Wir sind die Fäden im Teppich

von Katrin Ullmann

Hamburg, 8. April 2017. Sie hält inne und steht einfach nur da. Traurig. Die Schultern hängend. Die Haare zu langen Zöpfen geflochten, die Augen voller Lebenswissen, die Stimme voll ruhiger Verzweiflung: "Ich habe nichts halten können, alles ist mir entglitten, wie durch ein Sieb mit zu großen Löchern, verschwunden." Die fast 100-jährige Stasia spricht diese Worte, als sie von Miqa erfährt. Als sie erfährt, dass er im Koma liegt. Nachdem er verhaftet worden war. Verhaftet, weil er einen Film gedreht hatte. Einen über seine Großmutter Sopio, eine Dichterin, die einst in Dissidentenkreisen verkehrte.

Die Dichterin ist schon lange tot. Stasia liebte sie heimlich und leidenschaftlich. Jetzt liegt also deren Enkel im Sterben, und Stasia steht ganz still. Aus dem Dunkel nähert sich da Sopio, nimmt Stasia zärtlich in den Arm, führt sie zum Tanz, behutsam, verzeihend. Wehmütige Weisen, Streichermelodien bauen die musikalische Wolke dazu, eine Szene, unfassbar traurig. Eine Szene, die von ungelebtem Leben erzählt, aber auch von Trost und Glaube. Eine Szene mit Barbara Nüsse als mädchenhaft gealterter Stasia und André Szymanski als androgyner Sopio.

Ein Sechs-Generationen-Epos

Es gibt einige solcher ruhigen, sehr bewegenden Szenen an diesem Abend. An diesem Abend, an dem Jette Steckel es wagt, "Das achte Leben" von Nino Haratischwili auf die Bühne zu wuchten. Es ist die Bühne des Thalia Theaters. Was schlichtweg bedeutet, dass der Regisseurin ein grandioses Schauspielerensemble zur Verfügung steht. Und immer dann, wenn Steckel diesen Schauspielern – die sich grandios-virtuos zum Teil in Zigfach-Rollen werfen – Raum lässt zu spielen, auszuholen in kleinen Gesten und in feinen Zwischentönen zu agieren, dann gelingen (so abgedroschen diese Beschreibung jetzt auch klingen mag) tatsächlich poetische Momente voll großer Zartheit.

8teLeben1 560 Armin Smailovic hDie mädchenhaft gealterte Stasia: Barbara Nüsse © Armin Smailovic

Dass Steckel nicht allzu oft inne hält an diesem Mammutabend, ist der Sache selbst geschuldet. Bei dem Vorhaben, Haratischwilis mehr als 1.000-seitigen Roman zu inszenieren – sei er auch noch so klug auf die Eckpunkte gekürzt – bleibt einfach nicht viel Zeit. Schließlich erzählt Haratischwili darin von nicht weniger als sechs Generationen der Familie Jaschi. Sie erzählt, wie diese sich unter dem Zaren, im kurzzeitig unabhängigen Georgien, in der Sowjetunion und nach 1991 im wiederum freien, von Sezessionskriegen zerrissenen Land behaupten muss. Jeder auf seine Weise. Mit Lügen und Verrat, Liebe und Hass, Widerstand und Fahnentreue. Es ist ein gigantisches Tableau, das die Autorin gezeichnet hat. Eine faszinierende Chronik, die bei Erstveröffentlichung im Jahre 2014 Leser und Kritiker in Verzückung versetzte und mittlerweile in der 8. Auflage erscheint.

Blutrot entrollt sich die Historie

Es gelingt der gebürtigen Georgierin und Wahlhamburgerin, Jahrgang 1983, die politische und die Familiengeschichte geschickt und doch lose ineinander zu verweben. Eben so, als wäre die Geschichte ein Teppich. Ein gemusterter Teppich. "Du bist ein Faden, ich bin ein Faden", erklärt Stasia relativ am Anfang des Romans ihrer Urenkelin Niza (Lisa Hagmeister). "Zusammen ergeben wir eine kleine Verzierung, mit vielen anderen Fäden zusammen ergeben wir ein Muster. Die Muster sind einzeln schwer zugänglich, aber wenn man sie im Zusammenhang sieht, ergeben sie fantastische Dinge."

Dass Florian Lösche für die Bühnenadaption dieses Epos einen gigantischen, schätzungsweise ganze 60 Meter langen Teppich entworfen hat, ist so schlüssig wie eindrucksvoll. Im Laufe der fast fünfstündigen Inszenierung wird dieser Teppich sich langsam von einer hoch aufgehängten Rolle wickeln, wird schwer und blutrot den Raum füllen. Er wird nach und nach dekorative Muster offenlegen, gewebt aus politischen Konterfeis, virtuos komponiert aus Ähren, Hämmern und Kreuzen, aus Pistolen und Patronenhülsen.

Cineastische Opulenz

Auf diesen Teppich lässt Steckel meist Historie projizieren. Sie hinterlegt ihrer szenischen Zeitreise jeweils historisches Material: Aufmärsche, Straßenszenen, Truppenübungen, Turnfeste, Marineschiffe, Panzerfahrten, Revolutionswirren und so weiter (Video: Zaza Rusadze). Auf akustischer Ebene wird ebenso geschwelgt (Musik: Mark Badur) wie im Kostüm (Pauline Hüners) und anfangs auch im Tanz (Choreografie: Yohan Stegli). Diesen opulenten Roman dermaßen opulent zu bebildern, hat allerdings zur Folge, dass die Figuren und ihre Worte zuweilen im Gefecht der sich konkurrierenden Künste verloren gehen. Da hebelt ein Effekt den anderen aus, da spielen sich die Schauspieler (mit Mikroports verstärkt) einen Wolf, um gegen eine vielschichtige Film-Sound-Tanz-Collage anzugehen. In gelungenen Momenten hat das einen mitreißenden cineastischen Effekt, in weniger gelungenen wirkt es wie ein dokumentarischer Dauerlauf durchs Jahrhundert mit unterhaltenden Reenactement-Szenen, produziert für Phoenix in der Primetime.

Immer aber – abgesehen von einigen puren und umso eindrucksvolleren Szenen – entsteht dadurch Distanzlosigkeit. Man ist atmosphärisch gefangen in jener Familiensaga, in der durchweg starke Schauspieler – man möchte mehr Zeilen haben, um sie alle einzeln zu feiern – starke Figuren spielen. Und so bleibt der Blick verstellt auf eine mögliche Meta-Ebene, auf ein pars-pro-toto. Auf eine Geschichte, die sich unaufhaltsam entrollt wie ein Teppich. Einen Teppich, dessen Muster sich immer wieder wiederholen. Und auf dem nur die Zeichen, aus denen diese gewebt sind, variieren.

 

Das achte Leben (Für Brilka)
von Nino Haratischwili
Bühnenfassung von Emilia Heinrich, Julia Lochte und Jette Steckel
Uraufführung
Regie: Jette Steckel, Bühne: Florian Lösche, Musik: Mark Badur, Kostüme: Pauline Hüners, Choreografie: Yohan Stegli, Video: Zaza Rusadze, Dramaturgie: Julia Lochte, Emilia Heinrich. Mit: Lisa Hagmeister, Franziska Hartmann, Mirco Kreibich, Karin Neuhäuser, Barbara Nüsse, Sebastian Rudolph, Maja Schöne, Cathérine Seifert, André Szymanski.
Dauer: 4 Stunden 30 Minuten, eine Pause

www.thalia-theater.de

 

Kritikenrundschau

"Jette Steckel ist ein wahrlich großer Abend gelungen", jubelt Katja Weise auf NDR Kultur (9.4.2017). Steckel und ihre Dramaturgin hätten aus dem opulenten Roman eine kluge Fassung destilliert "und sind trotz der massiven Kürzungen ganz nah dran an den Figuren, nie geht die Geschichte verloren", so Weise. Die sehr düstere Geschichte werde aufgelockert "mal durch Musik (...), mal durch überzeichnetes, fast slapstick-haftes Spiel – mit viel Gefühl für Rhythmus und Timing". Dabei könne Jette Steckel sich auf die Schauspieler verlassen: "Was das Ensemble an diesem Abend leistet, ist schlicht großartig."

"Für alle AfD-Sympathisanten, Putin-Freunde und Erdoğan-Fans sollte diese historische Lehrstunde zwangsverpflichtend sein", schreibt Till Briegleb in der Süddeutschen Zeitung (12.4.2017). Denn "wer nach Zwang ruft, sollte den Preis der freiwilligen Unfreiheit kennen, die er in Freiheit preist." Briegleb lobt Jette Steckels "kluge Zurücknahme" in der chronologischen Erzählung des Stoffs – "psychologische Figurenentwicklung ist Steckels plausibles Webmuster, mit dem sie diesen ungeheuren weltpolitischen Stoff, der sich über fünf Generationen und 13 Staatsoberhäupter dehnt, packend strukturiert." Ein Extra-Lob erntet Mirco Kreibich, "der sich in elf Rollen – vom netten Weißgardisten über die verzweifelte Geliebte Kostjas bis zum schuldgequälten Geheimdienstfunktionär – als Genie der Metamorphosen beweist", so Briegleb: "Mit berauschender Verwandlungsfähigkeit erschöpft er den ganzen historischen Kosmos der Nebenfiguren, die schicksalhaft auf den Weg dieser Familie einwirken."

 

Kommentare  
Das achte Leben, Hamburg: großes Kino
Ein Sog, ein Brennen, ein Jahrhundertroman. Über 100 Jahre und 1200 Seiten umspannt der Roman von Nino Haratischwili, erzählt den Aufstieg und Fall des Kommunismus aus der Sicht von fünf Generationen der georgischen Familie Jaschi: Warum etwa aus dem freundlichen Kind Kostja ein gar nicht mehr freundlicher Großvater wird.

Jette Steckel schafft mit ihrer Bühnenfassung eine magische Adaption, aus dramatischen Episoden und heiteren Momenten, die den Zuschauer fast fünf Stunden in ihren Bann zieht. Die neun Spieler verweben die Verstrickungen ihrer Figuren mit dem System, mit den Herrschenden, mit den anderen, zu einen großen roten Teppich, der im Laufe des Abends Stück für Stück abgerollt wird. Sie tanzen, singen und spielen vor historischen Filmprojektionen und geben eine Ahnung davon, wie es hinter dem eisernen Vorhang gewesen sein könnte. Geschichte ist immer erstmal subjektiv – bevor Historiker bemüht sind eine Art Objektivität herzustellen. Jette Steckel bringt uns die Subjektivität der Figuren ganz nah und schreibt damit Geschichte.

Großes Kino, großes Theater. Stehende Ovationen.

mehr unter http://kulturblogg.de/index/das_achte_leben_fuer_brilka
Das achte Leben, Hamburg: Sternstunde
Auch vier Tage nach der Premiere muss ich immer wieder an diesen Abend denken, kommen immer wieder einzelne Szenen und Momente zurück in meine Erinnerung, hört die Faszination des Erlebten einfach nicht auf.

Die Vielfalt an Ideen über die Jette Steckel und ihr Team, die Kostümbildner, die Lichtgestalter, die Bühnenbildner und die Musik verfügen ist auch für einen sehr erfahrenen Theatergänger wie mich nahezu unfassbar.

Das grossartige Ensemble agiert mit traumwandlerischer Sicherheit in einer Mischung aus unbändiger Spielfreude und künstlerischen Vermögen allererster Güte.

Eine Sternstunde des zeitgenössischen Theaters.
Das achte Leben, Hamburg: Wimmelbild
Ein Projekt von Castorfschen Dimensionen stemmte Jette Steckel am Thalia Theater. Fast fünf Stunden dauert dieses Unterfangen. Nach sprödem Beginn entfaltet sich ein ausuferndes Panorama. Im Idealfall sollten sich die einzelnen Fäden zu dem Teppich verweben, den Barbara Nüsse ziemlich früh als Leitmotiv einführt und der nach und nach auf der Bühne entrollt wird. Ähnlich wie bei Castorf ist es aber auch bei dieser Romanadaption herausfordernd, im Beziehungsgeflecht der Figuren den Überblick zu behalten, obwohl das Programmheft einen Stammbaum der Familien Jaschi und Eristawi bietet.

Natürlich gab es starke Szenen, die in Erinnerung bleiben, z.B. Mirco Kreibich als sadistischer Geheimdienstscherge, der befiehlt, dass bei der schwangeren Kitty (Maja Schöne) eine tödliche Frühgeburt eingeleitet wird, weil sie sich im Verhör weigert, die gewünschten Informationen preiszugeben. Oder das starke Finale zu „Home is where it hurts“: Der Song, mit dem Xavier Dolan seinen Film „Einfach das Ende der Welt“ begann, bringt die wechselvolle Familiengeschichte auf einen Nenner.

Statt eines überzeugenden Musters ist die Inszenierung über weite Strecken ein Wimmelbild aus zu vielen Fäden.

Komplette Kritik: https://daskulturblog.com/2018/01/28/das-achte-leben-fuer-brilka-familiensaga-von-jette-steckel-am-thalia-theater-nach-nino-haratischwili/
Das achte Leben, ATT Berlin: Wohlfühltheater
Was für ein schlechter Abend. Hätte ich nich im Deutschen Theater i. Berlin mir dieses Gastspiel sngesehen, ich hätte gedacht ich bin in einem Musical. Wo ist die Metaebene, wo sind die historischen Queerverweise, wo sind die Schauspieler, die diesen Rollen, Charakterstärke über den Text hinaus geben. Das Buch schrammt in der Vielzahl seiner Plots, seiner Dialoge und der dramatischen Verdichtung nah an einer Soap Opera vorbei. Doch wo der Wille zum Pathos im Buch selbst das unwahrscheinlichste Glaubhaft zu verkaufen weiss, scheitert dies im Theater. Alte Frauen die Kinder spielen, eine rote Armee die klischeehaft Rot kostümiert ist, im Hintergrund propaganda videos aus alten Nachrichten, clowneskes Schauspiel. Haben wir im Theater nicht schon stärkere Formen gesehen? Oben viel der Name Castorf. Ich denke bei Castorf wäre wirklich ein Text und die Geschichte des 20 Jahrhundeets verhandelt worden. Dies ist leider Wohlfühl Stadttheater.
Das achte Leben, ATT Berlin: Enttäuschung
Ich war voller froher Erwartungen, spielen doch drei Damen des DT -Ensembles einen nachdenklichen und komischen Text der Autorin ("Muttersprache Mameloschn") in den Kammerspielen, und hatte ich doch Inszenierungen von Frau Steckel an diesem Hause in guter Erinnerung (besonders "Kleinbürger" von Gorki mit einer neuen Sicht auf das Stück und einer interessanten Ästhetik; wenngleich die Sicht auf die Rolle des Nil sich als nicht spielbar erwies).

Aber DAS war eine Enttäuschung und ein großes Ärgernis.
Ständig wurde von der Regie den Schauspielern ein Mißtrauen ausgesprochen:
Wenn sie vielleicht etwas zu spielen gehabt hätten, wurde ein Film eingeblendet, und die - wie man weiß sehr guten Schauspieler, aber nicht als solche zu erkennen - wurden zum untergeordneten Schnipsel in einem Großraumbild degradiert und meistens auch noch schlecht beleuchtet.
Da offensichtlich keine Texte herausgefunden worden waren, die genügend Argumente hatten, um Figuren damit handeln zu lassen, wurde sehr viel gebrüllt. Und es stimmt: Wer brüllt hat Unrecht. Mögliche Figuren waren also erledigt.
Die Schauspieler (tatsächlich oft diese und nicht die Figuren) tauschten Befindlichkeiten aus. Das ruiniert jede dramatische Handlung.
Und wenn es gar nicht anders ging, wurden die Damen und Herren frontal an der Rampe aufgestellt, und waren angehalten, ihre Texte wie zur Überzeugungsarbeit in den Saal zu rufen.

Und was soll (mir) diese oberflächliche (und langweilige) Beschäftigung mit der Geschichte Georgiens und Rußlands. Hetzerische Veröffentlichungen über die Länder im Osten gibt es genug. Dazu braucht sich das Theater nicht mißbrauchen zu lassen.

Schauspielerisch interessierten mich nur Frau Nüsse, die dank ihrer Lebenserfahrung und ihrer sehr guten schauspielerischen Mittel (da war jedes Wort zu verstehen) sich durch den Abend trug und verblüffend war, wie sie die ganz junge Lebensphase ihrer Figur spielte und tanzte, und Herr Kreibich, dem die Vielfalt der Rollen zu differenziertem Spiel verhalf und der verblüffte durch die für einen Schauspieler ungewöhnlichen tänzerischen Mittel.

Das Publikum regierte begeistert (soweit ich es verfolgen konnte, ich verließ am Ende schnell den Saal). Wovon begeistert?
Diese Theater war nicht schmerzhaft. Es wollte keinerlei Gehirnwindungen bewegen, neu und anders nachzudenken; und es war auch frei davon, sich ins Befinden des Einzelnen einzumischen. Es waren ausreichend Plattheiten zu hören, denen man beifällig nickend zustimmen konnte (wenn man das wollte).
Es gab genügend "Show"-Einlagen, von denen man denken konnte, sie sind aus der amerikanischen (u.a.) TV-Unterhaltung bekannt und hinreichend abgenutzt.

Ich werde die nächsten Inszenierungen von Frau Steckel meiden.
Peter Ibrik
Berlin-Pankow
Das achte Leben, Hamburg: Ein Jahrhundert im Stream
Durch einen mehr als unwahrscheinlichen Zufall habe ich gestern erfahren, dass die Aufführung von Nino Haratischwili aus dem Thalia Theater in Hamburg zur ihrem Roman 'Das achte Leben (für Brilka)', beim Internationalen Theaterfestival in Tiflis gestreamt wird. Dabei hatte ich erst wenige Stunden zuvor den über 1200 Seiten starken Roman zu Ende gelesen. Dass es heutzutage möglich ist, ein Theaterstück (via Georgien) am großformatigen Fernseher anschauen zu können, fasziniert mich auch nach 20 Jahren Internet immer noch. Mehr als vier Stunden Theater aus 'der ersten Reihe' mit Untertiteln in georgischer Schrift.

Allerdings war ich dann auch weitgehend mit meiner Faszination am Ende. Viereinhalb Stunden Theater reichen nicht im Entferntesten für einen 1277 Seiten langen Roman, der eine verästelte Familiengeschichte beschreibt, die sich chronologisch über vier Generationen und über mehr als hundert Jahre zieht und auch viel Raum für zeitgeschichtliche Ereignisse lässt. Selbst wenn nicht alle im Buch vorkommenden Personen und Ereignisse dargestellt wurden, war es doch kaum möglich beim Personentableau die Übersicht zu behalten. Meine Frau, die das Buch nicht gelesen hat, konnte nur deshalb einigermaßen folgen, weil ich ihr immer wieder erklären konnte, wer gerade in welcher Szene wen darstellte. Warum dazu auch noch zwei Frauenrollen von Männern gespielt werden mussten, hat sich mir nicht erschlossen und auch nicht gerade zur Übersichtlichkeit beigetragen. Im Nachhinein muss ich die Zuschauer bewundern, die bei der realen Aufführung über die gesamte Aufführungsdauer die Augen offen halten konnten, zumal sich das Geschehen auf der Bühne meist vor schwarzem Hintergrund abspielte.

Am positivsten fand ich den riesigen Wandteppich, der zeitweise den Bühnenhintergrund vollkommen ausfüllte und die Metapher 'der miteinander verwobenen Leben' real mit großer Wucht greifbar machte. Wie die Requisiteure diesen riesigen Teppich hergestellt haben, das hätte mich schon interessiert.

Insgesamt hat mir das Stück - im Vergleich zum Buch - keinen zusätzlichen Aspekt eröffnet, aber immerhin, das Buch verdorben hat es mir auch nicht. Insgesamt gesehen fand ich persönlich die Inszenierung nicht gut - schade.

Wie das Theaterstück auf Zuschauer wirkt, die das Buch nicht kennen, kann ich mir nicht mehr vorstellen. Vielleicht wirkt es ja dort aus sich selbst heraus und das sollte ein Theaterstück eigentlich immer.
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