Bis zuletzt auf der Bühne

9. November 2017. Der Schauspieler Hans-Michael Rehberg ist am Vormittag des 7. November 2017 im Alter von 79 Jahren in Berlin verstorben. Das gab das Münchner Residenztheater bekannt. Auf dessen Bühne absolvierte er am 28. Oktober seinen letzten Auftritt – in der Rolle des Teiresias in Mateja Koležniks Inszenierung von König Ödipus.

Hans-Michael Rehberg wurde 1938 in Fürstenwalde bei Berlin geboren. An der Folkwang-Schule in Essen wurde er zum Schauspieler ausgebildet. Seine Berufslaufbahn begann an den Vereinigten Städtischen Bühnen Krefeld-Mönchengladbach, anschließend war er von 1963 bis 1972 sowie erneut zwischen 1980 und 1984 Ensemblemitglied am Residenztheater München. Jenseits dieser Festengagements war Rehberg vorwiegend frei tätig.

Hausmeister 560 Ruth Walz Foto uHans-Michael Rehberg in einer seiner letzten Rollen: "Der Hausmeister" von Harold Pinter, 2014 inszeniert von Andrea Breth am Residenztheater München © Ruth Walz

Seine Arbeit führte ihn an Theater in ganz Deutschland, Österreich und der Schweiz, u. a. in Hamburg, Stuttgart, Köln, Berlin, Wien, Zürich sowie zu den Salzburger Festspielen. Er arbeitete mit Regisseur*innen wie Ingmar Bergman, Luc Bondy, Andrea Breth, Dieter Giesing, Matthias Hartmann, Heinz Hilpert, Günter Krämer, Franz Xaver Kroetz, Hans Lietzau, Claus Peymann, Volker Schlöndorff, Peter Stein, Philipp Stölzl und Peter Zadek.

Für sein Schaffen wurde er mehrfach ausgezeichnet. So wurde er 1994 mit der österreichischen Kainz-Medaille für die Darstellung des Mendel Krik in "Sonnenuntergang" von Isaak Babel im Wiener Akademietheater geehrt. 1999 erhielt er den Gertrud-Eysoldt-Ring als bester Schauspieler für "Der verkaufte Großvater" von Franz Xaver Kroetz am Münchner Volkstheater. Seine Fernsehauftritte wurden ebenfalls mit Preisen honoriert, 2000 mit dem Bayerischen Fernsehpreis für "Der Schandfleck" und 2015 mit der Auszeichnung der Deutschen Akademie für Fernsehen in der Kategorie "Schauspieler Hauptrolle" für "Schuld" nach Ferdinand von Schirach. 1995 wurde Hans-Michael Rehberg Mitglied der Bayerischen Akademie der Schönen Künste.

(miwo / Residenztheater München)

mehr meldungen

Kommentare  
Hans-Michael Rehberg: Adieu
Über Jahrzehnte habe ich ihn immer wieder auf der Bühne gesehen. Er gehörte zu den Großen seiner Zunft. Auch wenn die Nachwelt dem Mimen keine Kränze flicht. Die Erinnerung wird bleiben.
Hans-Michael Rehberg: Gute Reise!
Traurige Nachricht! Gute Reise, Michel, ich mochte dich und dein Spiel sehr!
Hans-Michael Rehberg: unser einziges Nest
„Weil unser einziges Nest unsere Flügel sind...“
Unvergessen - als ein Beispiel von vielen - sein
abgründiger und lebensgieriger BAUMEISTER SOLNESS
mit Barbara Sukowa bei Zadek! Rest in peace
Hans-Michael Rehberg: wie eine kalt glühende Sonne
Das erste Mal, das ich ihn (bewusst) sah, war in Dieter Giesings Inszenierung von Isaak Babels "Sonnenuntergang", eine Aufführung des Wiener Akademietheaters, die 1994 zum Berliner Theatertreffen geladen war. Wir (d.h. meine Theaterfreunde und ich) hatten damals bereits die Babel-Inszenierung des Teatr Kreatur "Das Ende des Armenhauses" gesehen, und im Grunde kam uns Giesings Produktion wie Edelkitsch vor. Wäre da nicht Rehberg als Mendel Krik gewesen, der wie eine kalt glühende Sonne die Aufführung trug. Ich bin seit diesem Abend ein Rehberg-Fan gewesen und habe ihn leider viel zu selten auf der Bühne erleben dürfen. Später spielte er ja bekanntlich in der "Pfarrer Braun"-Serie der ARD, und ich gestehe, dass ich mich irgendwie gefreut habe, ihn dort zu sehen, obwohl ich der Ansicht bin, dass er sich in den doch etwas harmlosen Episoden weit unter Wert verkaufte. Jetzt aber schmerzt es mich wirklich, wenn ich im Netz Schlagzeilen finde wie "Trauer um Pfarrer Braun-Star". Rehberg war kein Pfarrer Braun-Star, sondern schlicht einer der charaktervollsten Bühnenschauspieler seiner Generation. Seine Pfarrer Braun-Rolle werde ich vergessen. Seinen Mendel Krik nie!
Kommentar schreiben