Große Verunsicherung

7. November 2017. Die Berliner Schaubühne hat ein Gastspiel ihrer Produktion Richard III. in der Türkei beim Istanbul Theatre Festival abgesagt. In einer Erklärung des Theaters hieß es dazu: "Die Verhaftungen vieler Journalisten, Wissenschaftler und Menschenrechtler in den letzten Wochen und Monaten, unter denen auch ausländischen waren, vor allem aber die nicht erkennbaren Gründe hierfür, führten zu einer großen Verunsicherung im Team. Die Unmöglichkeit, den Beteiligten in der momentanen Situation eine Garantie für Ihre persönliche Sicherheit geben zu können, hat uns letztlich bewogen, nicht in die Türkei zu reisen."

Das türkische Theaterpublikum sei den Aufführungen von Thomas Ostermeier und der Schaubühne seit vielen Jahren sehr verbunden. In den vergangenen Jahren gastierte die Schaubühne mehrfach beim Theaterfestival in Istanbul u.a. mit ihren Produktionen Hamlet und ein Ein Volksfeind. Thomas Ostermeier erhielt 2012 den Ehrenpreis des Istanbul Theatre Festivals. "Für unsere Partner vom Theaterfestival und unsere Zuschauer bedauern wir sehr, dass sie unter einer Situation leiden, die sie nicht verursacht haben", heißt es in der Erklärung der Schaubühne weiter. "Wir hoffen auf entspanntere Zeiten, in denen wir wieder in die Türkei fahren können."

Bereits im Oktober hatte der Schauspieler Lars Eidinger, der in "Richard III. die Titelrolle spielt, eine Reise nach Russland abgesagt. Dort sollte Alexej Utschitels Historienfilm "Mathilda" Premiere haben, in dem Eidinger den russischen Zaren Nikolaus II. spielt. Eidinger hatte Drohungen erhalten, wie Berichten in diversen Medien zu entnehmen war, darunter Die Zeit und die Internetseite des Senders Deutschen Welle. Den Informationen dieser Medien zufolge hatte die Duma-Abgeordnete Natalja Poklonskaja eine Diffamierungskampagne gegen Eidinger initiiert, und darüber hinaus versucht, gerichtlich die Aufführung des Films zu verhindern.

(Schaubühne am Lehniner Platz / sle)

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