Für herausragende Leistung eines Ensembles

31. Mai 2017. Die Theaterfachzeitschrift Theater der Zeit vergibt in diesem Jahr erstmals den Martin-Linzer-Theaterpreis. Der Preis soll herausragende künstlerische Leistungen eines Ensembles im deutschsprachigen Raum würdigen, wie es in einer Presseaussendung heißt. Der erste Preisträger ist der Mitteilung zufolge das Schauspiel Leipzig und wird dort am 14. Juni 2017  vor der Vorstellung von Die Maßnahme / Die Perser durch den Allein-Juror (und Verlagsleiter von Theater der Zeit) Harald Müller dem Ensemble übergeben. Unter der Leitung des Intendanten Enrico Lübbe habe sich das Schauspiel Leipzig zu "einem zentralen Ort gedanklicher und künstlerischer Debatte" entwickelt, so Harald Müller in seiner Begründung der Preisentscheidung. 

Weiter heißt es: "Kennzeichnend für den Leipziger Weg sind die künstlerischen Doppelbefragungen von antiken und zeitgenössischen Stoffen, von Stücken der Moderne, aber vor allem von origineller Gegenwartsdramatik, mit der das Haus inzwischen auch überregional Anerkennung und Bewunderung erzielt." Besonders hervorgehoben werden neben Lübbes Verdienst auch die Arbeiten der Regisseure Philipp Preuss und Claudia Bauer, die dieses Jahr mit ihrer Inszenierung 89/90 erstmals zum Berliner Theatertreffen eingeladen wurde.

Kenner des DDR-Gegenwartstheaters

Der Namensgeber des Preises Martin Linzer war 57 Jahre lang bis zu seinem Tod im Jahr 2014 der Zeitschrift Theater der Zeit als Kritiker verbunden. "In der Verbindung von genauer Beobachtungsgabe, unaufdringlicher Intellektualität und politischer Haltung lag Linzers Verdienst", so die Pressemitteilung. "In der Tradition von Herbert Ihering prägte er eine dezidiert linke Theaterkritik und verfolgte dieses Anliegen bis ins beginnende 21. Jahrhundert."

Geboren am 8. September 1931 in Berlin studierte Martin Linzer von 1950 bis 1954 an der Humboldt Universität Theaterwissenschaft und wurde danach Redakteur der Fachzeitschrift Theater der Zeit. Von 1963 bis 1967 war er Dramaturg am Deutschen Theater Berlin und arbeitete hier u.a. mit Benno Besson, Wolfgang Heinz, Horst Sagert und Adolf Dresen zusammen. Anschließend kehrte er zu Theater der Zeit zurück und war von 1991 bis 1999 Chefredakteur der Zeitschrift; bis zuletzt blieb er ihr als Autor verbunden.

Mit dem Martin-Linzer-Theaterpreis werde künftig jährlich ein Ensemble oder eine freie Theatergruppe für ihre Arbeit ausgezeichnet. Für die Wahl des Preisträgers soll ein jährlich wechselnder Alleinjuror zuständig sein.

(theaterderzeit.de / sik)

 

Mehr zu Martin Linzer:

Der Theaterkritiker Martin Linzer ist gestorben - Meldung vom 15. Dezember 2014

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Kommentare  
Martin-Linzer-Theaterpreis: Bekundung
Sehe ich es richtig, dass der Preis 1. undotiert ist und 2. alleine durch Harald Müller juriert und vergeben wird? Welche Bedeutung hat er also, außer, dass er eine öffentliche Bekundung von Herrn Müllers Geschmack ist?
Das klingt wirklich mehr als albern. Dann denke ich mir auch bald nen Preis aus... Mannomann...
Martin-Linzer-Theaterpreis: Kiste Wein
Eine eigens gestartete Nachrecherche von nachtkritik.de ergab, dass der Preis mit einer Kiste Rotwein dotiert ist.
Martin-Linzer-Theaterpreis: ein Witz?
Ich kann mich #1 nur anschliessen. Eine Zeitschrift stiftet einen undotierten Preis (ist das mit der Kiste Wein ein Witz?) und setzt als Alleinjuror den Geschaeftsfuehrer und Anzeigenleiter ein. Das koennte einem eigentlich peinlich sein, oder? Will da die Zeitschrift Aufmerksamkeit fuer sich oder fuer den Preistraeger? Will sie den Preistraeger als Anzeigenkunden gewinnen? Fuer mich steht auch in Zweifel, ob damit der Namensgeber des Preises geehrt wird. Waere es dem Verlag etwas wert gewesen, haetten sie es nicht im Symbolischen belassen. Und warum wird, um einen Kritiker zu ehren, nicht ein Kritiker ausgezeichnet? Masst sich ein von sich selbst berufener Alleinjuror (dessen Unabhaengigkeit ganz dezidiert in Frage steht) an, das Urteilsvermoegen Martin Linzers zu beerben?

Ganz im Ernst, das Schauspiel Leipzig waere gut beraten, den Preis nicht anzunehmen. Und Theater der Zeit waere gut beraten, den Preis schleunigst wieder einzustellen, wenn sie sich nicht total laecherlich machen wollen.
Martin-Linzer-Theaterpreis: Prost
Eine Kiste Wein - das hat Stil. Na dann, prost!
Martin-Linzer-Theaterpreis: anständig
#5 Mit etwas Humor kann man den Kisten-Preis im Namen Linzers ja noch nachvollziehen. Allerdings wäre es anständig gewesen, wenn schon Wein, dann eine Kiste Rotwein pro Theater-Mitarbeiter auszuteilen!
Martin-Linzer-Theaterpreis: so eine Sache
Mit Preisen im Bereich der Kunst ist das so eine Sache. Ob ein Juror oder mehrere, bei der Preisvergabe spielt der persönliche Geschmack die dominierende Rolle, wird oft vom Mainstream stark beeinflusst, man will ja in sein. Insofern ist es egal, wie viele Juroren am Werk sind. Ich finde, dass ein Publikumspreis am meisten die wirklichen Meinungen spiegelt. Bei vielen Juroren, sie kommen ja oft aus dem Journalismus, muss man zudem die Frage nach der fachlichen Qualifikation stellen. Ich arbeitete zwischen meinen Engagements auch im Journalismus und kenne meine "Pappenheimer", zumindest etliche. Aber das ist ein weites Feld.
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