Herr Müller kneift

von Anne Peter und Christian Rakow

Berlin, 21. Dezember 2017. Es ist ein bewegter Dezember für Michael Müller, den Regierenden Bürgermeister von Berlin. Er hat mit seinem Kabinett gerade den Doppelhaushalt für 2018/2019 verabschiedet, in dem die Investitionen um 4,5 Milliarden Euro steigen (der Kulturetat um rund 175 Millionen Euro für beide Jahre). Prima! Und er trägt weiter schwer an der Bürde des BER, der Flughafenruine Berlin-Brandenburg, deren Eröffnung sich nach neuesten Schätzungen auf 2020 verschiebt. Betrüblich. So liegen Jubel, Schimpf und Schande oft nahe beieinander in der Politik.

Quereinsteiger für das modernste Stadttheater der Welt

Es gibt noch eine weitere Bürde, die Michael Müller (SPD) zu tragen hat, die allerdings, anders als die Dauerbaustelle BER, Folge seiner eigenen Entscheidung ist. Sie datiert aus dem Jahr 2015, als Müller Bürgermeister und Kultursenator war (eine Ämterverschmelzung, die er von seinem Vorgänger Klaus Wowereit übernahm, als er ihn mitten in der Legislaturperiode beerbte).

Im April 2015 berief Müller den namhaften Museumsleiter Chris Dercon in die Intendanz der Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz. Mutig. Das Haus galt unter Langzeit-Intendant Frank Castorf als Beispiel für "das modernste Stadttheaterkonzept der Welt mit einem riesigen Ensemble frei assoziierter Künstler, das von einem Hochleistungs-KBB gemanagt wurde" (O-Ton Thomas Oberender, Chef der Berliner Festspiele). Die Leitung eines solchen Highend-Apparats einem Quereinsteiger zu übertragen, war kühn, womöglich tollkühn. Zumal Dercon als Programmdirektorin Marietta Piekenbrock engagierte, die sich ihre Meriten in temporären Festivals wie der Ruhrtriennale erworben hatte. Mit Stadttheatern, also Ensemble- und Repertoirehäusern, war sie bis dato so wenig wie ihr Chef betraut.

100 Jahre Volksbuehne Bankett 560 Thomas Aurin hAuf unser Wohl! Tim Renner und Chris Dercon prosten Intendant Frank Castorf im Januar 2015 zu: Auf der Feier "100 Jahre Volksbühne"  © Thomas Aurin

Müller verband seine Intendantenkür 2015 mit den hoffnungsfrohen Worten: "Ich bin überzeugt, dass Chris Dercon die Erfolgsgeschichte der Volksbühne auch als Ensemble- und Repertoire-Theater fortschreiben wird." Seither wird öffentlich um die Struktur des Ensemble- und Repertoiretheaters an der Volksbühne gestritten, nicht nur in den Feuilletons. Die Volksbühnen-Belegschaft beschwerte sich im Juni 2016 in einem Offenen Brief, eine Online-Petition von Wissenschaftler*innen, Künstler*innen und Akteur*innen des Kulturbetriebs aus dem Juni 2017 rief über 40.000 Unterstützer auf den Plan.

Der Umbau der Volksbühne

Was die Kritiker*innen monieren: Im Auftaktprogramm der Dercon-Volksbühne gibt es – nach zwei Jahren auskömmlich finanzierter Vorbereitungszeit – zuhauf Gastspiele bewährter internationaler Produktionen, wenige vor Ort erarbeitete Eigenproduktionen, kein stehendes Ensemble, stattdessen ein jedwede Begrifflichkeit vernebelndes Reden über punktuell zusammentretende "Stück-Ensembles" bzw. "Haut-Couture-Ensembles". Es gibt En-suite-Blöcke von Vorstellungen statt eines Repertoires aus regelmäßig wechselnden Inszenierungen. Im Stellenplan sind die einstmals 27 dem Schauspiel zugeschlagenen Stellen (von denen unter Castorf zuletzt 11 fest besetzt waren) auf 12 reduziert (davon sind vier nach letztem Stand besetzt), Dramaturgie- und Regiestellen (ehemals 10,75 Stellen) wurden abgeschafft, dafür der Bereich Programm mit 8 Stellen aufgebaut sowie Marketing, Presse und Produktion/KBB um insgesamt 14 Stellen aufgestockt. Das ist eine Umschichtung von Stellen aus dem produzierenden Ensemblebetrieb in jene sekundären Bereiche, die mit der Kommunikation und Adaption bestehender Produktionen befasst sind.

In der Akademie der Künste (AdK) wetterte DT-Intendant und Bühnenvereins-Chef Ulrich Khuon Anfang Dezember bei einer Podiumsdiskussion mit sämtlichen Berliner Theaterleiter*innen gegen die "Lüge am Start": "Man hätte ab der ersten Sekunde sagen müssen, Chris Dercon kommt mit einem neuen System. Und das wird diese ganze Volksbühne, diese Leute, die da gewohnt sind, Kostüme den Schauspielern hinterherzutragen, diese Bühnenbildner, die gewohnt sind, jeden Tag ein neues Bühnenbild aufzubauen, das braucht man alles nimmer – das wurde verschleiert von allen Seiten." Schwere Vorwürfe. Wie ein Fanal dieses Systemwechsels nimmt es sich aus, dass Volksbühnen-Koryphäe und Eysoldt-Ringträgerin Sophie Rois, die auch nach Castorfs Weggang im Ensemble verblieben war, jetzt nach 25 Jahren ihre Kündigung einreicht.

Wer hat betrogen?

"Mit einem festen Ensemble und all den Vorabsprachen, die daraus erwachsen, könnten wir einen international ausgerichteten Mehrsparten-Spielplan, nicht gestalten", gab Marietta Piekenbrock jüngst in der Berliner Zeitung zu Protokoll. Schon in der AdK hatte sie eingeräumt, dass die Ensemblebildung für die neue Leitung keine Priorität besitze. Die Frage nach dem Ensemble- und Repertoirebetrieb habe als Vorgabe in den Antrittsverhandlungen 2014/2015 auch keine Rolle gespielt.

Mueller Dercon PopArt Berlin 560 berlin deBerlins Regierender Bürgermeister Michael Müller (SPD, links) und Volksbühnen-Chef Chris Dercon bei der Eröffnung des 2. Pop-Kultur Festivals 2016 in Berlin  © dpa / picture-alliance

Stimmt das? Was waren 2015 die Absprachen? Ein Verdacht steht im Raum. "Hat Dercon bei seiner Bestellung geschummelt und so getan, als würde er das Ensemble- und Repertoiretheater im Prinzip fortführen, um den bis dato existierenden Unternehmenszweck scheinbar zu erfüllen", fragte Hamburgs Thalia-Intendant Joachim Lux in der nachtkritik.de-Kommentarspalte im September 2017 und ergänzte: "Dann wäre die Politik betrogen worden. ODER: hat die Politik den Unternehmenszweck schon bei der Bestellung Dercons geändert. Da würde sich dann die Frage stellen, ob jeder Senator, der gerade mal im Amt ist, das administrativ einfach so tun kann. Dann wäre eine Debatte über die Kulturpolitik der SPD die Folge."

Der Regent ist nicht zu sprechen

Es ist also höchste Zeit, nachzufragen. Bei dem Verantwortlichen von 2015, bei Michael Müller, der das Amt des Kultursenators in seiner neuen Rot-Rot-Grünen-Regierung inzwischen an Klaus Lederer (Linke) abgegeben hat. Es gilt, Vorwürfe und Spekulationen auszuräumen und, ja, auch eine Stimmung zu befrieden, die sich um das Haus herum zusammengebraut hat – mit andauernder ätzender Häme in den sozialen Medien, mit einer aktivistischen Besetzung der Volksbühne im September 2017, mit teils scharfer Schelte in den regionalen und überregionalen Medien.

Unsere Anfrage dringt bis ins Vorzimmer von Herrn Müller. Für ein Interview steht der Regent nicht zur Verfügung. Fragen nach der Volksbühne, nach der Doppelung von Produktionsstrukturen an HAU und Volksbühne und mithin nach der Grundordnung der Berliner Theaterszene sieht er nicht in seinem Zuständigkeitsbereich. Schon richtig. Aber die Absprachen von 2015, immerhin dazu müsste er doch Auskunft geben können? Wenigstens in einem schriftlichen Statement, wenn denn der Terminplan für Interviews zu voll ist.

"Sollte eine Aussage von Marietta Piekenbrock vorhandenen vertraglichen Vereinbarungen mit dem Land Berlin widersprechen, obliegt die Bewertung dessen der Senatsverwaltung für Kultur und Europa. Ebenso ist die Senatsverwaltung für Kultur und Europa der Ansprechpartner zu den Inhalten dieser Vereinbarungen. Es besteht keine Notwendigkeit einer zusätzlichen Auskunft oder eines Statements durch Michael Müller", lässt Müllers Sprecher wissen.

Tim Renners Blockadepolitik

Zweiter Anlauf. Womöglich kann Tim Renner, der 2014/15 unter Müller als Staatssekretär für Kultur amtierte und an den Dercon-Verhandlungen maßgeblich beteiligt war, für Aufklärung sorgen. Wir versuchen es mit der Kontaktaufnahme über die SPD Charlottenburg-Wilmersdorf, als deren Direktkandidat Renner bei der Bundestagswahl antrat (und nicht gewählt wurde), auf Facebook und in einer Direktnachricht auf Twitter. Wir schreiben: "Sehr geehrter Tim Renner, wie Sie wissen, gibt es aktuell verschiedene offene Fragen bezüglich des Systemwechsels, der sich an der Volksbühne abzeichnet: von einem Ensemble- und Repertoirebetrieb hin zu einem Produktionshaus (ähnlich dem HAU). War dieser Systemwechsel geplant? Was war diesbezüglich Gegenstand der Verabredungen mit Chris Dercon zum Amtsantritt?". Prompte Reaktion: Binnen einer Minute wird der Twitter-Account @nachtkritik von Tim Renner geblockt.

Tim Renner Twitter blockiertScreenshot von Twitter, wo Tim Renner als @rennersen aktiv ist.
Geblockt werden auf Twitter in der Regel Trolle, Extremisten und Stalker. Und – wie wir jetzt erfahren – auch Journalist*innen, die unliebsame Fragen an Politiker stellen, von einem Medium, bei dem Renner im Mai 2015 noch gern auf dem Podium saß (bei der Konferenz "Theater und Netz", die nachtkritik.de und die Heinrich Böll Stiftung gemeinsam veranstalten). Das war die Zeit, als er den Eindruck erwecken wollte, zur digitalen Avantgarde zu gehören, zu den Fortschrittsanschiebern bei den Sozialdemokraten.

So geht die Berliner SPD um Michael Müller mit ihrer Verantwortung um. Sie duckt sich weg, sie will alte Entscheidungen fliehen, sie reicht den Schwarzen Peter weiter. Wie in der Kindergarten-Versteckspielecke steht sie: Ich halt meine Augen zu, du siehst mich nicht.

"Ein zweites HAU braucht Berlin nicht."

Aus der Kultur-Senatsverwaltung flattern derweil unmissverständliche Aussagen zur Kontroverse ums Ensemble- und Repertoiretheater an der Volksbühne und zu den Verhandlungen 2015 ein: "Dass die von Chris Dercon vorgeschlagenen Veränderungen im Rahmen eines Ensemble- und Repertoiretheaters erfolgen würden, war unstreitig – und musste daher nicht verhandelt werden.“ Und zu der Doppelung von Strukturen an der Volksbühne und am HAU lässt Kulturstaatssekretär Torsten Wöhlert durchgeben: "Wir gehen nach wie vor davon aus, dass die Volksbühne als Ensemble- und Repertoiretheater geführt wird. Es kann – und soll – keine Doppelung der Strukturen geben. Ein zweites HAU braucht Berlin nicht."

Kurzum: Die Widersprüche bleiben bestehen, die Volksbühne ist weiter auf dem Prüfstand. Durch den Kultursenat, dem Rückendeckung verwehrt wird, von den eigentlich Verantwortlichen. Michael Müller, der oberste Regierende, wird sich den Vorwurf gefallen lassen müssen, nur geschwiegen zu haben – als sich die Stimmung um die Volksbühne ins Unerträgliche hochkochte, als in halbinformierten Kreisen der Eindruck entstand, Berlin hätte Probleme mit auswärtigem Leitungspersonal, nur weil Chris Dercon zufällig Belgier ist (wie ebenso zufällig auch die unumstrittene HAU-Leiterin Annemie Vanackere). Er trat den Behauptungen nicht entgegen, die Berliner Kulturszene würde sich irgendwie "identitär" gegen eine Internationalisierung der Kunst wehren, wo tatsächlich handfeste Strukturfragen den Unmut auslösten. Er hat geschwiegen, als Chris Dercon die Nachfragen der neuen Berliner Kulturpolitik mit autokratischen Eingriffen in Ungarn verglich. Er hat nichts für die Ausräumung des Verdachts getan, die SPD habe 2015 mit voller Absicht ein künstlerisch und produktionstechnisch bestens aufgestelltes Stadttheater geopfert – ein Vorzeigetheater der deutschsprachigen Kulturwelt. Die Volksbühne droht, Michael Müllers kulturpolitischer BER zu werden.

 

a.peter kleinc.rakow kleinAnne Peter und Christian Rakow sind Theaterkritiker*innen und leiten gemeinsam die Redaktion von nachtkritik.de. (Fotos: Thomas Aurin)


 

 

 

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Kommentare  
Kommentar Berliner Kulturpolitiker: Danke
Danke für diesen informativen Bericht.
Kommentar Berliner Kulturpolitiker: Geschehenes korrigieren
Der Artikel ist sehr gut.
Wenn das Geschehene unkorrigiert bestehen bleibt, kann das sehr zerstörerische Folgen für die Theaterlandschaft der deutschen Lande haben.
Aber was kann man noch tun - wenn man nicht Gewalt anwenden will?
Kommentar Berliner Kulturpolitiker: Abtropfhaltung
vielen dank für euren recherchejob!

"Die Volksbühne droht, Michael Müllers kulturpolitischer BER zu werden."

und alle schauen zu und denken sich ihren teil, denn sie laufen auf, wenn sie antworten von verantwortlichen hören wollen.

andererseits tropft diese haltung in immer weitere teile der gesellschaft und ist leider nicht nur auf twitter und in amtsstuben von politikern zu finden.

"Geblockt werden auf Twitter in der Regel Trolle, Extremisten und Stalker. Und – wie wir jetzt erfahren – auch Journalist*innen, die unliebsame Fragen an Politiker stellen, von einem Medium, bei dem Renner im Mai 2015 noch gern auf dem Podium saß (bei der Konferenz "Theater und Netz", die nachtkritik.de und die Heinrich Böll Stiftung gemeinsam veranstalten)."

wenn es doch "NUR" der ber, stuttgart 21, nsu oder die polizeigewalt bei g20 wäre - die liste ist ENDLOS lang und eigentlich kann man froh sein, dass es auch die vb trifft, damit die kulturschaffenden ein konkretes beispiel für analyse und nachdenken bekommen.

hier ist eins zu g20 - das zeigt, dass nicht nur die eskalation, sondern auch eine deeskalation von der "verantwortungsvollen" politik als TATSACHEN geplant werden = "WIR" müssen uns keine gedanken machen, selbst dass wird uns verantwortungsvoll abgenommen ... also lauscht nur weiter nach oben, denn z.zt. gibt es nur ganzganzwenige probleme: den antisemitismus und die politik von china und rußland ... SONST geht es uns so gut wie noch nie - also seid still und dankbar und milde mit der politik ... denn wer soviel geld wie dercon von ihr bekommt, wird schon in deren sinne etwas leisten ...

https://machtelite.wordpress.com/2017/08/06/hamburg-raeumt-auf-die-unpolitische-buergerschaftliche-initiative-im-einklang-mit-politik-und-polizei/

ps. versucht doch mal euch einen termin zu holen - etwa zum thema" kunst gegen den antisemitismus in berlin" oder "wie kann europa künstlerisch zur lust auf die bundeswehr beitragen"
Kommentar Berliner Kulturpolitiker: abwählen
Vor allem kann man dafür sorgen, dass Politiker, die Willkür verantworten und dann nicht dazu stehen (dazu stehen kann auch heißen: ich hatte damals einfach noch nicht genug Ahnung, habe aber inzwischen gelernt, mich eingearbeitet und empfehle deshalb heute Korrektur wie folgt oder Umkehr) oder nachfragende Fach-Journalisten behandeln wie lästige Fliegen (Stalker), nicht wieder in Wahlfunktionen kommen, mit denen sie ein offensichtlich unverdient gutes Auskommen haben.

Danke für das medienoffizielle Nachfragen und den Bericht über die Nachfrage-Ergebnisse.
Kommentar Berliner Kulturpolitiker: ob was passiert?
Danke für diesen Artikel!! Ob wohl mal was passiert? Und Marietta Piepenbrock hat sich ihre Meriten bei der Ruhrtriennale verdient- na dann, dann kann es für die Volksbühne ja nur bergauf gehen, wenn sie von dem Festival kommt...
Kommentar Berliner Kulturpolitiker: Twitteranfragen?
Eine ganz allgemeine Frage zu Interview-Anfragen-Prozedere:
Sollte man Nachfrage-Termine bei Politikern, die ihre Entscheidungs-Befugnisse betreffen, über Twitter stellen? -
Gut, Herr Renner twitterte einst auch in anderer Leuts Partei-Genossenschaften die Bitte um Lotto-Geld-Verteilungs-Beistand... Aber der Mensch lernt nie aus. Auch nicht in Fragen der Höflichkeit.
Welche andere seriöse und gleichzeitig schnelle Möglichkeit, einen Nachfragetermin anzufragen bei Renner hätte es denn noch gegeben?

Ja selbstverständlich, liebe Nora, passiert mal was. Es ist sogar schon etwas passiert!! Und zwar bei der letzten Bundestagswahl. Und das ist offenen Auges altparteienübergreifend hausgemacht. Denn die Altparteien sind voll das Risiko eingegangen, dass es eine extreme Rechtsbewegung in der Landespolitik geben wird, wenn sie die nach wie vor vorhandene, ideologisch unter den Teppich gekehrte ost-west-deutsche Utopie-Schere und die aus ihr resultierenden Forderungen an innerdeutsche Verteilungsgerechtigkeit nicht endlich adäquat beachten. Der extreme Rechtsrutsch war ihnen einfach lieber als dieses heiße deutsch-deutsche Utopie-Eisen noch einmal anzufassen. Lieber als eine altbundesdeutsch linkstradierte Wählerschaft und eine altostdeutsche parteilos-realpolitisch tradierte Wählerschaft war ihnen eine gemeinsame neubundesdeutsche Rechte... Das war auch den restlichen starken Europäern lieber so. Und da haben sie auch einen neuen, erstarkenden Antisemitismus, Chauvinismus und Sexismus für in Kauf genommen und fächeln dagegen einen Oberflächenwind durch die Gesetze, der am Ende das Grundgesetz aushöhlt.
Kommentar Berliner Kulturpolitiker: immer wieder von neuem
Herzlichen Dank fürs nachrecherchieren! Als Beobachter seh ich hier den Diskurs der Beteiligten wie als das reinste Schildbürgertum. Die Diskussion wird einfach nicht vernünftig angegangen. Halte es als sinnvoll wenn es da mal eine/n SchriftführerIn gibt, die/der dann daran erinnert was mal unterschrieben, versprochen und gesagt wurde. Hier wird auf Zeit gespielt in dem Glauben die Leute geben schon irgendwann mal Ruhe. Hier wird vom Senat sowie der neuen Intendanz in aller Deutlichkeit vieles verschleiert und vergessen so als wären die Demonstrierenden vollkommen verblödet. Nochmals: Herr Dercon könnte endlich mal etwas von seiner Grösse zeigen und reagieren - ein anderer hätte den Job, (schon zu seinem eigenen Schutze) schon längst aufgegeben.
Und hier mal zur Erinnerung auch einen interessanten Zeitungsartikel der dann auch unterging:
http://www.tagesspiegel.de/berlin/neuer-streit-um-berliner-volksbuehne-vorwuerfe-gegen-dercon-halten-faktencheck-nicht-stand/20339756.html
Kommentar Berliner Kulturpolitiker: Warteschleife
In Erinnerung an die legendäre Telefonwarteschleife sage ich nur:

Danke für diesen guten Beitrag,
danke für diesen schönen Tag,
danke der nachtkrithhiiik
auf dass sie so bleiben mag.

Sorry, aber man wird schon ganz kindisch und nostalgisch bei all dem Elend!
Kommentar Berliner Kulturpolitiker: Danke
Vielen Dank an Anne Peter und Christian Rakow dafür, das Wesentliche und die Verantwortlichen Personen zu benennen sowie die Eier zu haben bei diesen konkret nachzufragen. Wenn ich mich richtig erinnere hat Frau Grütters einmal in diesem Zusammenhang gesagt bzw. davor gewarnt, dass Berlin keine Doppelstrukturen schaffen sollte. Aber was unternimmt sie (im Hintergrund)? Die Reaktion der Kultur-Senatsverwaltung bzw. von Herrn Wöhlert und die Untätigkeit von Herrn Lederer zeigen, dass letztlich alles wieder zu Michael Müller führt. Die einzige Strategie der Verantwortlichen scheint "Aussitzen" zu sein und zu hoffen, dass es irgendwann die große Mehrheit mehr interessiert.
Kommentar Berliner Kulturpolitiker: Dauer-Festival?
Danke für diese gute und so unaufgeregt-sachlich gezeichnete Recherche. Ich frage mich inzwischen, ob Chris Dercon als völliger Neuankömmling im deutschen Stadttheaterbetrieb von Marietta Piekenbrock von Anfang an ungut beraten wurde. Sowohl, was Strukturen and auch Traditionen im deutschen Stadttheater allgemein -und der Volksbühne im besonderen- angeht.

Mir scheint inzwischen, Ursprung von vielem ist eigentlich Piekenbrock, die möglicherweise (ich spekuliere!) die Volksbühne als Dauer-Festival aufstellen will - und die diesbezüglich auf ihre langjährige freie Szene- und Theaterfestival-Erfahrungen zurückgreift, die aber eben wenig mit den Wirklichkeit eines produzierenden Theaters mit Repertoirebetrieb und festem Ensemble zu tun haben. Auch die internen Stellenumstrukturierungen könnten auf diese "Dauer-Festival" Ausrichtung hindeuten. Ich fürchte, Khuon liegt einfach völlig richtig mit seiner Einschätzung.

Nach meinem Gefühl ist das Unverständnis gegenüber Dercon/Piekenbrock inzwischen rasant gewachsen - und zwar auch bei denjenigen, die sich absichtlich (und deutlich!) fernhalten von den oft peinlich-populistischen und sachlich unscharfen Pöbeleien diverser Dercon-Gegner auf facebook & Co.
Kommentar Berliner Kulturpolitik: Peymann hatte Recht
Peymann hat Recht gehabt als er 2015 nicht nur die Kulturpolitik sondern auch die Persönlichkeitswerte von Tim Renner kritisiert hat.

Es gab wieder einmal einen ziemlichen Shitstorm in der freien Presse gegen ihn, wie nachfolgende Zitate in Erinnerung rufen sollen. Als Wienerin erlebe ich den Vorgang nun schon ziemlich lange: Es sagt etwas, bekommt Watschen dafür, nach zwei Jahren hat es sich erwiesen, Stillschweigen oder „wir haben das ja eh gewusst“.

Zitat aus Die WELT von Ulf Poschardt: Tim Renner sollte Claus Peymann rausschmeißen Claus Peymann, Intendant des Berliner Ensembles, verhöhnt Berlins Kulturstaatssekretär Tim Renner als „Lebenszwerg“ und „leeres, weißes Hemd“. Das sollte sich Renner nicht länger bieten lassen.

Berliner Zeitung Volker Heise genervt über Peymann: Das Getöse sei allein durch den zum Vorschein kommenden Hochmut schwer zu ertragen.

Zitat aus Tagesspiegel von Rüdiger Schaper: Nach Claus Peymanns Verbalattacke auf Tim Renner antwortet nun der Kulturstaatssekretär: Er schlägt dem Direktor des Berliner Ensembles vor, Essen zu gehen. Aber nur, wenn sich Peymann eine neue Hose kauft.
Kommentar Berliner Kulturpolitik: Bananenrepublik?
Kann das denn wirklich so sein, dass der Regierende Bürgermeister Müller und sein damaliger Mitarbeiter Renner sich den drängenden Fragen einfach entziehen können? Leben wir in einer Bananenrepublik? Es muss doch möglich sein, die Herren Müller und Renner antworten zu lassen. Wer hat eine Idee? Bitte keine Waffen und keine Gewalt.
Kommentar Berliner Kulturpolitik: Keine Bananenrepublik
@12: Nein, das muss nicht möglich sein und das ist es auch nicht. Eben weil wir nicht in einer Bananrepublik leben und selbst die Herren Müller und Renner das Recht haben, nicht zu antworten (auch wenn sie es vielleicht sollten). Und das ist auch gut so (ja, ja, ich weiß, Zitat).

@11: Nein, Peymann hatte selbstverständlich nicht Recht. Seine ehrverletzenden und beleidigenden Ausfälle waren nicht gerechtfertigt und sich es auch heute nicht, weil sie es nicht sein können. Beleidigung ist keine Kritik – und umgekehrt.
Kommentar Berliner Kulturpolitik: unklug
@13: Mit Ihrer Antwort auf #12 weisen Sie auf den Kern der Causa Dercon hin. Nicht alles, wozu man (Renner / Dercon) das Recht hat (Gutsherrenart / Aussitzen), sollte man auch tun.

Ihre Antwort ist insofern rechtspositivistisch: Sie unterschlägt, dass politische/gesellschaftliche Prozesse eben nicht nur durch Gesetz und Verordnung bestimmt sind.

Es gibt immer außer-gesetzliche Umstände (z. B. Stellung der Castorf-Volksbühne oder, aktueller, die Debattenlage heute), die zu berücksichtigen (politisch) Verantwortliche klug beraten wären. Nicht nur für sich selbst, sondern vor allem für die Sache.

Eben dies ist für Renner 2014-2016 sowie Müller (nach wie vor), aber auch Dercon gültig. Aber offenbar nicht handlungsbestimmend. Daran entzündet sich die Kritik. Wenn man dies nicht Bananenrepublik nennen möchte, dann vielleicht: unaufmerksam oder unklug. Unklug für die Sache, die Kunst, die Stadt.


PS: Und bei der Frage nach Ensemble/Repertoire geht es dann eben doch in legale/juristische/vertragliche Bereiche. Das dürfen wir ja noch abwarten.
Kommentar Berliner Kulturpolitik: Überprüfbarkeit
@13Warum sollten Politiker nicht Auskunft geben müssen über öffentliche Entscheidungsprozesse?
Was ist daran gut so?Demokratisch gewählte Vertreter sollten überprüfbar sein, weil sie fehlbar sind( was menschlich ist).
Deswegen müssen sie in Demokratien überprüfbar und kontrollierbar sein. Eines der demokratischen Kontrollorgane ist die Presse.
Alles andere ist autokratisches Alleinherrscher Gebaren.
Was genau gefällt Ihnen daran Herr Krieger?
Kommentar Berliner Kulturpolitik: Boykott oder
Das Fragen ist ein Recht. Für Jedermann.
Das nicht Nichtantworten ist ebenfalls ein Recht.
Es ist jedoch nicht souverän, wenn man nicht Jedermann - ohne Ansehen der Person - auf konkrete und dabei höfliches Nachfragen antworten kann oder will.
Und das ärgert selbstverständlich BürgerInnen, wenn die von ihnen gewählten PolitikerInnen nicht souverän reagieren.
Dieser Ärger wird sich selbstverständlich Luft machen.
Und möglicherweise dann auf eine Art, die unangenehme Konsequenzen für die Zukunft unsouveräner Vertreter des Souveräns zeitigt.
Eine Konsequenz ist: man nimmt so ein unsouveränes, kommunikatives Verhalten zur Kenntnis und boykottiert dafür den Flughafen, die Zeitungen, die überhaupt noch bereit sind, Nachrichten über dessen Eröffnung außer als Tageswitz zu veröffentlichen, den Intendanten mit seinen oberflächlichen Lippenbekenntnissen und seiner unsolidarischen Haltung. Das hat dann leider auch einen Boykott des Theaters und seiner Mitarbeiter zur Folge. Dann müssen die streiken, wenn der Chef trotz allerbester Voraussetzungen sie nicht zu beschäftigen vermag, weil die Bude einfach immer nicht voll genug ist-. Oder: man wählt keine Chefs, für die es nachweislich keine Selbstverständlichkeit ist, höfliche konkrete Nachfragen - gleich von wem - auch höflich und zielführend konkret zu beantworten bzw. durch Mitarbeiter beantworten zu lassen. Ich finde, das reicht als Kontrolle gewählter Vertreter vollkommen aus. Vorausgesetzt, man ist in diesen Dingen konsequent.
Kommentar Berliner Kulturpolitik: never give up
Herrn Krieger verstehe ich nicht bzw. hoffentlich falsch. Sie halten es nicht wirklich für gut, dass unser Bürgermeister uns nicht antwortet und Herr Renner seinen Account löscht und sich in Luft auflöst.
Es geht schlicht nicht, dass nicht geantwortet wird. Es hat ja nicht ein einzelner verwirrter Herr mehrfach gefragt, sondern 40000 Menschen.
Bananenrepublik! Ich finde,dass Frau Peter und Herr Rakow nicht aufgeben sollten. Never!
Kommentar Berliner Kulturpolitik: begründete Kritik
Herr Sascha Krieger! Ja, Peymanns Kritik an Herrn Renner war sehr scharf, aber beleidigend? Sie war begründet, denn er hatte mit ihm Gespräche geführt, deren Befüchtungen sich nun leider allzu sehr bewahrheitet haben. Das ist doch nicht zu leugnen.
Kommentar Berliner Kulturpolitik: Korrektur
Liebe/r banane, herr renner hat seinen account nicht "gelöscht" wie Sie fälschlicherweise schrieben, sondern den account von nachtkritik geblockt, so dass dieser nicht mehr mit ihm kommunizieren kann. das ist auch ein starkes stück, keine frage.
Kommentar Berliner Kulturpolitik: Unterschied
Zu #18: Sascha Krieger nimmt das Recht, nicht zu antworten, für sich selbst in Anspruch. Er bezichtigt mich, im Zusammenhang mit der Konzertabsage von Kate Tempest an der Volksbühne, des Antisemitismus. Frage ich ihn, ob wir uns im Hinblick auf die Palästinapolitik Israels bei WAS DU NICHT WILLST DAS MAN DIR TU DAS FÜGE KEINEM ANDERN ZU treffen können, antwortet er nicht. Nun ist es andererseits nicht so, daß Sascha Krieger von meinem Geld lebt, und diese Alimentierung nutzt, um ein von mir alimentiertes Theater in seinem schäbigen sozialdemokratischen Sinn neoliberal umzuwidmen, wie das die Herren Müller und Renner getan haben. Es sei ihm also zugestanden, daß er seine in meinen Augen absurden, aber, bananenrepublikanisch gesehen, marktgängigen Einwände erhebt und sich anschließend in Schweigen hüllt.
Den genannten Herren dieses Schweigen zuzugestehen fällt mir, im Gegensatz zu ihm, aus den erwähnten Gründen allerdings nicht ein.
Kommentar Berliner Kulturpolitik: nach mir die Sintflut
Zufällig eben noch gelesen:

Der Intendant der Volksbühne Berlin, Chris Dercon, hat dazu aufgerufen, Facebook und Twitter nicht zu überschätzen.
Das Problem mit Sozialen Medien und auch Online-Petitionen sei ihre Beliebigkeit, sagte er der Deutschlandfunk-Sendung "Kulturfragen". Dercon verwies auf die Möglichkeit der unmittelbaren Reaktion: "Es muss nur ein - ich sage nicht - Idiot sein, aber ein Mensch sein, der irgendwo etwas ruft in Brandenburg, auf Sozialen Medien einen Tweet schickt, und dann gibt es schon hundert andere in Berlin oder anderswo, die sagen, da bin ich mit einverstanden." Dercon ist Nachfolger von Frank Castorf. Er führte aus, der Schriftsteller Jonathan Franzen habe mal gesagt, Tweets seien vielleicht die Sprache der Dummen. Das seien zwar nicht seine Worte, dennoch kümmerten ihn Facebook und Twitter nicht. Für die Beliebigkeit dort habe er einfach keine Zeit. In Frankreich sage man: "Après moi le déluge" (nach mir die Sintflut).
Diese Nachricht wurde am 22.12.2017 im Programm Deutschlandfunk gesendet.

http://www.deutschlandfunk.de/internet-volksbuehne-intendant-dercon-facebook-twitter-und.2849.de.html?drn:news_id=830563
Kommentar Berliner Kulturpolitik: rechtliche Frage
Was passiert eigentlich, wenn sich am Ende der Saison herausstellt, dass die volksbühne bei angenommenen Subventionen v 20 mio nur - sagen wir - 400.000 Euro einnahmen gemacht hat? Das entspräche einem Eigenanteil von 2%. An welcher Stelle wird eigentlich die Verschwendung von Steuergeldern strafrechtlich relevant?
Es folgt der Aufschrei der avantgarde: das ist ungerecht! Wir hatten 150.000 Zuschauer!

Aha! Und jeder hat 2.50 Eintritt bezahlt?
Kommentar Berliner Kulturpolitik: so wirds kommen
In 3 Jahren wird René Pollesch als Nachfolget angekündigt. Dercon ist dann Geschichte und die Volksbühne kommt zurück. Frohe Weihnachten!
Kommentar Berliner Kulturpolitik: Fixkosten
@22
Sein Budget inklusive der Gelder vom Senat sind ja so bemessen, dass bei planungsmäßigem Ablauf und dementsprechenden Einnahmen kein Minus entsteht. Die Ausgaben sind vor allem Fixkosten, die Personalkosten der Löwenanteil. Wenn also Einnahmen ausfallen, kann er die Leute irgendwann nicht mehr bezahlen. Drittmittel wird er nur für konkrete Projekte einwerben können, aber nicht für selbstverschuldete Einnahmeausfälle.
Und dazu passt dann auch Dercons Zitat "Nach mir die Sintflut!"
@21 Vielleicht hat er inzwischen etwas vom Petitionsausschuss gehört. Mit Beliebigkeit hat die Kritik an ihm und seinem Konzept ja wenig zu tun.
Kommentar Berliner Kulturpolitik: Sichtmöglichkeit
Vielleicht ist es an der Zeit, neben dem nun schon über Monate sich selbst bestätigenden Volksbühnen-Bashing eine andere Sichtmöglichkeit anzuzeigen. Kurz gesagt: ich finde es richtig und zukunftsweisend, eher ein zweites HAU zu etablieren als ein fünftes BE oder DT. Denn ebenso, wie die Volksbühne nie ein BE oder DT war, wird sie auch kein HAU werden, sondern sie wird natürlich mit den eigenen Möglichkeiten die gegenwärtigen Anforderungen bearbeiten können. Dazu gehört, dass die eingefahrenen Bahnen von Wiederholung und Differenz oder die redundant gewordenen Selbstbezüge auch einmal verlassen werden dürfen. Der von aufgetürmtem Trotz genährte Jubel der letzten Zeit kann trefflich darüber hinwegtäuschen, dass hier ein Publikum vor allem sich selbst gefeiert hat, - wohl auch noch die Künstler aber kaum die Kunst. Denn der anhaltende Jammerton über den vermeintlichen Verlust und die selbst in Kritiken zu anderen Theatern immer wieder aufgewühlten Trauerreminiszenzen entwickeln inzwischen den faden Geschmack eines senilen Früher-war-alles-besser-Geredes.
Ich verstehe, wenn man - gefangen in dieser vorauslaufenden Skepsis und einer untergründigen Widerstandshaltung – in die spannenden Angebote der neuen Produktionen nicht eintreten mag. Wer ausschließlich einer Bühnenperformance folgen möchte und alles andere daneben als nette Pausenunterhaltung betrachtet, wird die vielfältigen Bezüge solcher mehrteiligen Programme nicht bemerken können. Wer nur die 10000 Gesten abzählen will, kann die physische Dramaturgie zwischen Aufwärmen und Abschlussparty nicht erfahren. Wer nur den Theaterabend sehen möchte, wird z.B. den größtmöglichen Kontrast zwischen dem licht- und klangerfüllten Gebäude und der absoluten Reduktion auf die in den finsteren Raum entlassene Sprache nicht spüren. Wer sich ausschließlich auf zwei unabhängige Tanzaufführungen einstellt, wird die perspektivischen Verschiebungen im Verlauf des Abends nicht als Aufforderung zu einem aktiven Umgang mit dem angebotenen Material wahrnehmen. Wer beim Schauspiel schwitzende Körper erwartet, wird das bislang noch nie so gesehene mediale Oszillieren nicht in sich wirken lassen.
Ich verstehe, wenn man nicht mehr als Objekt für die Selbstbestätigung von Vorurteilen herhalten möchte.
Kommentar Berliner Kulturpolitik: Frage
@25: An wen denken Sie bei Ihrem "man" im letzten Satz?
Kommentar Berliner Kulturpolitik: falsches Haus
Schade, dass die neue Volksbühne bisher so wenig feiern konnte. Das "alte" Publikum hat indes nicht sich selbst gefeiert, sondern das Theater, das da stattfand.
Und ich kann nicht sehen, was da heute besser liefe. Es war ein brummender Theaterbetrieb. Ein Haus, dass für diese Art Betrieb gebaut und erhalten wurde. Eine Bühne, die vor einigen Jahren für viel Geld auf den neuesten Stand gebracht wurde. Die Leute dazu, die Arbeiter, die Handwerker, die sind noch da, weil das so verabredet wurde.
Das alles doch nicht für so wenige Vorstellungen und so viele Schließtage. Für vieles, was da gezeigt wird, ist die große Bühne viel zu groß und was hätte im 3. Stock mit Erfolg gezeigt werden können.
Es ist das falsche Haus für Dercon.
Kommentar Berliner Kulturpolitik: Sichtblindheit
#Antonia
Wie, wenn es dies im letzten Jahrhundert schon gegeben hat?
Wie, wenn es inzwischen an den Schulen gelehrt wird?
Wie, wenn es nun auch in der Politik angekommen ist?
wie, wenn es inzwischen einfach nur altbacken ist?
Kommentar Berliner Kulturpolitik: abgehängt
Liebe Antonia! "Oszillieren", "Reduktion", "entlassene Sprache",das ist alles Kitsch, Verzeihung, so sprechen in Berlin nur noch die Zahnärzte. Ihr Jargon ist abgehängt. Kunst-Rezensenten und Kuratoren haben den Anschluß verpasst. Dercon hat weder das Vokabular für eine Kommunikation nach innen, um die sicherlich veralteten Strukturen der alten Volksbühne dort zu besprechen, noch ist er auf dem Stand, nach außen anders als altbacken und gesättigt rüberzukommen. Und wer merkt das? Alle außer Tobi Müller. Oder Ihnen.
Kommentar Berliner Kulturpolitik: Dercons Pflicht
Wenn es stimmt, was die Kulturverwaltung laut Nachtkritik verlautbaren lässt, nämlich, dass bei den Vertragsverhandlungen unstrittig war, dass die Volksbühne auch unter Dercon als Ensemble- und Repertoiretheater geführt werden soll, dann haben wir es derzeit mit einem fortwährenden Vertragsbruch seitens Dercon/Piekenbrock zu tun. Und man fragt sich, warum die Politik sich dies bieten lässt. Ja, warum eigentlich, wenn die Sache so klar ist, wie der Sprecher der Kulturverwaltung sagt?

Wie man es auch dreht und wendet: Auf der einen Seite saßen zwei Menschen, die noch nie zuvor ein Theater geleitet haben, auf der anderen ein von seiner Verwaltung schlecht gesteuerter Politiker, der ebenfalls keine Ahnung hatte, und jetzt wird die Schuld dafür, Jahr für Jahr 20 Millionen Euro und in fünf Jahren also 100 Millionen Steuergelder zu versenken, hin und her geschoben.

Aufklären kann diesen Sachverhalt vor allem Chris Dercon und so mit einem Schlag die Schuld von sich nehmen. Er muss einfach nur die Kerndaten seiner Vertragsverhandlungen bzw. seines Vertrags offen legen.

Das wäre nicht nur wünschenwert, sondern seine Pflicht. Dass er das nicht tut, spricht eine eigene Sprache.

Zumal in Berlin derzeit jedes, aber auch wirklich jedes künstlerische Ereignis vor dem Hintergrund der Volksbühnenfrage bewertet wird. Und das nervt ungemein. Das ist kunstfern. Und verstellt den Blick auf die Kunst, die nun für diesen Scheissdreck nun wirklich nichts kann.

Warum unsere vierte Gewalt diesen Kartoffelbovist nicht längst hat hochgehen lassen, verstehe wer will.
Kommentar Berliner Kulturpolitik: und der Bühnenverein?
Sehr geehrter Herr Lux,
ich finde, Sie bringen es sehr klar auf den Punkt. Die vierte Gewalt, das hoffe ich sehr, wird weiter bohren, um die Herren Müller und Renner zum Reden zu bringen.
Wie ist es eigentlich mit dem Bühnenverein? Hat denn der nicht genug politisches Gewicht hier mehr Transparenz von der Politik zu fordern?
Kommentar Berliner Kulturpolitik: Theatermarketingdeutsch
Sehr geehrte Antonia,
das ist eigentlich kein Kommentar, was Sie schreiben. Das ist feinstes Marketingtheaterdeutsch. Klingt super und ist eigentlich verdammt überzeugend. Ich bin dann auch gestern in die Volksbühne gegangen. Karten waren verfügbar. Die Vorstellung von Frau Kennedy hat allerdings wenig getaugt. Aufwändiges Bühnenbild, hoher Stromverbrauch, Monitore, eine MRT-Röhre, T-Shirts mit Motto. Alles vom Feinsten. Und dann 150 Minuten dämliches Barbie-Theater, ohne Pause. Langweilig, ohne einen einzigen Moment, der sich gelohnt hätte.
Allein aus Solidarität sollten Sie auch reingehen!
Kommentar Berliner Kulturpolitik: vertane Chance
Nummer 25. Inhaltlich wären hier sicherlich tolle Momente mit Fingerspitzengefühl wahrnehmbar gewesen, haben sie sehr gut und mit emotionaler Wärme beschrieben. Nur eine bitte: stellen Sie nicht auch die sachlichen Kritiker als unreflektierte Flegel hin. Sie weisen hier auf eine inhaltliche Ebene hin und das geht von der eigentlichen Debatte weg. Sicher, die bisherigen Künstler werden verunglimpft und das hätten Sie nicht verdient. Da komm ich jetzt auch mit inhaltlichem: als Intendant hätte man die Chance und die Mittel gehabt ein adäquates Setting und noch viel mehr vorzubereiten. Schade um diese vertane Chance
Kommentar Berliner Kulturpolitik: dran bleiben
danke, lieber herr lux für die klaren worte.

jedoch gehe ich davon aus, dass JEDER vertrag mindestens ZWEI partner hat - also in diesem fall dercon und wohl der berliner senat über die nutzung einer öffentlichen einrichtung. das dies in die nähe eines "staatsgeheimisses" rückt und deshalb unter verschluß bleiben darf/muß, wäre mir nicht bekannt. ob es jedoch einer juristischen klage bedarf, darein einsicht zu nehmen, würde mich nicht wundern.

ja, es ist eine engagierte vierte gewalt nötig und der nk ist nur zu danken und zu wünschen, dass sie da dran bleibt.
Kommentar Berliner Kulturpolitik: drei Intendant*innen
@31
Ulrich Khuon als derzeitiger Vorsitzender des Bühnen Vereins hat sich ja mehrfach geäußert. Zuletzt am 3. Dezember in der Akademie der Künste. Auch wenn er da vor allem als Intendant des Deutschen Theaters eingeladen war.
Weil heute Heiligabend ist und vielleicht Wünsche wahr werden:
Ich wünsche mir, dass Khuon, Langhoff und Ostermeier bei Dercon
anklopfen und ihm ein Liedlein singen.
Kommentar Berliner Kulturpolitik: Schockstarre
Lieber Herr Lux. Ich bin völlig einverstanden. Allerdings teile ich nicht Ihre Einschätzung zum Thema, dass "...in Berlin derzeit jedes, aber auch wirklich jedes künstlerische Ereignis vor dem Hintergrund der Volksbühnenfrage bewertet wird." Das liegt, denke ich, daran, dass die anderen Theater bislang, wie in Schockstarre verfallen, ihr Glück noch nicht ganz fassen können, dass die Volksbühne nicht mehr da ist.
Kommentar Berliner Kulturpolitiker: Banane
Sehr geehrte Frau Kammelt,
davon habe ich auch gehört, aber das war offenbar nicht ausreichend. Der Bühnenverein muss Gesicht zeigen, jetzt wird er gebraucht wird.
Gleiches gilt für nachtkritik.de: wenn die Redaktion des Leitmediums es nicht schafft, den Bürgermeister vors Mikro zu bekommen, dann ist was falsch. Und was ist mit der Opposition? Wer ist bei CDU für Kultur zuständig? Mindestens 40 000 Menschen warten auf Antworten.
Kommentar Berliner Kulturpolitiker: Transparenz?!
Zum Glück äußert sich mit Joachim Lux in diesem Zusammenhang jemand, der aufgrund jahrelanger Erfahrungen in einer entsprechenden Position weiß worauf es ankommt. Mehr Transparenz täte Berlin übrigens in allen Bereichen gut. Insbesondere bei der Verwendung von Geldern im zweistelligen Millionenbereich (Im Gegensatz zu Hamburg hat Berlin auch kein Tranparenzgesetz). Klaus Lederer hatte einmal (bloß) erklärt, dass er die Intendantenvergütungen veröffentlichen wolle (?). Die Senatsverwaltung für Kultur in Berlin hat bisher mit der - sehr wahrscheinlich unrichtigen - Ausrede, bei dem Vertrag mit Dercon handele es sich um ein Arbeitsverhältnis, Veröffentlichungen verneint. Es könnte sich aber um einen Dienstvertrag höherer Art handeln. Und es wäre für die Öffentlichkeit von erheblichem Interesse, was Dercon vertraglich zugesagt wurde und was genau seine vertraglichen Pflichten sind. Ein Vertragsbruch liegt jedenfalls anlässlich der Aussage von Herrn Wöhlert nahe.
Kommentar Berliner Kulturpolitiker: Vertrag Dercon?
Super Artikel, danke!

Ist eigentlich bekannt, welche zeitliche Länge der Vertrag von Dercon hat? Alle anderen Mitarbeiter sind ja jährlich kündbar, wie jüngst zu lesen war.
Kommentar VB-Räumung: Auslastung
Wat sollen die denn singen? "Ihr Kinderlein kommet".
Ne, das geht nicht. Da kommt keiner mehr. Furchtbare Auslastung an der neuen VB.
"Herr gebe mir die Kraft und verführe mich nicht in Versuchung", vielleicht schon eher. Man hätte Dercon warnen müssen, Theater funktioniert anders als Galerie. Dort war er großartig. Doch am Theater ist alles vergeigt.
Die neue VB bescheret den anderen Theatern wirklich eine glückliche Zeit. Castorf am BE great in der Kurzfassung, 6 Stunden. Fritsch an der Schaubühne, Der Hauptmann von Köpenick am DT. Die Volksbühne ist überall nur nicht an der Volksbühne.
Fröhliche Weihnacht!
Kommentar Berliner Kulturpolitiker: Vertrag Dercon
Vielleicht hilft Folgendes weiter (BZ, 30.8.17, U. Seidler): „Lesen wir doch einmal in dem Entwurf des Haushaltsplans (2018/2019 – St.) nach, dort gibt es Vermerke, die den Zweck der institutionell geförderten Kultureinrichtungen nennen, wenn auch nicht festschreiben. Der Passus, der die Volksbühne betrifft, wurde nun stillschweigend geändert. Im Doppelhaushalt 2016/17 hieß es noch: „Die Volksbühne ist ein im Ensemble- und Repertoirebetrieb arbeitendes Theater und versucht in der Tradition von Erwin Piscator und Benno Besson eine Synthese von Inhalten und Mitteln der Avantgarde mit der Tradition eines sozial engagierten Theaters.“
Auf diesen Passus bezog sich ein jeder, der Chris Dercons zusammengekauften Spielplan kritisierte und die Tatsache, dass bisher kein einziger Künstler ein Festengagement erhalten hat.
Nun soll zwar in dem Entwurf für den Doppelhaushalt ’18/19, der im Juli vom Senat beschlossen wurde und ab Montag in mehreren Lesungen den Fraktionen vorgestellt wird, die Volksbühne immer noch ein „im Ensemble- und Repertoirebetrieb arbeitendes Theater“ sein, das aber, so geht es nun weiter: „als kulturelle Plattform Theater, Tanz, Performance, Konzert, Kino, Bildende Kunst und Kulturen des Digitalen unter einer Dachmarke versammelt.“
Nichts steht da mehr von Piscator, Besson, sozialem Engagement, Tradition und Avantgarde, schade eigentlich. Stattdessen diese seltsam widersprüchliche Zweckbeschreibung: Was soll ein Ensemble- und Repertoirebetrieb sein, der zugleich als Plattform fungiert? Diese Vokabeln wurden bisher als Widerspruch verwendet: Entweder man schafft ein Repertoire mit vertraglich gebundenen Künstlern oder man stellt ein Theater als Plattform zur Verfügung.
Offenbar wurde der Passus von der Kulturverwaltung an den Intendantenvertrag angepasst, den noch Tim Renner (SPD) mit Chris Dercon verhandelt hat. Dieser Vertrag ist vertraulich, weil es sich um eine Personalsache handelt − er enthält aber offenbar doch einiges, das über Gage und Urlaubsregelungen hinaus geht und das Interesse der Steuerzahler berührt.
Der neue Kultursenator Klaus Lederer (Linke) ordnet diesen Vorgang gegenüber dieser Zeitung als „völlig normal“ ein. Diese unverbindlichen Anmerkungen würden routinemäßig von der Kulturverwaltung an die vertraglichen Gegebenheiten angepasst. Und für diese Gegebenheiten könne er ja nun nichts.
Die Vermerke seien nicht dazu da, die Wünsche des Kultursenators abzubilden, sondern die Abgeordneten über den Stand der Dinge zu informieren. Für Lederer schließe das eine (Plattform) das andere (Ensemble- und Repertoirebetrieb) nicht aus. Er bleibe, was Letzteres angeht, fest und werde Dercons Spielbetrieb daran messen.“

Quelle: https://www.berliner-zeitung.de/28249914 ©2017
Kommentar Berliner Kulturpolitik: Worauf wartet Reg.Bürgermeister Müller?
„Patt“, so nennt man wohl die erreichte Situation im Schach. Möglicherweise handelt es sich sogar um ein von Dercon erzwungenes „Patt“, welches er für sich als Rettungsanker denkt und das auf ein „Remis“, ein „Unentschieden“ hinauslaufen soll.

Eventuell haben wir es sogar mit einem der seltenen, ja fast unmöglichen „Doppelpatts“ zu tun.

Eigentlich wäre, nachdem das Experiment Dercon öffentlich gescheitert ist (immerhin ist die Zahl der gestrichenen Veranstaltungen im Januar mittlerweile auf acht gestiegen) und er zugleich seinen Vertrag nicht im Sinne eines Ensemble- und Repertoirebetriebes zu erfüllen vermag, die Kulturpolitik am Zuge. Die kann sich aber nicht mehr bewegen, ohne ihren König zu gefährden, der offensichtlich einem faktischen Systemwechsel zustimmte, da es Dercon (für alle sichtbar) möglich ist, die Begriffe „Ensemble“ und „Repertoire“ als dehnbar zu betrachten und ihm zugleich zugestanden wurde, das Haus als Plattform zu führen. Es gibt nur noch zwölf feste Stellen für Bühnenkünstler, aber wohl keinen Zwang diese auch zu besetzen. Es reicht nach Piekenbrock zu sagen, wenn Tismer einen festen Vertrag will, dann bekommt sie ihn auch. Plötzlich liegt die Entscheidung nicht mehr beim Haus, sondern bei den auftretenden Künstlern. Wieder so ein öffentlicher derconscher Trick, der aber offensichtlich gedeckt bleibt. Die restlichen Stellen müssen in einen Gastetat eingegangen sein, denn ohne den wären einige Vorstellungen nicht bezahlbar.

Bedenkt man einmal, dass bei Charmatz 24zig Tänzer auf der Bühne stehen, so heißt dies für die Vorstellung Anfang Februar, dass ca., nimmt man an jeder Tänzer bekommt für zwei Proben und eine Vorstellung dreitausend Euro, dort 72000tausend Euro Gage am Abend auf der Bühne stehen, ohne Reisekosten und Gehalt für den Choreographen. Dem stehen bei den jetzigen Zuschauerzahlen, aber auch bei einem vollbesetztem Haus keine entsprechenden Einnahmen entgegen. Und die gleiche Vorstellung würde bei Festangestellten nur einen Bruchteil an Gehältern kosten, vielleicht 3000,00 Euro oder auch etwas mehr.

Anlass gäbe es also genug für die Kulturpolitik einzugreifen, da wären wirtschaftliche, aber auch strukturelle Gründe. Nur dieser eine Punkt, dass Müller eventuell damals seine Kompetenzen als Kultursenator bei weitem überschritt, in dem er (wahrscheinlich ahnungslos) einem Systemwechsel indirekt vertraglich zustimmte, macht scheinbar jeden weiteren Zug für ihn unmöglich, ohne sein Gesicht zu verlieren.

Patt. Remis. Neue Partie. Neues Spiel. Aber ohne Spielraum.

Denn auch Dercon scheint nicht mehr willens zu sein einen weiteren Zug zu wagen. Er bleibt stur bei der Verteidigung seiner Strategie: Ich bleibe hier fünf Jahre. Wie auch immer. Ensemble- und Repertoirebetrieb waren bei Vertragsabschluss kein Thema.

Doppelpatt. - Zwar könnte er sich auf die Stadt und den Senat zubewegen, aber er möchte nicht. Und zwingen will ihn keiner. Alle sind also abhängig von einem nicht öffentlichen Dienstvertrag. - Nicht gut. Aber möglich. Verharren beide Seiten weiterhin auf diesen Positionen, bewegt sich gar nichts. Außer Dercon kann, auf Grund mangelnder Einnahmen schon bald keine Gehälter und Gagen mehr bezahlen. Dies bleibt bei dem Zuschauerschwund zu erwarten.

Mmh! Würde Müller einen Machtkampf gegen Dercon gewinnen können? Wenn er sich nur traute?! Gewiss! Warum nicht! Hätte er eventuell sogar von einem solchen Sieg persönliche Vorteile? Möglich! Wenn er es geschickt anstellte! Warum tut er es dann nicht? Auf was wartet er noch? Das sich der Fall von selbst erledigt? Das ihm Dercon sozusagen auf Grund der Zahlen tot vor die Füße fällt? Dann allerdings müsste er tatsächlich nichts weiter tun als abwarten, änderte Dercon seinen Kurs nicht. Die Zeit tropft. Fragt sich nur für wen?!
Kommentar Berliner Kulturpolitik: Mitteilung über Optimismus
optimismus ist nur ein mangel an information (heiner müller)

... und genau diesen mangel an information haben wir ja - absichtlich - also ... ANDERERSEITS haben wir ja augen und ohren und können uns selbst informieren: doch da ist NICHTS optimistisches zu sehen und zu hören ...

ps. ich bin nicht optimistisch. dercon wurde für genau das angestellt, was er jetzt tut. so funktioniert politik ... mit grundlosem optimismus und fehlender information
Kommentar Berliner Kulturpolitik: richtig zitieren
Zu #43: Das Zitat von Müller lautet "Hoffnung ist nur ein Mangel an Information". Das radikalere Zitat stammt von Oswald Spengler. Es lautet "Optimismus ist Feigheit."
Kommentar Berliner Kulturpolitik: Räuberrad gen Westen?
Sachdienlicher Hinweis: "Wie das erneuerte Räuberrad am Ende auch immer aussehen wird – unklar bleibt zudem, was genau mit ihm nach nach der Restauration geschehen soll. Rainer Haußmann (der ’Designer’ des Neumann-Entwurfs - St.) hat auch dazu natürlich eine Meinung: „Das Rad war vor der Volksbühne Richtung Osten ausgerichtet. Ich würde es jetzt, wo etwas Neues beginnt, spiegelverkehrt nach Westen ausrichten.“ (TAGESSPIEGEL heute) Begriffen?
Kommentar Berliner Kulturpolitik: für Faulpelze
Wissen Sie marie, andererseits ist es vielleicht auch so:

Pessimismus ist was für Faulpelze.
Kommentar Berliner Kulturpolitik: keine zweite finanzpolitsche Wunde
Meine Vermutung (ausdrücklich: Vermutung. Ich bin keinerlei Insider): Müller will vermeiden, Dercon eine Abfindung zahlen zu müssen. Diese würde aufgrund des 5 Jahres Vertrages sehr hoch ausfallen. Und da auch die übrigen NV-Solo Beschäftigten (und da scheint es diverse zu geben, wenn auch nicht im Bereich der BühnenkünstlerInne, dann doch im Bereich Programmgestaltung / Marketung usw) nicht im Oktober 2017 nichtverlängert wurde, würden auch sie (bei dann zu erfolgender Nicht-Verlängerung im Oktober 2018) zumindestens bis Oktober 2019 weiterbezahlt werden müssen.
Derzeit ist die Causa Volksbühne ein Thema für kulturinteressierte Menschen. Würden riesige Summen fällig, würden sich auch noch viele zusätzliche andere Menschen auf dieses Thema Dercon und damit auch Intendanz-Entscheidung Müller/Renner stürzen. Ich könnte mir vorstellen, dass Müller genau dies vermeiden will. (Nicht nur) die finanzinteressierten BerlinerInnen (in und außerhalb Berlins) haben wegen des BERs schon lange die Schauze voll - ich vermute, Müller will keine zweite finanzpolitsche Wunde öffnen. Ich kann ihn da sogar verstehen, ehrlich gesagt. Dass die Entscheidung pro Dercon / Piekenbrock sich inhaltlich als so falsch herausstellt, muss auch für ihn einen politische und persönliche Niederlage sein - zumal seine damaliger Kulturstaatssekretär Renner derzeit Privatmann ist und damit außerhalb der direkten Schusslinie, und sein derzeitiger Kultursenator sich zwar professionell-koalitions-solidarisch verhält, aber wiederholt deutlich gesagt hat, was er inhaltich von der Dercon-Entscheidung hält.
Kommentar Berliner Kulturpolitik: Appell an SPD-Ausschussmitglieder
@47
Das könnte sein, lässt aber außer Betracht, dass bei den hohen Fixkosten, hohen Ausgaben für den Einkauf von Fremdproduktionen und wenigen Eigeneinnahmen Dercon mit seinem Etat nicht auskommen wird. Da geht es dann auch um Millionen. Ich darf erinnern, auch für Tempelhof 2018 wird Geld fehlen, sollte Dercon nicht Sponsoren finden. (...)
(...) Warum viele Menschen nicht mehr auf die SPD setzen? Aus Gründen wie diesen. Nach falschen Entscheidungen, an deren katastrophalen Auswirkungen nicht mehr zu zweifeln ist, wird weder Stellung genommen, noch werden Korrekturen eingeleitet. Mit SPD-Ticket sitzen im Kulturausschuss Karin Korte, Daniel Buchholz, Karin Halsch, Frank Jahnke und Susanne Kitschun. Wenn Herr Müller als damaliger Kultursenator sich nicht äußern mag, vielleicht können die Ausschussmitglieder es tun? Sie werden die Folgen im Ausschuss an der Backe haben. Dann wird es zu spät sein, ja eh dagegen gewesen zu sein. Sie können jetzt den Unterschied machen!
Kommentar Berliner Kulturpolitik: Optimismus und Hoffnung
lieber martin baucks, nein, ich bin kein pessimist, obwohl mir jeder optimismus für die politik des berliner senates fehlt.

lieber f.-p.-s., danke für die korrektur meines falschen zitates. in meiner gespeicherten wahrnehmung hatten "hoffnung" und "optimismus" in dieser sache keinen unterschied gemacht. falsch zitiert war es natürlich trotzdem. ach, ließe sich doch jede ungenauigkeit so einfach klären bzw. reklamieren.
Kommentar Berliner Kulturpolitik: Yeah, yeah
Zu #49: "Es gibt keine Alternative zum Optimismus", sagt (Richard Precht). "Pessimismus ist Lebensfeigheit." Yeah, yeah, yeah...
Kommentar Berliner Kulturpolitik: saurer Apfel
Bei allem Verständnis für die Sorge um die VB und der berechtigten Kritik an dem Hasardeur Dercon: Es kann nicht im Sinne einer repräsentativen Demokratie sein, dass über organisierte Gruppen und Kommentare ein Theaterindendant entlassen wird. Hier sollte das Wesen der Demokratie nicht aus den Augen verloren werden. Was wenn sich demnächst ein rechter E-Mob bildet und Petitionen verfasst? Nein, wir müssen in den sauren Apfel beissen. Parteien können abgewählt werden, Dercon soll seinen Vertrag aussitzen und seine Gage einstreichen, seine Reputation ist hoffnungslos verloren. Die beste Lösung wäre, jetzt schon eine(n) professionelle(n) Nachfolger(in)zu suchen und zu bestellen und Dercon als "lame duck" die nächsten Jahre schwadronieren zu lassen. Die Gewerke mögen dies als bezahlten Urlaub ansehen, damit sie Kräfte sammeln und ihnen signalsiert wird: es kommen wieder bessere, anspruchsvollere Zeiten! Kein Blick zurück im Zorn, ein optimistischer Blick nach vorn für die Volksbühne.
Kommentar Berliner Kulturpolitik: Beispiel Rostock
Zu #51: Im Sommer des Jahres 2025 hat der Oberbürgermeister der Stadt Rostock gegen den damaligen Intendanten Latchinian mit sofortiger Wirkung ein Amtsenthebungsverfahren eingeleitet – Latchinian hatte die Rostocker Kulturpolitik im Hinblick auf ihren Zerstörungsgrad mit dem Vorgehen des IS gegenüber dem Weltkulturerbe im Irak verglichen. Der Vergleich ließe sich in Bezug auf den Umgang der „Gruppe Dercon“ mit der Volksbühne leicht wiederholen. Ein offizielles „Impeachment“ von Herrn Dercon als Intendant aufgrund schwerwiegender Verstöße gegen seinen Anstellungsvertrag wäre ein durchaus demokratisches Verfahren und könnte der Zerstörung der Volksbühne vorbeugen, die Ihr Vorschlag unweigerlich zur Folge hätte. Und da Herr Dercon in grotesker Verkennung der Sachlage der „Petition der Vierzigtausend“ Beliebigkeit unterstellt, könnte ihn dieses Verfahren davon überzeugen, daß er sich irrt.
Kommentar Berliner Kulturpolitik: mahnendes Beispiel?
Daß sich die Sache tatsächlich bis zum Sommer 2025, gewiß ist 2015 gemeint, hinziehen könnte, ist ja beinahe zu befürchten, ob nun in Berlin oder hinsichtlich Rostocks; ich verstehe, denke ich, Herr Steckel, auch Ihren institutionell-rechtlichen Ansatz, der vielversprechend sein könnte, allerdings ist Rostock gewiß nicht minder auch ein mahnendes Beispiel, und vor einer weiterreichenden Gleichsetzung der Dercon-Unterstützer und derjenigen, die (wie auch ich) seinerzeit für Latchinian auf die Straße gegangen sind, ist diese auch durch Sie vermutlich nicht intendiert, sollte ansonsten wohl eher abgesehen werden; mahnend ist das Rostocker Beispiel aber gerade deswegen, weil Herr Latchinian mittlerweile, NK berichtete, als Sieger aus dem Rechtsstreit hervorgegangen ist und das obligatorische "Außer Spesen nichts gewesen" (siehe Kommentarspalte zum Gerichtsbeschluß) die Lage vor Ort nicht gerade entschärft (und eher weiteren Flurschaden für alles Öffentlich-Rechtliche befürchten läßt, leider). Ich schreibe dieses jetzt ja sogar ganz aktuell aus dem Bibliothekssaal der HMT in Rostock, den es zum Glück noch gibt, währenddessen die Causa Latchinian hier mittlerweile auf sehr geteiltes Echo stößt und zuweilen auf große Dünnhäutigkeit; die Straßenbahn mit der Nummer 688 hat im übrigen mittlerweile seine Wellen und Volkstheaterwerbung eingebüßt. Ansonsten: Allseits ein FROHES UND GESUNDES NEUES JAHR !!
Kommentar Berliner Kulturpolitik: Rostocker Analogie
Zu #53:
Im Berliner Fall haben wir es mit einem linken Kultursenator und einem neoliberalen Intendanten zu tun: die hiesigen Verhältnisse sind gegenüber den Rostockern (theoretisch) genau umgekehrt.
Sie sind auch darin entgegengesetzt, daß (...) bei Herrn Latchinian (...) das Rechtsinstrument der Amtsenthebung in Rostock mißbraucht wurde.

Ich wollte lediglich darauf hinweisen, daß Kommentar #51 rechtlich wie kulturpolitisch nicht der Weisheit letzter Schluß sein muß. Man kann demokratische Rechtsinstrumente (theoretisch) auch sinnvoll anwenden.
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