Ohne Fernsehen läuft's nicht

13. Dezember 2017. Der Kölner Boulevardtheatermacher Peter Millowitsch hat bekanntgegeben, ab dem Ende der Spielzeit 2018/2019 keine weiteren Stücke mehr auf der Volksbühne am Rudolfplatz zu inszenieren. Das gibt das Privattheater mit Gastspiel-Betrieb in einer Presseaussendung bekannt.

Zur Begründung wird Millowitsch darin zitiert: "Seit im vergangenen Jahr ein Partner, der einen Teil der finanziellen und organisatorischen Belastung getragen hat, von der Fahne gegangen ist, wird mir das alles einfach zu anstrengend." Der WDR zeigt die Millowitsch-Stücke nicht mehr im Fernsehen.

Millowitsch entstammt einer Boulevardtheaterdynastie, die über sieben Generationen in Köln Theater gemacht hat und deren Tradition er mit seiner Entscheidung nun beendet – laut Presseaussendung wehmütig. Für die "Ära, in der meine Familie vom Puppenspiel über das Theater bis hin zum Fernsehen erst die Kölner und dann die Menschen in der Bundesrepublik zum Lachen gebracht hat" sei eben diese Familie "sehr dankbar".

(Volksbühne am Rudolfplatz / Kölner Stadtanzeiger / sd)

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Kommentare  
Ende Millowitsch: Castorf ein Wimpernschlag
Sieben Generationen! Dagegen war Castorf dann doch nur ein Wimpernschlag.
Ende Millowitsch: Wie bitte?
@1
Keine Ahnung, wie man auf die Idee kommen kann, die sieben Generationen Millowitsch mit ihrem Privattheater mit dem einem! Intendanten Castorf am Stadttheater Volksbühne zu vergleichen.
Ende Millowitsch: Tom Buhrow + der WDR
Der Vergleich Millowitsch-Theater/Volksbühne Berlin gefiele Castorf sicher. Das Boulevard- und Volkstheater muss geschützt und verteidigt werden! Es ist symptomatisch, dass nun auch dieses alte Ensembletheater schließt. Schutz solcher Häuser ist eine der zentralen Aufgaben der öffentlich-rechtlichen Rundfunk- und Sendeanstalten. Sie sollten sich nicht der Quote, sondern regionalen Traditionen und künstlerischen Einzigartigkeiten verpflichtet fühlen - im Zweifelsfall auch gegen die akuten Moden des Publikums. Das genau ist doch der Bildungsauftrag! Es gab auf der Welt nur ein Millowitsch-Theater. Es gab auf der Welt nur eine anarchische Volksbühne in dieser Piscator-Besson-Castorf-Tradition. Beide Einrichtungen waren stark regional verhaftet und hatten eine sehr eigene Prägung. Bei den Millowitschs hat nicht dieses Privattheater, sondern der WDR total versagt. Anlass, einen Blick auf die Besorgnis erregende Entwicklung beim WDR zu schauen:

- Reduktion von Textinhalten: http://www.deutschlandfunk.de/streit-mit-verlegern-wdr-mit-weniger-text-im-netz.2849.de.html?drn:news_id=824644

- Aufgabe der Regionalbezüge (Millowitsch-Theater)

- Outsourcing, Kommerzialisierung des Archivs und des Mitschnitt-Service. Wer einen Mitschnitt von öffentlich-rechtlichen Archivinhalten möchte, muss sich mit einem kommerziellen Tochterunternehmen streiten, das marktorientiert arbeitet. Und das bei einem Sender, dessen Inhalte von Steuergeldern generiert werden!

Herr Buhrow, was ist da los? Ein deutliches Bekenntnis zum Bildungsauftrag, zum Kunstanspruch und zur Kölner Szene täte jetzt Not!


PS: Hier ein Auszug aus den Angaben, warum der WDR äußerst hohe Gebühren für die Bereitstellung von öffentlich-rechtlichen Inhalten verlangt:
"Auf Grund von Vorgaben des 12. Rundfunkänderungsstaatsvertrages ist der WDR verpflichtet, kommerzielle Tätigkeiten, zu denen die Erstellung von Sendungskopien für kommerzielle Zwecke zählt, auszugliedern und von seinen kommerziellen Tochterunternehmen wahrnehmen zu lassen. WDR mg GmbH als kommerzielles Tochterunternehmen des WDR muss sich bei der Wahrnehmung dieser Aufgaben wie ihre Marktwettbewerber verhalten und ihr bei der Wahrnehmung dieser Aufgaben entstehende Aufwände nach marktüblichen Grundsätzen bewerten. Insbesondere müssen dabei Aufwände zu Vollkosten bewertet werden."
Hier ein Beleg: https://fragdenstaat.de/anfrage/aufschlusselung-der-kosten-fur-der-bastard-mitschnitt-beim-wdr-mitschnitt-service/
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