Schritt zur Konfliktösung

Bochum, 13. September 2017. Im Streit um die künstlerische Leitung des Prinz Regent Theaters Bochum soll ein Mediator eingesetzt werden. Das berichtete der Blog Ruhrbarone im Anschluss an eine Sitzung des Bochumer Kulturausschusses. Die Konfliktparteien Sibylle Broll-Pape für den Trägerverein und Romy Schmidt als künstlerische Leiterin des Prinz Regent Theaters haben der Mediation durch den NRW-Kulturpolitiker a. D. und Mitgründer der Ruhrtriennale Peter Landmann zugestimmt. Gegenstand der Auseinandersetzung ist die Nichtverlängerung des 2018 auslaufenden Drei-Jahres-Vertrags der künstlerischen Leiterin Romy Schmidt.

(ruhrbarone.de / chr)

Zum Konflikt ums Prinz Regent Theater Bochum: die Meldung zur Nichterlängerung von Romy Schmidt.

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Kommentare  
Mediation Prinz-Regent-Theater: Probleme an die Öffentlichkeit
Solche Mediatoren sollten öfters an Theatern eingesetzt werden. Dafür fehlt aber meist das Interesse der Verantwortlichen, die das gerne dann auf angeblich fehlendes Geld schieben. Hier kamen die Probleme - was in den meisten Fällen auch nicht ist - an die Öffentlickeit, so dass ein Nein hinsichtlich einer Mediation wahrscheinlich gar nicht mehr möglich gewesen wäre.
Es wäre schön, wenn andere Theater ihre Probleme auch nicht ständig unter den Teppich kehren würden.
Prinz-Regent-Theater Bochum: Neuanfang ohne Altlasten
Ich bin positiv überrascht über die berichteten Ereignisse am Prinz Regent Theater (PRT) - nicht weil ich Romy Schmidts (RS) Nicht-Verlängerung begrüße, sondern weil endlich Sibylle Broll-Papes (SBP) jahrzehntelange Privat-Herrschaft auf Kosten der freien Theaterszene Bochums in deren unerträglichen Tragweite ans Licht der Öffentlichkeit kommt! Diese deprimierende Geschichte ist leider ein Lehrstück in Sachen Bochumer Ruhrgebietsmentalität: Die strukturelle Agonie der zur Kontrolle von Satzungen Verpflichteten schafft rechtsfreie Räume (ungenehmigte „Rücklagen“, wie SBP ihre notorische Tatsachenverdrehung verschleiern will) gegen die Mittelzuweisungen der Öffentlichen Hand, eine quasi unkündbare Provinz-Fürstin mit egoistischen Verstößen gegen satzungsgemäße Ansprüche von in Bochum basierten Theaterkünstlern sowie die paradoxe Abberufung mit an Wohlverhalten geknüpfter Verlängerungsoption einer (wie ich höre: sehr erfolgreichen) Nachfolgerin nach selbstherrlicher Gutsherrinnenart.

Umgekehrt hätte ich viel eher erwartet, daß Romy Schmidt sich dem machterhaltenden Intransparenz-System von SBPs Vereinsführung Prinz Regent e.V. unterwerfen würde, nachdem sie ja auf Empfehlung bzw. von SBPs Gnaden auf den Posten der Künstlerischen Leitung und Geschäftsführung am PRT gehoben worden ist. Es nötigt mir Respekt vor Romy Schmidt ab, daß diese sich dem erwünschten Vertuschen einer von SBP gebildeten „Rücklage“, die von der NRW-Landesbehörde als Verstoß gegen geltendes Haushaltsrecht gegenwärtig geprüft wird, dennoch widersetzt hat! Denn die ererbten Unregelmäßigkeiten durch SBPs zweifelhaften Umgang mit finanzieller Förderung minimiert ja aufgrund des Einfrierens der Landesförderung den RS zugesagten Etat schmerzlich. Und dies mit der Weitergabe von abrechnungsrelevanten Unterlagen an die prüfende Bezirksregierung, zumal rechtskonform, zur Sprache gebracht zu haben, nennen die Vorständlerinnen am PRT also "zerstörtes Vertrauen"! - Es schlägt dem Fass den Boden aus!

Ich habe bis Ende 2012 18 Jahre in Bochum gelebt und gearbeitet, als freier Dramaturg und Theaterproduzent u.a. die besondere Heiner Müller-Tradition Bochums aufrechterhalten und gehöre definitiv auch zu den "einzelne(n) Bochumer Künstler(n) wie Udo Höppner und Wolfgang Wendland, die immer wieder darauf hinwiesen, dass sich das Prinzregenttheater weit von seinen Ursprüngen entfernt hat" (ruhrbarone.de), habe fünf Intendanten am Schauspielhaus kommen und gehen sehen, aber immer hielt sich SBP fatalerweise am Prinz Regent Theater in der Geschäftsführenden Leitung, gleichgültig wie künstlerisch misslungen und vom Publikum kaum beachtet SBPs Inszenierungen über Jahre hinweg in der Summe tatsächlich waren.

Die Verantwortung dafür, daß SBP sich über die satzungsgemäße Funktion des PRTs, den freien Theatergruppen Bochums zur Verfügung stehen zu sollen, 20 lange Jahre skandalöserweise hinwegsetzen konnte, ist einem ganzen Seilschaften-Netz von gleichgültig-stillschweigenden Verantwortlichen anzulasten, denen SBP jahrein, jahraus durch ihre geheuchelte Nicht-Qualität und selbstbewuße Einschüchterungsstrategie Sand in die Augen gestreut hat. Ihre hanebüchene, aber erfolgreiche Selbstvermarktung gegenüber (Kultur-)Politikern, Presse und Behörden war SBPs eigentliche Regieleistung in 20 Jahren Klüngelei und überwiegend hausbackener Kunst am PRT für ein lediglich eingeschworenes Grüppchen von Zuschauern derselben Generation 55+. Der langjährige Chef der WAZ-Kulturseiten in Bochum, Werner Streletz, ist hier an vorderster Front aufseiten der traurig kollaborierenden Lokal-Presse zu nennen: Die von ihm verfaßten Romane durfte er am PRT präsentieren: Eine Hand wäscht die andere.

Obwohl sowohl Bochums letzter als auch gegenwärtiger Kulturdezernent, die seit 15 Jahren kaum wechselnden Bochumer Kulturausschußmitglieder und der Rat der Stadt als Haupt-Geldgeber die Pflicht haben, den künstlerischen Output und die Personalentscheidung des Leitungspostens eines von ihnen wesentlich bezuschussten Kulturinstituts dauerhaft kritisch zu begleiten, geschweige denn: den künstlerischen Status quo des PRTs unter SBPs Alleinherrschaft über 20 Jahre (!) hinterfragend zu EVALUIEREN und/oder schon längst eine zeitgemäßere Vision für die Funktion des PRT in Relation zum Schauspielhaus Bochum zu entwickeln, ist dies - halten zu Gnaden, bei allem ehrlichen Respekt - aus Inkompetenz, mangelnder Gestaltungsfähigkeit, Bequemlichkeit, Kungelei und Ignoranz gegenüber den freien Theatermachern in Bochum mindestens zehn Jahre lang bis 2015 unterblieben! Stattdessen hat SBP das entstandene kulturpolitische Vakuum mit arrogant weggelächelter Dreistigkeit zu besetzen gewußt und will die Öffentlichkeit heute immer noch glauben lassen, daß öffentliche Gelder in ungenehmigten Rücklagen zu parken, keine Straftat sei, solange man sich nicht persönlich bereichere! - Das ist der Gipfel an schamloser Augenwischerei und Gutsherrinnenart einer immerhin diplomierten Mathematikerin, der man das Kaufmännische und Künstlerische am PRT im politischen Bochum bis zum Sankt-Nimmerleinstag zu überlassen gedachte, wäre SBP nach mindestens drei gescheiterten Endrunden-Bewerbungen um Stadttheater-Intendanzen nicht 2015 nach quälend langen 20 Jahren künstlerischer Stagnation am PRT endlich, endlich nach Bamberg wegberufen worden!

Nachdem Bochums Kulturdezernent (meine Offenheit ist rein sachorientiert nötig) seine beschämende Passivität zu meinem großen Bedauern erneut zu bestätigen scheint, obwohl er in dieser Situation durch sein Amt zum engagierten Handeln berufen wäre, indem sich Michael Townsend aus dem unhaltbaren Vorstandsgebaren des Vereins Prinz Regent auch jetzt noch herauszuhalten meint, ist es besonders wohltuend, daß sich nunmehr der von mir hochgeschätzte Peter Landmann - offenbar auf Drängen von Bochums neuem OB Thomas Eiskirch - in dieser Causa als Mediator einbringen will! Alle, auch der vormalige Kulturdezernent Hans-Georg Küppers, die seit fünfzehn und mehr Jahren waltenden Kulturausschussmitglieder sowie der Rat der Stadt Bochum sind ihrer Sorgfaltspflicht in Sachen PRT nicht nachgekommen und haben diese satzungsgemäß verletzt. Da Kompetenz über Ästhetik in Bochums Kulturpolitik leider, leider insgesamt schon seit dem legendären Richard Erny schmerzlich fehlt, ist es trotz gelegentlichen Hinschauens offenbar so schwer (oder gar: unmöglich?) für die Verantwortlichen, konsequente Schlüsse zu ziehen und im Sinne der Ermöglichung von visionärer Kunst und verbriefter Teilhabe zu handeln.

Sibylle Broll-Pape und der gesamte Vorstand samt 8 Vereinsmitgliedern des PRT, der/die nur aus gefälligen Marionetten SBPs besteht, muß im Benehmen mit den verantwortlichen Geldgebern in Stadt und Land - angesichts der Bochums Ruhm als Kulturstadt schädigenden Verfehlungen im Verein Prinz Regent - zeitnah geschlossen zurücktreten, damit endlich Transparenz und satzungsgemäße Inklusion freier Theatermacher aus Bochum am PRT gewährleistet werden kann! - Hinein in dieses Gremium gehören unabhängige Experten von Außen, ein theateraffiner Wirtschaftsprüfer und zwei Vertreter der Bochumer Parteien, die nach ca. 5 Jahren turnusmäßig wechseln, damit der illegale Staat im 'Staate Prinz Regent e.V.' endlich ein Ende hat und ein echter Neuanfang ohne Altlasten in Person von SBP gelingen kann. Die künstlerische Leitung sollte künftig auf 4 Jahre mit maximal einer Verlängerungsoption auf weitere 4 Jahre beschränkt werden. Die operative Geschäftsgebarung und künstlerische Verantwortung sollte ihr rückübertragen werden, wie es bis zu SBP Weggang nach Bamberg für sie selbst selbstverständlich am PRT war; der Vereinsvorstand – ähnlich einem Aufsichtsrat – künftig auf seine vor allem (kaufmännisch) beratende und kontrollierende Funktion konzentriert sein.
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