Ein Regisseur wird für nicht-existent erklärt

11. Juli 2017. Kurz vor ihrer Premiere ist eine Inszenierung des russischen Regisseurs Kirill Serebrennikow am Bolschoi-Theater in Moskau abgesagt worden. Ohne weitere Erklärung hätte das Haus das biografische Ballett über den Tänzer – und die Schwulen-Ikone – Rudolf Nurejew abgesagt und auf die geplanten Termine eine alte "Don Quijote"-Inszenierung gesetzt, berichtet u.a. die Welt.

Der offen homosexuelle Serebrennikow, Intendant des Moskauer Gogol-Theaters, der auch im deutschsprachigen Raum arbeitet (in der vergangenen Saison an der Komischen Oper Berlin, in der kommenden am Deutschen Theater Berlin), ist in seinem Heimatland in den vergangenen Monaten vermehrt Repressalien ausgesetzt gewesen; im Mai wurde seine Wohnung durchsucht, im Juni wurden drei ehemalige Mitglieder aus Serebrennikows ehemaliger Theatergruppe "Platforma" verhaftet – wegen der angeblichen Veruntreuung staatlicher Gelder, die für die Produktion von Serebrennikows Inszenierung "Ein Mittsommernachtstraum" vorgesehen waren, die den russischen Behörden zufolge nicht stattgefunden hat, obwohl nachweislich mehrere Vorstellungen und sogar Gastspiele im Ausland stattgefunden hätten, wie die frühere Moskauer Korrespondentin des Deutschlandradios schreibt. Serebrennikow und sein Umfeld baten daraufhin die Zuschauer*innen der Produktion, ihre Existenz zu bezeugen.

(Spiegel online / Welt / www.deutschlandfunk.de / sd)

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