Presseschau vom 17. Juni 2017 – Christine Dössel porträtiert in der Süddeutschen Zeitung Monika Gintersdorfer und Knut Klaßen

Schmeiß das Geld weg

Schmeiß das Geld weg

17. Juni 2016. Performances stechen gerade bei den großen Kunstausstellungen hervor. An den "Skulptur Projekten" in Münster nehmen in den nächsten Monaten die Regisseurin Monika Gintersdorfer und der bildende Künstler Knut Klaßen teil. Christine Dössel nimmts zum Anlass für ein schönes Porträt in der Süddeutschen Zeitung

"Gintersdorfer / Klaßen arbeiten prinzipiell transkulturell, überschreiten lustvoll die Grenze zwischen Schauspiel und Tanz, Stadttheater und freier Szene, Europa und Afrika", beschreibt Dössel die Arbeit. Ästhetisch sei es vor allem das Couper Décaler, das die Theaterarbeit des Duos präge. "Couper Décaler ist selber ein Referenzsystem, ein System von Codes, Bewegungen und Behauptungen. Man könne das schwer übersetzen, sagt Gintersdorfer."

Das französische Verb "couper" heißt "schneiden", "décaler", man könnte auch sagen: "einen Schnitt machen". "Um Geld - konkret: das Herumschmeißen mit Geld geht es auch beim Couper Décaler, das 2002 von sieben ivorischen Männern, die sich 'La Jetset' nannten, in Paris ins Leben gerufen und in den Nachtklubs verbreitet wurde." Diese jungen Männer legten sich Titel oder Namen zu, die sie auch über das Nachtleben hinaus beibehielten, Namen wie 'Lino Versace', 'der Präsident' oder 'Diamantenguru', die einen gewissen Stellenwert behaupteten. "Auch das gehört zum Couper Décaler: etwas behaupten und es tatsächlich durchziehen - die Anhebung des eigenen Status."

Als Monika Gintersdorfer in der ivorischen Szene Hamburgs darauf stieß, fand sie das "mega". Es stecke keine politische Protestgeste dahinter. "Aber es produziere auf höchst kreative Weise 'Ungehorsam'." Es gebe keine Arbeit von Gintersdorfer / Klaßen, die nicht von den Codes, Rhythmen und Energien des Couper Décaler inspiriert wäre, so Dössel.
Bereits bestehende Arbeiten und neue Performances werden beide bei den "Skulptur Projekten" in Münster zeigen und bis 1. Oktober einen Innenraum bespielen, das Theater im Pumpenhaus. "Jeden Tag um 17 Uhr, außer montags, machen sie mit Schauspielern, Musikern und Tänzern unter der Überschrift 'Erniedrigung ist nicht das Ende der Welt' eine halbstündige Performance. Dafür greifen sie auf das satte Repertoire ihrer in Serie produzierten Stücke zurück - sechs bis sieben sind es pro Jahr -, aus denen sie Szenen zeigen oder, wie der 1967 in Münster geborene Klaßen sagt, 'Module herausgreifen, um sie neu zu montieren'."

(sik)

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