Gewerkschaften brechen Tarifverhandlungen für Staatstheater Nordost ab
Differenzen in Nordost
17. November 2017. Die Künstlergewerkschaften Deutsche Orchester-Vereinigung (DOV), Genossenschaft Deutscher Bühnen-Angehöriger (GDBA) und Vereinigung Deutscher Opernchöre und Bühnentänzer (VdO) haben die Verhandlungen über einen Fusionstarifvertrag für die künstlerisch Beschäftigten der Theater- und Orchester GmbH Neubrandenburg/Neustrelitz und des Theaters Vorpommern, des sogenannten "Staatstheaters Nordost", abgebrochen. Das gibt die GDBA in einer Pressemitteilung bekannt mit der Begründung: "Die aktuellen Forderungen der Arbeitgeberseite sind inakzeptabel."
Die Arbeitgeberseite, "maßgeblich das Land", forderten "trotz der schmerzhaften Fusion auch noch eine Herabstufung aller künstlerisch Beschäftigten". Das Orchester (dem nach der Fusion 120 Musiker*innen angehören würden) wäre ordnungsgemäß in die höchste Tarifgruppe A einzustufen, solle nach dem Willen des Landes aber der niedrigeren Gruppe B angehören. "Auch die übrigen Berufsgruppen wie Solisten, Tänzer und künstlerische Bühnentechniker sollen nach der Fusion weit unterhalb der Fläche bezahlt werden."
Mehr Leistung, weniger Geld
"Die Arbeitsbedingungen verschlechtern sich mit der Fusion, weil die Beschäftigten zukünftig regelmäßig zwischen fünf festen Spielstätten pendeln müssen. Vom südlichsten Spielort Neustrelitz bis zum Theater Putbus beträgt die Entfernung beispielsweise 160 km. Es kann nicht sein, dass die Beschäftigten immer mehr leisten sollen, während ihre Bezahlung langfristig abgewertet wird", wird Gerrit Wedel von der Vereinigung Deutscher Opernchöre und Bühnentänzer (VdO) zitiert, und Sabine Nolde von der Genossenschaft deutscher Bühnenangehöriger (GDBA): "Seit vielen Jahren wird an den Theatern untertariflich gezahlt. Das Land macht Tariferhöhungen in den einzelnen Sparten vom jeweiligen Personalabbau abhängig. Mit Gleichbehandlung hat das nichts zu tun. Dabei bleibt völlig offen, wann endlich Flächentarif bezahlt wird. Das ist eine Zumutung."
Im August dieses Jahres war Dirk Löschner als Intendant des Staatstheaters Nordost bekannt gegeben worden, zu dem das Theater Vorpommern mit Standorten in Putbus, Greifswald und Stralsund und die Theater- und Orchestergesellschaft Neubrandenburg / Neustrelitz zum 1. August 2018 zusammengeführt werden sollen – im April gab es jedoch nach Berichten der Medien im Norden noch Auseinandersetzungen um die jährlichen Zuschüsse, die von den jeweiligen Kommunen an das Theaterkombinat gezahlt werden sollen, sowie Widerstand in Neustrelitz gegen die Aufgabe eines eigenständigen Theaters.
(GDBA / sd)
Wir halten Sie auf dem Laufenden
Wir sichten täglich, was in Zeitungen, Onlinemedien, Pressemitteilungen und auf Social Media zum Theater erscheint, wählen aus, recherchieren nach und fassen zusammen. Unterstützen Sie unsere Arbeit mit Ihrem finanziellen Beitrag.
mehr meldungen
- Tarifverhandlungen NO abgebrochen: schwierige Darstellung
- #1
- Ulrich Heinse
meldungen >
- 28. März 2024 Berliner Theatertreffen: 3sat-Preis für Jenaer Arbeit
- 28. März 2024 Berlin/Bremen: Geschäftsführer Michael Helmbold verstorben
- 28. März 2024 Neues Präsidium für Deutsche Akademie der Darstellenden Künste
- 26. März 2024 Günther-Rühle-Preise vergeben
- 26. März 2024 Mülheimer Theatertage: Preisjurys berufen
- 26. März 2024 Theatertreffen der Jugend 2024: Auswahl steht fest
- 26. März 2024 Schauspieldirektor Maik Priebe verlässt Neustrelitz
- 25. März 2024 Dramatikerpreis für Correctiv-Autor:innen L. Lax und J. Peters
neueste kommentare >
-
Medienschau Volksbühnen-Chance Basel-Modell statt nur Namen
-
Medienschau Volksbühnen-Chance Dreamteam
-
Biedermann & Brandstifter, Zürich Stemann pur
-
Preisjury Mülheim Zeit für Neuanfang
-
Orpheus steigt herab, Wien Unruhe
-
Medienschau Volksbühnen-Chance Ostereier und gutes Doppel
-
Der große Wind der Zeit, Stuttgart Nachfrage
-
Medienschau Volksbühne Avantgarde und Klassenkampf
-
Orpheus steigt herab, Wien Kassenschlager
-
Auswahl Mülheim Strukturproblem?