Kommentar - Das Zentrum für politische Schönheit und die Furcht vor der Ununterscheidbarkeit
Die Vermarktung der Ehre
von Dirk Pilz
1. Dezember 2017. Am Donnerstag, den 30. November des Jahres 2017, twitterte das Zentrum für politische Schönheit (ZpS) in der Früh': "Es schneit."
Lockruf der Nazis
Das hatten wir bislang noch nicht: Das Wetter ist jetzt auch Bestandteil einer Aktion des ZpS, von der man programmatischerweise nicht weiß, ob man sie künstlerisch oder politisch nehmen soll – und ob die Frage danach überhaupt relevant ist. Irgendwie will sie von beiden Seiten gleichzeitig betrachtet werden, aber was heißt das überhaupt?
dieses sogenannten Höcke-Mahnmals als mündiger Bürger angesprochen wird, der sich nicht nur ein eigenes Urteil bilden darf, sondern auch muss, weil man gar nicht anders kann als sich zu diesem Mahnmal so oder so zu verhalten. Das ist, was sich das ZpS als Erfolg aufs Aufmerksamkeitskonto bucht. Und zu diesem Erfolg gehört, dass die Positionen kenntlich werden. Es ist ja ausreichend aufschlussreich, wenn hier etwa vom "schadenfreudigen und sehr erwartbaren Applaus aus den gleichgesinnten Reihen" die Rede ist und dort entgegengehalten wird, dass es sich dabei um das "Diskreditieren eines linken Protestes" handle, "mit dem Konservative immer ein Problem haben". Jede Neutralität ist jedenfalls genauso ausgeschlossen wie jede Außenposition.
Es heißt zunächst, dass der BetrachterOder anders: Die Faschisten sitzen nicht nur im Parlament, sie haben sich mitten in die Diskurse eingenistet. "Auch wer nicht mitatmet, den grüßt die enge verbrauchte Luft", schrieb Ernst Bloch in "Erbschaft dieser Zeit" 1935, und er ließ den Satz auch im Buch, als es 1962 noch einmal erschien, mit "Blick auf den so wenig bewältigten Lockruf der Nazis", wie er im neuen Vorwort notierte. Das hat sich nicht geändert, "die Geschichte ist kein einlinig vorschreitendes Wesen".
Konsequenzen des Fiktiven
Geändert haben sich allerdings die Allianzen, die das ZpS etwa stiftet. Alle werden in dieser Aktion wie auch in den früheren zu Mitspielern (oder Mittätern), Björn Höcke ebenso wie der ZpS-Chef Philipp Ruch, die Kameramenschen wie die Twitterer, die Dorfbewohner wie die Aktionstouristen. Alle Reaktionen und alle Reagierenden sind entsprechend von Anfang mitinszeniert, aber nicht alles ist dabei Theater. Björn Höcke ist uneingeschränkt ein Faschist und kein Opfer, und die Stelen stehen tatsächlich im Garten neben seinem Wohnhaus und nicht nur im Internet.
Das Verwirrspiel um die echten und die erfundenen Bestandteile der Aktion selbst drückt dabei jene allgemeine Verwirrung in moralischen wie ästhetischen Fragen aus, in die das ZpS selbst verwickelt ist. Am heutigen Freitag verschickte das ZpS eine Pressemitteilung, aus der hervorgehen soll, dass bei der behaupteten zehnmonatigen Überwachung Höckes "auf die Präsentation von billigstem Überwachungsspielzeug und lächerlichen Kostümen gesetzt wurde", diese also inszeniert gewesen sei. Aber gerade das hat reale Konsequenzen gehabt, wenn Höcke wiederum von Überwachungstechniken sprach, "die man als professionell bezeichnen muss" und er (auch) deshalb das ZpS als "terroristische Vereinigung" bezeichnete.
Offenbar war es dem ZpS wichtig, hier für Klarheit zu sorgen, also jene klare Linie zwischen Fiktion und Realität, Versteck- und Aufklärungsspiel zu ziehen, die die gesamte Aktion selbst gerade verwischt. Während Björn Höcke in die Fiktionalität flüchtet, um als "Landolf Ladig" rechtsextreme Texte zu publizieren, im Namen einer erfundenen Figur also ungefiltert seine echten politischen Überzeugungen zu formulieren, verlässt das ZpS die Bereiche des Ästhetischen, um ihre Absichten zu kennzeichnen, nämlich "mit Nazimethoden Nazis" zu bekämpfen.
Ein Leben "zerkrachen lassen"
Bloch hat einst geschrieben, es sei an der Zeit, "der Reaktion die Waffen aus der Hand zu schlagen", sprich die Bereiche der "Irratio" etwa ihr nicht zu überlassen. Und es scheint, als versuchten jetzt sowohl das ZpS wie die Höcke-Faschisten sich gegenseitig die Waffen streitig zu machen. Ist es so, leuchtet auch ein, dass Philipp Ruch die ZpS-Arbeit als "Handlungen mit moralischer Lichtintensität" bezeichnet hat, die am stärksten im Kontrast zur "Finsternis und Abgründigkeit der größten Verbrechen" zur Geltung kämen, weshalb Genozide das wichtigste Sujet darstellten. Und dass diese Arbeit unter dem Leitbegriff der Schönheit steht, die er in seinem Manifest Wenn nicht wir, wer dann? als das "Erdbeben unserer Existenz" beschrieben hat: Die Schönheit, mithin jede ZpS-Aktion soll "ein ganzes Leben zerkrachen lassen", solle als "ein Wagnis" für "risikobereite Seelen" begriffen werden, indem sie "elementar erschrecken" und moralisch wie ästhetisch "verzaubern". Die Aktionskunst im Dienst der Läuterung für die Ideale eines "aggressiven Humanismus".
An diesem Punkt treffen sich das Schönheits-, wie das Kunst- und Politikverständnis des ZpS irritierenderweise mit jenem der Identitären, wie es namentlich Martin Sellner in seinem kürzlich erschienenen Buch "Identitär! Geschichte eines Aufbruchs" geschildert hat. Auf diesen Zusammenhang hat Wolfgang Ullrich in einem bedeutenden Aufsatz hingewiesen und treffend von "unangenehmen Begegnungen" gesprochen. "Mir graut es", schreibt Ullrich, "vor dem Moment, in dem sich die immersive Ästhetik, die bisher nur Gruppen wie das ZpS praktizieren, mit den essentialistisch-völkischen Angstszenarien der Identitären Bewegung verbindet. Mir graut es auch davor, dass das Schöne dann noch enger und selbstverständlicher zugleich das Gute sein soll und entsprechend alles, was nicht als schön und also auch nicht als gut empfunden wird, in seiner Existenz gefährdet ist." Und es ist in der Tat beunruhigend, wenn ein Rechtsextremer wie Sellner das ZpS als "Inspirationsquelle" bezeichnet. Das Grauen rührt aus der Furcht vor einem "lupenreinen Faschismus", vor einer Ununterscheidbarkeit, die Worte wie Faschismus selbst leer werden lassen.
Wechselwirkungen
Ist diese Furcht berechtigt? Hier lohnt womöglich ein Blick in die kürzlich erschienene, von Herfried Münkler betreute Dissertationsschrift Philipp Ruchs (Ehre und Rache. Eine Gefühlsgeschichte des antiken Rechts. Campus Verlag, Frankfurt/New York 2017, 437 S., 39,95 Euro). Es ist dies kein Buch über das ZpS, auch nicht über Schönheit und Politik, sondern über eine "Gefühlsgeschichte des antiken Rechts". Ruch untersucht dabei in aller wünschenswerten Detailliertheit einen zentralen Aspekt des antiken Rechtsverständnisses. Denn anders als das Gros der Forschung meint, sind Ehre und Rache für ihn keine Gefühle, die durch die Schaffung von Rechten und Rechtsinstituten überwunden wurden, sondern Produkte der Rechte selbst. Das gängige Bild will, dass Ehr- und Rachegefühle in "barbarischen", anarchischen Zeiten herrschten und von den (griechischen) Rechtsordnungen eingehegt wurden. Die Quellen sprechen allerdings (auch) eine andere Sprache. Wie Ruch verdeutlichen kann, sind Ehre und Rache in der Antike "tragende und tragfähige Fundamente des Politischen" selbst, eben weil es damit um Gefühle geht, die politisch, sprich rechtlich erst ermöglicht wurden.
Es spricht einiges für diese starke These. Irritierend (und irreführend) ist jedoch, dass Ruch der "alten" Kausalität (das Recht bändigt die Gefühle) schlicht eine "neue" entgegensetzt (das Recht schafft die Gefühle). Vielmehr ist hier wohl mit Wechselwirkungen zu rechnen: Recht und Gefühl sind gleichursprünglich, also dialektisch verschränkt. Dialektisch aber argumentiert er nicht.
Und was ist mit der Würde?
Vorschnelle Querverbindungen zum ZpS sollte man nicht ziehen. Wenn Ruch aber selbst davon spricht, dass er mit seinem Buch nicht nur die alte, sondern auch die eigene Zeit begreifbar machen will, wenn er sich zudem dem Rechtshistoriker Hermann Conrad – ab 1941 Professor in Marburg – anschließt, demzufolge die Vergangenheit "wertvolle Kräfte zum Aufbau der Gegenwart und Zukunft" berge – dann darf man durchaus Eckpunkte des geistigen Selbstverständnisses des ZpS erkennen. Denn unverkennbar geht es diesem auch darum, die Ehr- und Rachegefühle als wertvolle Kräfte zu mobilisieren, wovor man sich mit guten Gründen fürchten muss.
Während nämlich die Würde – als Nachfolgerin der antiken Ehre – als unveräußerliches Gut gelte, so Ruch, habe man die Ehre einst durchaus verlieren können, rächend allerdings auch wiedererlangen. Womöglich ist das Treiben des ZpS tatsächlich als Versuch zu verstehen, die Ehre gegen jene Würde zu setzen, deren Unantastbarkeit oft genug nur abstrakt gilt. Aber die Ehre als politischen Begriff wiederzubeleben, bedeutet eben auch auf Rache zu setzen, auf Kampf, am Ende immer auf Krieg.
Es scheint jedenfalls kein Zufall, wenn Ruch in der Einleitung behauptet, "die Visualisierung und Vermarktung der Ehre ist die zentrale Aufgabe der Künste". In sie wird entsprechend alles einbezogen, was visualisierbar und vermarktbar ist: vom Schnee bis zum Pressestatement.
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2. Alle Linken Aktivisten, die herumheulen, daß ihnen die Identitären die Strategien des Protests "geklaut haben" sind wie Grüne, die weinen, weil Angela Merkel die Atomkraftwerke abgestellt hat.
3. Daß Sellner bei Ruch kopieren möchte zeigt: Er hat verstanden wo an der Aktivismusfront Innovation stattfindet, statt Herumgeheule oder barrikade/entglasen/pflasterstein
4. Ruchs Verdienst der vergangenen beiden Aktionen ist nichts weniger als eine Innovationsoffensive, die den linken aktivismus aus seiner selbstverschuldeten larmoyanz und phantasielosigkeit befreit hat.
4.1. Der Kopierer im Istanbuler Hotelzimmer im Video als zeitgenössischer Wiedergänger der Schollschen Wurfaktion, im Zeitalter der Automatisierung ohne Mensch durchführbar (aber nicht denkbar, die Demonstration als Installation.
4.2. Die Stelen als fassbares, weil durch jeden Berlin-Besucher erfahrenes Monument, dessen inhaltliche Aufladung sich auch durch die mediale Vervielfältigung transportiert. Die Verquickung aktivistischer Agenda und Handlung mit installativer Kunst im Ping-Pong zwischen gegenständlich und virtuell.
5. Dirk Pilz schreibt eine Rezension. Als moralische Befragung. Darf man (Ruch) das. Pilz denkt: nein. Weil: Es sei Wasser auf die Mühlen von Sellner. Wenn es Wolfgang Ullrich graut den Ruchschen Aktivismus im Sellnerschen Gewande zu sehen kann ich nur sagen: Soll der Aktivist nicht mehr handeln, weil der Faschist ihn kopieren könnte?
Dem Sellnerschen Aktivismus kann man doch von linker Seite nur mit mehr Phantasie beikommen, statt larmoyanter Klage.
Also tut Ruch - als AKTIVIST - den Kunst als Mittel interessiert - das gegenwärtig einzig richtige: Er erfindet neue aktivistische Handlungsformen, die sich den Kopisten der Identitären voerst entziehen. Seine Währung ist der Effekt, die Wirkung.
Sinnvoller Nebeneffekt: Die müden linken aktivitischen Gehirnzellen wieder in Bewegung bringen. Dafür sollten wir ihm dankbar sein. Habe die Ehre.
„Ehre“ ist nicht der verlängerte Wurmfortsatz von „Würde“ und „Rache“ ist ebenso wie „Ehre“ oder „Würde“ bitteschön überhaupt kein Gefühl.
Gefühle sind z.B.: „Rachsucht“, „Rachedurst“, „verletztes Ehr-Gefühl“, mehr oder weniger ausgeprägtes individuelles „Ehr-Gefühl“ oder eine „Ehre“ als Wert ignorierende individuelle„Ehr-Losigkeit.
Sich „würdelos behandelt“ zu empfinden oder ein „würdevolles Auftreten“ anzustreben oder zu bewundern zum Beispiel, „Lust sich zu rächen“ sind nicht einmal Gefühle! - sondern Emotionen.
Emotionen sind im Unterschied zu Gefühlen seelische Bewegungen, die aktiv stattfinden.
Emotion ist Fühlen, ein Vorgang.
(Es wäre leichter, wenn man das bei englischsprachigen Lektüren als deutscher Muttersprachler bedenken könnte. Besonders in den Wissenschaften, die mit diesen Dingen umgehen und sich auf ihrer Grundlage graduieren. Im Deutschen sind Emotionen Emotionen und Gefühle Gefühle und bedeuten unterschiedliche Dinge. Und zwar oft GEGENTEILIGE als im Englischen, wo „emotions“ eher ausgedrückte Gefühle und „feelings“ nicht-ausgedrückte, sondern beobachtete Gefühle bezeichnen…)
Gefühle sind also KEINE Emotionen, sondern bereits bewusst gemachte, und zwar richtig ODER falsch erkannte, Emotionen.
Ehre und Würde und Rache hingegen sind ABSTRAKTE Begriffe, die Haltungen gegenüber Gefühlen DARSTELLEN.
Ehr-Gefühl, Menschen-Würde, Rachebedürfnis sind WERTE, die ein Mensch gegenüber Gefühlen einnimmt.
Und je nachdem, wie er diese Werte in der Gesellschaft vertritt, handelt er: Auf der Grundlage dieser, seiner persönlichen WERTungen verletzt oder respektiert er das Ehr-Gefühl anderer, ist für ihn die Würde des Menschen ein p r i n z i p i e l l unveräußerlichbarer Wert oder ein Scheißdreck, der im Einzelfall eines anderen gar nichts bedeutet, lebt er sein Rachebedürfnis aus oder sublimiert es.
Der Unterschied zwischen einem Idioten und einem Faschisten besteht darin, dass ein Idiot denkt, dass in Einzelfällen des Menschen Würde ein veräußerlichbarer Wert, also ein Scheißdreck ist und ein Faschist denkt, dass Menschenwürde in allen Fällen prinzipiell - außer bei sich selbst natürlich - ein Scheißdreck ist.
Und ein Demagoge ist jemand, der meint, er könne andere lehren, was ein Faschist ist dadurch, dass er uns vorführt, dass man Faschisten nur behandeln kann, als sei man selbst ein Faschist.
Es hat schon immer Demagogen auch mit Doktortiteln gegeben – das muss, was Intelligenz anlangt, mitunter gar nichts besagen.
Es KANN natürlich was besagen (was???), aber es MUSS nicht zwingend...
MfG - d.o.
(brecht)
"Alle Anmut ist schön […], aber nicht alles Schöne ist anmutig."(schiller)
verstehe - mit "Tötet Köppel" ziehst du die misslungenste Aktion des ZPS aus dem Hut und empfiehlst zum Runterkommen mal ein Weihnachtsmärchen zu inszenieren. Hast du mal wieder dein Polemikkeyboard benutzt ;-)
Die Köppel Aktion war ein Fail - oder in Theaterdimension übersetzt: eine misslungene Aufführung. Weil Ruch einfach kein Theateregisseur ist. Das scheint aber beim ZPS angekommen zu sein. Die Kunst ist doch die eigenen Fails nicht zu wiederholen - und einfach weiter zu forschen.
Wer forscht denn wirklich im Zwischenfeld von Aktivismus und darstellender Kunst nach neuen Formen? Du? Milo Rau? Den Sturm auf den Reichstag hatte ich irgendwie zwei Jahre vorher schon einmal erlebt. Nur nicht so als müdes hochsubventioniertes Lüftchen.
Deinem Gedanken, daß die Ästhetisierung der Politik (oder besser der politischen Inszenierung) ausschliesslich von der Rechten betrieben würde oder gar deren "Projekt" sei kann ich gar nicht zustimmen. Daß diese Strategie der Ästhetisierung abzulehnen sei schreibst du zwar apodiktisch dahin, nur - das Argument dazu fehlt. Was wäre denn das Ausheben der Gräber aus der Reichstagswiese anderes gewesen als eine ästhetisierte aktivistische Handlung, die grade aufgrund ihres Pathos in Erinnerung bleibt? Davon abgesehen: In Deutschland ist vielen "Protestwählern", die ihr Kreuz bei der AFD gemacht haben erst nach Ansicht der Abgeordnetenliste klar geworden, welche lupenreinen Antidemokraten, Holocaustleugner und formally known as NPDmember Leute sie da eingentlich gewählt haben - ich bin jedenfalls ganz froh, daß das Zentrum sich weiter Gedanken macht mit welchen Aktionen man die Mentalitäten hinter den Parolen ausstellt. Denn, lieber Samuel, nur weil ihr euch in der Schweiz an die SVP gewöhnt habt müssen wir uns ja nicht an die AFD gewöhnen.
Offenbar kann man heute aber auch - zumindest im akademischen Bereich - erfolgreich sein, wenn man das nicht so kurz und genuin knapp und treffend formulieren kann oder gar nichts davon weiß...
"Ehre" als Wert-Maßstab zu "Ehr-Gefühl" als Gefühl hat mit Achtung von/vor einem äußeren, gesellschaftlichen Ansehen zu tun.
Daran ist das Ansehen etwas Äußerliches und die gefühlte Achtung vor diesem Äußerlichen etwas Innerliches.
Bei vorhandener gefühlter undoder gezeigter Nicht-Achtung des gesellschaftlichen Ansehens eines anderen, kommt es zur Verletzung seines Ehr-Gefühls.
Und durch die Verletzung des Ehrgefühls, kann auch die Würde des Menschen - das ist der abstrakte Begriff für den individuellen Ausdruck seiner inneren wie äußeren Souveränität in seiner persönlichen (wertenden) Haltung gegenüber dem Menschsein an sich, angetastet werden.
Wenn sich der so in seiner Souveränität angetastete Mensch daraus etwas macht und das trotzdem nicht nach außen zeigt, ist die Würde etwas mehr oder weniger anmutig anmutendes Inneres.
Und wenn er sich etwas daraus macht und es auch nach außen zeigt, ist sie etwas mehr oder weniger anmutig anmutendes Äußeres.
Und wenn jemand behauptet, die Achtung vor dem Ehr-Gefühl anderer sei ein Schmarrn wert, weil "Ehre" ohnehin nur etwas Äußerliches (schon nach Brecht!) und deshalb weniger Wert als "Würde" sei, das kostbarere Innere, hat keine Ahnung davon (keinen Begriff! davon), wie sehr er ausgelebter Rache, Gewalt und Terror, Vorschub leistet.
Und zwar, weil er Inneres und Äußeres nicht als notwendig dialektische Einheit betrachten kann, wenn es um Gefühle und Werte geht, die nämlich von Emotionen als Antwort auf Empfindungen und Wahrnehmungen gespeist werden. -Tschuldigung, Bert - auch Brecht hat vielleicht nicht immer recht? ( ...das warn zwei Bier und eine Havanna, ja? - Ja. Schiller zahlt. :))
verwechselt wird wie in jenem Lied Freundschaft mit Blödheit ?
Da geht die Rede von "Ästhetisierung der Politik" , als wenn es die Schönheit wäre, welche tatsächlich den Ausschlag beim Gelingen oder Mißlingen einer/dieser ZFPS-Aktion spielte, und nicht der Krawall, den "beide Seiten" auf dem Weg ins Scheinwerferlicht suchen (um die jeweils Zweifelnden stärker in die eigenen Reihen zu schmieden), dann die Rede, daß das eine rechtsdrehende Tradition habe; nun, die "Politisierung der Ästhetik" hat ebenso eine linksdrehende Tradition, und sollte alles nur noch auf den Behauptungsakt hinauslaufen, ob die jeweilige Künstlerin nun den links- oder den rechtsdrehenden Begriff verwendet, möglicherweise der eine dann "Gefühl", der andere "Emotion" für sich reklamiert, was sichtlich die Gefahr bei der definierenden Züchtigung des "Emotional-Affektiven-Zuständlichseins" (Ingolf Ebel) zur strikten Trennung von "Gefühl" und "Emotion" ist, wäre das wohl kaum als Fortschritt zu bezeichnen.
Ich für meinen Fall war "künstlerisch" eher dazu provoziert, in einer 2.Hausaufgabe für die Firma "Söhne und Söhne" etwa eine Art anwaltliche Rolle für die Höcke-Seite einzunehmen, auch wenn ich mit der AfD nichts am Hut habe; "leider" -oder, wer weiß, zum Glück- hat die dumpfe Reaktion der realen AfD-Seite diese kleine Nachtarbeit in all ihrer Minimalschönheit schon wieder einkassiert im Grunde; aber, irgendwie denke ich immernoch, das ZFPS hätte ganz schön blöd dastehen können, hätte man es stärker aushungern lassen können einerseits und sich darauf beschränkt, die wohl kaum ernsthaften Angebote des ZFPS
an Herrn Höcke (die man auch als Fallen reformulieren könnte) jeweils in aller Ruhe begründet zurückzuweisen, was vielleicht (ebenfalls leider im Grunde)durchaus möglich gewesen wäre, fürchte ich. Wäre nicht ein "Kniefall Höckes" für beide Seiten letztlich, wäre das nun eigentlich eher schön oder unschön der Vermutung der Macher zufolge ??, der "Worst Case" gewesen, der natürlich nie ernsthaft zu Gebote stand ?!!? Was unterscheidet zB. das ZFPS von dem "Vorbild" Schlingensief ? Und hat der nun linksdrehende, rechtsdrehende oder, für meine Begriffe "Kunst" entsprechend, Dritte Dinge aufgelegt ??
Und das hat mit "Kunst" natürlich gar nichts zu tun. Allerdings ist es für die Literatur relevant. Und für Theater genau dann, wenn es auf der Grundlage literarischer Vorlagen arbeitet. (Wir haben zum Beispiel den Hang zur massiven Substantivierung entwickelt, was dazu führt, dass sich in Beschreibungen von Gefühlszuständen große Ungenauigkeiten ergeben, das hat Konsequenzen für Figuren-Darstellungen z.B.)
Bei Aktionskunst ist wohl das Unbenennbare der Dritten Dinge als schönes Ergebnis entscheidend. Seh ich aber bei dieser Höcke-Aktion nicht... Hab ich auch bein andern nicht gesehen...
Ich hätte es am besten gefunden, wäre das Denkmal auf dem Nachbargrundstück einfach dagestanden und die Reaktionen in Ruhe dokumentiert und erst um einiges später Bekennertum von ZPS - M.E. fällt ihnen Subversivität wahnsinnig schwer...
gab, fast schon so, als traute man der eigenen Aktion nicht über den Weg, beinahe sogar schon annährend zynischerweise so, als stimme man seitens des ZFPS unbewußt sogar mit Herrn Höcke überein, daß Stelen zur Mahnung aus irgendeinem Grunde nicht reichen. Natürlich wird Herr Höcke sich hüten, gleichsam Zynisches dann auch nur anzudeuten, wie ich es für mich in meinem Gedankenspiel in einer ungefähr zweistündigen Hausaufgabe dann sehr wohl in einen Nebensatz packte: "Wir (die "Anwälte" Höckes) sind nicht so zynisch,
das ZFPS dafür zu loben, Herrn Höckes Worte in Richtung einer Dezentralisierung des Gedenkens produktiv gemacht zu haben und gar Urheberschaft zu reklamieren (den "Guernica"-Schuh, "Sie haben das gemacht !", könnten wir uns selbst dann nicht anziehen, wenn wir wollten) !" Worauf ich dann noch folgen lasse, daß es eher den Kniefall Brandts in ein merkwürdiges Licht zu setzen droht ("Wie, war der ähnlich "erzwungen" ??, kaum zu glauben !!!"), würde Herr Höcke nach einem Schnellkurs beim Actors Studio nun den Kniefall geben. Auch ist es ja ein gediegener Vorschlag seitens eines MORALISTEN , daß er bereit wäre, neues und sogar virulenteres Belastungsmaterial, zumal solches, daß Herr Höcke weder öffentlich widerrufen hat (wie seine Aussagen zum Mahnmal) noch wohl könnte, unter den Teppich zu kehren, wenn ein solch zweifelhaftes Symbol wie jener Kniefall erfolgt (wäre). Und, da die Daten, welche das ZFPS sammelte, ob nun mit Spielzeugmethoden oder der Securitate die Ehre gebend, jederzeit von Dritten wohl erhoben beziehungsweise an diese weitergeleitet werden konnten (und ein Moralist wohl kaum ruhig schlafen könnte, verzichtete er auf sie), gab es bei diesem vermeintlichen Deal für die Höcke-Seite auch nichts zu gewinnen. Und wie politikunfähig man doch wäre, würde man sich dann mit Leuten, die sich ganz offenbar (nicht ungefährlichen) Spaß einem erlauben , ernsthaft verhandeln !! Die Höcke-Seite hätte ja auch Zeit haben können, nur diese Details anzumerken; und ich finde, dann steht das ZFPS nicht allzuschön da. Wobei "Rache" und "Holocaustdenkmal" zusammengenommen bereits fragwürdig genug sind !
Aber, das ZFPS, siehe ZEIT-Artikel, ist ja offenbar meisterhaft im Nachliefern von Behauptungen beziehungsweise im zeitungsgerechten Ändern von Artikeln, und so könnte die Pointe der Aktion letztlich sein: "Bis die Öffentlichkeit endlich merkt, daß "Stelen" und "Rache" nicht zusammengehen und hier ein künstlerischer Mißnrauch des Mahnmals gewagt wird, es also garnicht um Milgram-Höcke geht, hat es bedrohlich lang gedauert !"
Nun, eigentlich nichts, aber mitunter brennt halt ein "Christbaum an Assoziationen" (siehe Thread zu "Das Heuvolk") und es kommt zu "denkwürdigen" Stilblüten. Da bin ich (siehe Thread zu "Das halbe Leid") also gerade dabei, das Januarprogramm des Deutschen Schauspielhauses in HH durchzuforsten und stoße dann für den 18.1.2018 auf "Matthias Brandt & Jens Thomas: Psycho", und schon beginnt sich die Hütte Herrn Höckes zu verwandeln und ähnelt fast schon "Bates Motel" . Dabei mußte ich angesichts der ZFPS-Aktion eher an so einen Film denken wie "Der Mann, der sich verkaufte"
(mit Hansjörg Felmy, "von Baky " heißt der Regisseur, glaube ich)
und frage mich, ob die Grundstückspreise in Bornhagen schon anziehen oder an Wert verlieren oder im "Hotel Sending" schon erste Zimmer abbestellt worden sind ?!.
wenn jetzt eine religiöse Vereinigung, nennen wir sie die "Neuabläßliche judenchristliche Gemeinde", sich, schick gekleidet wie "JW" oder "Church of Mormon" oder -meinethalben- "Die Himmelfahrer", vor dem Holocaust-Mahnmal postieren würde, um den Besuchern einen Ablaß zu offerieren; wäre das kein Mißbrauch ? Und ist es kein Mißbrauch gewesen, daß die sogenannten "Grauen Busse" in Frankfurt am Main als Urinal benutzt worden sind ?? Und kommt das ZFPS in seiner Aktion zumindestens dieser neuen Ablaßsekte nicht verflucht nahe und sollte sich lieber heute als morgen tummeln, da die "Mission" so langsam aber sicher ausgereizt ist (siehe Michael Angeles Artikel im FREITAG vom 30.11.2017, auch die dortigen Einwände bezüglich zB. der Familie Herrn Höckes und einer sippenhaftartigen Behandlung dieser durch das ZFPS, welche noch einmal die Assoziation "Der Mann, der sich verkaufte" untermauert)
und der Dreisatz droht (frei nach "Söhne und Söhne"): ELATUS-ELOTUS-ELUTUS !?? Und bei der Diskussion über den so wohltönenden wie fiesen Kampfbegriff des sogenannten "Ethnopluralismus" (eine Vulgärfassung davon vertritt übrigens CLIFF in "Das halbe Leid" in seinem unangemeldeten Vortrag gen 3 Uhr morgens ; im FREITAG vom 30.11. findet sich zudem auch eine einseitige (!) Besprechung der Installation von Jürgen Ziemer, ... vielleicht kann NK diese noch im recht überschaubaren Pressespiegel zur Sache unterbringen) stört mich zunehmend, daß so getan wird, als sei der mit den "Identitären" gerade erst aufgekommen , wobei ja die Schlees und Neubauers und Schönhubers die national-/rechtskonservativen Blätter damit nur so gefüttert haben (1989 saßen 6 Republikaner im Europaparlament, vor der nach Kohl benannten "Wende") ihrerzeit (was Politikwissenschaftler, ich war ja auch mal einer, auch wissen). Ob nun Lea Rosh die Aktion für gelungen hält, der Zentralrat der Juden in Deutschland sich bei weitem distanzierter zeigt (Richtung "gut gemeint") oder mancher und manchem dann doch das Gruseln packt, wenn ein Mahnmal plötzlich zum aggressiv humanistischen Kampf einer quasi
"Moralsekte" herangezogen und benutzt (sic !) wird, für mich gehen
"Stele" und "Rache" nicht zusammen, wobei ich das "Mißbrauchsargument" allerdings verwende, um eine Ausfluchtsmöglichkeit für das ZFPS, eine fragwürdige sehr wohl, darzustellen; die Fortsetzung durch das ZFPS läßt vermuten, daß es noch ne Weile weitergeht. Vielleicht ist das auch besser so, denn was , verfolgen wir die ZFPS-Logik des "Auge um Auge, Zahn und Zahn"
-nach Lesart des Hauses-, will das ZFPS dann erst mit Holocaustleugnern tun: neue KZs errichten ???
Ich würde sagen, dass der "Ablasshandel" - wie Sie es nennen - eher satirisch gemeint ist. Denn natürlich wird ein Mahnmal niemanden zum Umdenken zwingen, der sowieso quasi "unbelehrbar" ist bzw. seinem Denken und politischen Handeln keine andere Richtung geben will.
Ich meinte das ganz simpel. Man kann ein Mahnmal aus Beton deswegen nicht missbrauchen, weil es nichts fühlt, wie ein realer Überlebender oder dessen Nachkommen. Ein Mahnmal repräsentiert nur. Seltsam, dass ein Politiker wie Höcke sich so sehr über diese "Dopplung" aufregt und die Künstler "Terroristen" nennt. Denn die AfD arbeitet doch selbst im Rahmen einer permanenten Aufmerksamkeitsmaschinerie.
Das ZPS dagegen ist, anders als tatsächlich gefährliche (religiöse) Sekten keine Moralsekte, sondern ein Künstlerkollektiv. Wer von Moralsekte spricht, der drückt sich vor moralischem Handeln. Oder er will auch gar nicht moralisch handeln. Aber es fühlt sich doch gut an, wenn es wirklich von innen kommt. Und eben nicht nur repräsentiert.
Von welchem "damals" schreiben Sie?
Und dieses Buch von Ruch, ganz ehrlich, ich nehme es auch ein bisschen wie Satire wahr. Ähnlich satirisch, wie wenn einer schreibt: "Psychologie in Afrika, sei das nicht als vesuche man, Eskimos Kühlschränke zu verkaufen?" (W. Herrndorf, "Sand") Es gehört eben einfach in unserer schönen neuen Medienwelt dazu, dass man als Künstler dann auch noch ein Buch zur Kunst schreibt. Hauptsache, man vermarktet sich selbst. Aber kann man aggressiven Humanismus, kann man Moral wirklich vermarkten? Nein, man kann sich - ich schrieb es bereits - nur dafür oder dagegen entscheiden.
Ausserdem, setzt man Gesten in einen anderen historisch-gesellschaftlichen oder thematischen Kontext, dann sind sie von vornherein verfälscht. Auch das ist ein Medienmerkmal in Bezug auf die Ästhetisierung von Politik. Da werden Gesten wieder-ge-holt, da werden neue Mahnmale an anderen Orten (nach-)gebaut, aber ob sich das politische Handeln dann auch wirklich daran orientiert, ist eine völlig andere Frage.
Für mich wird das Holocaust-Mahnmal in Berlin durch die ZPS-Aktion nicht "geschändet", wenn es in Thüringen nachgebaut wird. Und ich empfinde es auch als paradoxe Formulierung, wenn in Bezug auf das Berliner Mahnmal davon geschrieben wird, die Opfer zu "ehren" (siehe Stiftung). Man kann der Opfer gedenken (wie in Warschau), aber man kann sie, einmal geschehen, nicht ehren, jedenfalls nicht ehren im Sinne einer Art "Wiedergutmachung" für das eigene Gewissen. Helden dagegen kann man ehren, Helden des Aufstands (wie in Warschau). Was geschehen ist, ist geschehen. Und wie bereits die 68er wussten, wurden die wichtigstens Posten nach 1945 in Politik und Geheimdiensten in West wie Ost von ehemaligen Nazis besetzt. Niemand wird so einfach vom "Nazi" zum "Gutmenschen", folgen wir mal den medialen Begriffsbildungen.
Anstatt sich wechselseitig zu beobachten und verbal zu bekämpfen, könnte und müsste man wohl aber auch mal miteinander reden. Das müssen nun wohl oder übel die Parlamentarier im Bundestag. Und die Aufgabe der Presse ist dann nicht Sensationsgier und/oder Panikmache, sondern politische Analyse.
Ich bin kein ZPS-Fan oder Ruch-Fan, wirklich nicht, wirklich nicht, oh nein. Aber diese Performance/Installation bekommt meinen vollsten Respekt.
*Toller Abend zu dem Schiebevorgang ist übrigens "Flammende Köpfe" in Dortmund.
Aber viele glauben wohl an Ruch als neuen "Führer". Das würde ja eigentlich seinen Thesen entgegenstehen. Und deswegen betrachte ich seine Aktionen oft auch eher als satirisch, im Sinne von Selbstsabotage. Er will weitere Geozide verhindern, betrachtet sich bei der Durchsetzung dieses "aggressiven Humanismus" aber als "Führer". Wenn auch mit "liebevollen Zielen". Paradox. Aber jeder ist eben wie er ist.
Was eine weitere Diskussion über die ZFPS-Aktion erschwert, ist das, was ich als "Nepper-Schlepper-Bauernfänger"-Syndrom bezeichnen würde.
Es ist nicht sonderlich schwer, sich Züge einfallen zu lassen, welche die Lage vor Ort anheizen , ja: zur Eskalation führen könnten;
schreibt sie hier jemand allerdings auf, liefert derjenige gleichsam auch so eine Art "Gebrauchsanleitung" für allerlei "Trittbrettfahrer", und ist es auch nicht schwer, hier auf allerlei Ideen zu verfallen, so ist es doch noch eine kleine Anstrengung, darauf zu kommen. Ich beziehe mich auf die Sendung (damals mit "Ede" Zimmermann) , welche "Nepper-Schlepper-Bauernfänger" hieß; manche Schilderung von Tricks hat die "Kursisten" vor dem TV-Gerät erst auf ihre neue Geschäftsidee gebracht. Ich kann mich nur wiederholen: Das ZFPS hat bislang -meineserachtens- Glück, daß die Aktion noch halbwegs "gelingt", wenn auch Ihre Aussage, daß "BERLIN und gar die WELT" nach Thüringen gleichsam verbracht worden seien, ratlos hinterläßt. Es war anfänglich ein Medienereignis, bei dem Herr Ruch ein paar Tage in Verzug geriet, weil gerade, in Berlin ! (der Welt ??), die Koalitionsverhandlungen geplatzt waren und das ZFPS nicht im Feuilleton landen wollte (bezeichnend auch dies, mehr für unsere Medienlandschaft) -siehe ZEIT-Artikel-; aber, die Frage bietet sich durchaus an, wenngleich mehr im Parallelthread zum ZFPS, wer war eigentlich neben dem ZFPS und den Dörflern und den aufgeregten Medienteams der ersten Stunde sonst noch so im Dorf und hat sich, wie es bei Diskussionen hier sonst ja auch üblich ist, die jeweilige Installation bzw. Aufführung auch besucht zu haben (oder sich mit dem Gedanken trägt, dies zu tun etcpp.), vor Ort (!) ein eigenes Bild gemacht ? Berlin und gar die Welt jedenfalls eher nicht; ist überhaupt schon, by the way, ein(e) NachtkritikerIN dort gewesen und hat mit "Dritten" gesprochen; geht es nicht um diese ?? (angeblich ?)? Die Uraufführung jedenfalls läuft wohl noch !.
Und noch zu "Berlin und/oder die Welt nach Thüringen". Ich meinte das so, dass man - wie Höcke - gegen ein Mahnmal sein kann. Als noch problematischer aber empfinde ich, dass dieses Mahnmal - ob nun in Berlin oder Thüringen - aktuell offenbar nicht dazu anregt, sich mit seinen Nachbarn und Nebenmenschen genauer auseinanderzusetzen. Auch die AfD setzt sich ja nicht auseinander, sondern besitzt das Geld und streut Populismus, indem sie Menschengruppen, die ansonsten vielleicht auch einfach nur weiter friedlich neben- und/oder miteinander leben könnten, gegeneinander aufhetzt. Christen gegen Muslime, Christen gegen Juden, Gläubige gegen sogenannte "Ungläubige", Steuerzahler gegen sogenannte "Sozialschmarotzer", traditionelle Familie gegen andere Lebenformen usw. Das heisst Angst- und Panikmache, was wiederum den anderen Parteien nützt, von "Stabilität" usw. zu reden, von Groko usw., obwohl vielleicht auch mal Jamaika oder noch Experimentelleres bzw. Bürgernäheres was werden könnte.
@ #24: Sie haben Recht. Aber manchmal steht man auch einfach im Selbstwiderspruch. Jeder Mensch gerät wohl mal in solch paradoxe Situationen, wo er sich am Ende immer nur ganz persönlich entscheiden kann und muss. Und ich würde mich am Ende immer für die menschliche Wärme entscheiden.
Die Frage, die bei dem Experiment gezielt verwischt wurde, war ja, WANN genau ist das Ende, wo man sich als Mensch noch für Wärme entscheiden kann? Am besten entscheidet man sich also gegen solche Art Experimente und eine Wissenschaft, die Geld für solche Art Forschung bekommen möchte. Dazu muss man solche Forschung im Vorfeld kritisch befragen. Dazu gehört sehr viel transdisziplinäres Wissen, weil man sie sonst nicht befragen kann.
Das ist ein Problem.
Das gern beschwiegenverdrängtignoriert wird.