Neuverhandlung ist entschieden

15. Juni 2017. Gestern tagte der Aufsichtsrat der Bühnen Halle, und wie mdr Kultur meldet, ist der Theatervertrag für die Bühnen Halle nach Worten des Oberbürgermeister Bernd Wiegand gescheitert. Allerdings solle der Vertrag nicht gekündigt, sondern neu verhandelt werden, um die im Vertrag zugeordneten Finanzmittel umzuverteilen. Definitiv gestrichen wurde auf der Aufsichtsratsitzung das  geplante "Maritim Festival - Ein Hotel für alle". Geplant war, das frühere Hotel drei Wochen lang zu bespielen, das zuletzt als Flüchtlingsunterkunft genutzt wurde. Die akuten Finanzprobleme seien aber gar nicht Grund gewesen, so Stefan Petraschwesky auf mdr Kultur, sondern laut dem Geschäftsführer der Bühnen Halle, Stefan Rosinski, sei es nicht möglich gewesen, sich mit dem Land auf die Anmietung zu einigen.

Diskussion um die Fehlbeträge

Der Theatervertrag, um den es geht, war im Jahr 2014 zwischen dem Land und der Stadt Halle geschlossen worden, um bis Ende 2018 durch Stellenabbau wieder Lohn nach Tarif zahlen zu können. Dieses Ziel wurde aufgegeben, stattdessen sollen die Mitarbeiter nach Willen des Aussichtsrates der Theater GmbH wieder nach Haustarifvertrag arbeiten bei 5 Prozent weniger Lohn und Freizeitausgleich. Auch die vereinbarte Verkleinerung des Orchesters auf 99 Stellen wird aufgeben. Es sollen 115 werden. Damit wolle man ein Händelfestspielorchester als Marke für internationale Gastspiele profilieren.

Ob die Sache allerdings so kommt, wie jetzt angedacht, hängt von den Verhandlungen mit dem Land ab. Wenn das Land auf den Vertrag beharre, würden nicht nur 1,7 Millionen Euro im Jahr 2017 fehlen, die die Stadt Halle ausgleichen muss, dann dürfte auch für 2018 ein Fehlbetrag von gut 2 Millionen Euro zu Buche schlagen.

(sik)

Mehr zu dem Thema:

Streit um Defizit der Oper Halle - Meldung vom 3. Mai 2017

Das Defizit am Theater Halle ist noch größer als gedacht - Presseschau vom 26. Mai 2017

Der MDR beleuchtet die Hintergründe der Debatte um die Oper Halle - Presseschau vom 13. Juni 2017

 

 

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Kommentare  
Theatervertrag Halle: Festival wäre Highlight gewesen
Eine Katastrophe. Halle will Kulturhauptstadt werden und dann das! Dass das Festival im ehemaligen Maritim-Hotel nun scheitert, ist wirklich sehr schade und ein Verlust, da dies ein Highlight der kommenden Spielzeit darstellen sollte.
Theatervertrag Halle: Vorbild Frankfurt
Die Frage ist die nach der Ursache dieses Scheiterns, und wer hier seine Hausaufgaben nicht gemacht hat. Eine weitere wichtige Frage ist die, ob die derzeitige Konstruktion Eines Einzel-Geschäftsführers, der zu viel Mandat und damit auch viel zu viel Macht hat, ein so schwieriges Unterfangen alleine zu gestalten, wie die Entwicklung eines für die Stadt Halle tragfähigen Konzeptes, die richtige ist.

Die Antwort ist definitiv Nein.

Es hat einen wesentlichen Grund.
Mit Brenner (neues theater) und dem Team Lutz/von zur Mühlen (Oper Halle) sind künstlerische Köpfe bzw. Teams angetreten, die der Stadt und den Theater und Oper in Halle gut tun. Kreative Köpfe, mit vielen neuen Ideen und Engagement, die den beiden Institutionen viel überregionale Aufmerksamkeit und viele Zuschauer bringen. (Die Zahlen der Oper, wie wir wissen, sind andere und deutlich bessere, als sie von der Geschäftsführung präsentiert worden sind; abgesehen davon, dass es unprofessionell ist, Zahlen zu präsentieren, die keine Prognose auf das Gesamtjahr ermöglichen)

Diese Intendanten müssen in diesen Prozess aktiv und mit Stimme eingebunden werden, weil sonst die Parität an einem Institut, dass ja in erster Linie Kunst machen und nicht Geld verwalten soll, völlig verrutscht.
Der Aufsichtsrat sollte dieses offensichtliche Versagen der 1-Mann-Geschäftsführung nutzen, die Geschäftsführung neu aufzustellen, und aus jedem Institut einen weiteren Geschäftsführer zu berufen, den Intendanten (oder dessen Stellvertreter). Damit würde aus einer 1-Personen Geschäftsführung, mit viel zu viel Verantwortung für eine Kraft, ein Kreis aus vier Geschäftsführern (Schauspiel, Oper, Orchester) werden: mit einer deutlich verbesserten, auch künstlerischen Leitungs- Expertise und Leitungs-Tiefe - denn letztlich sind die Intendanten ja auch diejenigen, die die tägliche Personalarbeit und das tägliche Budgetmanagement verantworten.

Mit einer solchen Berufung würde OB Wiegand ein Zeichen setzen für eine Stärkung des Theaters, dass sich zukünftig sehr stark ausrichten könnte an einer künstlerischen Entwicklung, die über Halle hinausgeht, und die Halle zu einem starken kulturellen Standort auf der Landkarte Sachsen-Anhalts macht. (Erinnert sei nur an das einst starke Theater, die UA von Plenzdorfs Neuen Leiden des jungen W. am neuen theater und die Carmen, Rinaldo, Rigoletto, Blaubart von Konwitschny, zur Vor-Wendezeit an der Oper, die bahnbrechend erfolgreich waren und besucht wurden.)

So lange die Intendanten von der Geschäftsführung ausgeschlossen bleiben, kann das nicht gelingen. Dann wird aus einem Theater ein Werk. Keine andere Stadt in D von der Rangordnung Halles hat eine solche Konstruktion, vielmehr sollte sich Halle an den Städtischen Bühnen Frankfurt orientieren, die vom Grad der Selbständigkeit den Bühnen Halles am ehesten entsprechen, und wo die Intendanten sehr erfolgreich und verantwortlich als Geschäftsführer agieren.
Die Häuser florieren und die Geschäftsführung dort funktioniert einwandfrei und wird von einer gut laufenden Verwaltung unterstützt.

Über die Absage des Festivals kann ich nur mein Bedauern ausdrücken. Über einen solchen Dilettantismus Mittel der Bundeskulturstiftung quasi auszuschlagen- und die Bundeskulturstiftung damit öffentlich zu desavouieren, für ein überregional strahlendes Projekt, kann ich nur meinen Kopf schütteln.
Als Geschäftsführer sollte es doch erstes Anliegen sein, ein solches Festival zu unterstützen und die Kollegen zu entlasten, damit ein solches Projekt zu Stande kommt. Aber wenn man zu lange wartet, kommen die Investoren. Und genau das ist kein freundliches Verhalten gegenüber meinen Kollegen, die mit viel Arbeit ein Festival konzipieren.
Hoffen wir, dass OB und Aufsichtsrat bald handeln.
Theatervertrag Halle: Personalie
Wieso kommt es an einem Haus an dem Stefan Rosinski Geschäftsführer ist, wieder zu solchen untragbaren Problemen? Schon die Art und Weise wie das Volkstheater Rostock unter seiner Geschaftsführung im Chaos unterzugehen drohte war fragwürdig. Davor eine gescheiterte Stippvisite als "Chefdramaturg" an der Volksbühne und ein "Rauswurf" aus der Stiftung Oper Berlin als er sich mit Wowereit angelegt hatte. Wieso wird er als alleiniger Geschäftsführer der Bühnen Halle berufen? Dieser bunte Lebenslauf spricht doch in keinster Weise für eine Integrität oder Expertise. Auch schon in Rostock gab es grosse kommunikative "Missverständnisse" zwischen Latchinian und Rosinski. (...)
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