Im Zweier-Team von München nach Zürich

21. Juni 2017. Im Rahmen einer Pressekonferenz wurden der Regisseur Nicolas Stemann (aktuell Hausregisseur in Matthias Lilienthals Münchner Kammerspielen) und Benjamin von Blomberg (aktuell Chefdramaturg bei Lilienthal) als Nachfolger von Barbara Frey als Intendanten des Schauspielhauses Zürich bekannt gegeben. Stemann und von Blomberg starten mit der Spielzeit 2019/20 in einen Fünf-Jahresvertrag; Freys Vertrag war 2013 zum letzten Mal verlängert worden. Im November 2016 hatte der Verwaltungsrat des Schauspielhauses eine Findungskommission eingesetzt.

Mit dieser Wahl setze der Verwaltungsrat ein Zeichen für eine kooperative Führungs als Leitungsmodell der Zukunft, heißt es in der Pressemitteilung des Schauspielhauses Zürich zur Ernennung Stemanns und von Blombergs. Die Findungskommission habe in mehreren Schritten aus einer Liste von rund 50 Persönlichkeiten ausgewählt. "Sechs hoch qualifizierte Personen wurden eingeladen, ein Konzept für die Zukunft des Schauspielhauses einzureichen."  Drei davon seien in die engste Auswahl gekommen, die finale Entscheidung sei einstimmig erfolgt.

Laut eingereichtem Konzept möchten Stemann und von Blomberg "eine kleine Gruppe von Theatermachern und Theatermacherinnen unterschiedlicher Herkunft und ästhetischer Positionierung an das Schauspielhaus binden", heißt es außerdem in der Pressemitteilung. Diese Gruppe werde gemeinsam "ein starkes Ensemble aus Akteurinnen und Akteuren zusammenstellen, das gleichfalls in seiner Diversität die unterschiedlichen Lebens- und Herkunftserfahrungen der Stadtbevölkerung repräsentiert."

Der Theaterprozess solle als "eine im Kern soziale und partizipative Kunstform" wieder erlebbar gemacht werden, ein offener Austausch mit der "vielfältigen Bevölkerung der Stadt Zürich und der Schweiz" gepflegt werden. Außerdem werden eine Kooperation mit der Zürcher Hochschule für Darstellende Künste (ZHDK) angekündigt, wo Stemann den Studiengang Regie leitet; sowie Kooperationen "mit nationalen und internationalen Partnerinstituten in Form von Koproduktionen und Gastspielen".

In einem Statement zu der Meldung äußert sich Matthias Lilienthal, Intendant der Münchner Kammerspiele, folgendermaßen: "Gute Leute bekommen gute Jobs. Ich bin froh, mit Nicolas Stemann als Hausregisseur und Benjamin von Blomberg als Chefdramaturgen den Anfang meiner Intendanz in München gemacht zu haben und ich freue mich auf die Arbeit in der kommenden Spielzeit mit den beiden. Ich gratuliere ihnen zu dem Schritt gemeinsam ein Haus zu führen und wünsche ihnen nur das Beste! Die Stadt Zürich kann glücklich sein, die beiden im Schauspielhaus zu haben."

(Schauspielhaus Zürich / sd)

 

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Kommentare  
Stemann/Blomberg nach Zürich: bravo
Bravo. Eine kluge Wahl.
Stemann/Blomberg nach Zürich: harter Schlag für München
Erst mal Gratulation an Nicolas Stemann und Benjamin von Blomberg. Allerdings dürfte das ein harter Schlag für Matthias Lilienthal und der endgültige Niedergang der Münchner Kammerspiele sein. Was das für die künftige Ausrichtung des Zürcher Schauspielhauses bedeutet, wird man dann noch sehen. Ich bin gespannt.
Stemann/Blomberg nach Zürich: sensationell
Das sind ja sensationelle Neuigkeiten für Zürich. Endlich neuer Wind!
Stemann/Blomberg nach Zürich: Konzept zum Nachlesen?
Das ist ja eine mutige Entscheidung für Zürich! (...) Gibt es dieses Konzept irgendwo zu sehen?
Stemann/Blomberg nach Zürich: sensationell für München
Das sind in erster Linie sensationelle Nachrichten für das Team in München!
Stemann/Blomberg nach Zürich: hart
In der Tat, das ist hart für Lilienthal! Nachdem die (alten) SchauspielerInnen reihenweise weggelaufen sind kommt jetzt noch das Leitungsteam abhanden. Zumal sie sich ja aktiv beworben haben, wie man oben lesen kann, also sicher schon vor längerer Zeit.
Stemann/Blomberg nach Zürich: mit Schauspielern arbeiten
Stemann hat tolle Arbeiten gemacht, auch in München, mit Blomberg. Die wirkliche Katastrophe in München, auch sichtbar in Stemanns Kirschgarten, ist das Ensemble und der wirre Einsatz dessen. Die beiden müssen sich Hilfe holen, Dramaturg*in oder Regisseur*in, mit Kompetenz in dieser Richtung. Jemand, der mit Schauspielern arbeitet und sie nicht nur hinstellt. Man sieht doch bei Stemann den Unterschied, wer im Kirschgarten eine Figur, einen Raum und einen Diskurs er-öffnen kann, und wer sich mit Privatismen oder geschlossnener Repräsentation behilft. Es könnte so aufregend werden! Ich hoffe, dass die beiden die Kammerspiele ansonsten in München lassen. Wenn noch mehr von diesen Jelinek Abenden entstehen, wenn sowas wie Faust noch mal passieren soll, dann mit klassischen aber "diskursiv-begabten" Schauspielern... Daumen sind fest gedrückt.
Stemann/Blomberg nach Zürich: Frage
warum steht eigentlich in der Überschrift des Artikels wie er z.b. bei Facebook gepostet auftaucht nur: Nicolas Stemann wird neuer Intendant???
weil der bekannter ist?? Team heißt aber doch Team...:-)

(Werte Anna,

wir haben das ergänzt. Grundsätzlich spielt aber tatsächlich eine Rolle, dass wir versuchen, Meldungstitel aus Layout-Gründen möglichst knapp zu halten. Das gilt übrigens auch für Kommentartitel.

MfG, Georg Kasch / Redaktion)
Stemann/Blomberg nach Zürich: spannend
Herzlichen Glückwunsch an Nicolas Stemann ! Das eine Entscheidung, die nicht nur für Zürich, sondern für die gesamte Theaterlandschaft spannend zu werden verspricht.
Stemann/Blomberg nach Zürich: neuer Wind
das ist eine großartige neuigkeit. herzlichen glückwunsch an die beiden. damit ist zürich die erste stadt in der schweiz mit einem echten (wenn auch noch kleinen)theater-direktorium. es weht ein neuer wind!
toi, toi, toi
Stemann/Blomberg nach Zürich: wird sich noch zeigen
Was an der Meldung großartig ist, wird sich noch weisen. Benjamin von Blomberg ist für (...) die Kammerspiele als Chefrdamaturg zentral mit verantwortlich. Karriere macht er trotzdem. Überall drei Jahre und schon im zweiten Jahr auf Abflug zu neuen Ufern. So laviert man sich im Kulturbetrieb nach oben - ohne je Verantwortung zu übernehmen. Weder für die Menschen noch für die Stadt, in der man arbeitet.
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