Wählen Sie die wichtigsten Inszenierungen des Jahres!

17. Januar 2018. Hier veröffentlichen wir eine Vorschlagsliste mit 38 Inszenierungen, die von den nachtkritik.de-Korrespondent*innen und -Redakteur*innen als die wichtigsten der letzten zwölf Monate nominiert worden sind.

Bis zum 24. Januar 2018 um 24 Uhr können Sie ihre Stimme für 1 bis 10 Inszenierungen dieser Liste abzugeben. Die zehn am häufigsten gewählten Produktionen werden gelobt und gepriesen und bilden die Auswahl des virtuellen nachtkritik-Theatertreffens 2018. Das Ergebnis veröffentlichen wir am 26. Januar 2018.

Hier geht es direkt zur Abstimmung

Folgend sind die regional geordneten Vorschläge für das nachtkritik-Theatertreffen 2018 gelistet. Jede/r Korrespondent*in und jede/r Redakteur*in hatte eine Stimme. Nominiert werden konnten Produktionen, deren Premiere im Zeitraum vom 19. Januar 2017 bis 12. Januar 2018 lag. Durch einen Klick auf die einzelnen Kandidaten öffnet sich die jeweilige Begründung der/s Nominierenden sowie, wenn vorhanden, ein Link zur Nachtkritik:

 

Baden-Württemberg

{slider=1. Faust I  von Johann Wolfgang Goethe mit Texten aus FaustIn and out von Elfriede Jelinek
Regie: Stephan Kimmig
Schauspiel Stuttgart, Premiere am 7. Oktober 2017|closed}

Starkes Theater, das Widersprüche aushält: Faust ist ein zappeliger Hipster auf Droge – und Gretchen viel mehr als nur ein Opfer. Und doch geistert in Kimmigs präziser Regie ab und zu ein weiteres Menschenexperiment dazwischen – Texte aus Jelineks "Begleitdrama" über den Kriminalfall Josef Fritzl, der seine Tochter 24 Jahre lang in einem Keller gefangen hielt und mit ihr sieben Kinder zeugte.
Zur Nachtkritik

 

{slider=2. Was hält uns zusammen wie ein Ball die Spieler einer Fußballmannschaft? von René Pollesch
Regie: René Pollesch
Schauspiel Stuttgart, Premiere am 27. Oktober 2017 |closed}

Pollesch-Verächter werden sagen: Immer dasselbe! Wohl wahr. Immer dasselbe – wie bei Marthaler, wie bei Thomas Bernhard, wie im Western. Wer Pollesch mag, spricht von Handschrift oder von Personalstil. Und der ist auch diesmal eigenwillig, ausgeprägt, faszinierend. Zugegeben: die Nennung gilt dem radikal antinaturalistischen Theater, und sie könnte auch einer anderen Pollesch-Inszenierung zufallen. Aber warum nicht dieser? Es muss ja nicht alles aus Berlin kommen.

Zur Nachtkritik

 

 

Bayern

{slider=3. Antigone von Sophokles
Regie: Mizgin Bilmen
E.T.A. Hoffmann Theater Bamberg, Premiere am 12. Mai 2017|closed}

Der Ungeheuerlichkeit Mensch begegnet Mizgin Bilmen mit rauschhaftem Überschwang. Vor den hohen Glasfenstern des Studios thront eine üppige, von Blumen und Äpfeln übersäte Festtafel. Die Figuren stecken in langen Pelzmänteln. Einfache Bilder, die greifen. Sehr körperlich inszeniert Bilmen das Duell von Antigone und Kreon, die sich wie Tiere ineinander verbeißen. Überwältigend das Ende, wenn sich die Rückwand des Studios zum Park hin öffnet, Kreon ins Freie tritt, und die Frischluft die Zuschauer trifft wie eine Erkenntnis.

Zur Nachtkritik

 

{slider=4. Das Erbe von Olga Bach
Regie: Ersan Mondtag
Münchner Kammerspiele, Premiere am 22. Juni 2017 |closed}
Mit einer Aneinanderreihung bizarr-schöner Momente beweist Mondtag zum einen, dass man einer allzu komplex werdenden Welt immer noch mit Witz und Würde entgegentreten kann, ohne in die Verbissenheit einer Avantgarde von gestern zu verfallen. Zum anderen macht er deutlich, dass die Kammerspiele eben doch das wichtigste Theater mindestens in dieser Stadt sind und die Art, wie Matthias Lilienthal Theater denkt, eben doch noch Maßstäbe setzen könnte in der Zukunft. 

Zur Nachtkritik

 

{slider=5. Biedermann und die Brandstifter von Max Frisch
Regie: Christoph Mehler
Staatstheater Nürnberg, Premiere am 10. Juni 2017|closed}

Eine radikal konzentrierte Sprech-Oper mit Chor-Attacken und Solo-Explosionen hat Christoph Mehler aus Max Frischs "Biedermann und die Brandstifter" gemacht – und dem modernen Klassiker die Betroffenheits-Ablagerungen weggerüttelt. Stefan Lorch ist eindringlicher Panik-Protagonist dieser irritationswuchtigen Produktion, die dem Zuschauer nach 80 Minuten in den Alltag nachschleicht.

 

{slider=6. Drei Winter von Tena Štivicic
Regie: Sibylle Broll-Pape
E.T.A. Hoffmann-Theater Bamberg, Premiere am 19. Mai 2017|closed}

Da stimmt alles: Einführung und Darstellung der Personen, die die spannende bewegte Geschichte einer kroatischen Familie im Wandel der Zeiten erzählen, eine unaufgeregte Regie, die die grandiosen Dialoge des Textes messerscharf ausleuchtet, und ein Ensemble zum (häufig behaupter, hier stimmt's) Niederknien. Geschichte wird zerteilt in Geschichten, die den Zuschauer direkt angehen und treffen.

Zur Nachtkritik

 

{slider=7. Hamlet von William Shakespeare
Regie: Christopher Rüping
Münchner Kammerspiele, Premiere am 19. Januar 2017}

Christopher Rüping erzählt "Hamlet" in dunkelroten Erinnerungsflashs des letzten Überlebenden Horatio, abwechselnd und fantastisch gespielt von Katja Bürkle, Nils Kahnwald und Walter Hess. Hamlet wird zum fanatisierten Jugendlichen, der in einer Welt ohne Sinn und ohne Halt im Ego-Shooter-Style seine eigene Moral durchpeitscht – bis der letzte von 240 Litern Kunstblut vergossen ist.

Zur Nachtkritik

 

{slider= 8. Trommeln in der Nacht von Bertolt Brecht
Regie: Christopher Rüping
Münchner Kammerspiele, Premiere am 14. Dezember 2017}

Wenn schon Repräsentationstheater, dann aber richtig: Christopher Rüping bringt Bertolt Brechts "Trommeln in der Nacht" zunächst als engagiertes Re-Enactment der Uraufführung von 1922 auf die Bühne der Kammerspiele. Im Spiel mit den Verfremdungseffekten und dem romantischen Glotzen, das Brecht einst plakativ anprangerte, lässt Rüping die Moderne allmählich einbrechen und denkt die möglichen (Bühnen-)Umstürze ins Phantastische weiter. Das Hier und Jetzt, die Lust am Augenblick wird im Pop zelebriert. Die immer noch frischen Songs dazu impft der formidable Damian Rebgetz dem Geschehen ein und komplettiert so ein Ensemble, das zwischen Ernst und Augenzwinkern die ach so weite Distanz zwischen klassischem und postdramatischem Theater wunderbar überbrückt.

Zur Nachtkritik

 

Berlin

{slider=9. Faust nach Johann Wolfgang von Goethe
Regie: Frank Castorf
Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz Berlin, Premiere am 3. März 2017|closed}

Frank Castorf hat das deutscheste aller Dramen zerlegt und dann im Sinne seiner Anklage neu zusammengebaut. Ihm dabei Fremdtexte und -motive wie Botox unter die welken Wangen gespritzt (die davon freilich manchmal zu bersten drohen): von Paul Celan bis Victor Hugo. Heraus kam ein dunkel funkelndes Höllenpanorama mit dem alten weißen Mann Faust im Zentrum: ein Frauen- und Länder verschlingendes kolonialistisches Monster voller Selbstmitleid. Castorf erweist sich darüber hinaus mit diesem Acht-Stunden-Marathon einmal mehr als virtuoser Beherrscher einer komplexen und hochgerüsteten Theatermaschinerie. Auch das macht ihm so schnell keiner nach.

Zur Nachtkritik

 

{slider=10. Lenin von Milo Rau,
Regie: Milo Rau
Schaubühne Berlin, Premiere am 19. Oktober 2017}

Ganz neu ist die Geschichte nicht von der Revolution, die ihre Kinder frisst. "Lenin" ist aber auch ein großes Nachdenken über das Theater, den Film und die Möglichkeiten der Darstellbarkeit. Dieser Abend zerrt und zuppelt am (sozialistischen) Realismus-Begriff herum, probiert aus, verwirft. Pralles Theater voller Verwandlungslust und -kunst, die immer dann geschickt gebrochen wird, wenn sie zu perfekt zu werden droht. Und in ihrer Rohheit viel über unmenschlich prinzipientreue Revolutionäre erzählt, denen die Macht wegbröckelt – und die dennoch auf den nahen Sieg der Weltrevolution warten wie aufs Jüngste Gericht. Ihr Glauben allerdings hat nicht geholfen.

Zur Nachtkritik

 

{slider=11. Nationaltheater Reinickendorf von Vegard Vinge und Ida Müller
Regie: Vegard Vinge / Ida Müller
Berliner Festspiele, Premiere am 1. Juli 2017}

Berühmt geworden in der deutschsprachigen Theaterszene sind Vegard Vinge und Ida Müller 2012 mit ihrem "John Gabriel Borkman" im Prater der Volksbühne, einer Ibsen-Schürfung, die Rahmenbedingungen des Theaterbetriebs und Sehgewohnheiten des Publikums sprengte. In Baumeister Solness’ "Nationaltheater" war die nun bekannte Vingesche / Müllersche Bildwelt atemberaubend ausdifferenziert und mit neuer Wut aufgeladen. Von Hamlet als Gastfigur im Ibsen-Kosmos wurde das Publikum mit Sahnetorten bombardiert, bis es auch nicht mehr wusste, wo der Ausgang ist – bzw. der Ausweg.

Zur Nachtkritik

 

{slider=12. Roma Armee von Yael Ronen und Ensemble
Regie: Yael Ronen
Gorki Theater Berlin, Premiere am 14. September 2017}

Ein schillerndes Selbstporträt der Roma-Community und ein starker, musikalisch getriebener, dokumentarisch gestützter Abend der Selbstermächtigung. "Ich wünsche, wir würden Roma rebranden", sagt eine der Akteur*innen Sandra Selimović einmal an die Adresse des Publikums. "Ich wünsche mir, dass sie uns als Freigeister sehen würden." Der Wunsch geht auf, sie haben es vollbracht.

Zur Nachtkritik

 

{slider=13. Women in Trouble von Susanne Kennedy
Regie: Susanne Kennedy
Voksbühne Berlin, Premiere am 30. November 2017}

Unablässig rotiert die Drehbühne, auf der rätselhafte Nicht-Figuren sterben und gleich darauf wiedergeboren werden. Ästhetisch hochpräzise und konsequent präsentiert Susanne Kennedy ihre Versionen der Zukunft von Mensch und Theater.

Zur Nachtkritik

 

Hamburg

{slider=14. Am Königsweg von Elfriede Jelinek
Regie: Falk Richter
Deutsches Schauspielhaus Hamburg, Premiere am  29. Oktober 2017|closed}

Die Welt ist eine Shakespeare-Komödie. Mit wahnsinnigem Herrscher, speichelleckendem Hofstaat und intellektuellen Beobachtern, die den Irrsinn des Geschehens nicht nachvollziehen können und sich die Welt entsprechend als Shakespeare-Komödie vorstellen ... Ups! Nobelpreisträgerin Elfriede Jelinek nimmt sich den rechtspopulistischen Komplex von Trump bis Erdogan vor und verzweifelt am eigenen Unvermögen angesichts der galoppierenden Groteske. Und Uraufführungsregisseur Falk Richter macht aus der Vorlage kongenial ein Kinderpoptheater des Grauens.

Zur Nachtkritik

 

{slider=15. Das halbe Leid von Signa
Regie: Signa und Arthur Köstler
Deutsches Schauspielhaus Hamburg, Premiere am 16. November 2017|closed}

Die vertrauten Signa-Methoden, also der fundamentale Bruch der "vierten Wand" und die (nach dem Modewort) "immersive" Beteiligung von uns allen an dem, was Theater sein kann und möglich macht, gelangt diesmal zu überwältigender Intensität – im Umgang mit- wie im Verstehen für- und Lernen voneinander. Schauspielerinnen und Schauspieler, deren Künste extrem beiläufig und unauffällig sind, uns aber an der Seele packen und in deren tiefsten Abgründen, treiben Signas Phantasie an die Grenzen der Wahrheit und Wirklichkeit. Und darüber hinaus.

Zur Nachtkritik

 

{slider=16. Der Zerbrochne Krug von Heinrich von Kleist
Regie: Michael Thalheimer
Deutsches Schauspielhaus Hamburg, Premiere am 25. März 2017}

Ein gewaltiges Bühnenbild von Olaf Altmann, eine aufs Wesentliche reduzierte Figurenzeichnung und ein äußerst präziser Umgang mit der Sprache: Die vertraute, bewährte, radikale Thalheimer-Regiesprache funktioniert immer noch. Gerade bei Kleist und vor allem dann, wenn es gelingt dem "Lustspiel" jedwede Lustigkeit unter den Füßen wegzuziehen. Dazu: Schaupieler in Höchstform!

Zur Nachtkritik

 

{slider=17. Die Odyssee nach Homer
Regie: Antú Romero Nunes
Thalia Theater, Premiere am 20. Mai 2017}

Zwei große Jungs kämpfen auf der Bühne verzweifelt verspielt gegen die Leerstellen an, die die verlorenen Gewissheiten der Alten hinterlassen haben. Unter handwerklich perfektem Einsatz von sagenhaft gutem Theaterzauber werden aus trauernden Söhnen unter anderem Vampire, griechische Lustknaben, Ringer – und schließlich Monster, die mit Kettensägen bewaffnet ins Publikum stürmen. Ein ungemein sinnlicher Frontalangriff auf die Übermacht abwesender Überväter, musikalisches Körper- und Raumtheater mit hohem Verführungspotential.

Zur Nachtkritik

 
 

Hessen

{slider=18. Wir werden unter Regen warten von Ihsan Othmann
Regie: Ihsan Othmann
Staatstheater Wiesbaden, Premiere am 13. September 2017 |closed}
Keine große, keine perfekte Inszenierung, aber ein Stück, das berührt und irritiert: Der aus dem Irak stammende Kurde Othmann verleiht darin gestorbenen Flüchtlingen eine Stimme, ohne diese Figuren zu idealisieren. Eine außergewöhnliche Beschäftigung mit dem Thema Flucht.

 

 

Nordrhein-Westfalen

{slider=19. Bilder von uns von Thomas Melle
Regie: Henri Hüster
Wuppertaler Bühnen, Premiere am 13. Oktober 2017|closed}

Melles Stück greift die Missbrauchsfälle am Bonner Aloisiuskolleg auf und geht doch weit über den konkreten Fall hinaus. Was wie ein Krimi beginnt, verwandelt sich in eine komplexe Reflexion über das menschliche Erinnern und die Lügen, die wir uns selbst erzählen. Eben diese existentiellen Fragen übersetzt Henri Hüster zusammen mit der Choreografin Sylvana Seddig in extrem stilisierte Szenen und Bilder, die tief ins Herz treffen und zugleich philosophische Diskurse anstoßen.

 

{slider=20. Die Fremden / Der Kaufmann von Venedig von William Shakespeare
Regie: Stefan Otteni
Theater Münster, Premiere am 4. November 2017}

Eine präzise Engführung von Shakespeares Kaufmann in Venedig mit heutigem Fremdenhass, die zudem klug die Manipulierbarkeit von Opferdiskursen ausleuchtet – und das Publikum in AfD-Geiselhaft nimmt. Ein glänzend aufgelegtes Ensemble, ein energetischer, beeindruckender, toller Abend.

Zur Nachtkritik

 

{slider=21. Istanbul von Selen Kara, Torsten Kindermann und Akin E. Sipal
Regie: Selen Kara, Musikalische Leitung: Torsten Kindermann
Schauspielhaus Bochum, Premiere am 20. Oktober 2017}
Theater der Gemeinsamkeit, witzig, satirisch und berührend. Wie viele Deutsche geht auch der Bochumer Klaus als Gastarbeiter in das Wirtschaftswunderland Türkei. Die Schauspieler singen auf türkisch Lieder von Selen Kara und erzählen von den Problemen des Zusammenlebens. Roland Riebeling als Klaus ist das warme Herz eines wunderschönen Feelgood-Abends, wie er im Theater sonst kaum zu erleben ist.

 

{slider=22. La Révolution #1 von von Joël Pommerat
Regie: Stefan Otteni
Theater Münster, Premiere am 22. April 2017}

Stefan Otteni macht aus Pommerats Textmonster einen beeindruckenden Abend über die Geschichte und vor allem die Mühen der Demokratie. Ganz zurecht zeigte sich das Münsteraner Publikum von dieser vielschichtig wie präzise choreographierten Arbeit restlos begeistert.

Zur Nachtkritik

 

{slider=23. Romeo und Julia von William Shakespeare
Regie: Pınar Karabulut
Schauspiel Köln, Premiere am 14. Oktober 2017}

Die Liebe entdecken, sich selbst entdecken, indem man einen anderen entdeckt – man kann es nicht begreifen, nur vorgefertigte Sprachformeln nachstammeln. Eine spannende Interpretation der berühmtesten Liebesgeschichte, alle Erzähltechniken des gegenwärtigen Theaters rasant gemischt.

Zur Nachtkritik

 

Rheinland-Pfalz

{slider=24. 7 Minuten. Betriebsrat von Stefano Massini
Regie: Carole Lorang
Koproduktion Théâtre des Capucins Luxemburg mit dem Staatstheater Mainz, Premiere in Mainz am 4. November 2017|closed}

"7 Minuten. Betriebsrat" von Stefano Massini fragt, ob Arbeitsethik heute noch eine Rolle spielt – oder ob sie im unerbittlichen Fortschreiten des Postfordismus verlorenging. Es greift viele aktuelle Diskurse um die weitreichende Prekarisierung von Arbeit auf und weiß sie klug an sein Personal zu knüpfen: die elf Mitglieder eines Betriebsrates, deren entscheidende Sitzung Carole Lorang als eindringliches, vielschichtiges, hochmusikalisches Kammerspiel mit durchweg grandiosen Schauspielerinnen inszeniert.

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Sachsen

{slider=25. Homohalal von Ibrahim Amir
Regie: Laura Linnenbaum
Staatsschauspiel Dresden, Premiere am 31. März 2017|closed}

Der syrisch-kurdische Autor nimmt eine fiktive Beerdigung im Kreis einer interkulturellen Familie im Dresden des Jahres 2037 zum Anlass für eine bissig-komödiantische Rückschau auf die Integrationsbemühungen der Gegenwart. Was ist Attitüde, was echte Hilfsbereitschaft gegenüber Flüchtlingen, und wie moralisch sind Scheinehen zu deren Einbürgerung? Kein Kampf der Kulturen, eher ein augenzwinkernder Blick auf Allzumenschliches überall auf dieser Erde, wobei die kaputte Welt keineswegs auf die heile trifft, als die wir uns gern sehen möchten.

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{slider=26. Peer Gynt von Henrik Ibsen
Regie: Philipp Preuss
Schauspiel Leipzig, Premiere am 28. Januar 2017}

7 Peers, tolle Musik und eine phantastische Bühne: Was könnte Ibsens Drama gegenwärtiger verbildlichen als ein wabernder Berg aus Schaum?

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Österreich

{slider=27. Anatol von Arthur Schnitzler
Regie: Susanne Lietzow
Landestheater Linz, Premiere am 1. Dezember 2017|closed}
Schnitzler völlig entkleidet des "raunzerischen" Wiener Tons. Susanne Lietzow fokussiert, indem sie alle Frauenrollen einer Schauspielerin anvertraut. Martina Spitzer als diese All-in-one-Liebelei wirkt verwundbar, aber nicht ohnmächtig gegen den Macho Anatol.

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{slider=28. Der Auftrag: Dantons Tod nach Heiner Müller und Georg Büchner
Regie: Jan-Christoph Gockel
Schauspielhaus Graz, Premiere am 3. März 2017|closed}
"Southern trees bear a strange fruit" und sie fahren mit dem Jeep über die Bühne. Stattdessen ist die Rede vom Auftrag im Aufzug, plötzlich Peru oder Jamaika oder selbstreferenzielle Bühnen-Proben-Situation. Bild und Text, da steht ein Käfig, ein Verrat, überüber Assoziation, ein Puppenspiel im Spiel im Spiel, spielt "Dantons Tod", was ist mit den Marionetten-Fäden?, was ist mit der Revolution?, "blood on the leaves and blood at the root".

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{slider=29. Die Orestie von Aischylos
Regie: Antú Romero Nunes
Burgtheater Wien, 18. März 2017|closed}

Ein gänzlich uneitles (Frauen-)Ensemblestück, das mit präziser Chorarbeit, poppigem Zombietrash und dramaturgisch dichtem Nachdenken über Rechtsstaat und Demokratie beeindruckt. Hochaktuell, ohne sich an die neueste Schlagzeile anzubiedern.

Zur Nachtkritik

 

{slider=30. Die Welt im Rücken von Thomas Melle
Regie: Jan Bosse
Akademietheater Wien, Premiere am 11. März 2017|closed}

Ganz Wien ist verliebt in Joachim Meyerhoff. Seit seiner Verkörperung von Thomas Melles tragischem Seelenstolperer (drei Stunden Ping-Pong, einer gegen alle) ist es die ganze Welt.

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{slider=31. Die zehn Gebote nach den Filmen von Krzysztof Kieślowski
Regie: Stephan Kimmig
Volkstheater Wien, Premiere am 15.Dezember 2017}

Die zwischen Moral, Konventionen, den eigenen Sehnsüchten und Ängsten zerrissenen Figuren aus Kieślowskis Filmen stattet Kimmig mit eindriglicher Körperlichkeit aus, sie dürfen ihre inneren Kämpfe in Bewegungen, Tanzschritten ausagieren – ein kluger Zugriff: aus einem theoretischen Zweifel wird so (auch dank des starken Ensembles!) berührende Verzweiflung.

Zur Nachtkritik

 

{slider=32. Die Zukunft reicht uns nicht (Klagt, Kinder, klagt!) von Thomas Köck
Regie: Thomas Köck und Elsa-Sophie Jach
Schauspielhaus Wien, Premiere am 9. November 2017}

Das Stück von Thomas Köck wirkt, als hätte jemand eine dieser genialen Jelinek-Textflächen wohlig entzerrt. In einem Bühnenbild in erhaben schönem Antikenweiß entfaltet er sich am Schauspielhaus so klug wie luzide und hinterlässt doch noch das eine oder andere Geheimnis. Über das Erben von Geld und Umwelt und Schulden und Zukunft sprechen Sophia Löffler als mütterliche Kassandra, die auch ein bisschen Ivanka Trump ist, und ein Chor aus Menschen, die wahrscheinlich nicht alle so jung sind, wie sie aussehen, aber mit festen Stimmen und fester Entschlossenheit den ganzen Konflikt der Erbenden und zu Beerbenden verkörpern. Köck überlässt seine Texte oft anderen Regisseuren, diesen hat er zusammen mit Elsa-Sophie Jach selbst in Szene gesetzt – eine hervorragende Idee.

Zur Nachtkritik

 

{slider=33. Superheldinnen von Barbi Markovic
Regie: Bérénice Hebenstreit
Volkstheater Wien, Premiere am 4. Februar 2017}

Es ist großes Kino, wie Berenice Hebenstreit den Roman von Barbi Markovic in Szene gesetzt hat: Diese Migrantinnen aus dem Osten wollen in die Mittelschicht aufsteigen, bevor diese absteigt. Sie zeigen nicht nur ihrem eigenen Schicksal den Stinkefinger – bei Sondierungstreffen wählen sie auch andere vom Glück Vergessene, um diese mit Magie auf den Weg zu bringen..

 

 

 

Schweiz

{slider=34. Leonce und Lena von Georg Büchner
Regie: Thom Luz
Theater Basel, Premiere am 26. Oktober 2017|closed}

Büchners Zeitgenossen sprachen vom "zarten Elfenmährchenton" und dem "bühnenwidrigen Mondscheinflimmern" in "Leonce und Lena"- bei Thom Luz ereignet es sich. Ein etwas verwahrloster leerer Saal, früher vielleicht ein prächtiger Ballsaal, die Lüster sind noch zu erahnen, oder auch ein Tollhaus, jedenfalls der Welt abhanden gekommen. Ein Raum, in dem die Melancholie haust und die Ironie Platz hat. Darin gibt Luz Büchners androiden Automaten Gestalt, seiner politischen Satire, seinem Dunkel, den Verspiegelungen – namentlich diesen, vor allem auch musikalisch. Und bricht es wieder mit einer kleinen neckischen Geste, wenn Leonce zum Schluss regelrecht wegfliegt; wenn eine Schuhputzmaschine Geige spielt: Es ist das pure Theaterglück!

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{slider=35. Unterwerfung von Michel Houellebecq
Regie: Katrin Hentschel
Theater Neumarkt Zürich, Premiere am 24. September 2017|closed}

Regisseurin Katrin Hentschel nutzt die Enge eines Circus maximus, der ins Theater Neumarkt gebaut wurde, für Konzentration in jeder Hinsicht: In gut 100 Minuten zeigen mit Marie Bonnet und Martin Butzke zwei hervorragende Schauspieler und ein verschiebbarer Würfel aus Neonröhren auf ansonsten leerer Bühne die schleichende Verwandlung der laizistischen Gesellschaft in ­einen islamischen Vorzeigestaat. Hier platzt keine Bombe; vielmehr entweicht permanent ein Gas. Bevor die Gesellschaft merkt, wie tödlich es ist, haben alle längst zu viel davon eingeatmet.

 

{slider=36. Vor Sonnenaufgang von Ewald Palmetshofer nach Gerhart Hauptmann
Regie: Nora Schlocker
Theater Basel, Premiere am 24. November 2017}

Auch wenn bis über die Hälfte des Stückes sehr viel gelacht wird, ist es Palmetshofer mit seiner Familienhölle absolut ernst, in der er die Menschen in der mittelständischen Familie buchstäblich bis auf die Unterhosen als Gefühlssimulanten, Reaktionspuppen und Bedürftigkeitsmonstren auszieht. Aber anders als die Soap und ihre Figuren will er nicht demütigen, sondern aufweisen. Ein Schauspielfest, das einen über weite Strecken in Hochspannung versetzt: sorgfältig erarbeitet, diszipliniert, klar akzentuiert und virtuos. Das Publikum jubelte, spendete donnernden Applaus.

Zur Nachtkritik 

 

{slider=37. Woyzeck von Georg Büchner
Regie: Ulrich Rasche
Theater Basel, Premiere am 15. September 2017}

Mit seinem Gesamtkunstwerk auf der heb-und senkbaren Drehbühne zeigt Ulrich Rasche den Menschen Woyzeck – er ist Täter, nicht Opfer. In dieser Welt zerfallen die Werte wie die Würde der Figuren, die in die Leere taumeln. Büchners schroffe Sprachlandschaft, die das Bühnenfragment prägt, übersetzen die Spieler in starke Gefühle ebenso wie in kluge Studien der Macht.

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Internationale Koproduktionen

{slider=38. Kleine Seelen nach Louis Couperus
Regie: Ivo van Hoove
Produktion der Toneelgroep Amsterdam, Premiere auf der Ruhrtriennale am 24. September 2017|closed}.

Eine der bleibenden Entdeckungen der Ruhrtriennale 2015 bis 2017 sind die Romane des vielgereisten niederländischen Dandys Louis Couperus (1863 bis 1923), inszeniert von Ivo van Hove und seiner Toneelgroep Amsterdam. "Kleine Seelen" (1901/1903) – ein Familien-Porträt, angesiedelt in einer Villa am Rand von Den Haag – zieht in hauchfeiner Kontur die bürgerliche Verfallslinie. Wehmütiger Fatalismus, unerlöste Wünsche und all die anderen Lebensmuster werden ungemein präzise und in vollendeter Klarheit in einem Treibhaus der Pflanzen und stillen Wasser ergründet.

 

Zur Abstimmung.

 

Kommentare  
nk-Theatertreffen: was fehlt
Dann fang' ich mal an mit der Liste der nicht berücksichtigten Inszenierungen, die hier auch hätten stehen müssen.
"Das achte Leben", Regie: Jette Steckel, Thalia Theater Hamburg
https://www.nachtkritik.de/index.php?option=com_content&view=article&id=13851:das-achte-leben-fuer-brilka-jette-steckel-wuchtet-am-thalia-theater-hamburg-mit-grandiosen-schauspielern-nino-haratischwilis-mammutroman-auf-die-buehne&catid=38&Itemid=40

Übrigens scheint ja HH derzeit DIE Theaterhauptstadt im deutschsprachigen Raum zu sein. Aus Berlin, München, Wien, Zürich kommt doch vergleichsweise nichts.
nk-Theatertreffen: was noch fehlt
Ich schließe gern an Kommentar #1 an.

Zürich
- Grimmige Märchen - Fritsch

Dortmund
- Hell Augenblick - Voges

Frankfurt
- Das Schloss - Borgmann

international
- Tipping Point - Ockham's Razor
nk-Theatertreffen: Was fehlt 2
... Bremen, ganz Niedersachen, ganz Sachsen-Anhalt, ganz Schleswig-Holstein, ganz Thüringen, das Saarland natürlich auch. Da macht sich ja sogar die Jury fürs nicht nur virtuelle Theatertreffen in Berlin mittlerweile mehr Mühe mit dem Blick in die Breite. Etwas läuft sehr schief hier; und wie zufrieden womöglich jeder/jede ist über die Präsenz des/der eigenen FavoritInnen - vernünftigerweise werden sich alle immer mal wieder fragen (lassen) müssen, was denn gewollt und angestrebt sein kann von einer Institution wie dieser
nk-Theatertreffen: Was fehlt 3
Ich vergaß:

Die Faustpreisträgerin fehlt auch.

"Orestie", Regie: Johanna Wehner, Staatstheater Kassel
nk-Theatertreffen: Was fehlt 4
Was für mich fehlt:
* Radetzkymarsch - Burgtheater, Johan Simons
nk_Theatertreffen: die Nominierenden
Leider erscheint der Name des "Nominierenden" nicht, wenn die jeweiligen Inszenierungen aufgerufen werden....

(Ja, lieber Klaus Dilger, wir denken über die Sinnhaftigkeit dieses Verfahrens selber nach.
jnm für die Redaktionj
nk-Theatertreffen: Was fehlt 5
Das Schloss-Charaux- Münchner Volkstheater
nk-Theatertreffen: Was fehlt 6
Kann Herrn Laages nur beipflichten.
Mir fehlt die UA „Vor dem Fest“, Regie: Martin Nimz, Staatstheater Schwerin
https://www.nachtkritik.de/index.php?option=com_content&view=article&id=14430:vor-dem-fest-sasa-stanisic-martin-nimz-mecklenburgisches-staatstheater-schwerin&catid=445&Itemid=100190
nk-Theatertreffen: Was fehlt 7
The Making Of- Nora Abdel Maksoud- Gorki Theater

(Liebe Hannah, "The Making of" war tatsächlich unter den Nominierten des nachtkritik.de-Theatertreffens 2017: https://www.nachtkritik.de/index.php?option=com_content&view=article&id=13493:nachtkritik-theatertreffen-2017-die-nominierungen&catid=222&Itemid=60
Herzliche Grüße aus der Redaktion, Christian Rakow)
nk-Theatertreffen: Was fehlt 7
Die Massnahme/ Die Perser - Leipzig
nk-Theatertreffen: Was NICHT fehlt
Trommeln in der Nacht, Brecht, Rüping, München, Kammerspiele.
Super Inszenierung. Finde ich.
nk-Theatertreffen: nachtkritik abschaffen
Das Nachtkritik Portal ist eine unglaublich fürchterliche Veranstaltung. Irgendwelche Idioten, bis auf wenige Ausnahmen, verfassen hier Kritiken und verbreiten Meinungen , welche man nicht ernst nehmen kann und sollte ! Nachtkritik gehört abgeschafft!!!!!!!!!!
nk-Theatertreffen: BaWü?
Baden-Württemberg und dann nur zwei Inszenierungen aus einer Stadt ....
Sehr fade. Alleine die eine Stadt hat ein weiteres spannendes Offtheater. Mannheim, Heidelberg, Karlsruhe ... Als ob es von dort in letzter Zeit nicht auch begeisterte Kritiken auf nachtkritik gegeben hat.
nk-Theatertreffen: übliche Verdächtige
Genau, denn fernab der Zentren wird nur schlechtes Theater angeboten, dass überregionale Beachtung eben nicht verdient... ich weiß nicht recht, welcher Sinn darin zu sehen ist, ein fiktives auszeichnungsähnliches "Treffen" zu veranstalten, das die einmalige bewahrenswerte Vielfalt theatralen Schaffens in Deutschland auch nur wieder auf die üblichen "Verdächtigen" beschränkt. An vielen Theatern wird mit großer Hingabe und starkem Publikums- bzw. Presseerfolg gearbeitet, ohne dass es hier mal wahrgenommen würde. Und ja, auch mein Theater wurde hier seit Jahren nicht mehr rezensiert. Schade eigentlich!
nk-Theatertreffen: Nordkorea
@Katharina (#12)
Wunderbar, liebe Katharina, ich liebe differenzierte Meinungsäußerungen. Aber haben Sie schon einmal darüber nachgedacht, dass es Ihnen und jeder anderen jederzeit freisteht, die idiotischen Meinungen der Nachtkrtiker*innen nicht ernstzunehmen, dass es den Nachtkritiker*innen aber ebenso freisteht, idiotische Meinungen zu äußern? Abschaffung zu fordern klingt irgendwie sehr nach Nordkorea. Schalten Sie doch einfach ab! Ein Lesezeichen jedenfalls ist schnell entfernt ...
nk-Theatertreffen: beipflichten
@12: Mit einem Augenzwinkern möchte ich Ihnen beipflichten.

"Das Theatertreffen ist eine unglaublich fürchterliche Veranstaltung. Irgendwelche Idioten, bis auf wenige Ausnahmen, treffen hier Urteile und behaupten Kompetenz , welche man nicht ernst nehmen kann und sollte ! Das Theatertreffen gehört abgeschafft!!!!!!!!!!"

Oder

"Das Theater ist eine unglaublich fürchterliche Institution. Irgendwelche Idioten, bis auf wenige Ausnahmen, inszenieren hier Werke und verhunzen Texte , welche man nicht ernst nehmen kann und sollte ! Das Theater gehört abgeschafft!!!!!!!!!!"

Oder

"Die Welt ist eine unglaublich fürchterliche Institution. Irgendwelche Idioten, bis auf wenige Ausnahmen, trinken hier Schnaps und leben ihre Leben , welche man nicht ernst nehmen kann und sollte ! Die Welt gehört abgeschafft!!!!!!!!!!"

Stell dir vor, es ist Nacht und keiner kritisiert rum.
nk-Theatertreffen: Danke
Klar Katharina, Idiot*innen! Wie kann man so wenig aussagekräftig sein und solch eine hohle Phrase dreschen. Denken Sie mal nach? Peinlich ist solch ein Auftritt! Was heißt für Sie "Veranstaltung"? Dummheit outet sich selbst!
Irgendwie doch auch mal ein Danke an die Nachtkritikredakteure für diese Auswahl. Entscheiden kann sich ja jeder. Und dann auch immer wieder die Debatte, was alles fehlt. Ich könnte da weiter machen. Aber das nervt. Es haben sich nun mal Redakteure auf den Weg gemacht und ihre wichtigeste Inszenierung nominiert. Wie soll das auch anders gehen. Die Auswahl ist vielschichtig. Bin gespannt!
nk-Theatertreffen: nee, nee, nee
@11 bzw @nk und @alle: Wenn wir jetzt auch noch alle anfangen zu sagen, was wir besonders dufte fanden, aber sowieso schon in der Liste steht, dann sollten wir hier bald nen Rekord an Kommentaren erreichen. Nee, nee, nee, für "Ich bin dafür"-Voten ist doch die Abstimmen-Funktion da.

PS: Ich fand Castorfs Faust epochal. Vinge/Müllers Nationaltheater äonisch.
nk-Theatertreffen: Theater ist ...
Kunst, kein Event

@katharina (#12)
Sie haben den richtigen Sachverhalt leider etwas roh und verkürzt dargestellt. Dieses Portal hat einen viel zu weiten und allgemeinen Theaterbegriff und verursacht durch seine Kritiken, die viel zu wenig unterscheiden zwischen den jeweiligen Kunstveranstaltungen eine hochproblematische Verwässerung und 'Verkleinerung' der jeweiligen Kunstereignisse. Das vorgegebene Format einer Kritik ist viel zu gleichförmig, es wird brachial über alles gelegt, was da als Theater betrachtet wird - wobei eben diese Definition so gut wie gar nichts besagt über die Qualität und Erfahrungstiefe eines (singulären) Kunstwerks. Die Texte sind gleichgültig gegenüber der Tatsache, ob es sich bei einem Theaterabend vielleicht um ein ungeheures Kunstwerk handelt (ja, auch das ist möglich, bleibt aber zumeist zwangsläufig unbemerkt von dem Schnellkritiker, der ja bis 7 Uhr am nächsten Morgen (?) seinen Text abliefern muss) oder um eine Petitesse oder einfach um Schund. Gerade dieses Schnell-Verfahren ist aber bei Kunst das unsinnigste was es gibt, gerade Theater ist eben meist erst in den Nachwirkungen wirklich zu erfassen, geschweige denn zu bewerten... Ich will jetzt nicht zu weit ausholen (tue das wahrscheinlich demnächst mal anderswo), aber soviel muss man sagen: dass diese Internetplattform das Theater durch diesen falsch vereinheitlichenden Blick klein macht und unserer Kunst so unendlichen Schaden zufügt. Wo es sich eben um Theaterkunst handelt (und das tut es ja wirklich hie und da), wird es durch die Brille dieses Portals wie Sport oder Mode oder eben wie ein x-beliebiges Event betrachtet - was es seinem Wesen nach gerade nicht ist! Und: Theaterleute übernehmen unmerklich und unbewusst die inneren Haltungen dieser Brille etwas und fangen an, sich danach auszurichten und vllt. sich nach Erwartungen, wie sie hier - eben oft viel zu eng und zu unreflektiert gehighlighted sind - zu modeln. (@jens(#14): da wäre ich froh, dass ich nicht allzu oft mit diesem reduzierenden Blick betrachtet werde...) monsieur pascal
nk-Theatertreffen: verramscht
Mir geht es auch so. Zwei epochale Inszenierungen. Komme gerade aus der Neuen Volksbühne. Irgendwie schrecklich. Hier wird alles verramscht. Auch Bel, leider!
nk-Theatertreffen: Wieso?
Es gibt 80 Redakteur*innen und Autor*innen bei nk. Warum gibt es nur 38 Nominierte?

Liebe/r Grrlll,
nicht alle Autor/innen haben einen Vorschlag abgegeben. Es herrscht da kein Zwang.
Viele Grüße
miwo/Redaktion
nk-Theatertreffen: Ergänzungen
....Grimmige Märchen - Schauspielhaus Zürich....Frauen Beute Krieg - Schauspielhaus Zürich....Mir nämeds uf ois - Schauspielhaus Zürich.....Jakob von Gunten - Schauspielhaus Zürich.......
nk-Theatertreffen: Brille des Portals
#19

" dass diese Internetplattform das Theater durch diesen falsch vereinheitlichenden Blick klein macht und unserer Kunst so unendlichen Schaden zufügt. Wo es sich eben um Theaterkunst handelt (und das tut es ja wirklich hie und da), wird es durch die Brille dieses Portals wie Sport oder Mode oder eben wie ein x-beliebiges Event betrachtet - was es seinem Wesen nach gerade nicht ist!"


genau das sind auch meine eindrücke + befürchtungen, denen sich aus welchem grund auch immer die nk-redaktion leider inhaltlich nicht stellt. ob nun nordkorea, trump oder dercon dafür personalisiert werden - es bleibt leider das gleiche muster, dass sichtbar wird und wütend machen kann - und natürlich bleibt allen die "freiheit" ihren selbstgewählten umgang mit kritik zu wählen.

ich sehe es jedoch als einen guten schritt, sich zumindest dazu zu äußern - das ist in der heutigen kommunikations(un)kultur schon viel.

wahrscheinlich sind meine anforderungen zu hoch - oder einfach nur ganz andere? dabei ist mein vordergründiges interesse einfach nur die liebe zum theater, zur kunst und deren schutz und beförderung zur freien entfaltung - welche ich in gefahr durch trittbrettfahrer der "mischwesen-propagandisten" sehe, welche erstaunlicherweise an fahrt zu gewinnen scheinen.

gerade im informationszeitalter fehlt eine bedeutende leerstelle: eine unabhängige kunst, die frei von wirtschaftspolitischen instrumentalisierungsmöglichkeiten eine würdige stelle in der GESAMTEN gesellschaft ausfüllen kann - an der sich ein hartz4-empfänger neben einem studenten, akademiker oder politiker gleichermaßen im austausch befinden.

DAS wäre ein "theatertreffen" im internet auf der höhe der zeit und kein casting aus dem elfenbeinturm der redaktion mit dem klang des glasperlenspiels - sondern mit dem vielfältigen klang aller möglichen instrumente ... der kunst und des publikums:-)))


>>> liebe und kunst wird aus MUT gemacht ... und beides in der (ach so "(erfolg)reichen") gesellschaft dringend gebraucht >>> der nichtmaterielle reichtum jenseits der pin-codes ohne seele

>>> letztendlich die SEINSFRAGE - die uralte und einzig bedeutende
nk-Theatertreffen: Ersan Mondtag
ich verstehe nicht, warum mehrere arbeiten von ersan mondtag hier aufgestellt werden, obwohl es so viel besseres und interessanteres und gehaltvolleres und innovativeres gibt. wenn nachtkritik auf den zug der theatertreffen jury aufspringen will, und unbedingt diesen mann hypen möchte, dann genügt doch wirklich eine dieser arbeiten. ich finde es richtig enttäuschend! dachte die Redaktion sei autonomer und geschmackssicherer. ich kann verstehen, dass z.b von rüping die zwei arbeiten nominiert sind, ja, die sind besonders und handwerklich-dramaturgisch-inhaltlich-spielerisch absolut überzeugend. ganz andere nummer. das muss man doch als Kritiker irgendwie unterscheiden können...?

Liebe/r "es",

Ihre Kritik an den Arbeiten Mondtags und jegliche Enttäuschung über unsere Arbeit bleibt Ihnen unbenommen. Nur fragen wir uns, welche zweite Inszenierung von Mondtag neben "Das Erbe, Münchner Kammerspiele" Sie noch in der Liste entdecken(?).
Und zur Info: Nicht nur die Redakteur*innen durften Arbeiten nominieren, sondern auch alle Autor*innen.

Viele Grüße
miwo/Redaktion
nk-Theatertreffen: Waffen
Zu Leipziger Centraltheaterzeiten gab es ebenda einmal die Inszenierung der Kommentarspalte. Ich stelle mir das hier auch höchst unterhaltsam vor. Wählen Sie die Waffen!
nk-Theatertreffen: noch ein Volksbühnen-Kandidat
Die innovativste, aufsehenerregendste, progressivste, radikalste, aufregendste, mitreißendste und hoffnungsvollste Arbeit des Jahres war ganz ohne Zweifel die teleologische transmediale Theaterinszenierung "B6112" des Kollektivs "Staub zu Glitzer" an der Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz. Dazu hieß es:
"Realität soll nicht durch Fiktion ersetzt werden. Es geht vielmehr um eine Gleichwertigkeit von Fiktion und Realität bei der Welterzeugung, da Welterzeugung ein mimetischer Vorgang ist. Es geht also tatsächlich um eine Ent-Hierarchisierung und nicht mehr darum, in die Fiktion herabzusteigen. (...) Es geht dabei um die Duplizität im Gegensatz zum Dualismus der beiden Daseinsebenen Endlichkeit und Unendlichkeit also Realität und Fiktion. Es geht um das dialektische Verhältnis und um das Bewusstmachen dessen z.B. durch Fiktionsbruch, Leseranreden, Selbstreferenzialität, die wiederum auf die mimetische Welterzeugung verweisen. Poesie als Werkzeug zur Emanzipation. (...) An die Stelle der linearen Erzählung tritt ein Geschichtenuniversum mit unterschiedlichen Erzählsträngen, die aber alle aufeinander Bezug nehmen. Es gibt auch nicht mehr den Lesenden, den Rezipienten oder den Zuschauer, sondern den Erfahrenden. Dieser Jemand erfährt etwas. Er erfährt das Kunstwerk an sich selbst und kann daran teilhaben. Und egal was er tut - selbst wenn er nur da ist und sich verweigert und es ablehnt, ist das ein weiterer Erzählstrang innerhalb des Universums. Die Transmedialisten sagen dazu „Rabbitholes“. Es gibt verschiedene Eingänge in das Kunstwerk." (zu B6112 aus Texte zur Kunst) Keine andere Inszenierung hat es geschafft die Ursprünge des Theaters und die digitale Gegenwart in einen kollektiven und transmedialen Erfahrungsraum zu übertragen und gleichzeitig das Theater als totale Institution neu zu definieren. Es wurden Forderungen an das Theater als Institution gestellt (die Gleichberechtigung der Frau, Antirassismus, Dehierarchisierung), die sich auf die gesamte Gesellschaft übertragen lassen und die Forderungen wurden zugleich eigenständig und kollektiv erfüllt. Was kann oder muss die Rolle des Theaters der Zukunft sein? Wie kann aus der Skandalisierung unserer Lebenswirklichkeit oder aus symbolischen Entwürfen des Zukünftigen ein progressiver Schaffensraum entstehen, der Gemeinschaft erzeugt in einer Zeit, die ganz im Zeichen eines verheerenden illusorischen Individualismus steht. In "B6112" wurde gemeinsam nach Antworten gesucht. Es ist eine Schande für die Theaterwelt, dass es uns nicht gelang dieses Projekt, das auf zwei Jahre angelegt ist, zu verteidigen und die Schönheit und Größe in diesem Vorstoß zu erkennen. Es ist eine Tragödie, unsere Tragödie.
nk-Theatertreffen: Was fehlt 8
"Die Orestie", Regie: Johanna Wehner, Staatstheater Kassel
"Fräulein Agnes" von Rebekka Kricheldorf, Regie: Erich Sidler, Deutsches Theater Göttingen
"Global Belly", Regie: Sophia Stepf, Flinn Works
nk-Theatertreffen 2018: Was fehlt 9
Jette Steckel "Das achte Leben: Für Brilka"
nk-Theatertreffen: Was fehlt 10
Für mich fehlt eindeutig die großartige Schwabsche Faustinszenierung von Claudia Bauer am Schauspielhaus Graz.
nk-Theatertreffen: Was fehlt 11
Trump vom Schauspiel Dortmund fehlt. Theater als schnelle und intelligente Intervention.
nk-Theatertreffen: mir auch!
Ja, warum eigentlich ist die österreichische Erstaufführung von "Faust :: Mein Brustkorb : Mein Helm" inszeniert von Claudia Bauer nicht auf der Liste?
nk-Theatertreffen: Tassen im Schrank
Euch fehlen auch "Ein paar Tassen im Schrank" von Nina Lea Martin.
nk-Theatertreffen: was fehlt 12
Schauspiel Leipzig: Die Massnahme und Die Perser Regie: Lübbe fehlt !
nk-Theatertreffen: Claudia Bauer
Es fehlt "Faust :: Mein Brustkorb : Mein Helm", inszeniert von Claudia Bauer!
nk-Theatertreffen: mein Kandidat
#6 Lieber Herr Dilger, ich teile gern auch öffentlich mit, das ich Signa und "Das halbe Leid" vorgeschlagen habe.
nk-Theatertreffen: Sie wissen doch, warum
Lieber Michael Laages, jetzt wissen wir also Bescheid. Aber warum nicht Bremen, ganz Niedersachen, ganz Sachsen-Anhalt, ganz Schleswig-Holstein, ganz Thüringen, das Saarland natürlich auch. Könnte es daran liegen, dass Sie in Hamburg ein Zuhause haben, nicht aber in Rudolstadt? Und dass an den genannten Orten weniger nk-Mitarbeiter wohnen als beispielsweise in Wien? Und dass nur rund die Hälfte dieser Mitarbeiter eine Inszenierung nominiert haben? Und dass nach den Spielregeln jede und jeder nur eine Inszenierung nennen durfte, auch wenn ihr oder ihm ohne Mühe einfiele, "was fehlt" (im Zweifel: eine Inszenierung pro Leser)? Lauter rhetorische Fragen, aber Sie, lieber Michael Laages, kennen doch die Antworten. Im Übrigen: was ändert es, wenn man weiß, wer was nominiert hat? Soll man über die Inszenierungen abstimmen oder über die Augenfarbe derer oder dessen, die oder der sie gut findet?
nk-Theatertreffen: fehlt nicht
Och nö, Lübbes Vom-Blatt-Inszenierungen fehlen mir so gar nicht. Die sogenannte Handschrift, die einige Kritiker zu erkennen meinen, besteht doch nur aus Druckbuchstaben, Times new roman, 12 pt, regular.
nk-Theatertreffen: Angebot
Ach Herr Rothschild ... ich schick Ihnen gern mal meine Reiseliste fürs vergangene Jahr...übrigens ohne Reisekostenübernahmen durch irgendwen. Und es ist natürlich auch völlig wurscht, wer was vorgeschlagen hat. Herr Dilger wollte es aber gern wissen. Sie nicht, und für Sie hab ich auch nicht geantwortet. Und nun lassen Sie es bitte gut sein. Ich bin dann hier mal wieder weg.
nk-Theatertreffen: Zirkusveranstaltung
Ich schlage noch "Wurstwasser" vor. Von Windolf Isternass. Inszeniert am Barsinghauser Windmühlentheater. Was eine Zirkusveranstaltung hier. Angefangen beim sog. virtuellen Theatertreffen selbst und endend mit genau dem letzten Posting über mir. In etwa so wichtig und gehaltvoll wie die lächerlichen Top Ten der Woche. Demnächst wohl ernsthaft: Wer ist der oder die beste Schauspielerin...
nk-Theatertreffen: zirzensisches
@39: Danke für Ihren Vorschlag, der hoffentlich Chancen hat, von der echten tt-Jury aufgegriffen zu werden. Das wär doch mal was.
Nun, ganz in Ihrem Sinne sollte gleichermaßen sein, dass ich unter #2 "Tipping Point" vorschlug, eine Produktion, die im Rahmen der neu eingerichteten Reihe "Circus" von Thomas Oberender eingeladen wurde. Und Herbert Fritschs Arbeiten (ich schlug unter #2 seine "Grimmige[n] Märchen" vor) haben ja auch etwas Zirzensisches.
nk-Theatertreffen: wenig gerecht
Was soll man von diesem virtuellen Theatertreffen halten? Ich sehe es eher als Hinweis darauf, wie viele, in irgendeiner Hinsicht für die Rezensenten bemerkenswerte Inszenierungen überall im deutschsprachigen Raum existieren, die im Grund niemand sieht. Ein Hinweis, wie lokal doch Theater nach wie vor ist, und wie wenig so ein Online-Medium dem doch, bei allem Schaffen einer virtuellen Gemeinschaft, gerecht werden kann. Es gelingt nk nicht einmal, eine redaktionelle Auswahl zu treffen, alles steht einfach nebeneinander. Weil nämlich auch die Redaktion, wollte sie seriös auswählen, Dinge gesehen haben müsste.
Noch unmöglicher also für die Leser, hier eine Wahl zu treffen. Damit sagt dann das Ergebnis Wahl folgerichtig auch überhaupt nichts aus (außer im Zweifel, wie die letzten Male auch, welches Theater seine Community am besten aktiviert bekommt...).
Ich gucke relativ viel Theater, habe aber von den hier aufgeführten genau eine Inszenierung gesehen. Habe also meine Stimmen auf Inszenierungen verteilt, die sich gut anhören, die an ganz kleinen Häusern sind, oder einfach per Zufall...
nk-Theatertreffen: Wert und Anwert
Daß die Emotionen immer wieder so hochkochen müssen, wenn es um Theatertreffen-Auswahlen auf nachtkritik de. geht ! Dabei, finde ich, ließe sich der Einwand in # 41 doch auch ein wenig ins Positive(re)
wenden: "Ein Hinweis darauf, wie viele, in irgendeiner Hinsicht für die Rezensenten bemerkenswerte Inszenierungen überall im deutschsprachigen Raum existieren", heißt es dort; ich freue mich zunächst über jeden dieser "Einzelfälle", ob ich da nun hinfahre oder nicht; manchmal tue ich es, sehr häufig auch nicht - ich finde diese Hinweise aber wieder und wieder und wieder: auf dieser Seite,
hier, gerade eben auch in den Monats-Vorausschauen ! Es gibt zudem Theater, die haben wohl noch nie einen "überregionalen" Kritiker im Haus gehabt; durch nachtkritik de. ist auch diesbezüglich so manches in Fluß geraten; zu den Nachtkritiken tritt dann zudem die journalistische "Betreuung" der Threads (die Pressespiegel wären zu nennen, auch die Ansprechbarkeit vieler KritikerInnen bezüglich der von ihnen betreuten Threads gehört dazu, die diversen "Verlinkungen).
Aber zurück zur positiveren Sicht des # 41: LeserInnen, TheaterbesucherInnen wohl allesamt, gehen an dieser Stelle noch einmal in sich, lassen den Inszenierungszeitraum noch einmal, vielleicht auch ein wenig in einer Zirkusluft, Revue passieren, und, siehe da: es fallen dabei noch weitere Inszenierungen ein. Gut so, es wäre recht schade, wenn dem nicht so wäre ! Also, wieso sich über weitere Nennungen ärgern, wo doch das Ganze sowieso sichtlich spielerischen Charakter besitzt und der Wert natürlich ein begrenzter ist, der Anwert, daß wir wieder einmal ein wenig ins Nachdenken kommen, wie wir hier diskutieren bzw. Stellung beziehen, könnte ein viel größerer sein, oder ? Liegt es daran, daß hier eine solche Spannung zutage tritt, oder sehe, urplötzlich kann soetwas gehen, nur ich dann wieder nur diese Spannung ?? Ich möchte an dieser Stelle im übrigen einmal dazu anregen, den schönen Einwand in
# 39 aufnehmen, einmal eine Art "Kontrollgruppe" aufzumachen. Würde nach dem Filmereignis des Jahres gefragt, nach dem Buch des Jahres
oder der Kunstausstellung des Jahres; wo ginge dieses, vergleichbar zu dem Vorgang hier auf nachtkritik de. vor sich, und wie sähe dieses aus ?? Kämen wir dabei wirklich auf 38 "Werke", weit gestreut immerhin im deutschen Sprachraum; käme soetwas wie Peripherie, Off oder Off-Off überhaupt in Frage (und wenn ja, wie ?). Gibt es da nicht noch viel stärker den (konformistischen, marktüblichen) Zug
zu dem (!) Film, der (!!) Ausstellung, dem (!!!) Buch und jenem:"Das darfst Du nicht verpaßt haben !" "Das Heuvolk" oder "Das halbe Leid"
muß keiner unbedingt gesehen haben;ein Publikum etwa in der Größenordnung einer ausverkauften Vorstellung im Großen Haus des Deutschen Schauspielhauses Hamburg wird das dann letztlich gesehen und erlebt haben: so ein nüchterner Fakt; mache ich dazu ein Gedankenspiel auf, daß beide Sachen überhaupt nur "Signa-Fans" gesehen hätten, so würden, so meine Gesprächsanmutung, die meisten für "Das halbe Leid" votieren; liest dieser Personenkreis dann allerdings eine Liste von 38 oder 81 Vorschlägen ohne Nennung von
"Das Heuvolk" fehlt schlichtweg die Nr. 2 oder zumindestens ein Top-Ten-Kandidat; und wenn der dann auch noch aus Schleswig-Holstein bzw. (nahe dran ist es ja an Ludwigshafen das Käfertal) Rheinland-Pfalz kommt, verschärft sich hier potentiell hier nur wieder die Debatte ! Fehlt es uns an "Spitze", daß nicht nur 5 Inszenierungen infrage kommen, ist es gut, daß wir leicht auf 50 kommen, und hat nachtkritik de. wirklich einen Anteil an etwaiger Negativentwicklung; ich sehe Letzteres nicht, sah aber leider auch nicht den Abend im Centraltheater seinerzeit..
nk-Theatertreffen 2018: Sorge um die Region?
Sibylle Broll-Pape ist fast jedes Jahr nominiert. Spricht das für die Sorge um die Region? Hoffentlich.
nk-Theatertreffen: Basisdemokratie
#42 und alle

ich würde es ja sehr interessant finden, wenn schon eine nominierung der kandidaten - ich sag mal: ganz basidemokratisch durch ALLE theaterinteressierte aufgestellt werden könnte ... dann auch noch eine begründung dazu ...

jaja, das macht viel arbeit - bringt aber auch viel mehr als theoretisch-persönlichen redakationsgeschmack aus dem elfenbeinturm
nk-Theatertreffen: Elfenbeinturm
Liebe Marie, wie genau würden Sie es machen, dass Sie "ALLE theaterinteressierten" erreichen? Die Kartensysteme der deutschen Stadtheater anzapfen und alle Theaterkartenkäufer anrufen? Oder meinen Sie eine freie Online-Nominierung und Abstimmung?

Auch da wird es so sein, dass sehr viele Theaterinteressierte nicht mal davon hören würden, und dass die jeweiligen Theater vermutlich ihre Zuschauer aufrufen würden, für sie abzustimmen.
Objektiv wird so etwas NIE sein. Was jede/r ahnt, der/die sich mit offenen Augen in der Online-Welt bewegt.

Ihr Impuls einer "Basisdemokratie" ist sehr sympathisch und authentisch, aber nach meiner Meinung völlig realitätsfremd. Das NK "Theatertreffen"-Setup ist völlig in Ordnung. Dutzende von NK-Journalisten machen jeweils einen individuellen Vorschlag, und jeder weiß um die Individualität. Mal freut sich ein Haus mehr, mal eins weniger. Letztendlich dienen all diese Festivals, ob offline oder online, dazu, einen Anlass zu bieten, über Theater zu sprechen.

Und: Ich kann übrigens diesen Kampfbegriff "Elfenbeinturm" hier auf nk nicht mehr für voll nehmen, verzeihen Sie. NK IST eine Seite für Theaterschaffende und solche Theaterinteressenten, die sehr online-affin sind. Es gibt zehntausende von Menschen, die regelmäßig ins deutschsprachige Theater gehen, aber noch NIE von NK gehört haben. Dh, liebe marie, auch Sie wären auf jeden Fall ein Teil des Turms, den Sie bemängeln.

Also: Tapfer sein!
nk-Theatertreffen: saugut
@43 nein, Sybille Broll-Papes Bamberger Theater ist immer wieder nominiert, weil die da seit ein paar Jahren saugutes Theater machen. Gehen Sie mal hin!
nk-Theatertreffen: Heuvolk
# 44, 45 und alle

Gegen den von NK hier vorgelegten Modus habe ich im Grunde auch nichts einzuwenden; das sehe ich durch # 45 gut kommentiert, und Threads gibt es nun einmal für den "Gegenverkehr plus X", und wenn es die Kommentarspalten sind, die Ärgernis hervorrufen, so mag das sehr wohl auch an der Kommentatorenschaft und ihre etwaige Begründungsbereitschaft liegen und nicht allzusehr daran, was NK so vorlegt (ich finde die Lösung mit den jeweiligen Kurzbegründungen für das gewählte Inszenierungsereignis garnicht übel, auch wenn ich persönlich sehr wohl etwas von Zurechenbarkeit und Adressierbarkeit halte und daher den Schritt von Herrn Laages sehr begrüße, seine Wahl zu "outen").
Ich würde zB. auch "Das Heuvolk" gerne auf der Liste sehen, ua. weil dieses mir vielleicht wirklich eine Art "schönstes Ferienerlebnis" verschafft hat, da ich zu meinem Besuch am 12.7.2017 rahmend einen einwöchigen Urlaub in Ludwigshafen/Mannheim (7.7.-14.7.) verbrachte, der mir -nicht nur wegen des guten Wetters und der Spaziergänge nach Heidelberg und Worms und dem Einbaden im Silbersee- (wohl) in sehr guter Erinnerung bleiben wird. Warum also "Das Heuvolk" ? Weil SIGNA es auch in Mannheim geschafft hat, das Denken, Handeln, das Erinnern und Fühlen anzuregen bezüglich des Themas "Wie hältst Du es mit der Religion ?",
aber auch bezüglich einer Frage wie "Ist es nicht merkwürdig, in diese Welt zu kommen und als Kind beginnen zu müssen ??" "Wie bin ich zu meinem spezifischen Glauben oder Unglauben gekommen, und bin ich nicht vielmehr in so etwas hineingeboren worden ??? Warum scheint es ein Sprachspiel-Fehler zu sein, wenn jemand sagte: "Ich gehe mir heute einen Gottesdienst anschauen ????" Aber, genau soetwas regt SIGNA positiv an meineserachtens: Prüfen und Schauen, einfach mal ansehen zunächst, wenn es geht. Und noch etwas tut die Gruppe: Sie nimmt sowohl das Thema als auch Anregungen für die Schreine, Schulungsräume und die Kapelle aus der Luft der näheren Umgebung. Finde ich nicht in Vogelstang tatsächlich eine Jakobsleiter ? Ja: Eine Kindertagesstätte ! Und: Kindsverlust ist allenthalben in Jakes Baracke 243 gewärtig. Was heißt es schon, daß das Christentum vielleicht die Tragödie tötete, wenn der frühe Kindsverlust oder die später bereute Abtreibung eines Kindes plötzlich die 4. Wand durchbricht und etwas ANDERES fast nur noch mit dem Himmelsschiff kommen könnte, wenn überhaupt !?! SIGNA speist Motive aus Käfertal und Vogelstang ein, und es lohnt(e), ein wenig wie der sprichwörtliche Aal um den Veranstaltungsort zu kreisen, dessen Vergangenheit als Amerikanische Kaserne ebenso wachgerufen, ja, gerade auch im kraftvollen Ende in der Kapelle (siehe Heuvolk-Thread), belebt wird, wie dessen Zukunft (im enstehenden Stadtteil "Benjamin-Franklin-Village" ) befragt wird; und die Gegenwart ist die direkte Nachbarschaft zu einem riesigen Areal von nunmehr Flüchtlingsunterkünften. Was wird aus diesem Ort ?? Ist es nicht schon ein bemerkenswerter und auch humorvoller Zug , zu Jakes Baracke dann in einem Heidelberger Seightseeingbus gefahren zu werden, ist doch gerade "Sightseeing" so erdverbunden wie himmelweit entfernt vom Himmelsschiffprogramm im Grunde, und wird es in irgendeiner Zukunft dann auch einmal einen Mannheimer Sightseeingbus geben können, weil auch, ua. wegen der Pflege der Erinnerung an die Geschichte des Areals und möglicherweise der Zukunft, die man in die Hand genommen hatte, so daß es hier etwas zu sehen gibt, etwas Nachspürenswertes ??
Wer A sagt, könnte ich ein Sprichwort also norddeutsch ein wenig abzuwandeln suchen , muß auch "AL" sagen (A=1 und L=12 im Hintergrund; die Schreine 1 und 12, die dann quasi zum Gründungsdatum , dem 1.12., der folgenden SIGNA-Sache wurden ...) !.
nk-Theatertreffen: "Licht im Kasten" fehlt
Hallo ,
diese Inszenerung fehlt, sie hatte am letzten Samstag den 20.1. Premiere in Linz: Licht im Kasten von Elfriede Jelinek, Österreichische Erstaufführung in der Regie von Katka Schroth.
nk-Theatertreffen: Kassel
Es fehlt RATTEN aus kassel mit der grandiosen Carolin Dietrich!
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