausgesprochen eigenartiges Verhältnis die demokratiebeschützende Linke manchmal zur Demokratie hat. Man meint offenbar, man müsse unbedingt die Demokratie vor der Demokratie bewahren...
www.woz.ch/1709/gessnerallee-podium/ohne-not-laesst-man-sich-benutzen
Verstehe ich, was Sie meinen. Wenn man allerdings den offenen Brief liest, dann wird doch auch deutlich, wo man die inhaltlichen Überschneidungen sieht, und dass man deswegen keine grosses Vertrauen in Herrn Schellers als Gegenredner hat. Das sehe ich anders, als Herr Schellers, nicht als Versuch an ihm eine "rechte" rhetorische Taktik anzuwenden, sondern einfach als Analyse seiner Positionen, die an genannten Punkten Ähnlichkeiten mit denen von Hernn Jongens aufweisen. Der Vergleich ist ein analytisches und absolut zulässiges Instrument und darauf mit einer Keule zu antworten, die Instrumente der Textanalyse in links oder rechts einteilt, finde ich nicht hilfreich. Interessanter wöre ein durch und durch inhaltlicher Widerspruch, mit dem sich Vertrauen erwerben ließe.
ein demokratischer Brandstifter ist ein Mensch, der so tut, als bewege er sich in einem demokratisch-politischen Rahmen , der aber gleichtzeitig demokratische Grundwerte indirekt aushebelt , umdreht und für sich bemutzt (Beispiel : Höcke: wir müssen uns gar nicht mehr schämen, also kein Mahnmal der Schande behalten..oder wenn die Afd "Wir sind das Volk" umdreht und behauptet, die CDU samt Merkel sei "links" und eine Art DDR-Diktator...wenn rechte Menschen das Trauma und die Enttäuschung Alt-DDR-geprägter Rentner durch zielgerichtete Geschichtverdrehung (Widerstand gegen den Staat wie Sophie Scholl!) ausnützen , um auf Stimmenfang mit der Angst der Menschen zu gehen....das meine ich. Das nenne ich Brandstiftung, die unsere Demokratie unterhöhlt. Oder wenn es heißt, die Massenmedien oder das nicht bezahlte Fernsehen seien "Staatsender" wie in der DDR..eine bewußte Verdrehung , um den Glauben der Menschen an einen vorhandenen Staat ("unser aller Staat, da Demokratie, aus uns geschaffen, unsere Politik die wir alle mitgestalten) zu unterhöhlen , um dann den demokratischen Staat langsam zu unterhöhlen und abzubauen. Der eingeladenen Philosophieprofessor ist leider auch so ein Mensch....der sanft aber stetig eine andere Form der Politik im Hinterkopf hat..die nicht von allen geschaffen, sondern nur von ein "gleicher als gleich" gestaltet wird (siehe die Entwicklung der Schweine in George Orwells "Animal Farm")...er ist demnach in meinen Augen auch so eine intelligentes Schwein (Achtung, nur ein Vergleich !! ;-)...sie wollten ja unbedingt Zitate, obwohl Sie genau wußten, was ich meinte...evtl gehören auch Sie zu den "gleicheren Schweinen"?!...)
Ein Brandstifter ist ein Brandstifter.
Ein Brandstifter ist jemand, der Sachen, Dinge oder in Tateinheit mit Mord Menschen durch bewusst gelegtes Feuer anzündet.
Jemand, der Menschen zu solcherart Brändelegen anstiftet oder ermutigt, in dem er ihnen für solches Handeln etwa eine Belohung oder auch nur Strafreiheit in Aussicht stellt, indem er solche Brandstifter nach so einer Tat moralisch in Schutz nimmt, ist also kein Brandstifter.
Sondern ein Anstifter oder Beschützer von Brandstiftern.
Bloß, weil u.a. auch Biedermänner mit ganz ordentlichen Berufen und ganz ordentlichen Karrieren und ganz ordentlichen geregelten Lebensläufen solche Anstifter und Beschützer von Brandstiftern sein können, sind sie nicht Brandstifter.
Wir befinden uns bitte nicht in der Literatur, auch nicht in der Dramenliteratur und damit auf der Bühne als Allegorie echten Lebens. Sondern im echten Leben.
Und da gibt es ein Recht, das wir gewählt haben.
Und nach diesem Recht ist zu verfahren.
Gegen tatsächliche Brandstifter.
Und auch gegen Leute, die Brandstiftungen unterstützen, dazu aufrufen oder sie öffentlich verharmlosen und Brandstifter in Schutz nehmen. Z.B. weil sie ihnen ein Verständnis für ihre Handlungen als Ausdruck von "Volkszorn" entgegenbringen.
Wir sind auch nicht bei Orwell. Auch wenn man mit Orwell oder literarischen Mitteln meint, die schöneren oder passenderen oder treffenderen im Sinne von verletzenderen Vergleiche auf Podien zu haben.
Zumal auf Theaterpodien.
Wenn man sich also aufregen muss, dann muss man sich evtl.aufregen darüber, dass die Justiz momentan zwar gegen u.a. Brandstifter mit den Mitteln der Rechtsstaatlichkeit vorgeht, aber nicht gegen Menschen, die Brandstifter zu ihren Taten ermutigen, indem sie ihnen vermitteln, dass es gar nicht so schlimm ist, wenn sie Brände stiften oder gestiftet haben, weil sie nämlich ein Recht darauf hätten, ihrem sonst von der Politik gewiss unbeachtet bleibendem Volkszorn Ausdruck zu verleihen. Oder, indem sie zornigen Menschen, die sie für potentielle Brandstifter halten, vermitteln, dass es gar nicht so schlimm sei, wenn sie nur an bestimmten Orten Brände stifteten. Oder nur bestimmte Menschen anzünden würden.
Denn unser Gesetz kennt auch für solche Handlungen Definitionen, nach denen solche einen Straftatbestand erfüllen.
Es muss nur angewandt werden. Auch gegen Biedermänner mit ganz ordentlichen Berufen, und ganz ordentlichen Karrieren und eigentlich ganz ordnungsgemäßen Lebensläufen, wenn es denn sein muss.
Lieber Andreas,
die Offenen Briefe sind verlinkt.
Herzliche Grüße
miwo/Redaktion
es geht hier doch nicht darum, dass sich niemand zutraut oder imstande ist einem faschisten argumentativ das handwerk zu legen. das ist überhaupt nicht der punkt. und es geht auch nicht um meinungsfreiheit oder das zur floskel verkommene demokratische spektrum. nein, es geht um rassismus. rassisten einzuladen, ihnen eine bühne zu geben und sie ihr ideologisches gift versprühen zu lassen, lässt sich nicht banalisierend mit "demokratie" begründen - was auch immer damit eigentlich gemeint sein soll (zb "rassismus ist okay"?!).
wenn man ein panel veranstaltet, dazu leute einlädt, dann muss man zwar nicht zwangsläufig deren politischen haltungen teilen, aber man sollte ihre positionen ethisch prüfen und als vertretbar einstufen. wenn die gessnerallee also zu diesem entschluss kommt, dann ist das keineswegs verboten und meinetwegen auch im demokratischen spektrum, aber dafür etwas anderes: sie machen sich mitschuldig an dem propagieren von rassismus in der öffentlichkeit.
www.freitag.de/autoren/der-freitag/smaller-than-life-schweizer-theater-um-die-afd
"Die Redefreiheit ist nicht ein Privileg, das nur jenen zugute kommt, die einem gesellschaftlichen Grundkonsens angehören und auf diesem aufbauen, sondern grundsätzlich allen. Die Grenze der freien Meinungsäusserung findet sich dort, wo die Äusserung einer Meinung dieselben Folgen hat, wie in einem vollen Theater ohne Grund “Feuer!” zu rufen. Wenn die Äusserung der Meinung unmittelbar und unabwendbar Schaden für andere zur Folge hat.
Aber selbst dieses Kriterium ist noch mit grosser Zurückhaltung anzuwenden, weil die Erfahrung zeigt, wie oft Menschen unter Hinweis auf die Gefährlichkeit ihrer Ansichten zum Schweigen gebracht worden sind, die etwas Wichtiges zu sagen gehabt hätten. So lange es nicht der offene Aufruf zu Gewalt oder zu Straftaten ist, verdient daher auch die abwegige und abstossende Ansicht den Schutz der Redefreiheit.
An fast allen Orten der Erde und zu fast jeder Zeit in der Geschichte waren es Andersgläubige , Feministen und Feministinnen, Demokraten und Demokratinnen, Verfechter und Verfechterinnen offener Grenzen, Ausländerinnen und Ausländer und viele mehr gewesen, deren Ansichten als inakzeptabel, als zersetzend und als schlicht gefährlich zum Schweigen gebracht wurden.
Die Verteidigung der Freiheitsrechte ist keine Voraussetzung dafür, diese Rechte in Anspruch nehmen zu können. Sie kommen auch jenen zugute, die sie offen bekämpfen. Entsprechend ist es auch kein Widerspruch, dass ein Theater einen Mann eine Bühne bietet, der dieses Theater wahrscheinliche gerne abgeschafft sähe.
Der zweite Punkt ist strategisch: Wir erachten es als ausgesprochen nützlich, Ansichten ausgesetzt zu sein, die einem abstossend und gefährlich erscheinen. Es zwingt einem dazu, sich Rechenschaft über die eigenen Ansichten abzulegen, sich zu fragen, woher sie kommen und warum sie richtig sind.
(...)
Die Gessnerallee wurde kritisiert, dass keine “Linke” Position vertreten sein. Die Kritik ist nicht die unsere, aber sie ist vertretbar und sie hätte an den Vorgesprächen, welche hätten stattfinden sollen, eingebracht und vielleicht auch durchgesetzt werden können. Und es wurde kritisiert, dass wir hier der AfD eine Plattform geboten hätten. Die Plattform hat Jongen nun erhalten – durch die Kritik, die vorhersehbare mediale Rezeption und die Absage.
Über all diese Ausführungen, über das Setting des Theaters, über Sinn oder Unsinn der Durchführung, über unsere Ansichten, unsere Strategie – über all das kann man streiten, debattieren, diskutieren, eine Gegenveranstaltung machen, friedlich dagegen demonstrieren.
Doch einem Theater schlussendlich eigentlich keine Möglichkeit mehr zu lassen als den Rückzug, geht zu weit."
Der ganze Text findet sich unter www.operation-libero.ch/de/blog/2017-03-10-freiheit-ist-immer-die-freiheit-des-andersdenkenden
Ich würde gern in einem Staat leben, wo es diejenigen, die in der Tat "So nicht!" denken bei der Ankündigung solcher Veranstaltungen, es nicht immer sogleich auf öffentliche Verbreitung ihrer Ansichten absehen, sondern auch bereit sind, still widerständig gegen diese Art gefährlich halbwahr und populistisch argumentieren alten Avantgarden, zu wirken. Zum Beispiel durch bessere und wasserdichtere Argumente, die man anbringen kann. Für die man ziemlich hart arbeiten muss, um die anwenden zu können. Auch bewiesen haben Sie der AfD- und ich bedaure das wirklich - gar nichts.
Das liegt unter anderem daran, dass in einem Thread niemand die Hand heben kann und Sie so etwas aber nicht zu wissen scheinen. Machen Sie so auch Theater?
Hier zeigt sich, worin der "Taschenspielertrick" von Libero beruht - im postfaktischen Erklärungsversuch der Gessneralle für ihre Absage, die alle Kritiker*innen zu potenziellen Gewalttäter*innen macht und sich damit jeglicher Verantwortung entzieht. Das ist nicht nur billig, sondern fatal, weil es exakt der Perspektive der Rechten entspricht.
Ich meine mit alter Avantgarde z.B. die Leute, für die Herr Jongen seine von Halbwissen strotzenden Reden hält in nichtstaatlichen Instituten für Staatspolitik. Die sich als Avantgarde fühlenden, die einem sich militarisierenden Faschismus bereits in der Zeit der demagogisch verbreiteten, zu dubiosen Rassentheorien verqiurlten, ungenauen Anteile einstiger ethnologischer Forschung Vorschub leisteten. Was die ungebildeteren aber nach gesellschaftlichem Status gierenden Massen ebenso dankbar aufgenommen hatten wie den inkompetenten Thymus-Sermus von Jongen. Ich bin nicht einmal sicher, ob der Mann weiß, was Thymus eigentlich heißt?
Nein, Sie sollten nicht den Mund halten, sondern bevor Sie ihn öffnen, wesentlich genauer nachdenken, wie man gegen die raffiniert hervorgebrachten Demagogien argumentiert. So, dass es Hand und Fuß hat. Und leicht allgemeinverständlich ist. Sie sollten sich selbst dafür besser schulen. Sie sollten sich keinesfalls nur mit Kulturschaffenden undoder Kulturwissenschaftlern oder auch Informatikern, Nerds der Netzweltfreunden zusammentun. Sie sollten überlegen, was Ihre eigene gebildete Theater-Blase damit zu tun haben könnte, dass sich solche alten Avantgarden mit einem inhaltlich moralisch verdrehten Humanismus im Hochschulbetrieb bewegen können. Dass sie nicht innerhalb ihres Hochschulbetriebes kritisiert werden. Dass sie ihre Lehrer nicht kompetent kritisieren können, um sich von ihnen zu emanzipieren. Und Sie sollten vielleicht nicht immer ihr vordergründes Heil der Meinungsfreiheit auf den gewohnten Wegen der PRmäßigen Verbreitung ihrer momentanen Ansichten in den gängigen Medien suchen. Das kann ein Protest-Mittel der Wahl sein, wenn man das besser kann als Sie. Aber es kann auch schaden, weil es einfach nur in die hysterische Entrüstungs-Ecke geschoben werden kann. - Es kann, Herr Schwarz, es kann. Fragen sie Feminist*innen, die kennen das am besten. Wenn die wegen irgendeiner Sache zu recht politisch besorgt sind und sich dazu nicht mit eindeutig schlagenden Argumenten emotionslos äußern, werden die auch heute noch gern als nicht ernstzunehmende, weil typisch weib(l)i(s)che Hysteriker abgetan... Daran haben auch die moderneren französischen Philosophen nichts geändert und auch mit Verlaub, Butler nicht.
Im Übrigen finde ich, dass die Operation libero auch sehr aggressiv ihren Machtanspruch formuliert. Und zwar hauptsächlich das. Kann man machen - muss man dann aber auch inhaltlich einlösen können. Mich persönlich stößt so etwas ab. Ich habe es lieber umgekehrt: erst die Kompetenz, einschließlich der softskills, und dann der eindeutig gezeigte Wille zur Verantwortungsübernahme undoder Macht. Ist aber, vor allem in den Medien, nicht beliebt so was. Weiß ich.
"Wenn heute von der Politisierung des Theaters die Rede ist, dann ist die Inszenierung des Flüchtlingselends oder der Vereinsamung des Menschen im Spätkapitalismus gemeint. Unter den Unterzeichnern des Zürcher Boykottaufrufs findet sich auch der Regisseur Falk Richter, der seit Jahren mit seinem Gemeindehaustheater auf Tour ist, wo er den ohnehin Bekehrten noch mal den linken Katechismus vorsetzt."
Einige Anmerkungen dazu: gut, dass Sie in der Gessnerallee da jetzt hausintern und in aller Härte diskutieren (wollen). Die grassierende, um Medienaufmerksamkeit ringende - auch m.E. oft pokernde Sucht, jeden Konflikt sofort ins öffentlich medial Darstellbare befördern zu wollen, halte ich für sehr abträglich bei der Abwehr nationalsozialistischer Machtübernahmebestrebungen, denen Totalitarismus inhärent ist.
Ebenso für die Arbeitsstrukturen in der Kunst und auch im Bereich der Wissenschaft.
Diese scheinbare Sucht, den internen Konflikt an einen stellvertretenden Ort zu verlagern ist zwar verständlich. Weil sie einem ganz natürlichen Harmoniebedürfnis entspringt. Aber es ist für sowohl künstlerische als auch wissenschaftliche Arbeit schädlich, wenn wir aus den Betriebsstrukturen immer sofort in den Außenbereich der Öffentlichkeit entfliehen.
Natürlich wird das von den Medien gern gesehen, aber es ist nicht gut. Auch für die Medien nicht. Es macht auch die Medien in ihren redaktionell betreuten meinungsbildenden Bereichen oberflächlich und unverantwortlicher gegenüber Journalismus und seiner Rolle in unseren modernen Gesellschaften.
Sie sprechen vom Panel der Gessnerallee, ich spreche in der Regel von dieser aufgebauten Gewohnheit von Theatern, eine Art dauerhafte Podien-Begleitmusik zu ihrer dramaturgischen Ausrichtung zu spielen.
Und das ist im Grunde schon auch eine dramaturgische Bankrotterklärung, wenn Sie bitte einmal darüber nachdenken wollen. Sie erwähnten Theweleit, der (u.a. Schaubühne) zum Beispiel sehr gefragt ist und auf den immer wieder auch in dramaturgischen Argumentationen gern zurückgegriffen wird. Das kann doch intern auch gern sein und dient einer innerbetrieblichen Diskussion. Aber wenn das ein eigenes Podium im Theater bekommt, schwächt es die dramaturgische Ausrichtung eines Theaters.
Prinzipiell bin ich der Ansicht, dass alles, was an Meinungen und Ansichten sozial, gesellschaftspolitisch usw. zur momentanen Lage der Welt und der in ihr lebenden Menschen gedacht, erwünscht,verhindert usw. wird/mit politischem Willen verhindert werden sollte, in den zeitgenössisch erstellten Textvorlagen für Theater und Schauspielkunst vorhanden und daher durch Schauspiel darstellbar sein muss. Und zwar nur durch das. Nicht durch Begleitmusiken. Oder Preisredenergüsse. Oder Theaterpädagogische Sonderbehandlung von Publikum.
Außerdem:
Es tut mir sehr leid, dass Fleischhauer zur beinahe gleichen Zeit wirklich schreibt, wovor ich ich Sie gerade als mögliche Folge vorab schlecht bedachten Redens noch in einem doch lächerlichen Kommentar gewarnt habe.
Ich freue mich ganz und gar nicht über diese Art prompten neuerlichen Beweis meiner Behauptung. Ich kenne Journalisten, die ich schätzen gelernt habe und ich glaube, dass solche Aussagen nicht der Stärkung des gesellschaftlichen Ansehens ihres Berufes dient.
Nicht zuletzt: Sie wollten von mir in diesem o.e. Zusammenhang etwas darüber wissen, was denn nun ich für eine "Neue Avantgarde" halte. -
Die Antwort ist, dass ich einfach keinen Ehrgeiz darauf habe, das zu definieren, weil mich diese Frage nicht interessiert. Das einzige, was ich glaube, in meinem Leben als Erfahrung hierzu angehäuft zu haben, ist, dass Avantgarden oder Eliten eigentlich nie dort sind, wo sich wer als "Avantgarde" oder "Elite" versteht und vor allem selbst als solche bezeichnet.
Von der Sache her, allein sprachlogisch betrachtet, glaube ich nicht, dass Avantgardisten überhaupt Zeit hätten in ihrem Vorstürmen in ihrer Sache, darüber nachzudenken, ob sie eventuell Avantgarden seien. Ebenso Eliten. Elite heißt ja Bestenauswahl. Und die Auswahl treffen immer andere. Deshalb ist vermutlich für wirkliche Elite oder Avantgarde es psychisch undoder intellektuell von gar keiner Relevanz, eine solche zu sein oder nicht zu sein.
Heute: Avantgarde
www.joergscheller.de/blog/die-neue-avantgarde-rueckblick-auf-ein-podium-das-nicht-stattfand/
Dabei ist die AfD nicht einmal, wie ihre GegnerInnen es sich aus Gründen aktivistischer Wellness ersehnen, ein monolithischer Block. Sie ist ein junges, dynamisches, widersprüchliches, ja chaotisches Gebilde. Wer sie mit einem seinerseits statischen, homogenisierenden Diskurs kritisiert, dient sich der Logik der angestrebten hegemonialen Macht an. In den Diskursen so mancher GegnerInnen der Neuen Rechten geht es vielfach nicht darum, Widersprüchlichkeiten herauszustellen und so die Hebelpunkte für Kritik und Agitation zu vervielfältigen. Statt dessen wird ein einziger Hebelpunkt bestimmt – Faschismus-Rassismus! – und ein Carl Schmitt'sches Freund-Feind-Szenario errichtet. In vorauseilendem Gehorsam erklärt man den Gegner zu einem Monstrum von monumentaler Geschlossenheit, Schlagkraft und Kohärenz. (...) Wer nun die AfD monolithisiert, leitet Wasser auf ihre Mühlen. Denn monolithische Geschlossenheit ist es, um was sie ringt.
Natürlich wäre es theoretisch denkbar, mit Rechten zu "reden", ohne dass dieses Zugeständnis an deren ideologische Setzungen bereits im Voraus geschehen würde. Das wäre aber ein ganz anderer - nicht performativer - Rahmen nötig. Wenn, müsste man mit den Rechten zusammen was organisieren, bei dem evtl ein gemeinsamer, neutraler, nicht von "Performanz" durchtränkter Veranstaltungsort bestimmt würde. Denn sollte ihnen nicht bedenkenlos die eigenen Räume zur Verfügung stellen, erst recht nicht wenn - wie im Fall Gessnerallee - Räume des Performativen sind. In diesen performativen Räumen soll und muss die Unsicherheit herrschen dürfen, dass das, was da gesagt wird, nicht für bare Münze gehalten werden kann (eigentlich wird von in einem Theater ja meistens nicht die eigene Meinung vertreten). Wenn nun Jongen und Co ihre Ideologie ausbreiten ist es in einem Theatersaal unmöglich, sie zu "dekonstruieren" - durch die dramatische Aufladung werden sie entweder automatisch zu "Antagonisten", dadurch mythisch erhöht, oder noch schlimmer: das, was ihnen entgegnen wird, wird auch nur als "Theater" empfunden, als "nicht wirklich gemeint". Sogar - oder erst recht - wenn Jongen & Co gar nichts sagen würden, oder nur Blödsinn - würde also die Übernahme von ethischen, subjektiven Wertmassstäben in die Sphäre des Politischen weiter vorangetrieben ( dieses Phänomen ist mitverantwortlich, dass ein solcher Typ wie Donald Trump Präsident wurde, der an Chemtrails glaubt, gegen Impfungen ist, und an UFOS in Roswell).
Mit solchen, natürlich noch viel klügeren Sätzen, als ich sie zustandebringe, müsste nun also dem Jörg Scheller nun widersprochen werden. Aber die Frage, ob das so klebrige, subjektive "Ich-AG"-Blogs sein müssten, werfe ich nun doch auch mal in den Raum. Dieses Schreiben und Lesen stösst definitiv langsam an seinen Grenzen. Wenn die anderen mit ein paar Tweets mehr Realitäten schaffen, als wir mit diesen Tausenden von Zeichen. Nachtkritik erscheint mir trotzdem in diesen Tagen als einzig wirklich "sortierendes" und Klarheit anzustrebendes Portal. Deshalb ist es auch möglich, sich hier noch etwas auszutauschen. Besser wäre nun aber ein neues, noch zu erfindendes Format, das den "Tweet" besser bekämpft als diese Viel-Schreiberei.
Sehr geehrter Herr Schwarz - ich finde es arrogant und bevormundend zu behaupten, die meisten der hier Kommentierenden seien nicht in der Lage, die „raffinierten“ demagogischen Techniken der neuen Rechten zu durchschauen, ja, würden diese sogar heimlich bewundern. Wie kommen Sie dazu? Halten Sie Ihre Kolleg*innen oder das Publikum für so dumm oder anfällig für rassistisches Gedankengut?
Ich bin mir nicht sicher, ob Milo Rau recht hat mit seiner Ansicht, daß da eine Chance vergeben wurde - so blauäugig wie diese Veranstaltung geplant zu sein schien, mit diesem Titel und der Besetzung des Podiums usw.
Vielleicht sind Podiumsveranstaltungen mit AfDlern in Theatern generell eine schlechte Idee.
Aber er hat vollkommen recht mit seiner Feststellung, daß „es reichte, dass ein zweitklassiger rechter Denker am Horizont auftauchte, um die intellektuelle Szene der Schweiz in Besserwisserei und Angst implodieren zu lassen“. Und das ist bedauerlich.
Wieder kann sich die Rechte nach so einer Schildbürgerei die Hände reiben ohne auch nur eine Sekunde in Erklärungsnot gekommen zu sein. Diesen Effekt kann man der Gessnerallee genauso anlasten wie den Kritiker*innen der Veranstaltung. Theater laden die AfD ein und nach Intervention (ihrer Freunde? Immerhin scheinen Sie sich da alle gut zu kennen?) schnell wieder aus. Klar, daß es von rechts dann einfach heißt „Große Fresse und nüscht dahinter“.
Es ist ebenso blauäugig zu glauben oder zu hoffen, wenn man die gute Stube rein hält, sei die Sache getan. Wenn wir Pech haben, dann bekommt die AfD in Deutschland bald größere Podien, und dann sehen wir Theaterleute vielleicht bald alt aus, wenn wir ihnen nichts anderes als Boykott oder ein dokumentarisches Flüchtlingsstück entgegenzusetzen haben.
Ein Blick nach Dresden zeigt, daß die Sache höchst kompliziert ist. Die Stadtverwaltung überläßt seit Jahren den Rechten die großen Plätze dort als Bühne, gräßlich. Die Theater wehren sich heroisch und inszenieren Stücke gegen Pegida, gut. Aber da gehen die sowieso nicht hin. Dort geht ein Riß durch die ganze Stadt und es ist nötig, „denen“ mehr entgegenzusetzen als Buttersäure. Da braucht es Argumente und Gelegenheiten, diese Argumente zu formulieren. Was tun? Ich weiß es nicht, aber ich weiß, daß Abducken nicht reichen wird. Vielleicht hat Milo Rau doch recht. Schöne Grüße aus dem Osten.
bin ernsthaft interessiert an ernsthaftem Feedback. Eine ausführliche Version meiner Überlegungen mit Hyperlinks findet ihr hier:
joergscheller.de/blog/die-neue-avantgarde-rueckblick-auf-ein-podium-das-nicht-stattfand-1/
Im Jahr 2016 war der französische Philosoph Alain Badiou zu Gast im Theater Gessnerallee. Sein Verleger Peter Engelmann moderierte den Anlass.
Badiou spricht sich für die Anwendung von (physischer) Gewalt, für die Inkaufnahme von Kollateralschäden an Menschen und Dingen im politischen Kampf sowie für ein messianisches, an den Apostel Paulus angelehntes Führerprinzip aus – für die Durchsetzung des Kommunismus von oben (s. u.a. Das Jahrhundert, 2006 und Paulus, 2002; siehe auch Dirk Pilz' luziden Artikel zum Thema in der Berliner Zeitung vom 4.6.2013). Alles Weiche, Abwägende, Liberale verachtet Badiou. Sein Denken ist totalitär.
Die tageszeitung schrieb 2006 in ihrer Rezension zu Jahrhundert: "Badiou bestreitet weder die extreme Gewaltanwendung der Roten Garden noch die politische Verfolgung insbesondere von Intellektuellen, auch nicht die Hunderttausende von Toten. Sondern er rechtfertigt sie: Schließlich seien alle radikalen Versuche, die herrschende Ordnung umzustürzen, schon immer von Gewalt begleitet worden." Dabei bediene Badiou sich eines verbrämenden rhetorischen Kunstkniffs, indem er (revolutionäre) Gewalt im Sinne von Nietzsches "Umwertung aller Werte" deute. Äußerste Gewalt sei umkehrbar in den "äußersten Enthusiasmus". Die taz kommt zu dem Schluss: "Mit Badious politischer Philosophie … könnte man wirklich alles begründen, von staatlichen Gewaltexzessen bis zu individualistischem Terror."
Anders als beim unter dem Druck Kulturschaffender abgesagten Podium "Die Neue Avantgarde" regte sich unter diesen kein Protest gegen Badious Auftritt. Man strömte nur so in das Theater Gessnerallee – Badiou will doch das Gute, ja das absolute, das totale Gute: nichts Geringeres als das neue Neue Jerusalem des Kommunismus (siehe hierzu Friedrich Engels Lektüre der Johannesoffenbarung), in welchem alle Widersprüche endlich aufgelöst sind.
Wo waren die KritikerInnen der Gewalt, des Populismus, des Totalitären, des Universalismus und der Ideologie, als Alain Badiou in Zürich auftrat? Wo waren die mit Blick auf "Die Neue Avantgarde" so vehement eingeforderten "Gegenpositionen" auf dem Podium? Wo war der Skandal ob einer vorgeblich erlöserischen, in der Konsequenz aber menschenverachtenden Philosophie, in welcher das spekulative Schicksal des großen Ganzen dem konkreten Schicksal der Einzelnen übergeordnet ist?
Im besten Fall steht zu befürchten, dass in diesem Fall ganz einfach das galt, was man in der Reagan-Administration über Saddam Hussein zu sagen pflegte: "Wir wussten, dass Saddam ein Schurke war. Aber er war unser Schurke."
Im schlimmsten Fall, dass der Schurke gar nicht erst als Schurke wahrgenommen wurde.
Zu Ihrer Kenntnisnahme, ohne dass ich Ihnen eine politische Sympathie unterstellen möchte: Strohmann-Argumente der Struktur "Wo waren die XXX, als YYY?" sind derzeit sehr beliebt in der Neuen Rechten, um den Gegnern Heuchelei zu unterstellen. Oder eben "Doppelmoral". Zwischen zwei Sachverhalten wird eine Analogie hergestellt und das ganze von einer politischen zu einer Frage moralischer Konsequenz und "Reinheit" gemacht, damit letztlich die Glaubwürdigkeit des Gegners unterhöhlt werde. Unterschiede zwischen den herangezogenen Sachverhalten werden dabei ausgeblendet.
Ein wesentlicher Unterschied jenseits dieser rhetorischen Funktion Ihrer Frage: Auch 2016 war die Machtübernahme eines totalitär messianischen Kommunismus nicht zu befürchten, man konnte sich also unkompliziert mal den eigenen Befreiung- und Säuberungssehnsüchten hingeben an einem von der peer group gerade sanktionierten und aufgehippten "Denker". Diese Sehnsüchte sind ja kein Gendefekt einer seltsamen Nazipopulation, sondern etwas, dass wir alle mehr oder weniger, öfter oder seltener, haben.
Die aktuellen Machtergreifungsbestrebungen der Rechten sind aber real und finden statt. Und deswegen findet auch politischer Protest dagegen statt, zumal von den Leuten, die durch eine zu befürchtende rechte Kulturpolitik ihre Arbeit verlieren werden und sich nicht berufen fühlen, ihr Fähnchen dann halt nach dem Wind zu hängen.
lieber Lenny,
besten Dank, im Falle des Posts von Schwarz sind das doch – und dies ganz ironiefrei - einmal starke Argumente. Dass Lenny hingegen alsgleich zum Totschlagargument "Die-Neuen-Rechten-machen-das-auch-so!" greift – in der Tat: Unterschiede werden nur zu gerne ausgeblendet –, nun ja. Falls es nicht möglich sein sollte, Doppelmoral oder blinde Flecke des eigenen Lagers zu diagnostizieren, ohne gleich in den Dunstkreis der NR angeschoben zu werden, hätten wir ein gewisses diskursives Problem.
Es ist richtig, dass derzeit nicht die Kommunisten nach der Macht greifen. Aber es ist auch richtig, dass a) der Kommunismus nie in Reinform existiert hat, sondern überwiegend in nationalistischen, mythischen, autoritären bis totalitären Versionen, dass sich b) bspw. Bannon auf Lenin beruft und Putin auf das wenn nicht ideologische, so doch machtpolitische Erbe der Sowjetunion. Deshalb scheint mir das komfortable gnostische Szenario "Rechts gegen Links" am Kern des Problems vorbeizugehen – wir erleben, und das ist die eigentliche Herausforderung, die Hybridisierung des Autoritären und Identitären, wie u.a. F. Hill und C. Gaddy in "Mr. Putin" überzeugend herausgearbeitet haben. Deshalb müssen sich auch, so meine Überzeugung, die Kritik und die Agitation hybridiseren, wie ich unlängst auf meinem Blog argumentiert habe. Die rhetorischen Haubitzen des letzten Jahrhunderts, die nun allenthalben aufgefahren werden, vermögen wenig gegen die smart bombs des Gegners auszurichten. Wie heimelig es doch war, als man es nur mit "Faschos", "Glatzen" und dergleichen zu tun hatte.
Mich treiben darüber hinaus die Fragen um, wie man a) aus den gegenwärtigen Eskalationssprialen, in welchen die Gegner sich einander anverwandeln, herauskommt und b) wie man in sie hineingeraten ist. Meine These wäre, dass man zu lange Positionen wie jene Badious als gangbar, ja als legitim erachtet und damit implizit Steilvorlagen für die Neuen Rechten geschaffen hat: Wenn unverbesserliche Gewaltphantasten wie Badiou auftreten dürfen, wenn sie ihre Texte in renommierten Verlagen verbreiten dürfen – warum dann nicht auch wir? Oder: Wenn das Geschlecht einzig sozial konstruiert sein soll, warum sollen wir dann nicht sagen dürfen: einzig biologisch? Et voilà, die Sandkastenspiele haben begonnen. Kurz, jeder Hauch von Doppelmoral wird als Hebel für Reaktionäres verwendet werden. Man kann die Neuen Rechten zwar tapfer bekämpfen, wer aber nicht zugleich die Bedingungen der Möglichkeit der Renaissancen des Autoritären und Illiberalen bekämpft, kämpft schon jetzt auf verlorenem Posten.
Mit besten Grüssen,
Jörg Scheller
Die Moralisierung politischer Diskurse scheint mir allerdings schon seit Jahren ein erhebliches Problem zu sein, in allen Lagern.
„Warum Paulus?“, fragt Badiou. „Warum ausgerechnet diesen Apostel bemühen?“ Badiou interessiert sich für die gründende Kraft eines Anfangs, der bei Paulus gesetzt wird. Und zwar nicht in Hinblick auf die Gründungsgeschichte der Kirche als Institution, sondern als Gründungsmoment einer universalen Figur, die keine Ausnahme duldet – zu keiner Zeit und an keinem Ort. Für Badiou ist Paulus unser Zeitgenosse, und zwar nicht nur, weil er die politische Frage berührt, wie der Staat von heute (die parlamentarische Demokratie) als Asyl- und Gesetzgeber nach dem Prinzip der Differenz (Franzose versus Nicht-Franzose) Urteile fällt, sondern weil sich mit Paulus ein Punkt bezeichnen lässt, der außerhalb der Ordnung von Staat und Gesetz steht. Die paulinische „frohe Botschaft“ gilt Badiou als radikale Universalität und sie begründet die „Gleichheit der Menschen selbst.“
In einem Artikel über eine Erfahrung mit dem rassistischen Vorgehen der Polizei gegen seinen zu dem Zeitpunkt gerade 15-jährigen schwarzen Adoptivsohn beschreibt er die Lebensrealität migrantisch aussehender Jugendlicher in Frankreich. Anhand dieses Berichtes über eine einzelne der zahlreichen illegitimen Festnahmen zieht er das Fazit:
„De tous les griefs mentionnés par les jeunes révoltés du peuple de ce pays, cette omniprésence du controle et de l’arrestation dans leur vie ordinaire, ce harcèlement sans treve, est le plus constant, le plus partage.“ (in: Le Monde, 2005)
Badious Schlusswort zu diesem Artikel beinhaltet nicht nur die Zustimmung zu den Unruhen in den französischen Banlieues, sondern auch seine Verachtung für den französischen Staat als Ursprung des institutionellen Rassismus.
(Vergleiche hierzu auch den Bericht der Vereinten Nationen zur Situation von Schwarzen in Deutschland: www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2017-02/vereinte-nationen-rassismus-schwarze-deutschland-un-arbeitsgruppe-isd)
Alles, was Badiou an Paulus interessiert, ist dem Imperativ zur Neuerfindung des Planeten gewidmet.
Merci,
Henry
Der Kommunismus hat einfach noch nie existiert. Weder in der nationalistischen noch in der mythischen noch in der autoritären bis totalitären Version. Das ist so, weil Kommunismus explizit das alles gar nicht ist, nach der Definition von Kommunismus. Nationalistisch kann er gar nicht sein, weil er die globale Gerechtigkeit (jeder nach seinen Bedürfnissen) in der Ressourcenverteilung definitiv voraussetzt. Mythisch kann er auch nicht sein, weil ihn vor Marx niemand geschichtlich begründet ihn als Gesetzmäßigkeit gesellschaftlicher Entwicklung beschrieben hat. Zum einen. Und zum anderen weil Marx kein Mythos war, sondern ein ziemlich begnadeter Ökonom und Historiker mit einigen anderen beiläufigen Talenten, in denen er aber auch ziemlich unerreicht gut war. Und er hatte ja auch diesen überaus fleißig, empirisch arbeitenden Soziololgen an seiner Seite, auf dessen Zuarbeit er sich jederzeit verlassen konnte. Immer wenn versucht wurde, einen Kommunismus zu installieren mit autoritären oder totalitären Mitteln, war das aber gar kein Kommunismus, sondern etwas, was realer (oder reeller) Sozialismus genannt wurde. Kommunismus lässt sich naturgemäß nicht installieren, sonder er könnte allenfalls geschehen. Allerdings geht nun einmal seit Marx das Gespenst der Idee des Kommunismus um. Nicht nur in Europa. Der das Einfache ist, was schwer zu machen sein soll. Aber es ist nicht schwer zu machen, sondern gänzlich unmöglich zu MACHEN. Es wird geschehen, weil die Natur die Menschheit zur Kommune zwingt. Kann aber auch sein, dass die Menschheit das nicht mehr überlebt. Dann haben wir einen Kommunismus, aber keinen, der ihn erlebt. -
Im Unterschied zu all dem ist es aber vollkommen sicher, dass es einen Faschismus gab. Sogar einen in seiner totalitärsten Version. Weil Faschismus einfach immer auf - heute weltfremd gewordenem - Nationalismus und daher selbstredend auf Rassismus (JEDE fremde Nation, steht ja der eigenen bei der Besitzstandsoptimierung im Wege! - wie soll es da z.B. eine afrikanische oder iranische oder russische oder amerikanisch oder weißdergeier nicht tun!) vor allem aber auf diesem kriegstreiberischen Hang zur Besitzstandsvermehrung beruht.
Es zeigt sich unter anderem auch in der Sprache derjenigen, die das nicht wahrhaben wollen, sie verwechseln Argumente mit Waffen, z.B. "Haubitzen", Brustdrüsen mit mythischen Emotionsbeschleunigern und Gespräche mit Stellungskriegen per Kämpfen in Gräben, die eines Frontabschnitts entlang gebuddelt wurden, wie weiland im ersten Weltkriege, als die gesellschaftlich anerkannt hochgebildeten adligen Offiziere noch den Soldaten sagen konnten, wo es lang geht zum Herrn auf immer...
Kein Wunder, dass die also lieber aus einer Sache, die es gar nicht real gibt und real auch gar nicht gegeben hatte bisher und die man auch nicht herbeiführen kann, einem Gespenst also, eine unglaublich große Angst haben und es deshalb schon mal vorsorglich bekämpfen mit allen ihnen zur Verfügung stehenden Mitteln. Sie haben mehr Angst vor einer Idee, die eine gerechte Verteilung der globalen Ressourcen und den Bedeutungsverlust ven "Besitz" - und zwar einen ALLE Menschen erfassenden Bedeutungsverlust, bedeutete, als vor Kriegen jeder Art und Zerstörung jeglicher Natur, auch der Zerstörung ihrer eigenen Thymusdrüsen.
Tja, was will man da machen? - Theater jedenfalls hilft da auch nicht.
Als erstes würde ich gern wissen, wie der genau ausgesprochen wird, und ob in Altgriechischen und Neugirechisch gleich oder unterschiedlich als eher stimmloses "th" oder stimmhaftes "t(eta)" und ob eindeutig "i" oder eher das "i" als mit einem Anklang von Ypsilon gesprochen??
Dann würde ich gern wissen, ob jemanden bekannt ist, dass der Begriff zu irgendeiner Zeit nicht nur als "Zorn", sondern explizit als "Volkszorn" benutzt wurde?? Wann und wo genau?? - Danke, es ist wirklich schwer, irgendwelchen Theorien zu folgen oder erst recht, sie kritisieren im Sinne von eher befürworten oder ihnen eher widersprechen zu wollen, wenn diese Sprachdinge vorab immer nicht geklärt sind. Schon in den Theorien nicht so recht. Ich weiß auch nicht, warum das so sein muss offenbar...
Nun gilt es, sich wieder konkreter politischer Arbeit zu widmen.
- Komplexität ist Komplexität - schon mathematisch - weil sie NICHT reduziert werden kann. Komplexität wird durch eine gleichwertige Komplexität abgelöst, sie bleibt Komplexität bis sie durch eine gleichwertige Komplexität außer Wirkungskraft gesetzt wird. D. h. Komplexität kann nur - wenn sie allzu unbequem im Lebensweg steht - geleugnet.
- Wenn Sie meinen, sie schreiben, schrieben "verschwurbelt", warum genau tun sie es dann - um gezielt nicht undoder missverstanden zu werden?
- Wenn sie sich auf so wenig Literatur aus den 10er Jahren des 21. Jahrhunderts beziehen um mit ihnen zu so wenig Literatur aus speziell den 90er Jahren des 20. Jahrhunderts herstellen zu wollen, warum lassen sie es dann nicht ganz bleiben?? Das ist ja ein eher polemischer Text und der braucht sich dann auch nicht den Anschein eines Essays oder einer wissenschaftlichen Streitschrift geben.
- Ich kann Ihrem Text formal nicht entnehmen, ob Sie ein bekennend ambivalent denkender, fühlender und handelnder Mensch sind und sich deshalb - zu recht - durch den gesellschaftlich verbreiteten bis bürokratisch gehüteten, vereinfachenden und aggressiv eingeforderten Gesprächsdualismus verletzt und als Mensch mit individuellen Prägungen bedrängt fühlen oder ob sie einfach nur verzweifelt gern so ein Mensch wären.
- Der Text ist dafür, dass er so emotional verfasst ist, als veröffentlichter Text zu lang.
Weil Komplexität - schon mathematisch - nicht reduziert werden kann, sondern höchstens geleugnet/ignoriert - mathematisch verabredet man so etwas was und stellt das auch dar - sozial (also auch poltisch) funktioniert dies sowohl spontan als auch verabredet, kann Komplexität auch nicht "gespielt" werden oder "dargestellt" werden wenn sie nicht existiert.
Es wird aber sehr häufig Komplexität mit angehäuften Kompliziertheiten verwechselt - vor allem von Nicht-Mathematikern - was dazu führt, dass Populisten von ihren Zuhörern/Zuschauern erst zu Populisten gemacht werden. Kompliziertheiten sind halt kompliziert und nur arbeitsreich nacheinander abzutragen, weshalb es einfacher ist, davon auszugehen, dass man es mit Komplexitäten zu tun habe, die bekanntermaßen irgendwie immer größere Experten fordern, als man selbst so als Zuschauer/Zuhörer ist...
Auch dies ist durchaus kein komplexes Problem, sondern nur ein kompliziertes. Man kann ihm durch strikt achtsam den eigenen Instinkten folgendes Lernen begegnen.
www.zhdk.ch/veranstaltung/33674