Presseschau vom 22. Juni 2017 – Die Mitteldeutsche Zeitung interviewt Halles Geschäftsführer Stefan Rosinski zum Defizit des Theaters

Weniger Lohn, mehr Orchesterstellen, mehr Spektrum

Weniger Lohn, mehr Orchesterstellen, mehr Spektrum

22. Juni 2017. Stefan Rosinski, Geschäftsführer der Theater, Oper und Orchester GmbH Halle (TOOH), hat sich im Interview mit der Mitteldeutschen Zeitung zu den Finanzproblemen seines Hauses geäußert (strukturelles Defizit von 1,2 Millionen Euro). Teils führt Rosinski die Probleme auf die "zu ehrgeizigen" Mittelkürzungen seitens des Landes Sachsen-Anhalt um drei Millionen Euro zurück, das sind zehn Prozent: "Gleichzeitig waren die qualitativen und quantitativen Leistungsziele grosso modo festgeschrieben worden. Das war illusionär. Bliebe es dabei, liefe das auf eine erhebliche strukturelle Maßnahme hinaus." Im Klartext: Spartenschließung.

Teile der Finanzprobleme seien allerdings auch hausgemacht, so Rosinski, etwa auf der Ebene der Anbahnung: "Die künstlerischen Leiter der Sparten haben sich mit Gästen – Schauspieler, Regisseure, Bühnenbildner – über Engagements verständigt und eben auch über Honorare. Das ist der Normalfall. Allerdings müssen diese Verabredungen fortlaufend in ein Gesamtbild eingebracht werden, damit das Budget ausgabenseitig gut gesteuert werden kann. Daran hat es in den letzten Jahren gemangelt, weil die Mittelzuordnung und -kontrolle zentral beim Geschäftsführer lag. Manche der Intendanten wollen ihre Einzelbudgets erstaunlicherweise gar nicht gekannt haben. Es gab zwar ein rückschauendes Controlling, aber keinen Überblick, keine detaillierte Planung, was an Ausgaben noch zu erwarten sein würde."

Um das Geld einzusparen, müssten fast 30 weitere Stellen zur Disposition gestellt werden. Rosinski schlägt unter anderem einen Gehaltsverzicht von fünf Prozent für alle Mitarbeiter der TOOH vor – gegen Freizeitausgleich. Dies würde eine Einsparung von fast 1,6 Millionen pro Jahr bedeuten. Zugleich begründet er die Aufstockung des Orchesters von 99 auf 115 Musiker: Sie würden wirtschaftlicher Arbeiten, "denn man kann dieses große Orchester an einem Abend teilen, in Oper und Konzert".

Opernchef Florian Lutz, "der stark in Richtung seiner eigenen Generation adressiert", empfiehlt er, das Spektrum (gemeint ist offensichtlich das ästhetische) breit zu halten: "Die Bindung an ein Stadttheater hat sehr viel mit Vertrauen zu tun. Darauf muss man setzen: Auf ein grundlegendes Bündnisangebot für alle Bewohner dieser Stadt."

(geka)

 

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