Presseschau vom 24. Juni 2017: Die FAZ berichtet über eine absurde Wendung im Fall Kirill Serebrennikow
Fake Play?
24. Juni 2017. Russische Behören ermitteln im Umfeld Kirill Serebrennikows, Regisseur und Intendant des Moskauer Gogol-Theater. Der Vorwurf: Unterschlagung öffentlicher Gelder. Serebrennikows Wohnung wurde kürzlich durchsucht, er selbst mehrere Stunden lang vernommen. Wir berichteten. Nun nimmt das Verfahren eine absurde Wendung.
Drei ehemalige Mitglieder aus Serebrennikows ehemaliger Theatergruppe "Platforma", Alexej Malobrodski, Juri Itin und Nina Masljajewa, befinden sich derzeit in Haft. Sie sollen staatliche Gelder in Höhe von 70000 Euro veruntreut haben, anstatt sie für die Produktion von Serebrennikows Inszenierung "Ein Mittsommernachtstraum" zu verwenden. Die scheint es für die Behörden niemals gegeben zu haben, wie die FAZ (24.6.2017) berichtet. "Es half Malobrodski nicht, dass er den Fahndern erklärte, Serebrennikows Inszenierung von 2012 sei in vielen Presseorganen rezensiert worden, und auf Werbeplakate der Aufführung vorwies."
Serebrennikow hat nun Theaterbesucher aufgefordert, zu bezeugen, dass sie seine Inszenierung wirklich gesehen haben.
Hinter dem Verfahren vermuten Beobachter politische Motive. Die FAZ zitiert die Theaterkritikerin Marina Dawydowa. Sie glaubt, der Putin-kritische Serebrennikow sei international zu bekannt, um ihn selbst anzugreifen. "Deswegen hätten die niederen Ränge der Gewaltorgane jetzt die Order bekommen, einen Ersatzfang zu machen."
(miwo)
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